Die größte Mülldeponie der Welt ist das Meer
Die Ozeane dienen uns nicht nur als wichtige Protein- und Rohstoffquelle, als Erholungs- und Erlebnisraum, sondern auch als bequeme und billige Müllhalde. Kein Wunder also, dass es fast nichts gibt, das nicht in der größten Mülldeponie der Welt landet:
- Radioaktive Abfälle, darunter ausgemusterte Kernreaktoren der russischen U-Bootflotte
- Hausmüll
- Abwässer aus Städten und Industrieanlagen
- Chemikalien
- Ballastwasser aus Schiffstanks
- Munition
- Pestizide und Düngemittel aus der konventionellen Landwirtschaft
- Rohöl
- Schadstoffe wie DDT, PCBs oder Quecksilber
- tonnenweise Sonnenschutzmittel
- Plastik und Mikroplastik
Manches davon wird gewollt entsorgt. Anderes – wie bei Ölkatastrophen à la Deep Water Horizon – gerät durch menschliches Versagen oder Unachtsamkeit in die Ökosysteme.
Aktuelle Förderungen Ocean Cleanups
Ihre Hilfe für saubere Meere
Plastik im Meer – der Fluch der Ozeane

Viel großteiliger Plastikmüll wird gleich wieder zurück an Land getrieben Foto: pixabay
Zwischen 60 bis 80 Prozent des Mülls, der jedes Jahr im Meer landet, besteht mittlerweile aus Kunststoff. Man nimmt an, dass die erst seit etwa 1950 in größerem Stil produzierten künstlichen Polymerprodukte mehrere hundert Jahre überdauern.
Auch wenn der größte Teil auf den Meeresgrund sinkt – wahrscheinlich etwa 70 Prozent (laut UNEP) –, vieles auch wieder an Land getrieben wird, bildet der in der Wassersäule verbleibende Rest doch eine sehr gefährliche Gemengelage.
Plastik im Meer – tödliche Gefahr für Meerestiere
Meerestiere jeglicher Art verheddern oder strangulieren sich in herumtreibendem Plastikmüll. Laut Umweltbundesamt (UBA) sind regelmäßig 136 Meerestierarten betroffen. Darunter mindestens 43 Prozent aller Wal– und Delfinarten.

Tote Lederschildkröte im Kariner Meer (Kroatien). Sie hatte Plastiktüten als vermeintliche Beute verschluckt. Diese verstopften den Verdauungstrakt, sodass sie schließlich starb. Foto: VAL
Meeresschildkröten verwechseln Fetzen aus Weichplastik mit Quallen. Ein tödlicher Irrtum. Wie auch bei Walen und Delfinen. Verschluckte Plastikteile können ihnen den Magen verstopfen. Ein langsamer, qualvoller Tod ist die Folge
Seevögel dagegen füttern ihre Jungen mit Kleinstplastikteilen. Kein Wunder, dass 60 % der untersuchten Eissturmvögel in der Nordsee Plastikpartikel im Magen (mehr als 0,1 g Kunststoffe) aufweisen.
Menge unbekannt – Ausmaß verheerend
Beim Thema Plastikvermüllung fischt man einigermaßen im Trüben. Das fängt an bei der weltweiten jährlichen Produktionsmenge. Sind es 380 Millionen, 348 Millionen oder „nur“ 300 Millionen Tonnen?

Quelle: UBA
Und es endet beim jährlichen Eintrag von Plastik ins Meer. Sind das nun über vier, über acht oder gar bis zu 13 Millionen Tonnen? Kaum eine der vielen kursierenden Zahlen ist abgesichert. In jedem Fall ist es viel, zu viel. Sicherlich landen jedes Jahr mehrere Millionen Tonnen in den Ozeanen.
Plastik findet sich mittlerweile überall. Im arktischen Eis und im über 11.000 Meter tiefen Marianengraben, dem tiefsten Ort der Erde.
Mehr Plastik als Fisch in den Ozeanen?
Vielleicht wird es bis 2050 mehr Plastik im Meer als Fisch geben (bezogen auf das Gewicht). Die viel zitierte Aussage lässt sich zwar nicht belegen, könnte aber zutreffen. Jedenfalls wenn es beim derzeitigen Maß von Überfischung und illegalem Fischfang bleibt.
Was tun?
Um das Problem in den Griff zu bekommen, sind umfassende Anstrengungen bei der Reduzierung, beim Recycling sowie eine Abkehr von Plastikeinwegprodukten unumgänglich.

Foto: pixabay
So bedarf es einer drastischen Änderung im Konsumverhalten jedes Einzelnen. Dies müsste einhergehen mit ambitionierten gesetzlichen Regelungen und einem Umdenken in der Realwirtschaft. Freiwillige Selbstverpflichtungen, wie sie Deutschland bevorzugt, nutzen da wenig.
Zwar gibt es eine UN-Resolution zur Beseitigung der Plastikverschmutzung im Meer. Und die EU will bis 2025 eine Sammelquote von 90 Prozent bei Einweg-Getränkeflaschen aus Kunststoff erreichen. Einwegprodukte, wie Wattestäbchen, Besteck, Teller oder Strohhalme sollen ab 2020 gänzlich verboten werden. Doch das reicht nicht.
Plastik im Meer – Lösungsansätze

„Es geht darum, den Wasserhahn zuzudrehen, statt die Badewanne mit einem Fingerhut leeren zu wollen.“ (Nick Mallos von Ocean Conservancy) – Foto: pixabay
Strandreinigungsaktionen, die Bergung von Geisternetzen oder küstennah operierende Spezialschiffe, die großteiligen an der Meeresoberfläche treibenden Müll absammeln, können die Ökosysteme entlasten.
Dennoch gilt es, möglichst viele Ressourcen für die Vermeidung von Plastikmüll, für ein klares „Nein zur Wegwerfgesellschaft“ und für den massiven Ausbau von Recyclinganlagen einzusetzen.
Der Eintrag muss gestoppt werden und das umfassend und schnell!
Foto oben: Thomas Wolter auf Pixabay