Mit ihrer atemberaubenden Artenvielfalt gehören Mangrovenwälder neben Korallenriffen, Seegraswiesen, tropischen Regenwäldern und Mooren zu den produktivsten Ökosystemen. Sie sind unvergleichlich. Mangroven leben im Gezeitenbereich tropischer und subtropischer Küsten und bilden hier die Schnittstelle zwischen Land und Ozean.
Derzeit verlieren wir Mangrovenwälder mit einer jährlichen Verlustrate von fast 1 Prozent schneller als tropische Regenwälder. Experten befürchten, dass diese „Brücken zum Meer“ innerhalb der kommenden 100 Jahre gänzlich verschwinden könnten.
Mangrovenwälder schützen!
Die Ursachen sind großflächige Abholzung zum Bau von Garnelenzuchtbetrieben (Aquakultur), Verschmutzung und Überdüngung, Deichbau zur Landgewinnung sowie der vom Klimawandel beschleunigte Anstieg des Meeresspiegels.
Die Global Mangrove Alliance konnte in knapp fünf Jahren lediglich rund 38.000 Hektar neue oder restaurierte Mangrovenbestände dokumentieren. Das ist nicht mehr als die zweifache Fläche des Tegernsees!
Mangroven – Hotspots der Biodiversität
Mangrovenwälder bestehen aus gut 70 Arten von salztoleranten Bäumen und Sträuchern. Viele Arten sind durch jahrzehntelangen Raubbau mittlerweile vom Aussterben bedroht. Besonders stark betroffen sind Indonesien, Philippinen und Zentralamerika. Mangroven sind die „Kinderstube“ von unzähligen Tierarten wie Schnecken, Krebsen, Haien, Rochen und anderen Fischen. Schlangen, Vögel, unzählige Insektenarten, Meeresschildkröten, Alligatoren und Salzwasserkrokodile finden hier Nahrung und Schutz. Und Manatis (Seekühe) lieben Mangrovenwälder! Das Wurzelgeflecht dieses Meeresökosystems ist Kinderstube und Lebensraum von ca. 3.000 Fischarten.
Unsere Förderungen

Malaysia: Die Bedeutung des mikrobiellen Lebens in Sedimenten für die ökologische Fitness von Mangroven, Masterarbeiten von Louise Seemann und Moshiur Rahman, Universität Bremen und Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT).

Galapagosinseln: Genetische Fitness als Maßstab für den Siedlungserfolg auf vulkanischen Inseln,
Masterarbeit von Tobias Poprick, Arbeitsgruppe Mangrovenökologie am Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT)
Mangrovenwälder und ihre Ökosystemleistungen
Die Küstenwälder haben eine herausragende Funktion im Küsten- und Klimaschutz und für die Ernährungssicherung der Küstenbevölkerung.
Von den schätzungsweise 240.000 km2 Flächen mit Mangroven, die es Anfang der 90er-Jahre noch gab, wurden bis 2012 etwa 40 % – das sind ca. 100.000 km2 – durch menschliche Nutzung und Übernutzung zerstört!
Küstenschutz
Mangrovenwälder können bis zu 30 Kilometer weit ins Landesinnere reichen. Eine perfekte Barriere gegen Sturmfluten und Überschwemmungen. Sie verhindern dadurch auch Zerstörung und Zerfall (Erosion) landeinwärts liegender Küstenabschnitte. Verheerende Stürme oder Tsunamis richten meist dort die größten Zerstörungen an und fordern viele Todesopfer, wo die Küsten früher von Mangroven geschützt waren. In vielen Regionen jedoch hat man sie gerodet, um unüberlegt und kurzsichtig Hotels zu bauen oder Aquakulturen anzulegen.

in knapp 30 Jahren über 40 m hoch wachsen.
Mangroven sind Klimaschützer
Mangroven speichern, ähnlich wie Seegraswiesen, langfristig und effektiv große Mengen des Treibhausgases CO₂ als „blauen Kohlenstoff“ oder Blue Carbon.
2011 ergaben Berechnungen eines internationalen Forscherteams, dass auf jedem Hektar, der im indopazifischen Raum untersuchten Mangrovenwälder etwa 1.000 Tonnen CO₂ im Wurzelgeflecht und den schlammigen, bis zu 10 m tiefen Bodenschichten gespeichert sind. Ein tropischer Regenwald schafft dagegen etwa 200 Tonnen auf der gleichen Fläche. Unsere heimischen Wälder kommen da erst recht nicht mit. Ihre CO₂-Speicherkapazität liegt bei etwa 13 Tonnen pro Hektar.
Aufgrund ihrer hohen Produktivität können Mangroven mehr Kohlenstoff und Stickstoff in ihrer Biomasse und den Sedimenten einlagern als viele andere Ökosysteme. Folglich sind sie als potente CO₂-Senken ein entscheidendes System im Kampf gegen den Klimawandel.
„Betrachtet man den weltweiten Mangrovenbestand von 15 Millionen Hektar, binden Mangroven weltweit jährlich durchschnittlich ungefähr so viel CO₂ wie alle Kraftfahrzeuge in Deutschland in einem Jahr produzieren“, erklärt Martin Zimmer vom Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT).
Unverzichtbar für die Küstenfischerei
Außerdem versorgen Mangrovenwälder die Küstenmeere mit Nährstoffen, liefern Nahrung und Ressourcen für die Küstenbevölkerung.
Ihre weltweit anhaltende Zerstörung hat katastrophale ökologische und ökonomische Auswirkungen. So gehen Erträge der Küstenfischerei dort drastisch zurück, wo Mangrovenwälder abgeholzt wurden. In der Folge verloren unzählige Arten ihren Lebensraum, Menschen ihre Lebensgrundlage.
Mangrovenwälder: Die Zerstörung stoppen!
Mittlerweile bewirken Schutzbemühungen, dass die Verluste zurückgehen. In Indonesien und Bangladesch gibt es erfreuliche Renaturierungsbemühungen, wie das gezielte Einsetzen von Mangrovensetzlingen in aufgegebene Teiche für die Zucht von Shrimps. Ein erfreulicher Trend.
Jedoch stehen die Gezeitenwälder immer noch unter einem enormen Nutzungsdruck. Abholzung für den Bau von Aquakultur-Anlagen, Verschmutzung oder Überdüngung von Flüssen und Küstengewässern oder Deichbau zur Landgewinnung. Jedes Jahr gehen rund 20.000 Hektar verloren.
Neben einem unmittelbaren direkten Verlust an Biodiversität und Ökosystemleistungen hat die anhaltende Zerstörung von Mangrovenwäldern auch indirekte Effekte auf benachbarte Ökosysteme. So leiden Seegraswiesen oder Korallenriffe ohne die Küstenschutzfunktion der Mangroven häufig unter höheren Sedimenteinträgen.
Titelfoto: © Suzanne D. Williams/Pixabay
Abgeschlossene Förderungen
- Kolumbien: Ökosystem-Design vegetationsreicher Küstenökosysteme
Masterarbeit von Soyla Kraus im Studiengang „International Studies of Aquatic Tropical Ecology“ (ISATEC) in Verbindung mit dem Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT), sea4soCiety-Projekt - Fidschi: Nachhaltige Fischerei
Masterarbeit von Karl Schrader im Studiengang „International Studies of Aquatic Tropical Ecology“ (ISATEC) in Verbindung mit dem Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT), Arbeitsgruppe „Mangroven Ökologie“, Prof. Dr. Martin Zimmer & Universität Bremen, Fachbereich 2 (Biologie). - Südafrika: Schnecken und Mangroven
Masterarbeit von Niklas Reinhardt im Studiengang „International Studies of Aquatic Tropical Ecology“ (ISATEC) in Verbindung mit dem Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT), Arbeitsgruppe „Mangroven Ökologie“, Prof. Dr. Martin Zimmer & Universität Bremen, Fachbereich 2 (Biologie). - Fidschi: Mangroven auf Riffdächern
Masterarbeit von Theresa-Marie Fett und Hannah von Hammerstein im Studiengang „International Studies of Aquatic Tropical Ecology“ (ISATEC) in Verbindung mit dem Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) & Universität Bremen, Fachbereich 2 (Biologie).