Haie schützen – Lobbyarbeit und Schutzgebiete

Haie sind unverzichtbar für stabile, gesunde und leistungsfähige Meere. Jedoch sind die Populationen nahezu aller Hochseehaie in den vergangenen 50 Jahren um 70 Prozent zurückgegangen. Nicht viel besser sieht es bei den küstennah lebenden Arten aus. Hauptursache ist die industrielle Haifischerei.

Als Folge stehen heute zahlreiche Bestände auf der Hohen See und in den Küstenmeeren kurz vor dem Zusammenbruch.1 Sie können ihre Rolle im Ökosystem nicht mehr wahrnehmen, sind „functionally extinct“. 

Haischutz ist von zentraler Bedeutung für die Zukunft der Ozeane!

Die Überfischung von Haien hat verheerende Auswirkungen auf marine Ökosysteme. So droht den meisten tropischen Korallenriffen ohne gesunde Haibestände der Untergang. Riffe und Haie sind aufeinander angewiesen, um zu existieren. Wo Korallen fehlen, sterben die Meere.

Infoflyer Haie

Informationsflyer der Deutschen Stiftung Meeresschutz (DSM): Haie – Gejagte Jäger.

Themen-Nachmittag Haie, Uni Bremen am 5. April

Am Samstag, den 5. April 2025 dreht sich im Gebäude BIOM der Universität Bremen (James-Watt-Str. 1) von 16.00 bis 20:00 Uhr alles um Haie. Der Naturwissenschaftliche Verein zu Bremen (NWV) veranstaltet einen spannenden Vortragsnachmittag, zu dem alle herzlich – mit Voranmeldung – eingeladen sind.

Mit dabei:
Unsere Hai-Expertin und Hai-Enthusiastin Iris Ziegler mit ihrer Präsentation:
Haie – weltweit bedroht und weitgehend schutzlos! Was muss sich ändern, damit wir sie nicht für immer verlieren?

Unser Einsatz für Haie

Globale Initiative gegen das drohende Aussterben bedrohter Hai- und Rochenarten in den Ozeanen.

Globales Netzwerk: Stoppt das Aussterben von Haien und Rochen

Gemeinsam mit zahlreichen NGOs, mit Regierungen und Artenschutz-Übereinkommen fordern wir Maßnahmen gegen das drohende Aussterben von Haien und Rochen. Die in ihrer Art einmalige Koalition stellte sich am 11. Juni 2025 auf der UN-Ozeankonferenz UNOC-3 in Nizza erstmals der Öffentlichkeit vor.

Iris Ziegler und die Delegierte aus Japan bei der 29. Jahrestagung der IOTC.

Regionale Fischereiorganisationen
Informationsarbeit mit Iris Ziegler

Ein Fuchshai

Philippinen: Fuchshaie
mit People and the Sea

Kerstin Glaus lässt einen jungen Bullenhai wieder frei

Fidschi: junge Bullenhaie
mit Kerstin Glaus

Haie: Erfolgsmodell der Evolution

Vor über 450 Millionen Jahren tauchten die ersten Haie in den Meeren auf. Sie gelten als eines der Erfolgsmodelle der Evolution und verbreiteten sich in allen Weltmeeren bis in die Tiefsee. Bullenhaie gebären ihre Jungen in Flüssen oder Seen. Diese einzigartige Haiart kann sogar viele Jahre lang im Süßwasser leben. Heute kennt man über 500 Arten.

Haie, Rochen sowie die eigentümlich aussehenden Chimären oder Seekatzen bilden die Klasse der Knorpelfische. Ihr Skelett besteht – daher der Name – aus Knorpel. Allerdings weist dieser durch die Einlagerung von prismatischem Kalk stellenweise eine hohe Festigkeit auf.

Bei durch die moderne Industriefischerei verursachten Verlustraten von geschätzten über 273 Millionen getöteten Haien jährlich stößt dieses Erfolgsmodell heute an die Grenzen seiner evolutiven Durchsetzungsfähigkeit. Die Verluste können nicht mehr ausgeglichen werden. Haie können sich vor den Folgen der Überfischung nicht schützen.

Keine Vorfahren der Knochenfische

Irrtümlicherweise werden Haie oft als „unterentwickelte“ Vorfahren der Knochenfische angesehen. Jedoch gab es bereits kleine knochenfischartige Wassertiere, als die ersten Knorpelfische entstanden. Beide haben sich unabhängig voneinander entwickelt. Und unterscheiden sich grundlegend.

Die größten Fische

Zu den Haien zählen die größten Fische. Der bis zu 18 Meter große Walhai und der 15 Meter große Riesenhai. Beide sind Filtrierer, wie auch der Riesenmaulhai.

Riesenhai.
Riesenhai vor Schottland © Ulrike Kirsch

Die ältesten Fische

Zu den Haien zählt auch der Methusalem der Ozeane: der bis zu 7,3 m große Grönlandhai (Somniosus microcephalus). Grönlandhaie können mindestens 272 Jahre erreichen, vielleicht sogar über 500 Jahre alt werden. Erst mit etwa 150 Jahren erreichen sie ihre Geschlechtsreife.

Perfekte Anpassung

Die Körperform der Haie hat sich in der langen Zeit ihrer Evolution kaum verändert.

Bemerkenswert ist, dass ihre Zähne nicht fest im Kieferknochen verankert sind. Diese sitzen in meist mehreren Reihen im Zahnfleisch und werden bei vielen Arten regelmäßig ersetzt (Revolvergebiss). Auch besitzen Haie anstelle von Schuppen kleine Hautzähnchen.

Dieses evolutiv so erfolgreiche, zeitlose Modell besitzt – wie nur wenige Fische – am Kopf befindliche Elektrorezeptoren. Damit können Haie elektrische Signale auffangen und auswerten. Das erleichtert möglicherweise das Navigieren mithilfe des Erdmagnetfeldes in den endlosen Weiten der Meere. Hauptfunktion dieses elektrischen Organs soll jedoch die eines Radargerätes sein, mit dem sie versteckte Beutetiere aufspüren können.

Müssen Haie konstant in Bewegung bleiben?

Dank ihrer perfekten Körperform können sie mühelos schwimmen und ihre Höhe problemlos regulieren. Sie benötigen keine Schwimmblase. Trotz dieses fehlenden Auftriebsorgans stimmt das weitverbreitete Gerücht nicht, Haie müssten konstant in Bewegung bleiben, um Sauerstoff über die Kiemen aufzunehmen oder nicht auf den Meeresboden zu sinken.

Teilweise übernimmt die große, ölhaltige Leber die Funktion der Schwimmblase. Eine Haileber kann zwischen 20 und 40 % des Körpergewichts eines Hais ausmachen. Viele Arten ruhen auf dem Meeresgrund. Einige Hochseeformen legen zwischendurch Pausen ein, ziehen sich zum Schlafen sogar in Höhlen zurück.

Haie besitzen hoch entwickelte Fortpflanzungsmethoden

Obwohl es sich um eine altertümliche Lebensform handelt, verfügen Haifische über hoch entwickelte, den Knochenfischen im Grunde überlegene Fortpflanzungsmethoden. Während gewöhnliche Fischweibchen in der Regel Hunderttausende bis viele Millionen Eier frei ins Wasser abgeben, wo sie dann besamt werden, verfügen Haie über fortschrittlichere Methoden der Vermehrung. Der evolutionäre Tribut, den sie dafür zahlen, sind weitaus weniger Nachkommen.

Haie besitzen äußere Geschlechtsorgane und leiten eine innere Befruchtung mittels Kopulation ein. Die Mehrheit der Arten – etwa 70 Prozent – ist lebend gebärend. Hier gibt es sogar zwei Varianten: ovovivipar und vivipar.

Oviparie

Katzen-, Horn- oder Walhaie schützen ihren Nachwuchs gut verpackt in stabilen Hornkapseln – vergleichbar mit Hühnereiern. Diese befestigen sie mit spiraligen Haftfäden, im Tang, an Seegräsern oder Korallen. In den Kapseln wachsen die Embryonen auf dem Dottersack bis zum Schlüpfen heran. Das kann je nach Wassertemperatur und Art zwischen einigen Monaten und über einem Jahr dauern.

Ovoviviparie

Bei ovoviparen Haien entwickelt sich der Nachwuchs aus
Eiern im Mutterleib. Eine Nährstoffversorgung durch die Mutter findet nicht statt. Die Jungtiere werden lebend geboren.

Viviparie

Auch bei viviparen Haien wächst der Nachwuchs im Mutterleib heran und kommt voll entwickelt zur Welt. Diese Fortpflanzungsstrategie findet man bei großen Haiarten wie dem Weißen Hai (Carcharodon carcharias), dem Bullenhai (Carcharhinus leucas) oder dem Bogenstirn-Hammerhai (Sphyrna lewini).

Im Gegensatz zu ovoviparen Haien benötigen vivipare Haie kein Ei-Stadium, denn die Embryonen entwickeln sich direkt im Mutterleib mithilfe einer Dottersackplazenta. Es ist die fortschrittlichste Fortpflanzungsform bei Haien. Damit sind diese Knorpelfische bereits nah dran, an den einer Plazenta ausgestatteten Säugetieren.

Vermehrung im Schneckentempo

Doch gerade ihre einst erfolgreichen Fortpflanzungsstrategien werden den Meeresjägern heute zum Verhängnis. Denn ihre Vermehrung findet im Schneckentempo statt.

Bei vielen Arten dauert es bis zu 20 Jahre, bis sie sich fortpflanzen können. Noch länger benötigen Tiefseehaie. Beim Grönlandhai dauert es am längsten. Die Art wird erst mit einem Alter von etwa 150 Jahren geschlechtsreif.

Manche Haie vermehren sich das ganze Jahr oder nur in bestimmten Monaten. Andere machen Pausen von 1 bis 2 Jahren. Es gibt Haie, die lediglich zwei Jungtiere pro Reproduktionszyklus zur Welt bringen. Nur wenige Arten wie der Blauhai erreichen eine hohe Anzahl von hundert Jungtieren.

Gejagte Jäger

Mittlerweile sind Haie gejagte Jäger. Es dauerte keine 100 Jahre und viele Arten sind gefährdet oder stehen vor der Ausrottung. Denn das Anthropozän (Zeitalter, in dem der Mensch zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse auf der Erde wurde) markiert den Beginn des drohenden Untergangs dieser eleganten Knorpelfische.

Haie liefern verschiedene Produkte für den Handel: Fleisch und Haut, die zu Handtaschen und Cowboystiefeln verarbeitet wird. Ebenfalls sehr begehrt sind Haiflossen, deren angeblich Potenz fördernde Wirkung den Markt kräftig angeheizt hat.

Jedes Jahr sterben zwischen 63 und 273 Millionen Haie. Rund 37 Prozent aller von der Weltnaturschutzunion (IUCN) bewerteten Haiarten stehen mittlerweile auf der Roten Liste.

Viele Arten stehen mittlerweile unter Schutz des Washingtoner Artenschutzübereinkommens. Projekte für den Schutz von Haien sind heute eine Frage des Überlebens für die gejagten Jäger.

Ein gezieltes Fischereimanagement für Haie und die ebenfalls zu den Knorpelfischen gehörenden Rochen gibt es nicht. Internationale und nationale Fischereistatistiken geben, im Gegensatz zu vielen Gruppen der Knochenfische, durchweg nur sehr pauschale Informationen über Zahl und Art gefangener Knorpelfische.

Besserer Haischutz ist dringend notwendig: Hai-Gebisse zum Verkauf.

Das Gebiss eines Weißen Hais ist Hochseeanglern und Souvenirjägern Tausende Dollar wert und stellt damit die Hauptursache für die akute Gefährdung dieser Art dar. Foto: (c) Wolcott Henry 2005/Marine Photobank

Wir setzen uns auf internationaler Ebene in den großen Thunfisch-Fischereimanagement-Organisationen (RFMOs) und bei der EU für nachhaltige Fischerei und die Einführung von wirksamen Managementvorschriften für den kommerziellen Fang von Haien ein. Wir sind als Beobachter bei den RFMOs ICCAT (Atlantik) und IOTC (Indischer Ozean) akkreditiert.

To improve fisheries management of sharks, we propose that the EU Commission consistently promote the following principles both within EU waters and also at the level of tuna RFMOs.
Präsentation für Long Distance Fleet Advisory Council (LDAC): Joint Shark Advice across RFMOs October 2024.
Präsentation für den Long Distance Fleet Advisory Council (LDAC): Joint Shark Advice across RFMOs October 2024
  1. Overfishing drives over one-third of all sharks and rays toward a global extinction crisis; Nicholas K. Dulvy, Nathan Pacoureau, Cassandra L. Rigby, Riley A. Pollom, Rima W. Jabado, David A. Ebert, Brittany Finucci, Caroline M. Pollock, Jessica Cheok, Danielle H. Derrick, Katelyn B. Herman, C. Samantha Sherman, WadeJ.VanderWright, Julia M. Lawson, Rachel H.L. Walls, John K. Carlson, Patricia Charvet, Kinattumkara K. Bineesh, Daniel Fernando, Gina M. Ralph, Jay H. Matsushiba, Craig Hilton-Taylor, Sonja V. Fordham, and Colin A. Simpfendorfer; https://doi.org/10.1016/j.cub.2021.11.008 ↩︎

Titelfoto: Eine Gruppe Zitronenhaie mit einem Taucher, © Iris Ziegler/DSM

Titelfoto: Blauhai von Ocean Image Bank/Ellen Cuylaerts

Titelfoto: © OceanImageBank/Hannes Klostermann


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