Meeresschutz in der kroatischen Adria
Viele Jahre lang setzten wir uns gemeinsam mit Dr. Martina Đuras und anderen Tierärzten von der Tiermedizinischen Fakultät der Universität Zagreb für das Überleben der letzten Adria-Define und den Erhalt der Artenvielfalt im Adriatischen Meer ein. Denn das Gebiet überrascht mit zahlreichen Meerestierarten. Mit Abstand am bekanntesten sind die sogenannten Adria-Delfine. Hierbei handelt es sich um eine kleine Population Großer Tümmler. Sie leben das ganze Jahr über nahe der kroatischen Küste und Inseln. Meist trifft man sie weniger als 5 Kilometer vom Land entfernt.
Artenvielfalt im Adriatischen Meer
Doch auch andere Meeressäugetiere wie Finnwale, Pottwale, Buckelwale, Cuvier-Schnabelwale oder immer wieder auch reiselustige Jungtiere der vom Aussterben bedrohten Mittelmeer-Mönchsrobben tauchen in der kroatischen Adria auf, wenngleich eher selten. Im Frühjahr 2021 verschlug es sogar eine der größten Delfinarten, Kleine Schwertwale (Pseudorca crassidens), in die Kvarner Bucht in der nördlichen Adria. Es war eine fünfköpfige Gruppe, darunter ein Jungtier.
Seltenere Anblicke sind Lederschildkröten, Echte Karettschildkröten, Rote Thunfische, Mondfische, Weiße Haie, Riesenhaie und sogar Kurzflossen-Makohaie, eine Haiart, die im Mittelmeer fast ausgerottet ist. Mit ein wenig Glück kann man auch die zu den Teufelsrochen gehörenden Meeresteufel (Mobula mobular) bei ihren hohen Luftsprüngen beobachten.
Während manche Arten lediglich Irrgäste sind oder Jäger, die ihrer Beute folgen, leben viele andere ständig hier. Jedoch sind die meisten von ihnen heute ein seltener Anblick. Die Ursachen sind Meeresverschmutzung, Nahrungsverknappung durch Überfischung, Beifangtod in nicht selektivem Fanggerät, schlechtes Fischereimanagement und Auswirkungen des Massentourismus (Overtourism).
Kampagne gegen den Bau von Offshore-Öl- und Gasförderanlagen
Von 2014 bis 2016 unterstützten wir die erfolgreiche internationale Kampagne „Rettet die Adria“ gegen den großflächigen Bau von Offshore-Öl- und Gasförderanlagen im Adriatischen Meer. Eine Katastrophe wie bei der Ölförderplattform Deep Water Horizon im Golf von Mexiko würde das gesamte Ökosystem des relativ kleinen, umschlossenen Meeresgebiets der Adria irreparabel zerstören. Tourismus (ein Großteil des kroatischen Bruttoinlandsprodukts stammt von dort) und Fischerei wären ruiniert. Meeresflora und -fauna, darunter die letzten Adria-Delfine, hätten keine Überlebenschance. Im Juni 2016 schließlich erklärte der damalige kroatische Wirtschaftsminister Tomislav Panenić, dass die Pläne vom Tisch seien. Es wird keine Offshore-Förderung von Öl und Gas in der Adria geben. Ein großer Erfolg!
Broschüre „Bedrohte Artenvielfalt in der Adria“
32 Meerestiere aus der Adria von Groß bis Klein. In unserem Artenführer „Bedrohte Artenvielfalt in der Adria“ stellen wir 32 Meerestiere von Groß bis Klein vor, die in der Adria leben: von Meeressäugern und Haien über Meeresschildkröten und Thunfische oder Seepferdchen.
Fast alle haben eines gemeinsam: Sie sind gefährdet oder wurden regional oder gar global an den Rand der Ausrottung getrieben.
Hainetze in Südafrika (2017 – 2020)
Von 2017 bis 2020 unterstützen wir die südafrikanische Meeresbiologin Shanan Atkins und ihr Projekt Humpback Dolphin Research bei der Abschaffung und Reduzierung von Hainetzen in der Provinz KwaZulu-Natal. Mit diesen etwa 400 m vor der Küste installierten 200m langen und 6 m hohen Stellnetzen will man beliebte Bade- und Surfstrände vor Haiangriffen schützen. Doch die Netze töten unterschiedslos viele Meerestiere. Darunter auch bedrohte Delfin- und Haiarten sowie Meeresschildkröten und Rochen. Der Abbau der Netze ist eine Überlebensfrage für die noch etwa 500 Bleifarbenen Delfine (Sousa plumbea), die an der Küste des Landes leben. In Hainetzen in Südafrika sterben unter anderem:
- Bleifarbene Delfine (Sousa plumbea)
- Indopazifische Große Tümmler (Tursiops aduncus)
- Langschnäuzige Gemeine Delfine (Delphinus capensis)
- Sambesi- oder Bullenhaie (Carcharhinus leucas)
- Weiße Haie (Carcharodon carcharias)
- Tigerhaie (Galeocerdo cuvier)
- Riesengitarrenrochen des Rhynchobatus djiddensis-Artenkomplexes, Großer Geigenrochen (R. djiddensis)
De facto schwächt man mit Haischutzmaßnahmen die Populationen großer Haiarten. Delfinbeifänge sowie Beifänge kleiner und für den Menschen harmloser Hai- und Rochenarten nimmt man dabei in Kauf. Seit 2010 soll die durchschnittliche jährliche Fangrate in KwaZulu-Natal bei 524 Haien liegen. Immerhin befreit das für den Strandschutz in Südafrika zuständige KwaZulu-Natal Sharks Board (KZNSB) seit 1989 Haie, die noch leben. Darunter auch potenziell für Menschen gefährliche Arten. Dies sind Sambesi- oder Bullenhaie (Carcharhinus leucas), Weiße Haie (Carcharodon carcharias), Tigerhaie (Galeocerdo cuvier). Nach Angaben des KZNSB kommen so jedes Jahr allerdings durchschnittlich nur 15,7 Prozent der gefangenen Haie mit dem Leben davon.
Erfolge
Im April 2019 wurde die Hainetzinstallation vor Richards Bay reduziert. Und zwar von fünf Doppelnetzen auf drei Doppelnetze. Außerdem kam es zum Ersatz eines Doppelnetzes durch ein einzelnes Hainetz. Dafür installierte das KZNSB als Ersatz neun drumlines. Zu den abgebauten Hainetzen jedoch gehörte auch das für Delfine gefährlichste Netz (net 99). In der Folge sank die Zahl getöteter Delfine. Dennoch sterben in den verbliebenen Hainetzen und an den drumlines immer noch viele andere Meerestiere (Haie, Rochen oder Meeresschildkröten).
IWC 2018
Walfang bleibt verboten
Vom 10. bis 14. September 2018 fand im brasilianischen Florianópolis die 67. Tagung der Internationalen Walfangkommission (IWC) statt. Wir freuen uns, dass wir die IWC-Teilnahme von Dr. Sandra Altherr von Pro Wildlife unterstützen konnten. Ihre Organisation ist als eine von mehreren auf der IWC als Beobachter zugelassen. Bereits seit 20 Jahren kämpft die Biologin für die Aufrechterhaltung des Walfangverbots. Denn auf der 67. IWC-Tagung stand erneut das weltweite Walfangverbot auf dem Spiel. Doch es wurde ein Sieg für die Wale! Japans Antrag wurde mit 41 zu 27 Stimmen abgelehnt. Neben den klassischen Walfangbefürwortern Island und Norwegen unterstützten vor allem Länder aus Afrika und dem asiatischen Raum den Antrag für den Walfang.
Internationale Walfangkommission/IWC
Ursprüngliches Ziel der 1946 von 14 Staaten gegründeten IWC, die seit 2012 nur noch alle zwei Jahre anstatt jährlich tagt, war der Erhalt der Walbestände zur Bejagung. Heute spielt angesichts wachsender Gefahren für Meeressäuger auch der Schutzgedanke eine wichtige Rolle. Und zwar nicht nur für Großwale, sondern auch für Delfine und andere Kleinwale.
Foto: Isländisches Walfangschiff Hvalur 8 im Hafen von Reykjavík von Sven Koschinksi
Weiterführende Informationen
La Gomera: Walbeobachtungsstation
2017 unterstützten wir das Projekt des gemeinnützigen Vereins MEER e.V. aus Berlin „Permanente Station zur landgestützten Beobachtung von Delfinen und Walen auf La Gomera“. Es war die erste Walbeobachtungsstation Station auf den Kanaren. Sie befand sich ca. 150 m über dem Meeresspiegel im Süden der Insel, nahe dem Valle Gran Rey. Hier ist der Ausgangspunkt für die meisten Whalewatching-Touren vor La Gomera.
„Wir bedanken uns herzlich für die Förderung durch die DSM. Wir freuen uns darauf, diese neuen Möglichkeiten, die sich durch die landgestützte Beobachtung von Cetaceen mit der Whalewatching-Beobachtungsstation für uns ergeben, zu gestalten und auszubauen!“
Fabian Ritter, Meeresbiologe und Vorsitzender von MEER e. V.
Weiterführende Informationen
- Whalewatching – Fluch oder Segen?
- Nachhaltiges Whalewatching La Gomera
- Walschutzgebiet vor Teneriffa
- Einzelgängerische Delfine
Foto: Fabian Ritter/MEER e. V.
Projekt Care for Dolphins
2016 unterstützten wir den Druck eines neuen Info-Flyers für das Projekt Care for Dolphins der Dolphin Watch Alliance aus der Schweiz (DWA). Denn das Schwimmen mit Delfinen im Roten Meer bei Hurghada und in angrenzenden Regionen hat sich zu einer äußerst beliebten Touristenattraktion entwickelt.
Das Projekt Care for Dolphins möchte sicherstellen, dass beide – Menschen und Delfine – eine angenehme Begegnung haben. Das Informationsangebot richtet sich an Touristen, Tourguides und Veranstalter. Zusätzlich werden Workshops für Tourenanbieter angeboten. Das Programm fördert außerdem das Bewusstsein für Arterhaltung und Umweltbildung. Es informiert Einheimische und Touristen über die Bedürfnisse der Delfine.
Strandungs-Rettungsfloß
2013 halfen wir bei der Finanzierung eines Rettungsfloßes für gestrandete Wale und Delfine. Dieses wird an der Westküste von Spanien eingesetzt. Denn hier, an der Küste des im westlichen Mittelmeer gelegenen Alboránmeers bei Almeria, stranden regelmäßig Delfine, Grindwale, Schnabelwale und auch Meeresschildkröten. PROMAR, eine Gruppe engagierter Freiwilliger, betreibt in diesem Gebiet seit vielen Jahren ein Rettungsnetzwerk. Immer wieder nehmen sie sich der hilflosen Tiere an.
Gesucht war ein spezielles Rettungsfloß. Das ist eine aufblasbare und mobile Transportplattform für Delfine und kleinere Wale. Derartige Rettungsflöße sind Standard bei den Rettungsnetzwerken in Großbritannien. Wir beteiligten gemeinsam mit anderen Organisationen an den Kosten.
Weiterführende Informationen
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Projektseite Schutz von Meeressäugern