Die Klimakatastrophe

Die vom Menschen verursachte Klimakrise (Erhitzung der Erde) ist in vollem Gange. Sie entwickelt sich immer stärker zum größten Motor des Artensterbens im Meer. Laut einer Studie der Princeton University vom April 2022 hat der stetig steigende Ausstoß von Treibhausgasen das Potenzial, ein Massenaussterben von Meereslebewesen auszulösen. Dieses sei in seinen Dimensionen mit dem Aussterben der Dinosaurier vergleichbar. António Guterres, UN-Generalsekretär, warnt: „Wir sind auf einem Highway in die Klimahölle und haben den Fuß auf dem Gaspedal“.

Laut einer Datenanalyse von Climate Central sollen die Monate von November 2022 bis Oktober 2023 die heißesten seit 125.000 Jahren gewesen sein. Während dieser Monate lag die globale Durchschnittstemperatur mehr als 1,3 Grad über dem vorindustriellen Niveau (1850 – 1900). Im Ergebnis lag 2023 dann, nach Angaben der Max-Planck-Gesellschaft, um 1,48 Grad über dem vorindustriellen Mittel. Juli und August 2023 waren die heißesten je gemessenen Monate und der Februar 2024 der heißeste je gemessene Februar. Eine Rolle spielte dabei allerdings der Beginn eines El Niño-Ereignisses im tropischen Pazifik.

Im Jahr 2024 geht die Europäische Umweltagentur (EEA) davon aus, dass Europa der Kontinent ist, der sich am schnellsten aufheizt. In der Folge wird erwartet, dass extreme Hitzeperioden immer häufiger auftreten werden. Mit negativen Folgen auf Gesundheit, Landwirtschaft, den Transportweg Fluss, die Artenvielfalt und anderes mehr.

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Wie entsteht der Treibhauseffekt?

Unser Planet bezieht seine Energie nahezu ausschließlich von der Sonne. Atmosphärische Gase wie Ozon, Staubpartikel, Wasserdampf und Wolken absorbieren etwa ein Drittel der Sonneneinstrahlung. Dadurch erwärmt sich die Atmosphäre über uns. Fast 60 Prozent der Sonneneinstrahlung erreicht und erwärmt die Erdoberfläche. Sie strahlt einen großen Teil der von ihr absorbierten Wärmeenergie dann als langwellige Strahlung (sogenannte Albedo) wieder ab.

Jedoch schafft es nur ein kleiner Teil der langwelligen Wärmestrahlung auf direktem Weg ins Weltall. Der überwiegende Rest stößt in der Atmosphäre auf Hindernisse: Treibhausgase. Sie verhindern, wie die Glasscheibe eines Treibhauses, dass zu viel der langwelligen Wärmestrahlung in den Weltraum entweicht. Ohne diesen Effekt würde unser Planet seine lebensnotwendige Wärme einbüßen.

Der Treibhauseffekt ist also zunächst ein natürliches, für das Leben auf der Erde notwendiges Phänomen. Ohne ihn wäre es im Mittel minus 18 Grad Celsius kalt und unser blauer Planet könnte sich in eine Schneeball-Erde verwandeln.

Schneeball-Erde

Befinden sich zu wenige Treibhausgase in der Atmosphäre, kann dies zu Eiszeiten bis hin zur – laut einer Hypothese des US-Geologen Joseph L. Kirschvink – fast vollständigen Vereisung des Planeten führen. Vom Weltall aus betrachtet sieht die Erde dann wie eine große weiße Kugel aus. Wie ein Schneeball. Die Hypothese ist noch umstritten. Dennoch geht man derzeit davon aus, dass es im Laufe der Erdgeschichte mindestens drei Schneeball-Erden gab. Die letzte Schneeball-Erde endete mit der Marinoischen Vereisung vor etwa 635 Millionen Jahren.

Hilfreich bei der Befreiung von den zum Teil kilometerdicken Eisschilden war dann wiederum ein Anstieg der atmosphärischen Klimagas-Konzentration, z. B. als Folge von Vulkanausbrüchen. Innerhalb weniger tausend Jahre kippte die Welt von einem Schneeballklima in ein Supertreibhausklima, ausgelöst durch eine natürliche Klimakatastrophe.

Klimagase

Die Klimagase Kohlendioxid, Methan und Lachgas entstehen auch als Folge natürlicher Prozesse (Waldbrände, denitrifizierende Bakterien, mikrobieller Abbau von Biomasse, Vulkanausbrüche, Atmung, u. a. m.). Diese Emissionen spielen jedoch im Zuge der vom Menschen verursachten, zusätzlichen Treibhausgasemissionen für den Verlauf der Klimakatastrophe keine Rolle.

Neben Wasserdampf sind kurzlebige Klimagase und Schadstoffe wie Feinstaub, Ruß, Methan, troposphärisches Ozon (O3) oder Fluorkohlenwasserstoffe (FKWs) für 40 bis 45 Prozent der Erderhitzung verantwortlich. Sie verweilen nur kurz in der Atmosphäre. Feinstaub und Ruß wenige Tage, Methan etwa 9 bis 12 Jahre. Bei Kohlendioxid dauert es länger, viel länger (bis zu 1.000 Jahre).

Wasserdampf

Das wichtigste natürliche Treibhausgas ist Wasserdampf. In der Atmosphäre kommt er in höherer Konzentration vor als Kohlendioxid, Methan oder Lachgas. Im Vergleich zu CO₂ trägt Wasserdampf zwei- bis dreimal so stark zum natürlichen Treibhauseffekt bei, ist allerdings viel kurzlebiger.

Lachgas N2O

Lachgas (N2O) ist das drittstärkste langlebige Klimagas. Es bleibt etwa 120 Jahre in der Atmosphäre, hat ein hohes Treibhauspotenzial und trägt erheblich zur Erderhitzung bei. Der vom Menschen verursachte Lachgasausstoß ist hauptsächlich auf die flächendeckende Überdüngung mit Stickstoff (N) aus stickstoffhaltigen Düngemitteln in der Landwirtschaft zurückzuführen. Böden und Flüsse sind dabei die wesentlichen Lachgas-Quellen. Denn überschüssiger Stickstoff verbleibt entweder in den Böden oder er wird mit dem Regen in Flüsse gespült. Die Umwandlungsprozesse in Lachgas (N2O) geschehen dort entweder direkt oder über Umwege durch biologische Prozesse.

Nach Angaben des UBA im Ressourcenbericht für Deutschland 2022 gelangen in Deutschland 1,1 Mio. Tonnen Stickstoff mit Futtermitteln aus industrieller Produktion und Importen in die Tierproduktion. Hinzu kommen noch rund eine Million Tonnen aus von der Landwirtschaft erzeugten Grundfuttermitteln, 1,3 Mio. Tonnen aus Mineraldüngern für den Anbau von Nutzpflanzen sowie 0,7 Millionen Tonnen aus Wirtschaftsdüngern tierischer Herkunft und Gärresten aus Biogasanlagen.

Dabei ist in Deutschland die Stickstoffzufuhr über mineralische und organische Düngemittel in der vergangenen Dekade (2010 bis 2019) im Vergleich zu den vorherigen beiden Dekaden um 4 % gestiegen. Nicht von ungefähr mahnt das UBA angesichts der zahlreichen Umweltauswirkungen von Stickstoff einen sorgsamen Umgang mit diesem Rohstoff an.

Methan CH4

Methan (CH4) ist das zweitwichtigste Klimagas. Für viele Menschen ist es als brennbarer Hauptbestandteil von Erdgas alltäglich. Methanemissionen beschleunigen die Klimakatastrophe kurzfristig. Denn sie schaden dem Klima über einen Zeitraum von 20 Jahren etwa 83 Mal so stark wie CO₂. Laut Weltklimarat (IPCC) sind Methanemissionen für mindestens ein Viertel der aktuellen Erderhitzung (etwa 0,5 Grad Celsius) verantwortlich. Tendenz stark steigend. Seit Beginn der systematischen Messung vor fast 40 Jahren stieg die Methan-Konzentration in der Atmosphäre noch nie so stark wie 2021. Doch seine Wirkung wird immer noch unterschätzt. Obwohl Methan dafür verantwortlich ist, dass Klima-Kipppunkte schneller als erwartet erreicht werden.

In der EU verursachte die Landwirtschaft mit über 9.200 Kilotonnen im Jahr 2019 mit Abstand die meisten Methanemissionen. Auch in Deutschland ist sie die größte Methanerzeugerin. Hier gingen 2020 über 1.200 Kilotonnen Methan auf ihr Konto. Dabei tragen primär Nutztiere mit ihrer Verdauung mit einem Anteil von 75 Prozent zum hohen Methanausstoß der Landwirtschaft bei.

Mitte November 2023 verabschiedete die EU eine Methanverordnung. Ziel ist es, Methanemissionen im Energiesektor systematisch und verbindlich zu reduzieren. Von dort stammen ca. 15 bis 16 % der Methanemissionen in Europa.

Gefährliches Gas – auf der Jagd nach den Methanlecks ↗
Sendung Wissen hoch 2 auf 3sat

Methan Tracker ↗
Interactive database of country and regional estimates for methane emissions

Schwefelhexflourid SF6

Das stärkste bisher bekannte Treibhausgas ist Schwefelhexafluorid. Als Isoliergas findet es in Schaltanlagen, Schallschutzfenstern, Kälte- und Klimaanlagen, Wärmepumpen, Fahrzeugreifen u. a. m. Verwendung. Es wird auch für Technologien eingesetzt, mit denen man die Klimakrise bekämpft: Windräder und Solaranlagen. Entweicht SF6 durch Leckagen oder bei nicht sachkundiger Verschrottung, verbleibt es ca. 3.200 Jahre in der Atmosphäre. Es gibt keine natürlichen Senken für SF6. Sein Treibhauseffekt ist gewaltig: 1 kg SF6 wirken wie 23 Tonnen CO₂ in 100 Jahren (sogenanntes CO₂-Äquivalent).

In Europa ist Deutschland der größte Emittent. Auch wenn vergleichsweise geringe Mengen entweichen, ist deren Treibhauseffekt aktuell höher als der des innerdeutschen Flugverkehrs. Laut Angaben des Umweltbundesamtes stammt der größte Anteil der deutschen SF6-Emissionen aus Schallschutzfenstern.

Kipppunkte der Klimakatastrophe

Laut Definition des Weltklimarats IPCC ist ein Kipppunkt „eine kritische Grenze, jenseits derer ein System sich umorganisiert, oft abrupt und/oder unumkehrbar.“ Klimawissenschaftler beobachten 16 Kippelemente auf der Erde. Man teilt diese in drei Kategorien ein:

  • Schmelzen der Eiskörper
  • Veränderungen in der Zirkulation der Ozeane und der Atmosphäre
  • Bedrohung von Ökosystemen mit weltweiter Tragweite, zum Beispiel von Regenwäldern

Verursacher der Klimakatastrophe

Nur zehn Länder sind für zwei Drittel der weltweiten CO₂-Emissionen verantwortlich. Dabei sind China und die USA die mit Abstand größten Verursacher. Wobei ein durchschnittlicher Nordamerikaner etwa 11,6 t Kohlendioxid verursacht, während der Pro-Kopf-Verbrauch in China bei 6,6 t liegt. Deutschland zeichnet für ca. 2 % der globalen CO₂-Emissionen verantwortlich und liegt damit auf Platz 7 der Verschmutzer-Top-Ten.

Global gesehen besteht ein massives Ungleichgewicht und Nord- und Süd-Gefälle bei den Verursachern der Erderhitzung. Denn die wohlhabendsten zehn Prozent der Weltbevölkerung – inkl. Australien – sind für die Hälfte aller Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Die ärmere Hälfte der Welt verursacht dagegen lediglich 12 Prozent der Emissionen. Viele dieser Länder befinden sich im Globalen Süden. Die dort lebenden Menschen sind jedoch am stärksten von den Auswirkungen der Klimakatastrophe betroffen, da ihnen die Mittel fehlen, sich z. B. gegen den Anstieg des Meeresspiegels zu wappnen.

Konsum befeuert die Klimakrise

Nach Angaben des Umweltbundesamtes (UBA) stammen rund 40 Prozent der deutschen Treibhausgasemissionen aus der Entnahme und ersten Verarbeitung von Rohstoffen. Jeder Bundesbürger trägt statistisch gesehen, laut des Ressourcenberichts für Deutschland 2022, einen „ökologischen Rucksack“ von jährlich 16 Tonnen an konsumierten Rohstoffen und Materialien. Etwa für Ernährung, Wohnen und Mobilität.

Zudem entstehen durch den Import von Produkten nach Deutschland und deren Rohstoffbedarf wiederum Umwelt- und Klimaprobleme in anderen Teilen der Welt.

Gleichzeitig leistete sich Deutschland nach UBA-Angaben 2021 klimaschädliche Subventionen (z. B. das Dienstwagen- oder Kerosinprivileg) in Höhe von 65 Milliarden Euro.

Klimalüge Holzverbrennung

Mit Abstand dreckigste Energieträger sind Holz, Holzpellets und Kohle. Je Kilowattstunde wird bei der Holzverbrennung zwei- bis dreimal so viel Kohlendioxid in die Atmosphäre eingebracht wie bei der Nutzung fossiler Energieträger. Dennoch zählt Energie aus der Verbrennung von Holz in der EU zu den regenerativen Energiequellen. Die dabei entstehenden Emissionen setzt man mit „null“ an. Wie bei einem Windrad.

In Deutschland stammt mehr Energie aus der Holzverbrennung als aus Windkraft und Solaranlagen. Die Energiewende in Deutschland und in der EU ist auf das Verbrennen von Holz ausgerichtet. Holzverbrennung zählt bei den Erneuerbaren als Energie aus Biomasse, mit steigendem Anteil. Man will die Klimakatastrophe mit dem klimaschädlichen Verbrennen von Holz stoppen. Das ist absurd!

Das UBA fordert denn auch, dass zum Heizen von Gebäuden Holz allenfalls in gut begründeten Ausnahmefällen eingesetzt werden sollte, in denen es tatsächlich keine Alternative gibt. Außerdem will das UBA verschärfte Emissionsgrenzwerte für Holzheizungen.

Im August 2024 sorgte das UBA für erhebliche Unruhe im Wirtschafts- und Klimaschutzministerium, als es in seinem online CO₂-Rechner Holzenergie als klimaschädlich bewertete: bei der Verbrennung von einer Tonne Holz entstehen Emissionen von 1,77 Tonnen CO₂. Laut Klimaschutzministerium ist auf Holzverbrennung dennoch keine CO₂-Abgabe geplant.

Entwässerte Moore

Die konventionelle Landwirtschaft erweist sich auch bei der Nutzung entwässerter Moore als wesentlicher Treiber der Klimakatastrophe. Entwässerte Moore binden kein CO₂ mehr, sondern setzen Klimagase frei.

Etwa 7 Prozent der Treibhausgasemissionen in Deutschland stammen aus entwässerten Mooren.

Laut Angaben aus dem Mooratlas verursachen entwässerte Moorböden weltweit jährlich über 1,9 Milliarden Tonnen CO₂-Äquivalente. Fast 90 Prozent davon ist Kohlendioxid, der Rest Methan und Lachgas. Hinzu kommen Emissionen aus Torfbränden. Entwässerte Moore werden überwiegend landwirtschaftlich genutzt.

Klimalüge CO₂-Zertifikate

Klimaneutral? Von wegen ↗

Das Milliardengeschäft mit der Klimaneutralität: MDR-Recherche von „FAKT“ für Das Erste zeigt Netzwerk hinter dem Verkauf von CO₂-Zertifikaten. (Sendung vom 9. Januar 2024, ARD Mediathek).

What are blue carbon credits and can they help battle the climate crisis? – auf euronews.green

Mit Manuel Marinelli, Meeresbiologe von Project Manaia – Projekt Meeresschutz im Mittelmeer.

EU-Umweltagentur warnt

Anfang März 2024 stufte die Europäische Umweltagentur (EEA) die EU als unzureichend vorbereitet für die Folgen der Klimakrise ein. Die EEA befürchtet, dass die Temperatur bis zum Ende des Jahrtausends um sieben Grad steigen könnte, falls Europa keine umfassenden Klimaschutzmaßnahmen durchführt. Laut einer Studie der ETH Zürich muss Europa bereits jetzt mit Temperaturen von über 50 Grad im Sommer rechnen. Derartige Hitze kann tödlich sein.

Rückgang der CO₂-Emissionen (noch) nicht in Sicht

Mitten in die Beratungen der UN-Klimakonferenz COP27 in Ägypten platzte im November 2022 ein Bericht des „Global Carbon Projects“. Mehr als 100 Wissenschaftler hatten daran mitgearbeitet. Demnach erreichen die globalen CO₂-Emissionen 2022 etwa 40,6 Milliarden Tonnen (inkl. 3,9 Milliarden Tonnen aus der Landnutzung, hauptsächlich der Entwaldung) und liegen damit nur knapp unter dem Rekord von 40,9 Milliarden Tonnen aus 2019.

Zwar habe sich das langfristige Wachstum fossiler Emissionen abgeschwächt, heißt es in dem Bericht. Doch um die Pariser Klimaziele zur Eindämmung der Klimakatastrophe (Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 °C gerechnet vom Beginn der Industrialisierung bis zum Jahr 2100) noch mit einer 50%igen Wahrscheinlichkeit erreichen zu können, dürften bis 2100 nur noch 380 Milliarden Tonnen CO₂ emittiert werden.

Ausgehend von den Werten aus 2022, wird diese Menge bereits in neun Jahren erreicht sein!

Laut des „Faktenpapiers zum Klimawandel 2022“ vom Deutschen Klima-Konsortium, genügen alle bisherigen Zusagen der Regierungen für Emissionsminderungen lediglich für eine Begrenzung der Erderhitzung auf rund 2,1 °C. Auch das Exzellenzcluster „Klima, Klimawandel und Gesellschaft (CLICCS)“ der Universität Hamburg hält das Erreichen der 1,5-Grad-Grenze zwar für physikalisch derzeit noch erreichbar, aber für gesellschaftlich nicht. Dafür verlaufe die notwendige umfassende Dekarbonisierung einfach zu langsam.

Bau neuer Kohlekraftwerke

Ein Bericht1 des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC)1 vom April 2023 zeigt, dass in den nächsten Jahren rund 170 bis 270 neue Kohlekraftwerke ans Netz gehen werden. Den Löwenanteil daran hat China. Indien, Indonesien, Vietnam und andere Länder planen ebenfalls den Bau neuer Kohlekraftwerke. Der angestrebte Ausstieg aus der Kohle als fossilem Energieträger bis 2050 ist so nicht realisierbar.

Kohlekraftwerke in Deutschland

Laut Geschäftsbericht der RWE Power AG stießen deren Kohlekraftwerke im rheinischen Braunkohlerevier allein im Jahr 2022 mindestens 58,8 Millionen Tonnen Kohlendioxid aus. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes stammt ein Drittel des in Deutschland verbrauchten Stroms aus der Kohleverbrennung.

Nicht auf Kurs: Klimaziele in weiter Ferne

Der „Emissions Gap Report 2023“ des UN-Umweltprogramms (UNEP) zeigt, dass die Welt bis zum Ende des Jahrhunderts auf eine Erwärmung von 2,9 bis drei Grad Celsius zusteuern wird. Also weiter in die Klimakatastrophe hinein! 

Die Klimakatastrophe stoppen

Stoppen oder bremsen lässt sich die Überhitzung des Planten einerseits durch weniger Emissionen klimarelevanter Gase und Schadstoffe wie:

  • Tempolimits auf Straßen und auf dem Meer
  • Deutliche Senkung der Tierbestände in der Massentierhaltung
  • Sofortiger Kohleausstieg
  • Vernässung entwässerter Moore
  • Verbot der Grundschleppnetzfischerei.

Eine Studie des Umweltbundesamtes (UBA) vom Januar 2023 belegt, dass ein Tempolimit von 120 km/h auf Autobahnen allein in Deutschland etwa 6,7 Millionen Tonnen CO₂ einsparen würde. Mit Grundschleppnetzen gefischte Meeresfrüchte und Fische weisen einen der höchsten CO₂-Fußabdrücke aller Proteinquellen auf. 

Natur oder Technik?

Seit Langem weisen Experten daraufhin, dass die Ziele des Pariser Klimaabkommens (Senkung des Netto-Ausstoßes von Treibhausgasen bis 2050 auf null) nur mit der sofortigen und vollständigen Wiedervernässung fast aller entwässerten Moore erreicht werden können. Hierzulande müssten dazu jährlich mindestens 50.000 Hektar Moorfläche wiedervernässt werden (Mooratlas, 2023). Doch bei uns geschieht dies derzeit lediglich auf einer Fläche von 2.000 Hektar pro Jahr.

Laut UBA dürften allerdings selbst bei Umsetzung einer ambitionierten Klimapolitik in Deutschland unvermeidbare fossile Restemissionen von 40 bis 60 Millionen Tonnen CO₂ pro Jahr bleiben. Auch von daher sind natürliche CO₂-Senken wie Seegraswiesen, Salzwiesen, Kelpwälder, Wälder, Moore, aber auch die verstärkte Holznutzung als Baustoff wichtig, um diese Emissionen aufzunehmen. Diese naturbasierten Systeme könnten erhebliche CO₂-Mengen aus der Atmosphäre entfernen, wenn man sie entsprechend ausbauen würde. Dies hätte zudem ungemein positive Effekte für die Artenvielfalt.

Die Ozeane: wirkungsvolle Wärmespeicher im Klimasystem der Erde

Auswirkungen der Klimakatastrophe

Bereits heute hat die Ozeanerhitzung teilweise dramatische Konsequenzen. Von 1960 bis 2019 haben die Weltmeere bereits mehr als zwei Prozent ihres Sauerstoffgehalts eingebüßt. Es gibt immer mehr Todeszonen ohne Sauerstoff (dead zones) in Küstengebieten.

Arktis

Der Arktische Ozean ist überdurchschnittlich hart betroffen von der Erderhitzung. Hier steigen die Temperaturen seit 50 Jahren mehr als doppelt so schnell wie in der restlichen Welt. So lag die gemittelte Oberflächentemperatur der Arktis 2018/2019 um bis zu 5 °C über dem Durchschnitt der Jahre 1981 bis 2010.

Da ist es nur folgerichtig, dass sich auch der Grönländische Eisschild weitaus anfälliger für die Auswirkungen der Klimakrise ist, als bislang bekannt. Das zeigt eine im Fachblatt Nature Anfang 2014 veröffentlichte Studie von Chad Greene2 vom California Institute for Technology. Demnach hat der Grönländische Eisschild seit 1985 mehr als 5.000 km² eingebüßt. Fast die doppelte Fläche des Saarlands.

Der dadurch ausgelöste Frischwassereintrag könnte die für die Wärmeversorgung in Europa wichtige Umwälzzirkulation „Atlantic Meridional Overturning Circulation / AMOC“ – bekannt als Golfstrom – zusätzlich schwächen. Wird dadurch ein Kipppunkt erreicht, könnte der Golfstrom zusammenbrechen. Die Situation erschwerend kommt hinzu, dass der Rückgang der Eisschilde die von ihnen geschützten Binnengletscher noch stärker ins Rutschen Richtung Arktischer Ozean bringen könnten.

Antarktis

Anfang Februar 2023 erreichte das antarktische Meereis einen neuen Rekord-Tiefstand. Die Meereisbedeckung des Südozeans lag bei nur noch 2,2 Millionen km², berichtet das Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI). Seit Beginn von Satellitenmessungen vor rund 40 Jahren wurde noch nie eine derart geringe Meereisfläche gemessen. Damit hält der seit einigen Jahren anhaltende Meereis-Negativtrend als Folge der Klimakatastrophe unvermindert an.

Die Klimakrise in Deutschland

Auch in Deutschland verschärfen sich die Folgen der Klimakatastrophe. Unser Land wird insgesamt wärmer, erlebt regelmäßige Hitzewellen. Gleichzeitig gehört Deutschland mittlerweile zu den Regionen mit den weltweit höchsten Wasserverlusten. Von der klimabedingten Dauer-Trockenheit profitieren Baumschädlinge. Das führt zu einer deutlichen Zustandsverschlechterung der Wälder. Auch in der Landwirtschaft führte die Wasserknappheit bereits zu spürbaren Ernteeinbußen.

Darauf wiesen das Umweltbundesamt (UBA) und das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) anlässlich der Veröffentlichung des neuen Monitoringberichts 2023 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel (DAS) hin.

UBA-Themenseite: Weltweite Temperaturen und Extremwetterereignisse seit 2010 ↗

Mit einer Durchschnittstemperatur von 10,6 Grad war 2023 das heißeste Jahr in Deutschland seit Beginn der Aufzeichnungen 1881. Bereits im Vorjahr hatte das Jahresmittel außergewöhnliche 10,5 Grad Celsius erreicht.

Grafik Temperauturanstieg in Deutschland von 1881 bis 2022 von Ed Hawkings.
Quelle: Ed Hawkings/University of Berkeley / #ShowYourStripes

Angriff auf die Artenvielfalt

Durch die Klimakatastrophe verändert sich das Artengefüge im Meer rasant und großflächig (z. B. von den Tropen in die Subtropen). Mit den Auswirkungen haben mittlerweile alle Lebensgemeinschaften des Meeres zu kämpfen.

Die Meereserhitzung vertreibt mobile Meereslebewesen aus zu warm oder sauerstoffarm gewordenen Lebensräumen. Substratbewohner wie Seeanemonen oder Korallen können nicht weg. Andere wie Seesterne oder Seegurken sind zu langsam. Sie alle sterben. Dadurch verändern sich u. a. Räuber-Beute-Beziehungen. Besonders tropische Ökosysteme erleiden einen dramatischen Artenschwund. Gleichzeitig sinkt die Produktivität der Ozeane. Überdies verstärken sich die Folgen gegenseitig in ihrer Wirkung. Damit sinkt die Widerstandskraft mariner Arten gegenüber anderen menschengemachten Stressoren.

Die Klimakrise ist mittlerweile einer der treibenden Motoren des Artensterbens im Meer. Tropische Korallenriffe könnten selbst bei Erreichen des 1,5-Grad-Ziels bereits 2050 ausgestorben sein.

Die Klimakatastrophe hat eine besonders dramatische Auswirkung auf die Artenvielfalt in der Arktis und Antarktis. Die teils hoch spezialisierten, polaren Lebensgemeinschaften verlieren einen Lebensraum nach dem anderen. Aufgrund der Geschwindigkeit von Meereisverlust und Erwärmung des Meerwassers können sie sich an die neuen Bedingungen nicht anpassen. Es gibt keine geeigneten Gebiete, in die sie ausweichen könnten.

Angriff auf unsere Küsten

Eine Studie der Tongji Universität in Shanghai zeigte, dass die Erhitzung der oberen Wasserschichten des Indopazifik als Folge der Klimakatastrophe extreme Monsunregenfälle in Südostasien auslöst. Denn das Meer erhitzt die Atmosphäre immer stärker und lädt sie mit immer mehr Wasserdampf auf. Dadurch entstehen häufigere und sehr viel stärkere Regenfälle.

Wissenschaftler rechnen derzeit bis 2100 mit einem Meeresspiegelanstieg von einem Meter. Es könnte jedoch sehr viel früher, viel mehr werden.

Allein das Abschmelzen von sechs der derzeit mit am schnellsten fließenden westantarktischen Gletscher hätte einen globalen Meeresspiegelanstieg von 1,2 m zur Folge. Sollte die Westantarktis ihre Eismassen als Folge der Klimakatastrophe komplett verlieren, würde der Meeresspiegel um bis zu 4,3 m steigen. Verlöre die Antarktis ihren Eispanzer vollständig, hätte dies – laut world ocean review 6 – einen Anstieg des globalen Meeresspiegels um 58,3 Meter zur Folge.Das Abschmelzen des gewaltigen Grönländischen Eisschilds im hohen Norden würde die Wasserpegel an den Küsten der Welt um etwa 7,3 Meter anheben.

So viele Küstenschutzmaßnahmen kann man gar nicht bauen, um das aufzuhalten. Doch in den betroffenen Küstengebieten in bis zu 150 km Entfernung vom Meer lebt fast die Hälfte der Menschheit.

Quellen:
world ocean review, SZ, UBA, RiffReporter, Alfred-Wegener-Institut (AWI), BfN, Deforestation Inc., Mooratlas (Heinrich-Böll-Stiftung), Umweltbundesamt: Die Nutzung natürlicher Ressourcen. Bericht für Deutschland 2022, „Zieht euch warm an, es wird noch heisser!“ von Sven Plöger, u. a. m.

  1. Lorenzo Montrone et al 2023 Environ. Res. Lett. 18 054013
    DOI 10.1088/1748-9326/accdf0 ↩︎
  2. Greene, C.A., Gardner, A.S., Wood, M. et al. Ubiquitous acceleration in Greenland Ice Sheet calving from 1985 to 2022. Nature 625, 523–528 (2024). https://doi.org/10.1038/s41586-023-06863-2 ↩︎

Titelfoto: Bella White / pexels