Korallenriffe schützen

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Korallenriffe gehören neben Seegraswiesen, Mangroven- und Regenwäldern zu den wichtigsten, produktivsten und am stärksten bedrohten Ökosystemen der Erde. Wir unterstützen Projekte zum Ökosystem-Management von Riffen, zum Schutz und zur Wiederherstellung (Restauration) geschädigter Riffe, sowie Forschungsvorhaben, die einen besseren Korallenschutz zum Ziel haben.

Für Korallenriff Schutzprojekte

Was sind Korallen?

Korallen sind Tierkolonien, gebildet von Korallenpolypen. Man fasst zu dieser Tiergruppe verschiedene, nicht miteinander verwandte Gruppen der Nesseltiere (Cnidaria) zusammen. Man nennt sie auch Blumentiere. Diese kleinen Tiere errichten große Bauwerke im Meer. Dafür lassen sie sich viel Zeit. Tausende von Jahren.

Das größte Korallenriff ist das berühmte, 2.300 Kilometer lange Große Barriereriff (Great Barrier Reef) an der Nordostküste Australiens. Es besteht aus über 2.900 einzelnen Riffen. Die UNESCO erklärte es 1981 zum Weltnaturerbe. Sogar vom Weltraum aus ist es zu sehen.

Das zweitgrößte zusammenhängende Korallenriff befindet sich vor der Küste von Belize an der Ostküste Mittelamerikas. Das Belize Barrier Reef ist besonders artenreich. Hier befinden sich auch drei Atolle und Mangrovenwälder, die von starker Abholzung bedroht sind.

Rifftypen

Grundsätzlich unterscheidet man vier Rifftypen: Saum-Riffe, Barriere-Riffe, Atolle und Plattformriffe. Von diesen gibt es viele Varianten wie Fleckenriffe oder Flachwasser-Riffe. Die Ausprägung eines Riffs hängt von vielen Faktoren ab, die sich im Laufe der langen Wachstumszeiten von Korallen (mehrere Tausend Jahre) ändern können (z.B. Kontinentalverschiebung, Schwankungen des Meeresspiegels, Klimaschwankungen, Beschaffenheit des Meeresbodens).

Korallenriffe sind unverzichtbar für stabile Meeresökosysteme

Korallen leben seit über 400 Millionen Jahren in den Ozeanen. Von der Tiefsee bis ins lichtdurchflutete Epipelagial. Heute kennt man über 10.000 Arten. Obwohl sie lediglich 1,2 Prozent der Kontinentalschelfe bedecken, sind sie Kinderstube und Lebensraum für mindestens ein Viertel aller bislang bekannten Meerestierarten.

Riffe sind Hotspots der Artenvielfalt. Man schätzt, dass etwa 1 bis 3 Millionen Meerestierarten, darunter Meeresschildkröten, Haie, Rochen und andere Fische, Krebstiere, Seesterne, Muscheln oder Bakterien hier beheimatet sind. Sie beeinflussen Biodiversität und Biomasse der Ozeane weit über ihr Verbreitungsgebiet hinaus.

Innerhalb weniger Jahrzehnte hat es der Mensch geschafft, dass die Existenz von tropischen Korallenriffen in Frage steht. Nach Berechnungen von Experten der UNEP (Umweltprogramm der Vereinten Nationen) sind zwischen 1870 und 2019 weltweit bereits 50 % aller Warmwasserkorallenriffe verloren gegangen (UNEP-Plattform „Oceans and seas“). Es besteht die akute Gefahr, dass dieses Meeresökosystem in naher Zukunft aus den Ozeanen verschwindet.

Von uns unterstützte Projekte

Riffbildende Korallen

Riffbildende tropische Korallen (u. a. Steinkorallen, Feuerkorallen oder die Blaue Koralle) sind eine symbiotische Lebensgemeinschaft aus koloniebildenden, festsitzenden Nesseltieren (Cnidarien) und einzelligen, Fotosynthese betreibenden Algen (Zooxanthellen).

Die Zooxanthellen versorgen die Korallenpolypen (Blumentiere) mit Energie in Form von Zucker und erhalten im Gegenzug Schutz und mineralische Nährstoffe. Außerdem sind sie verantwortlich für das farbenprächtige Spektakel, das man in einem intakten Riff bewundern kann.

Ökosystemleistungen von Korallenriffen

Die skurrilen, ungemein kreativen Baumeister der Ozeane sind nicht nur von überragender Bedeutung für die Biodiversität. Sie dienen darüber hinaus in vielfältiger Weise auch uns Menschen, versorgen uns mit „Dienstleistungen“ (Ökosystemleistungen) von enormem Wert. So spült beispielsweise der Tourismus jedes Jahr große Summen in die Kassen der Länder, die noch über halbwegs intakte Riffstrukturen verfügen. Etwa 600 Millionen Menschen sind wirtschaftlich direkt von funktionierenden Korallenriffen abhängig.

Küstenschutz, Erholung, Tourismus sowie Fischerei profitieren von intakten Korallenriffen. Dies gilt in besonderem Maße für ärmere Länder. Das Verschwinden von Korallenriffen ist für Bewohner von Inselstaaten und Küstenregionen in den Tropen eine existenzielle Bedrohung.

Gleichzeitig sind die Blumentiere eine (noch) unerschöpfliche Quelle für Arzneimittel, wie z. B. neue Antibiotika. Darüber hinaus sind sie Symbolorte kultureller und spiritueller Werte.

Korallen sind Lebensraum für unzählichen Meerestierarten .

Die Artenvielfalt in Korallenriffen ist überwältigend. Foto: pipatrust.org

Weltweite Krise

Der heutige Zerstörungsdruck auf Korallen kommt aus den unterschiedlichsten Richtungen:

Noch schwerwiegender sind jedoch die Folgen der Klimakatastrophe. Dem hiervon ausgelösten tödlichen Trio aus zunehmender Ozeanversauerung, sinkender Sauerstoffkonzentration und steigenden Wassertemperaturen haben die kleinen Baumeister langfristig nicht viel entgegenzusetzen.

Bei längeren Phasen mit Wassertemperaturen oberhalb von 29 Grad beginnen tropische Korallen ihre Mitbewohner, die Zooxanthellen, abzustoßen. Dadurch verlieren sie ihre Farbe. Sie bleichen aus, verhungern und sterben, wenn die Wassertemperatur nicht rechtzeitig wieder sinkt.

Korallenbleiche

Wissenschaftler warnen vor Hitzewellen

Im Sommer 2019/20 traf das Great Barrier Reef die dritte Hitzewelle innerhalb von fünf Jahren. Die folgende Korallenbleiche war massiv. Erstmals starben Korallen in allen drei Teilbereichen des Riffsystems.

Diesmal erwischte es auch den bislang weitgehend intakt gebliebenen kühleren, südlichen Teil des Barriereriffs. Niemals zuvor starben so viele Korallen im Great Barrier Reef. Da Hitzewellen durch die Erderhitzung in immer kürzeren Intervallen und in steigender Intensität auftreten, bleibt den Blumentieren kaum Zeit zur natürlichen Regeneration.

Auf dem Weltkorallenriffkongress (International Coral Reef Symposium/ICRS) 2021 warnte Professor Christian Wild von der Universität Bremen gemeinsam mit vielen anderen internationalen Wissenschaftlern: „Wir befinden uns in einer weltweiten Korallenriffkrise. Global sind 30 Prozent aller Korallenriffe schon verloren, 40 Prozent massiv bedroht und nur noch weniger als 30 Prozent in einem vergleichsweise guten Zustand“.

Selbst das Erreichen des 1,5-Grad-Ziels könnte für viele Korallenriffe nicht genug sein. Ihre Zukunft hängt in der Schwebe.

Kaltwasserkorallen: Juwelen in der Tiefe

Korallen leben nicht nur in warmen, lichtdurchfluteten tropischen Küstengewässern. Auch dort, wo es sehr dunkel und sehr kalt ist, an den Rändern der Kontinentalschelfe, zwischen 40 und 3.000 Metern Tiefe, gibt es Riffe. Hier bauen Kaltwasserkorallen. Sehr langsam zwar, aber sie haben Zeit. Die vorherrschende riffbildende Art im Nordostatlantik ist die zu den Blumentieren (Anthozoa) gehörende Steinkoralle Lophelia pertusa.

Trotz magerer Wachstumsraten von 4 bis 25 Millimetern pro Jahr errichteten Lophelias in Tausenden von Jahren vor Norwegen ein Unterwasserbauwerk mit einer Fläche von über 130 Quadratkilometern. Folglich ist dieses Riff größer als Manhattan.

Über 8.500 Jahre verbringen Kaltwasserkorallen damit, ein wundervolles Riff zu bauen. Ein Grundschleppnetzfischer benötigt nur wenige Stunden, um es komplett und unwiederbringlich zu vernichten.

Dort wo Kaltwasserkorallen zerstört wurden, wachsen sie nicht mehr nach. Ein Lebensraum für unzählige Meeresbewohner verschwindet. Über das Ausmaß der bereits angerichteten Zerstörungen ist wenig bekannt. In norwegischen Gewässern, so schätzen Wissenschaftler, sollen bereits 30 bis 50 Prozent aller bekannten Kaltwasserkorallenriffe zerstört sein. Eine Tragödie. Sie spielt sich im Verborgenen ab.

Kaltwasserkorallen - Lophelia pertusa.

Kaltwasserkorallen wie diese Kolonie von Lophelia pertusa können keine Symbiose mit Fotosynthese betreibenden Zooxanthellen bilden. Sie sind bei der Ernährung ganz auf sich allein gestellt. Image courtesy of Lophelia II 2009: Reefs, Rigs, & Wrecks


Internationales Korallenriff-Symposium (ICRS)

Das Internationale Korallenriff-Symposium (ICRS) ist die mit Abstand wichtigste Veranstaltung, die sich mit den Korallenriffen beschäftigt. Hier treffen sich seit 1967 normalerweise alle vier Jahre Menschen aus Wissenschaft, Küstenmanagement, Umweltschutz und Politik und stellen ihre aktuellen Forschungsergebnisse vor. Vom 19. bis 23. Juli 2021 organisierte die Universität Bremen virtuell das ICRS 2021. Es war die weltweit größte Korallenriffkonferenz.

Auf der ICRS 2021 VIRTUAL wurde ein bedeutendes Strategiepapier mit dem Titel „Rebuilding Coral Reefs: A Decadal Grand Challenge” der Öffentlichkeit vorgestellt. Es richtet sich weltweit an Entscheidungstragende aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Die ICRS 2022 fand dann als Hybrid-Veranstaltung statt

Wir ermöglichten Masterstudentin Laura Niewendick, die Ergebnisse ihrer Forschungsarbeit über die Widerstandsfähigkeit von Korallen in Zeiten der globalen Klimakatastrophe auf dem ICRS 2021 vorzustellen.

Zwei Haie schwimmen über einem Korallenriff.
© Laura Niewendick

Korallenriffe schützen

Korallenriff Indonesien.

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