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Das Mittelmeer ist beliebt – und in großer Not. Deshalb unterstützen wir seit Anfang 2022 das Project Manaia des österreichischen Meeresbiologen Manuel Marinelli. Die Schwerpunkte seiner Arbeit sind Schutz und Erhalt von Seegraswiesen, Meeressäuberungen, Erfassung der Artenvielfalt, Erforschung invasiver Arten sowie des Zustands lokaler Ökosysteme.
Für den Meeresschutz im Mittelmeer!
Das Mittelmeer
Das Mittelmeer steht unter einem hohen Nutzungsdruck. Es ist eines der am stärksten überfischten, am meisten befahrenen, verlärmten und vermüllten Meere. Zusätzlich leidet es unter Übertourismus durch viele Millionen Urlauber jedes Jahr. Hinzu kommen zahlreiche invasive Arten. Überhitzung und Versauerung des Meerwassers sind im Mittelmeer besonders ausgeprägt.
Aufgrund stark verschmutzter Küstengebiete gilt das Mittelmeer als Hotspot der Plastikvermüllung. Dies ist das Ergebnis eines Berichts von UNEP (Umweltprogramm der Vereinten Nationen) von 2020 zum Zustand des Mittelmeerraums: Jeden Tag landen rund 730 Tonnen Plastikmüll im Mittelmeer!
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts lebten in vielen Regionen des Mittelmeers noch große Bestände von Grünen Meeresschildkröten, Unechten Karettschildkröten und Lederschildkröten. Heute sind sie wegen des massiven Ausbaus des Küsten-Tourismus und der damit verbundenen Zerstörung von Lebensräumen (Seegraswiesen, Korallenriffe, strukturierte Küstensäume) für Hafenanlagen, touristische Resorts und Hotels fast restlos verschwunden.
Was macht Project Manaia?
Mit Forschungsfahrten dokumentiert und kartiert Manuel Marinelli das Mittelmeer. Die so gesammelten Daten bilden wichtige Grundlagen für den Meeresschutz im Mittelmeer. Bei den Forschungsfahrten kann jeder mitmachen.
Außerdem bietet Project Manaia im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit diverse Workshops an. Alle Daten stellt Manuel öffentlich zur freien Verfügung, um Schutzbemühungen zu beschleunigen: „Wenn wir alle zusammenarbeiten und im selben Team spielen, können wir mit unseren Bemühungen viel mehr erreichen“, erklärt er.
Seegraswiesen im Mittelmeer
Weltweit sind Seegraswiesen aufgrund von Umweltverschmutzung und Küstenentwicklungsmaßnahmen auf dem Rückzug. Die Verluste sind teilweise dramatisch. Dadurch gehen wichtige marine Lebensräume verloren, zahlreiche Arten verlieren ihre Habitate. Posidonia oceanica (Neptungras) ist eine endemische Seegrasart, die im Mittelmeer beheimatet ist: Man nennt sie auch die Lunge des Mittelmeers.
In den vergangenen vier Jahren führte Project Manaia eine großflächige Kartierung von Neptungraswiesen im Mittelmeer durch. Dabei zeigte sich ein flächendeckender Rückgang dieser wertvollen Meeresökosysteme im Mittelmeer. „Was die Seegraswiesen in der Adria angeht, sieht es leider nicht so rosig aus. Wir hatten durchwegs ungefähr zwanzig Prozent Verlust bei den Wiesen, sowohl in der Ausbreitung als auch in der Dichte der Wiesen selbst“, sagt Manuel Marinelli.
Das ist eine ernsthafte Bedrohung für unzählige Arten von Meerestieren, die zum Überleben auf Seegraswiesen angewiesen sind. Außerdem verliert das Mittelmeer dadurch immer stärker die Fähigkeit, Kohlendioxid zu speichern.
Grüne Meeresschildkröten
Projektmodul „Die Meeresgärtner“
Aufbau eines über den gesamten Mittelmeerraum reichenden Netzwerkes aus Tauchbasen, Tauchcentern und Meeres-Feldstationen, um lokale Seegraswiesen zu renaturieren.
Das Projekt ist als Cititzen-Science-Projekt angelegt. Urlauber und Einheimische können bei den Meeresgärtner-Netzwerkstationen intakte, abgerissene Seegrasbüschel und Seegrassamen abgeben. Hier lagert man die abgelieferten Pflänzchen und Samen, um sie später in bestehende Seegraswiesen einzusetzen.
Beseitigung von Plastikmüll
Gemeinsam mit Partnern vor Ort, wie Tauchbasen, Schulen oder Gemeinden, führt Project Manaia auf den Forschungsfahrten Meeres- und Strandsäuberungen durch.
Mithilfe eines PetBot-Geräts werden die gesammelten PET-Flaschen zerkleinert und zu Kunststofffäden verarbeitet (Recycling/Upcycling). Aus dem Plastikfilament stellt das Team dann auf einem 3-D-Drucker Gegenstände her und gibt diese gegen Spende an Unterstützer ab. Für eine Wiederverwertung ungeeigneter Plastikmüll muss derzeit über das lokale Abfallmanagement entsorgt werden. Doch die Suche nach alternativen Lösungen läuft.
Zudem bietet Project Manaia Online-Workshops für Schulen, Vereine oder Gemeinden an. Dort wird das Recyclingprinzip mit PetBot und 3D-Drucker erklärt.
Invasive Arten
Invasive Arten (Neobioten) sind Tiere oder Pflanzen, die in eine neue Umgebung geraten. Derartige Bioinvasoren können sich negativ auf die heimische Flora und Fauna auswirken und diese verdrängen. Das Mittelmeer ist hier besonders anfällig für Eindringlinge aus weiter südlich beheimateten Lebensgemeinschaften. Sie dringen durch den Suezkanal fast ungehindert vor.
In Zusammenarbeit mit Kollegen hat Manuel Marinelli eine Liste von Schwerpunktarten erstellt. Anhand dieser Arten wollen sie die Auswirkungen auf die heimische Flora und Fauna untersuchen. Dies sind insbesondere: Feuerfisch, Kugelfisch, Kaninchenfisch, Glatter Flötenfisch.
Invasive Species in the Mediterranean Sea ↗
Fotos zu invasiven Fischarten im Mittelmeer bei Project Manaia
Invasive Species Report Form ↗
Melden Sie eine Sichtung/Beobachtung von invasiven Arten im Mittelmeer an Project Manaia
Forschungsfahrten
2022 ging es einmal rund um das Tyrrhenische Meer: von Licata auf Sizilien die italienische Küste nach Norden, dann über Korsika und Sardinien zurück nach Süden. Die Forschungsfahrt mit drm SY Independence endete wieder in Licata auf Sizilien.
Es wurden also gut und gerne 1.500 Seemeilen mit geplanten 120 Stopps für Transekte und Seegras-Untersuchungen zurückgelegt. Informationen zu Terminplan 2023, Kosten und Anforderungen gibt es direkt auf der Webseite von Project Manaia.
Meeresschutz im Mittelmeer – Erfolge 2022
Seegras-(Posidonia)-Renaturierung
- 14 neue Partner-Tauchbasen.
- Jede Tauchbasis erhielt 30 Posidonia oceanica Seegrassamen zur Wiederanpflanzung.
- 200 durch Anker, Netze usw. herausgerissene Seegraspflanzen wurden an strategischen Stellen wieder in den Meeresboden gesteckt.
Seascaping the Med
- 300 neue Transekte (Satz von Mess- bzw.
Beobachtungspunkten entlang einer geraden Linie) an 50 Orten zwischen Sizilien über die westliche Seite des italienischen Festlands, Elba,
Korsika und Sardinien. - Mit einer detaillierten Basislinie ausgewählter Standorte erhält man in den kommenden Jahren
einen guten Überblick über die allgemeine Entwicklung, und zwar zu einem
Bruchteil der Kosten, die für eine groß angelegte Kartierung erforderlich wäre.
Artenbestimmungen – Invasive Arten
Dokumentation von mehr als 200 verschiedenen Arten von Meerestieren bei Schnorchelausflügen an denselben Orten wie die Transekte, was einen guten Überblick über die lokale Meeresfauna gibt.
- Entdeckung von drei lebenden Exemplaren der vom Aussterben bedrohten Edlen Steckmuschel (Pinna nobilis) an verschiedenen Standorten, nachdem zwei Jahre lang nur Verluste zu verzeichnen waren.
- Die im Mittelmeer invasive Blaukrabbe (Callinectes sapidus) hat sich erfolgreich im Mittelmeer etabliert und war während der gesamten Saison an fast allen Standorten präsent.
- Nach wie vor wenige Sichtungen von Tintenfischen (Octopus vulgaris). Doch mit durchschnittlich zwei Sichtungen pro Woche hat sich die Anzahl gegenüber der vorherigen Saison verdoppelt. Das lässt auf einen guten Trend bei den Populationen hoffen.
Meeresmüll
- Rund 500 kg Müll aus dem Meer geholt und von Stränden gesammelt.
Das Mittelmeer braucht Hilfe!

Für Artenvielfalt und Klimaschutz!
Nach Informationen von Project Manaia
Titelfoto: Forschungsschiff SY Waya Waya ankert im Mittelmeer
Wir danken für die Unterstützung
Klimalotterie ClimaClic

Artenvielfalt im Mittelmeer
- Seegraswiesen – Seegras
- Edle Steckmuschel
- Meeresschildkröten in der Adria
- Haie in der Adria
- Delfine in der Adria
- Gemeine Delfine
- Wale in der Adria
- Finnwale in der Adria
- Bedrohte Artenvielfalt in der Adria
- Riesenhaie im Mittelmeer
- Die letzten Mittelmeer-Mönchsrobben
- Rote Thunfische
- Unechte Karettschildkröten
- Mondfische
- Harnessing the Superpowers of Seagrass – Project Manaia in the Med (Feature auf scubavox)