Haischutz: beendete Projekte

Junge Bullenhaie in Flüssen

Von 2015 bis 2019 förderten wir die Dissertation1Unverzichtbare Gewässer: Junge Bullenhaie im größten Flusssystem der Fidschi-Inseln“ der Meereswissenschaftlerin Kerstin Glaus von der Universität Basel. Außerdem ging sie dem „Rote Augen“-Phänomen bei Jungtieren dieser Haiart im Fluss Rewa nach. Die Republik Fidschi ist ein Archipel im Südpazifik. Mindestens 30 Haiarten sind hier zu finden. Viele sind ansässige Arten. Sie verbringen wahrscheinlich ihr ganzes oder einen großen Teil ihres Lebens innerhalb der ausschließlichen Wirtschaftszone Fidschis. Doch Informationen über ihre Geburtsstätten und Kinderstuben gibt es nur für wenige Arten.

Ein markiertes Bullenhaiweibchen wird freigelassen.

Die Regierung in Fidschi ist willens, mehr für den Haischutz zu tun. Doch dafür werden wissenschaftlich fundierte Daten benötigt. „Mein Forschungsprojekt beinhaltet das Potenzial, Bullenhaie zur flagship species für den nationalen Haischutz in Fidschi zu etablieren“, erklärte die junge Forscherin.

Im Ergebnis konnte sie dann die entscheidende Rolle, die die Flusssysteme Fidschis mit den Flüssen Rewa, Sigatoka und Navua für den Erhalt dieser besonderen Haiart einnehmen, belegen.

flagship species für den Haischutz in Fidschi?

Früher wurden Haie in Fidschi als Götter verehrt. Heute spült der lokale Haitourismus Geld in die Kassen der Insel. Doch die Haifischerei ist nach wie vor bedeutend. Haie haben aber auch eine ökologisch überaus relevante Bedeutung. So wurde in Fidschi dokumentiert, wie die Dezimierung von Schwarzspitzen-Haien (Carcharhinus melanopterus) mit Biodiversitätsverlusten von Korallenriffen einherging.

Bei ihrer Arbeit verband Kerstin Glaus das Praktische mit dem Nützlichen und erklärte Fischern vor Ort den Hintergrund ihrer Arbeit. So erreicht man in der Bevölkerung Akzeptanz und Verständnis für den Haischutz. Sie ermutigte die Fischer zudem, gefangene Haie wieder freizulassen, wenn sie noch leben.

„Mit dem Fischereiministerium bin ich täglich in Kontakt. Sie patrouillieren nun vermehrt im Fluss. Zudem lade ich jeden Fischer, von dem ich weiß, dass er Junghaie tötet, zu mir aufs Boot ein. Dann erkläre ich ihm meine Forschung und die ökologische Bedeutung von Haien sowie verschiedene Faktoren, welche Haie so verletzlich auf Überfischung, Verschmutzung etc. machen“, notierte sie im Dezember 2016 in ihrem Projekt-Logbuch.

Kinderstube in Gefahr

Im Zuge der Forschungsarbeit wurde der Rewa-Fluss als vielleicht wichtigste Kinderstube für diese Haiart auf Fidschi identifiziert. Noch vor 10 bis 15 Jahren, das berichten Fischer, kamen Bullenhaie auch häufig im Sigatoka-Fluss vor. Heute jedoch sind sie hier selten. Wahrscheinlich ist der Sigatoka-Fluss durch Baggerarbeiten oder Bergbauaktivitäten bereits derart verändert, dass seine Lebensraumqualität für die kleinen Haie abgenommen hat. Als vergleichsweise intakt erwies sich dagegen die Rewa.

Lokale Schutzkonzepte

Mit der erstmals durchgeführten mehrjährigen Bewertung von drei Flüssen (Rewa, Sigatoka und Navua) auf Fidschi konnten wesentliche Lebensräume für Jungtiere dieser Haiart eingegrenzt werden. Zudem gelang es, Umweltparameter zu identifizieren, die ihre Verteilungsmuster beeinflussen. Mit den nun vorliegenden Erkenntnissen lassen sich lokale Strategien zum Haischutz in Fidschi aufstellen.


Im Rahmen ihrer Doktorarbeit untersuchte Kerstin Glaus auch das rätselhafte Vorkommen von jungen Bullenhaien in der Rewa. Überraschenderweise hatten 80 % der 83 der in der Rewa kurzfristig eingefangenen kleinen Haie beidseitig rote Augen. Die Augen von Jungtieren aus anderen Flüssen in Fidschi, wie Navua, Sigatoka oder Ba, waren dagegen vollkommen normal.

Die kleinen Haie und ihre Augen waren generell frei von äußeren Verletzungen. Auch hatten sie keine Hautveränderungen oder erkennbaren Parasitenbefall. Insgesamt schienen die Tiere gesund. Bis auf ihre rot gefärbten Augen. Derartiges war noch nie berichtet worden. Wodurch werden die roten Augen bei den kleinen Haien verursacht? Lässt sich das Phänomen rückgängig machen?

Die Haiforscherin begab sich auf Spurensuche, um Antworten auf diese und weitere Fragen zu finden. Wir finanzierten die Laboranalysen verschiedener Wasserproben sowie einen Teil der Tagging-Studie und die damit verbundene Feldarbeit. Gesucht wurde nach Auffälligkeiten wie das Vorhandensein von Keimen und/oder abiotischen Umweltfaktoren wie toxischen Schwermetallen.

Ergebnisse

Auffällig war eine hohe fäkale Verunreinigung mit Escherichia-coli-Bakterien. Auch erhöhte Ammoniakwerte und damit korrespondierende erhöhte Gesamtstickstoffwerte waren auffällig. Meist wird gasförmiges Ammoniak in der Landwirtschaft freigesetzt. Ammoniak gefährdet die menschliche Gesundheit und schädigt Pflanzen und Ökosysteme.

Junger Bullenhai mit roten Augen aus dem Fluss Rewa, Fidschi.

Dennoch hält Glaus einen Zusammenhang mit dem Auftreten der roten Augen für unwahrscheinlich. Denn die Rötung beschränkte sich auf die Pupille. Die Sklera (Lederhaut, weiße äußere Umhüllung des Augapfels) war weiterhin weiß. Das macht eine äußere, durch Umweltgifte ausgelöste Infektion wenig wahrscheinlich. Verunreinigungen mit Metallverbindungen (Eisen, Chrom, Blei) fanden sich ebenfalls nicht.

Aufgrund der begrenzten Stichprobengröße und da es sich auch um einen inneren okulären Prozess handeln könnte, gelang es schlussendlich nicht, die Ursache(n) für die roten Augen von jungen Bullenhaien in der Rewa herauszufinden2.

forbes.com: Red Eyes In Fiji’s Juvenile Bull Sharks, von Melissa Cristina Márquez ↗

  1. Glaus KBJ, Brunnschweiler JM, Piovano S, et al., Essential waters: Young bull sharks in Fiji’s largest riverine system, Ecol Evol. 2019;00:1–12. https ://doi. org/10.1002/ece3.5304 ↩︎
  2. Glaus Kerstin, Genter Franziska, Brunnschweiler Juerg M. (2023) Red eyes in juvenile bull sharks (Carcharhinus leucas) from Fiji. Pacific Conservation Biology. https://doi.org/10.1071/PC23009 ↩︎

Fuchshaie: Haitourismus als Alternative zu Haifang und Shark Finning

Meeresbiologe Julian Engel.

Im Rahmen seiner von uns 2019 geförderten Masterarbeit setzte sich Meeresbiologe Julian Engel mit der Entwicklung nachhaltiger und alternativer Existenzmöglichkeiten in Entwicklungsländern auseinander.

Sein Fokus war der Haitourismus in Korallenriffen am Beispiel des Pazifischen Fuchshaies (Alopias pelagicus) auf der philippinischen Insel Malapascua. Dort sind Fuchshaie DAS Highlight für Tauchtouristen.

Pazifische Fuchshaie

Der Pelagische oder Pazifische Fuchshai (Alopias pelagicus) ist mit bis zu 3,3 m Länge der kleinste der drei Fuchshai-Arten. Fuchshaie sind auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN als gefährdet gelistet. Seit 2017 stehen sie auf Anhang II des Washingtoner Artenschutzüberkommens (CITES).

Diese mit einer überaus imposanten Schwanzflosse ausgerüsteten Haie leben in Tiefen, in die der Mensch nur selten vordringt. Ihren Alternativnamen „Drescherhaie“ verdanken sie ihrer riesigen Schwanzflosse. Denn deren oberer Lappen kann so lang wie der restliche Körper sein. Er wird mit kräftigen Schlägen bei der Beutejagd eingesetzt.

Vor Malapascua können Taucher Drescherhaie aus nächster Nähe bewundern. Denn in den Korallenriffen gibt es „Putzerstationen“. Hier befreien spezialisierte Putzerfische (Labroides dimidiatus) die Haie von Hautparasiten. Geduldig schwimmen Fuchshaie hier „Schlange“, bis sie an der Reihe sind. Es ist ein Top-Highlight für Tauchtouristen aus der ganzen Welt.

Julians Arbeit hatte etliche positive „Nebenwirkungen“. Sie stieß bei Einheimischen und Experten auf großes Interesse. Dank seiner Arbeit wurden außerdem erste Schritte für ein marines Schutzgebiet eingeleitet.

Titelfoto: Seidenhai, © Alex Chernikh

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