Haie sind als Gesundheitspolizei der Meere unverzichtbar für stabile, vielfältige und produktive Ökosysteme. Jedoch sind die Populationen nahezu aller Hochseehaie in den vergangenen 50 Jahren um 70 Prozent zurückgegangen. Das zeigt eine Studie, die im Jahr 2021 in der Zeitschrift Nature erschien. Haischutz ist heute von zentraler Bedeutung für die Zukunft der Ozeane.
Wo Haie fehlen, profitiert deren Beute. Dazu gehören z. B. Zackenbarsche. Sie leben in Korallenriffen. Zackenbarsche fressen Algen-fressende Fische. Davon profitieren wiederum Algen. In der Folge überwuchern sie die Riffe, rauben ihnen das lebensnotwendige Licht. Wo Haie fehlen, sterben Korallen.
Unser Einsatz für besseren Haischutz
Regionale Fischereiorganisationen: Lobbyarbeit
mit Iris Ziegler
Fidschi: junge Bullenhaie
mit Kerstin Glaus
Philippinen: Fuchshaie
mit People and the Sea
Kroatien: Meeresschutzgebiet in der Kvarner Bucht
mit MareMundi
Indonesien: Bogenstirn-Hammerhaie
mit BandaSEA e. V.
Haie: Erfolgsmodell der Evolution
Vor über 450 Millionen Jahren tauchten die ersten Haie in den Meeren auf. Sie gelten als eines der Erfolgsmodelle der Evolution und verbreiteten sich in allen Weltmeeren. Heute kennt man über 500 Arten.
Haie, Rochen sowie die eigentümlich aussehenden Chimären oder Seekatzen bilden die Klasse der Knorpelfische. Ihr Skelett besteht – daher der Name – aus Knorpel. Allerdings weist dieser durch die Einlagerung von prismatischem Kalk stellenweise eine hohe Festigkeit auf.
Bei durch die moderne Industriefischerei verursachten Verlustraten von geschätzten über 273 Millionen getöteten Haien jährlich stößt dieses Erfolgsmodell heute an die Grenzen seiner evolutiven Durchsetzungsfähigkeit. Die Verluste können nicht mehr ausgeglichen werden.
Keine Vorfahren der Knochenfische
Irrtümlicherweise werden Haie oft als „unterentwickelte“ Vorfahren der Knochenfische angesehen. Jedoch gab es bereits kleine knochenfischartige Wassertiere, als die ersten Knorpelfische entstanden. Beide haben sich unabhängig voneinander entwickelt. Und unterscheiden sich grundlegend.
Die größten Fische
Zu den Haien zählen die größten Fische. Der bis zu 18 Meter große Walhai und der 15 Meter große Riesenhai. Beide sind Filtrierer, wie auch der Riesenmaulhai.
Haie sind perfekt an ihre Umwelt angepasst
Die Körperform der Haie hat sich in der langen Zeit ihrer Evolution kaum verändert.
Bemerkenswert ist, dass ihre Zähne nicht fest im Kieferknochen verankert sind. Diese sitzen in meist mehreren Reihen im Zahnfleisch und werden bei vielen Arten regelmäßig ersetzt (Revolvergebiss). Auch besitzen Haie anstelle von Schuppen kleine Hautzähnchen.
Dieses evolutiv so erfolgreiche, zeitlose Modell besitzt – wie nur wenige Fische – am Kopf befindliche Elektrorezeptoren. Damit können Haie elektrische Signale auffangen und auswerten. Das erleichtert möglicherweise das Navigieren mithilfe des Erdmagnetfeldes in den endlosen Weiten der Meere. Hauptfunktion dieses elektrischen Organs soll jedoch die eines Radargerätes sein, mit dem sie versteckte Beutetiere aufspüren können.
Müssen Haie konstant in Bewegung bleiben?
Dank ihrer perfekten Körperform können sie mühelos schwimmen und ihre Höhe problemlos regulieren. Sie benötigen keine Schwimmblase. Trotz dieses fehlenden Auftriebsorgans stimmt das weitverbreitete Gerücht nicht, Haie müssten konstant in Bewegung bleiben, um Sauerstoff über die Kiemen aufzunehmen oder nicht auf den Meeresboden zu sinken.
Teilweise übernimmt die große, ölhaltige Leber die Funktion der Schwimmblase. Eine Haileber kann zwischen 20 und 40 % des Körpergewichts eines Hais ausmachen. Viele Arten ruhen auf dem Meeresgrund. Einige Hochseeformen legen zwischendurch Pausen ein, ziehen sich zum Schlafen sogar in Höhlen zurück.
Haie besitzen hoch entwickelte Fortpflanzungsmethoden
Obwohl es sich um eine altertümliche Lebensform handelt, verfügen Haifische über hoch entwickelte, den Knochenfischen im Grunde überlegene Fortpflanzungsmethoden. Sie besitzen äußere Geschlechtsorgane und leiten eine innere Befruchtung mittels Kopulation ein. Die Mehrheit, etwa 70 Prozent, ist lebend gebärend. Andere wie Katzen-, Horn- oder Walhaie legen Eier (Oviparie) – vergleichbar mit Hühnern.
Vermehrung im Schneckentempo
Während gewöhnliche Fischweibchen in der Regel Hunderttausende bis viele Millionen Eier frei ins Wasser abgeben, wo sie dann besamt werden, sorgen Eier legende Haie vergleichsweise besser für ihren an Zahl weitaus geringeren Nachwuchs. Eingebettet in große stabile Hornkapseln mit spiraligen Haftfäden, die sich im Tang oder an Korallen anheften, wachsen die Embryonen gut geschützt auf dem Dottersack bis zum Schlüpfen heran.
Doch gerade ihre einst erfolgreichen Fortpflanzungsstrategien werden den Meeresjägern heute zum Verhängnis. Denn ihre Vermehrung findet im Schneckentempo statt.
Bei vielen Arten dauert es bis zu 20 Jahre, bis sie sich fortpflanzen können. Noch länger benötigen Tiefseehaie. Beim Grönlandhai dauert es am längsten. Die Art wird erst mit einem Alter von etwa 150 Jahren geschlechtsreif.
Manche Haie vermehren sich das ganze Jahr oder nur in bestimmten Monaten. Andere machen Pausen von 1 bis 2 Jahren. Es gibt Haie, die lediglich zwei Jungtiere pro Reproduktionszyklus zur Welt bringen. Nur wenige Arten wie der Blauhai erreichen eine hohe Anzahl von hundert Jungtieren.
Gejagte Jäger
Mittlerweile sind Haie gejagte Jäger. Es dauerte keine 100 Jahre und viele Arten sind gefährdet oder stehen vor der Ausrottung. Denn das Anthropozän (Zeitalter, in dem der Mensch zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse auf der Erde wurde) markiert den Beginn des drohenden Untergangs dieser eleganten Knorpelfische.
Haie liefern verschiedene Produkte für den Handel: Fleisch und Haut, die zu Handtaschen und Cowboystiefeln verarbeitet wird. Ebenfalls sehr begehrt sind Haiflossen, deren angeblich Potenz fördernde Wirkung den Markt kräftig angeheizt hat.
Viele Arten stehen mittlerweile unter Schutz des Washingtoner Artenschutzübereinkommens. Projekte für den Schutz von Haien sind heute eine Frage des Überlebens für die gejagten Jäger.
Ein gezieltes Fischereimanagement für Haie und die ebenfalls zu den Knorpelfischen gehörenden Rochen gibt es nicht. Internationale und nationale Fischereistatistiken geben, im Gegensatz zu vielen Gruppen der Knochenfische, durchweg nur sehr pauschale Informationen über Zahl und Art gefangener Knorpelfische.
Das Gebiss eines Weißen Hais ist Hochseeanglern und Souvenirjägern Tausende Dollar wert und stellt damit die Hauptursache für die akute Gefährdung dieser Art dar. Foto: (c) Wolcott Henry 2005/Marine Photobank
Lobbyarbeit für besseren Haischutz – Fischereikommissionen (RFMOs) und EU
Titelfoto: Blauhai von Ocean Image Bank/Ellen Cuylaerts
Abgeschlossene Förderungen
- Forschungsarbeit Haie vor Curaçao, Karibik
Meeresbiologin Lisa Hübner, Universität Groningen (Niederlande) - Fuchshaie: Haitourismus als Alternative zu Haifang/Shark Finning
Meeresbiologe Julian Engel - Junge Bullenhaie in Flüssen: Forschungsarbeit auf Fidschi
Meeresbiologin Dr. Kerstin Glaus - Das Rote-Augen-Projekt: Warum haben junge Bullenhaie im Fluss Rewa auf Fidschi rote Augen?
Meeresbiologin Dr. Kerstin Glaus
Weiterführende Informationen
- Besserer Artenschutz für Haie und Rochen dank CITES
- Haiflossen-Fischerei – Shark Finning
- Bogenstirn-Hammerhaie
- Kurzflossen-Makohaie
- Walhaie
- Riesenhaie
- Riesenmaulhaie
- Haie in der Adria
- Haie und Rochen in Nord- und Ostsee
- Hainetze gegen Haiangriffe
- Buchtipp: Wie man mit Haien schwimmt
Titelfoto: © OceanImageBank/Hannes Klostermann