Meeressäuger – retten und schützen

Meeressäuger sind weltweit zunehmend in Gefahr. Einige Arten sind bereits ausgestorben, andere werden wir in den nächsten Jahren verlieren.

Mindestens ein Viertel aller Delfinarten, mehrere Walarten, die Mittelmeer-Mönchsrobbe sowie alle Seekühe sind bedroht – soweit man das weiß. Besonders schwer haben es dabei küstennah lebende Arten. Denn die Nähe zu Menschen hat für die Tiere oftmals fatale Folgen …

Unser Einsatz für bedrohte Meeressäuger

Bei den von uns bislang unterstützten Projekten zum Schutz von Meeressäugern stehen ganz unterschiedliche Problemstellungen im Vordergrund: Meeresverschmutzung, ausufernder Whalewatching-Tourismus, Überfischung und Rettungsaktionen.

Außerdem fördern wir Lobbyarbeit, wie die Teilnahme an internationalen Tagungen und Konferenzen. Auf unserer Agenda steht zudem die Unterstützung von Meeressäuger-Rettungsstationen und die Einrichtung von Schutzgebieten.

Die letzten ihrer Art

Im September 2020 warnten mehr als 250 internationale Meereswissenschaftler und Meeresschutzorganisationen, dass verschiedene Wal- und Delfinarten noch zu unseren Lebzeiten aussterben werden. Verhindern ließe sich dies nur durch schnelles und entschlossenes Handeln1.

Wir fördern Schutzprojekte für Meeressäuger - Springender Adria-Tümmler
Großer Tümmler, kroatische Adria. Foto: U. Kirsch/DSM

Was sind Meeressäuger?

Im Laufe der Evolution kehrten überraschend viele Lungenatmer, die ihre Jungen mit ihrer Muttermilch säugen, dorthin zurück, wo sie einst herkamen: ins Wasser. Einen für sie auf den ersten Blick ungeeigneten, gefährlichen Lebensraum. Neben diesen aquatisch lebenden Tieren gibt es auch semiaquatische Meeressäugetiere.

Robben und Eisbären verbringen einen Teil ihres Lebens an Land. Dort bringen sie auch ihren Nachwuchs zur Welt. Vollständig aquatisch lebende Säugetiere gebären ihre Jungen dagegen im Wasser. Nur für sehr kurze Augenblicke begeben sich einige Arten zur Jagd einige Meter an Land (Orcas, Große Tümmler).

Meeressäugetiere findet man heute im Salz-, Brack- und Süßwasser. In den Ozeanen, in großen Flüssen und Seen. Denn manche Arten, wie die Irawadi-Delfine, Guyana-Delfine, Bleifarbene Delfine oder der Indische Schweinswal, nehmen es mit der Salinität nicht so genau. Folglich findet man sie in allen drei Wasserarten. Aber auch unsere heimischen Schweinswale begeben sich gerne einmal auf längere Reisen in Elbe oder Weser.

Einige Meeressäuger tauchen extrem lang und extrem tief. Rekordhalter in dieser Hinsicht sind Cuvier-Schnabelwale. Sie können mindestens 2992 m tief tauchen und dabei bis zu 4 Stunden unter Wasser bleiben. Wie ihnen dies als Lungenatmer möglich ist, ist unklar.

In deutschen Gewässern sind drei Arten heimisch: Seehunde, Kegelrobben und Schweinswale.

Wer gehört zu den Meeressäugetieren?

  • Cetaceen (Waltiere) mit über 90 Arten. Ihr Name ist abgeleitet vom Lateinischen cetus (großes Meerestier) und dem Griechischen ketos (Meeresmonster). Hier hinein gehören die großen Bartenwale (Mysticeti) mit ca. 14 Arten sowie die große Gruppe der Zahnwale (Odontoceti) mit zwischen 70 und 80 Arten.
  • Zu den Cetaceen gehören dann noch drei oder vier Arten von Flussdelfinen, die ausschließlich im Süß- und Brackwasser von Amazonas, Ganges und Indus leben. Sie zählen damit nicht zu den Meeressäugern. Auch sie sind samt und sonders stark bedroht. Der La-Plata-Delfin wiederum zählt zwar zu den Flussdelfinen, lebt aber in flachen Gewässern vor den Küsten von Brasilien und Argentinien.
  • Pinnipedia oder Flossenfüßer (Robben) mit 34 Arten.
  • Die mit Elefanten verwandten Seekühe (Sirenia) mit 4 Arten. Dabei ist die Familie der Gabelschwanzseekühe (Dugongidae) nur noch mit einer lebenden Art, dem Dugong, vertreten. Dagegen zählen zur Familie der Rundschwanzseekühe (Manatis) drei Arten.
  • See- oder Meerotter (Enhydra), mit einer Art.
  • Manche zählen auch den Eisbären (Ursus maritimus) zu den Meeressäugern. Die größten Landraubtiere können ausdauernd schwimmen, und verbringen einen großen Teil ihres Lebens auf dem (schwindenden) arktischen Meereis.

Meeressäuger immer stärker unter Druck

Seit dem Jahr 2000 gilt die Karibische Mönchsrobbe offiziell als ausgestorben, seit 2007 der Chinesische Flussdelfin oder Baiji. Womöglich werden ihnen bald die bei Neuseeland lebenden Maui-Delfine mit ihren vielleicht noch 50 Restexemplaren folgen. Auch für die Irawadi-Delfine im Mekong sieht es nicht gut aus.

Ausgestorbener Meeressäuger: Zeichnung einer Karibischen Mönchsrobbe.
In der Karibik lebten Mönchsrobben relativ ungestört, bis mit Christoph Kolumbus und seiner Crew 1494 Vertreter des brutalsten, grausamsten Tieres auf Erden Fuß auf die kleine Insel Alta Vela setzten. Dann begann das große Schlachten … Quelle: NOAA

Von den über 90 lebenden Cetaceenarten sind, laut der Roten Liste (Red List) der Weltnaturschutzorganisation IUCN, mehr als die Hälfte in einem bedenklichen Erhaltungsstatus. Dabei sind 13 Arten als „bedroht“ oder „vom Aussterben bedroht“ eingestuft. Sieben Arten gelten als „gefährdet“ und „fast bedroht“.

Allerdings gibt es für 24 Wal- und Delfinarten keine Daten. Sie sind „data deficient“. Sie könnten gefährdet oder bereits ausgestorben sein. Man weiß es nicht. Daten fehlen auch für viele der zahlreichen Unterarten und lokalen Populationen. Auch deren Status kann nicht beurteilt werden.

Neben negativen Faktoren wie Lärm, Zerstörung von Lebensräumen, der Klimakatastrophe und Schiffskollisionen identifizieren die Experten Beifangverluste durch die industrialisierte Fischerei als Hauptursache für den Rückgang von Meeressäugern.

Nordatlantischer Glattwal

Dem Untergang geweiht scheinen die Atlantischen Nordkaper oder Nordatlantischen Glattwale (Eubalaena glacialis). Einst jagte man Glattwale so intensiv, dass auch seit Jahrzehnten geltenden Fangverbote sie heute nicht mehr retten können. Denn es laueren neue, tödliche Gefahren auf die bis 18 m großen Meeressäuger. Im Oktober 2021 zeigte ein Bericht des North Atlantic Right Whale Consortium (NARWC), dass die Zahl der Nordatlantischen Glattwale mit 336 Exemplaren auf den niedrigsten Stand seit 20 Jahren gesunken ist. 2011 gab es geschätzt noch 481 Glattwale.

Forscher gehen davon aus, dass die stark geschrumpfte Population höchstens einen Verlust von 0,9 Tieren pro Jahr wegen menschlicher Aktivitäten verkraften kann. In den vergangenen fünf Jahren jedoch, starben durchschnittlich 4,2 Glattwale pro Jahr durch menschliche Ursachen. Das bedeutet, dass die tatsächliche Nordkaper-Todesrate höher liegt. Seit Juli 2020 sind Nordkaper auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion(IUCN) als „vom Aussterben bedroht“ gelistet. Eine Stufe vor „in der Natur ausgestorben“.

Seekühe in Not

Auch Manatis und der Dugong stehen vor großen Problemen mit den immer stärker werdenden Eingriffen des Menschen. Ihre Lebensräume, Mangrovenwälder und Seegraswiesen, werden zerstört und vergiftet.

Zu viele schnell fahrende Boote bringen den langsam schwimmenden Pflanzenfressern den Tod. Andernorts sind sie immer noch eine begehrte Jagdbeute.

Meeressäuger in Not: Manati mit Jungtier.

Meeressäuger-Erfolgsgeschichten

Für einige Arten und Populationen haben weltweit bestehende Schutzprogramme und Jagdverbote allerdings auch Erfolge gebracht. Für die allermeisten Meeressäuger-Arten gibt es jedoch zu wenige Daten, um belastbare Aussagen zum Populationsstatus zu treffen.

Bartenwale

Ostpazifische Grauwale konnten 1994 von der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten gestrichen werden, nachdem sie fast ausgerottet waren. Ihr Bestand unterliegt periodisch starken Schwankungen. 2020 zählte man 21.000 Grauwale auf ihrer Wanderung entlang der Westküste von Nordamerika. 2023 waren es dann nur noch 14.500 Exemplare.

Finn- und Buckelwale zeigen sich gleichfalls gut erholt von den Zeiten des industriellen Walfangs.

Kegelrobben

Auch die in der südlichen Ostsee bereits fast vollständig ausgerotteten Kegelrobben, die größten Raubtiere Deutschlands, feiern ein – wenn auch nicht ganz einfaches – Comeback.

Seeotter

Die wegen ihres Fells beinahe ausgerotteten Seeotter gelten heute als „nur“ noch stark gefährdet.

Adria-Tümmler

Überraschend stabil ist auch der Bestand der Großen Tümmler in der kroatischen Adria.

Omurawale

Manchmal bekommt man längst verloren Geglaubtes wieder zurück. Wie Omurawale. Die mit den Brydewalen verwandte Art galt als ausgestorben. Dann, 2011, entdeckte man 25 Exemplare vor der Küste von Madagaskar.

  1. Simmonds, Mark & Nunny, Laetitia & Sangster, George & Luksenburg, Jolanda. (2020). THE REAL AND IMMINENT EXTINCTION RISK TO WHALES, DOLPHINS AND PORPOISES: AN OPEN LETTER FROM [OVER 250] CETACEAN SCIENTISTS [3/9/2020]. ↩︎

Titelfoto: Ulrike Kirsch/DSM


Weiterführende Informationen zu Meeressäugern


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