Meeresschutzgebiete – Marine Protected Areas (MPAs)

Es besteht nicht der geringste Zweifel. Meeresschutzgebiete (Marine Protected Areas/MPAs) sind entscheidend für die Bewahrung der ökologischen Vielfalt der Meere. Entscheidend für die Regeneration erschöpfter Fischbestände. Entscheidend für die Eingrenzung der Folgen der Klimakatastrophe.

Im UN-Nachhaltigkeitsziel 14.5 hatte sich die Weltgemeinschaft 2015 verpflichtet, bis 2020 mindestens zehn Prozent der Meeresfläche unter Schutz zu stellen. Dieses Ziel wurde mit ca. 7 % klar verfehlt.

Fatal ist, dass viele der zu wenigen Meeresschutzgebiete reine „paper parks“ sind. Sie existieren nur auf dem Papier. Das trifft z. B. auf fast alle deutschen Meeresschutzgebiete zu. Hier ist, wie auch in anderen EU-Meeresschutzgebieten, sogar die mit katastrophalen Folgen für die Meeresumwelt und extrem hohen CO₂-Emissionen verbundene Grundschleppnetzfischerei noch erlaubt.

Wie es besser geht, macht Großbritannien vor. Die Briten verboten im Sommer 2022 in vier Meeresschutzgebieten vor ihrer Küste die bodenberührende Fischerei. Darunter sind auch 12.000 km2  der 18.000 km2 großen Doggerbank. Einem artenreichen, flachen Sandbank-Lebensraum in der Nordsee. Im wesentlich kleineren deutschen Meeresschutzgebiet (NSG) Doggerbank dagegen ist das Fischen mit Grundschleppnetzen weiterhin erlaubt.

Spitzenreiter Palau

Der Inselstaat Palau im Pazifischen Ozean führte im Januar 2020 die Weltrangliste mit dem größten Anteil vollständig oder stark geschützter Meeresschutzgebiete an. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte das kleine Palau 78 % (477.463 km2) der Meeresflächen seiner Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) – mehr als die Fläche Kaliforniens – unter strengen Schutz gestellt. Hier sind Fischerei und jede Art der Rohstoffförderung verboten.

Schlusslicht Deutschland

Zum Vergleich: Deutschland hat ca. 45 % der Flächen seiner Küstenmeere und seiner AWZ als Naturschutzgebiete oder Natura-2000-Gebiete unter Schutz gestellt (in der Nordsee ca. 43 % und in der Ostsee ca. 51 %). Diese Gebiete sind allerdings fast durchweg „paper parks“, bleiben für den Meeresschutz weitgehend wirkungslos. Selbst in den Kernzonen des Nationalparks und UNESCO-Weltnaturerbes Wattenmeer ist eine eingeschränkte wirtschaftliche Nutzung zulässig.

2022 gab es deutlich weniger Seehunde und Seehundwelpen im Wattenmeer. Die Zählungen ergaben einen Gesamtbestand von 23.652 Tieren. Das ist der niedrigste Stand seit 2011. Immerhin konnten Kegelrobben (Bestandserholung) in der Nordsee von deutschen Meeresschutzgebieten profitieren. In der Ostsee ist die Situation für beide Arten allerdings kritisch.

Weitaus weniger erfreulich sieht es dagegen für Schweinswale aus. Ausgerechnet im Schweinswal-Schutzgebiet vor Sylt gibt es besonders hohe Verluste (jährlicher Rückgang um 3,8 Prozent). Und die Schweinswal-Population in der zentralen Ostsee droht auszusterben. Das gleiche Schicksal steht auch den Hai- und Rochenarten, mit Ausnahme des Katzenhais, in Nord- und Ostsee bevor.

Beitragsübersicht Meeresschutzgebieten

Weiterführende Informationen: The MPA Guide Global MPA Atlas

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