Haie sind unverzichtbar für stabile, gesunde und leistungsfähige Meere. Jedoch sind die Populationen nahezu aller Hochseehaie in den vergangenen 50 Jahren um 70 Prozent zurückgegangen. Nicht viel besser sieht es bei den küstennah lebenden Arten aus. Hauptursache ist die industrielle Haifischerei.
Als Folge stehen heute zahlreiche Bestände auf der Hohen See und in den Küstenmeeren kurz vor dem Zusammenbruch.1 Sie können ihre Rolle im Ökosystem nicht mehr wahrnehmen, sind „functionally extinct“.
Haischutz ist von zentraler Bedeutung für die Zukunft der Ozeane!
Die Überfischung von Haien hat verheerende Auswirkungen auf marine Ökosysteme. So droht den meisten tropischen Korallenriffen ohne gesunde Haibestände der Untergang. Riffe und Haie sind aufeinander angewiesen, um zu existieren. Wo Korallen fehlen, sterben die Meere.
Infoflyer Haie
Themen-Nachmittag Haie, Uni Bremen am 5. April
Unser Einsatz für Haie

Globales Netzwerk: Stoppt das Aussterben von Haien und Rochen
Gemeinsam mit zahlreichen NGOs, mit Regierungen und Artenschutz-Übereinkommen fordern wir Maßnahmen gegen das drohende Aussterben von Haien und Rochen. Die in ihrer Art einmalige Koalition stellte sich am 11. Juni 2025 auf der UN-Ozeankonferenz UNOC-3 in Nizza erstmals der Öffentlichkeit vor.

Regionale Fischereiorganisationen
Informationsarbeit mit Iris Ziegler

Kroatien: Meeresschutzgebiet in der Kvarner Bucht
mit MareMundi

Philippinen: Fuchshaie
mit People and the Sea

Fidschi: junge Bullenhaie
mit Kerstin Glaus
Haie: Erfolgsmodell der Evolution
Vor über 450 Millionen Jahren tauchten die ersten Haie in den Meeren auf. Sie gelten als eines der Erfolgsmodelle der Evolution und verbreiteten sich in allen Weltmeeren bis in die Tiefsee. Bullenhaie gebären ihre Jungen in Flüssen oder Seen. Diese einzigartige Haiart kann sogar viele Jahre lang im Süßwasser leben. Heute kennt man über 500 Arten.
Haie, Rochen sowie die eigentümlich aussehenden Chimären oder Seekatzen bilden die Klasse der Knorpelfische. Ihr Skelett besteht – daher der Name – aus Knorpel. Allerdings weist dieser durch die Einlagerung von prismatischem Kalk stellenweise eine hohe Festigkeit auf.
Bei durch die moderne Industriefischerei verursachten Verlustraten von geschätzten über 273 Millionen getöteten Haien jährlich stößt dieses Erfolgsmodell heute an die Grenzen seiner evolutiven Durchsetzungsfähigkeit. Die Verluste können nicht mehr ausgeglichen werden. Haie können sich vor den Folgen der Überfischung nicht schützen.
Keine Vorfahren der Knochenfische
Irrtümlicherweise werden Haie oft als „unterentwickelte“ Vorfahren der Knochenfische angesehen. Jedoch gab es bereits kleine knochenfischartige Wassertiere, als die ersten Knorpelfische entstanden. Beide haben sich unabhängig voneinander entwickelt. Und unterscheiden sich grundlegend.
Die größten Fische
Zu den Haien zählen die größten Fische. Der bis zu 18 Meter große Walhai und der 15 Meter große Riesenhai. Beide sind Filtrierer, wie auch der Riesenmaulhai.

Die ältesten Fische
Zu den Haien zählt auch der Methusalem der Ozeane: der bis zu 7,3 m große Grönlandhai (Somniosus microcephalus). Grönlandhaie können mindestens 272 Jahre erreichen, vielleicht sogar über 500 Jahre alt werden. Erst mit etwa 150 Jahren erreichen sie ihre Geschlechtsreife.
Perfekte Anpassung
Die Körperform der Haie hat sich in der langen Zeit ihrer Evolution kaum verändert.
Bemerkenswert ist, dass ihre Zähne nicht fest im Kieferknochen verankert sind. Diese sitzen in meist mehreren Reihen im Zahnfleisch und werden bei vielen Arten regelmäßig ersetzt (Revolvergebiss). Auch besitzen Haie anstelle von Schuppen kleine Hautzähnchen.
Dieses evolutiv so erfolgreiche, zeitlose Modell besitzt – wie nur wenige Fische – am Kopf befindliche Elektrorezeptoren. Damit können Haie elektrische Signale auffangen und auswerten. Das erleichtert möglicherweise das Navigieren mithilfe des Erdmagnetfeldes in den endlosen Weiten der Meere. Hauptfunktion dieses elektrischen Organs soll jedoch die eines Radargerätes sein, mit dem sie versteckte Beutetiere aufspüren können.
Müssen Haie konstant in Bewegung bleiben?
Dank ihrer perfekten Körperform können sie mühelos schwimmen und ihre Höhe problemlos regulieren. Sie benötigen keine Schwimmblase. Trotz dieses fehlenden Auftriebsorgans stimmt das weitverbreitete Gerücht nicht, Haie müssten konstant in Bewegung bleiben, um Sauerstoff über die Kiemen aufzunehmen oder nicht auf den Meeresboden zu sinken.
Teilweise übernimmt die große, ölhaltige Leber die Funktion der Schwimmblase. Eine Haileber kann zwischen 20 und 40 % des Körpergewichts eines Hais ausmachen. Viele Arten ruhen auf dem Meeresgrund. Einige Hochseeformen legen zwischendurch Pausen ein, ziehen sich zum Schlafen sogar in Höhlen zurück.
Haie besitzen hoch entwickelte Fortpflanzungsmethoden
Obwohl es sich um eine altertümliche Lebensform handelt, verfügen Haifische über hoch entwickelte, den Knochenfischen im Grunde überlegene Fortpflanzungsmethoden. Während gewöhnliche Fischweibchen in der Regel Hunderttausende bis viele Millionen Eier frei ins Wasser abgeben, wo sie dann besamt werden, verfügen Haie über fortschrittlichere Methoden der Vermehrung. Der evolutionäre Tribut, den sie dafür zahlen, sind weitaus weniger Nachkommen.
Haie besitzen äußere Geschlechtsorgane und leiten eine innere Befruchtung mittels Kopulation ein. Die Mehrheit der Arten – etwa 70 Prozent – ist lebend gebärend. Hier gibt es sogar zwei Varianten: ovovivipar und vivipar.
Oviparie
Katzen-, Horn- oder Walhaie schützen ihren Nachwuchs gut verpackt in stabilen Hornkapseln – vergleichbar mit Hühnereiern. Diese befestigen sie mit spiraligen Haftfäden, im Tang, an Seegräsern oder Korallen. In den Kapseln wachsen die Embryonen auf dem Dottersack bis zum Schlüpfen heran. Das kann je nach Wassertemperatur und Art zwischen einigen Monaten und über einem Jahr dauern.
Ovoviviparie
Bei ovoviparen Haien entwickelt sich der Nachwuchs aus
Eiern im Mutterleib. Eine Nährstoffversorgung durch die Mutter findet nicht statt. Die Jungtiere werden lebend geboren.
Viviparie
Auch bei viviparen Haien wächst der Nachwuchs im Mutterleib heran und kommt voll entwickelt zur Welt. Diese Fortpflanzungsstrategie findet man bei großen Haiarten wie dem Weißen Hai (Carcharodon carcharias), dem Bullenhai (Carcharhinus leucas) oder dem Bogenstirn-Hammerhai (Sphyrna lewini).
Im Gegensatz zu ovoviparen Haien benötigen vivipare Haie kein Ei-Stadium, denn die Embryonen entwickeln sich direkt im Mutterleib mithilfe einer Dottersackplazenta. Es ist die fortschrittlichste Fortpflanzungsform bei Haien. Damit sind diese Knorpelfische bereits nah dran, an den einer Plazenta ausgestatteten Säugetieren.
Vermehrung im Schneckentempo
Doch gerade ihre einst erfolgreichen Fortpflanzungsstrategien werden den Meeresjägern heute zum Verhängnis. Denn ihre Vermehrung findet im Schneckentempo statt.
Bei vielen Arten dauert es bis zu 20 Jahre, bis sie sich fortpflanzen können. Noch länger benötigen Tiefseehaie. Beim Grönlandhai dauert es am längsten. Die Art wird erst mit einem Alter von etwa 150 Jahren geschlechtsreif.
Manche Haie vermehren sich das ganze Jahr oder nur in bestimmten Monaten. Andere machen Pausen von 1 bis 2 Jahren. Es gibt Haie, die lediglich zwei Jungtiere pro Reproduktionszyklus zur Welt bringen. Nur wenige Arten wie der Blauhai erreichen eine hohe Anzahl von hundert Jungtieren.
Gejagte Jäger
Mittlerweile sind Haie gejagte Jäger. Es dauerte keine 100 Jahre und viele Arten sind gefährdet oder stehen vor der Ausrottung. Denn das Anthropozän (Zeitalter, in dem der Mensch zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse auf der Erde wurde) markiert den Beginn des drohenden Untergangs dieser eleganten Knorpelfische.
Haie liefern verschiedene Produkte für den Handel: Fleisch und Haut, die zu Handtaschen und Cowboystiefeln verarbeitet wird. Ebenfalls sehr begehrt sind Haiflossen, deren angeblich Potenz fördernde Wirkung den Markt kräftig angeheizt hat.
Jedes Jahr sterben zwischen 63 und 273 Millionen Haie. Rund 37 Prozent aller von der Weltnaturschutzunion (IUCN) bewerteten Haiarten stehen mittlerweile auf der Roten Liste.
Viele Arten stehen mittlerweile unter Schutz des Washingtoner Artenschutzübereinkommens. Projekte für den Schutz von Haien sind heute eine Frage des Überlebens für die gejagten Jäger.
Ein gezieltes Fischereimanagement für Haie und die ebenfalls zu den Knorpelfischen gehörenden Rochen gibt es nicht. Internationale und nationale Fischereistatistiken geben, im Gegensatz zu vielen Gruppen der Knochenfische, durchweg nur sehr pauschale Informationen über Zahl und Art gefangener Knorpelfische.

Das Gebiss eines Weißen Hais ist Hochseeanglern und Souvenirjägern Tausende Dollar wert und stellt damit die Hauptursache für die akute Gefährdung dieser Art dar. Foto: (c) Wolcott Henry 2005/Marine Photobank
Lobbyarbeit für besseren Haischutz
Wir setzen uns auf internationaler Ebene in den großen Thunfisch-Fischereimanagement-Organisationen (RFMOs) und bei der EU für nachhaltige Fischerei und die Einführung von wirksamen Managementvorschriften für den kommerziellen Fang von Haien ein. Wir sind als Beobachter bei den RFMOs ICCAT (Atlantik) und IOTC (Indischer Ozean) akkreditiert.
ICCAT
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The Writing on the Wall for Sharks/Die Zeichen an der Wand für Haie – Positionspapier von Pro Wildlife, Deutsche Stiftung Meeresschutz und The Gallifrey Foundation zur 24. ICCAT-Sondersitzung im November 2024 in Limassol, Zypern
EU
IOTC
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Joint Statement to the 29th Session of the Indian Ocean Tuna Commission, La Réunion, 13–17. April 2025 – Positionspapier von The Pew Charitable Trusts, Deutsche Stiftung Meeresschutz und WWF
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HarvestStrategies.org, Guest Blog
Not Just for Tunas Anymore – Management Procedures for Blue Sharks Are on the Horizon -
IOTC lagging behind on shark conservation – an analysis of the status quo and comparison with other tuna RFMOs
LDAC
- Overfishing drives over one-third of all sharks and rays toward a global extinction crisis; Nicholas K. Dulvy, Nathan Pacoureau, Cassandra L. Rigby, Riley A. Pollom, Rima W. Jabado, David A. Ebert, Brittany Finucci, Caroline M. Pollock, Jessica Cheok, Danielle H. Derrick, Katelyn B. Herman, C. Samantha Sherman, WadeJ.VanderWright, Julia M. Lawson, Rachel H.L. Walls, John K. Carlson, Patricia Charvet, Kinattumkara K. Bineesh, Daniel Fernando, Gina M. Ralph, Jay H. Matsushiba, Craig Hilton-Taylor, Sonja V. Fordham, and Colin A. Simpfendorfer; https://doi.org/10.1016/j.cub.2021.11.008 ↩︎
Titelfoto: Eine Gruppe Zitronenhaie mit einem Taucher, © Iris Ziegler/DSM
Beendete Förderungen
- Indonesien: Haie in der Bandasee
- Europäische Bürgerinitiative Stop Finning – Stop the Trade
- Forschungsarbeit Haie vor Curaçao, Karibik
Meeresbiologin Lisa Hübner, Universität Groningen (Niederlande) - Fuchshaie: Haitourismus als Alternative zu Haifang/Shark Finning
Meeresbiologe Julian Engel - Junge Bullenhaie in Flüssen: Forschungsarbeit auf Fidschi
mit Kerstin Glaus - Das Rote-Augen-Projekt: Warum haben junge Bullenhaie im Fluss Rewa auf Fidschi rote Augen?
mit Kerstin Glaus
Weiterführende Informationen
- Besserer Artenschutz für Haie und Rochen dank CITES
- Haiflossen-Fischerei – Shark Finning
- Bogenstirn-Hammerhaie
- Kurzflossen-Makohaie
- Walhaie
- Riesenhaie
- Riesenmaulhaie
- Haie in der Adria
- Seltener Fang: ein weißer Gefleckter Meersauhai
- Haie und Rochen in Nord- und Ostsee
- Hainetze gegen Haiangriffe
- Buchtipp: Wie man mit Haien schwimmt