Meerestiere

Die Meere sind der artenreichste und größte Lebensraum auf der Erde. Ihre Artenvielfalt der Ozeane ist überwältigend und weitgehend unerforscht. Niemand weiß, wie viele Arten es gibt. Hier gehen die Vermutungen weit auseinander. Sind es 1 Million? 2,2 Millionen? Oder gar mehr als 10 Millionen Meerestiere? Wir kennen jedenfalls nur einen Bruchteil von ihnen. Denn lediglich etwa 230.000 Meerestierarten sind bislang wissenschaftlich beschrieben.

Gemessen an der Biomasse, macht dabei die Zahl von Bakterien, Archaeen- und Virenarten den Hauptteil des Lebens in den Ozeanen aus. Bis zu 350.000 Bakterienarten und Mikroorganismen können in einem Tropfen Meerwasser enthalten sein. Von diesen, aber auch von den uns nicht bekannten Arten, ist bereits eine unbekannte Zahl durch menschliche Einflüsse ausgerottet worden. Viele andere Meerestiere sind stark bedroht oder stehen kurz davor, in freier Wildbahn auszusterben.

Großer Geigenrochen liegt am Meeresboden im Sand eingegraben, Natadola Bay, Fidschi.
Geigenrochen sind vom Aussterben bedroht. © K.Glaus

Auf der Seite Meerestiere stellen wir einige Meerestierarten genauer vor. Manche davon spielen bei den von uns geförderten Projekten eine Rolle. Jedoch hat jede einzelne Art ihre ganz eigene Geschichte. Eine Geschichte über die Faszination der Ozeane. Viele der hier vorgestellten Meerestiere sind gefährdet, bedroht oder kämpfen unmittelbar gegen ihr Aussterben. Warum das so ist? Auch davon erzählen sie hier.

Meeresretter werden!

Meeressäugetiere

Zu den Meeressäugern gehören die Cetaceen (Waltiere) mit über 90 Arten. Ferner Robben (Pinnipedia oder Flossenfüßer) mit 34 Arten sowie Seekühe (Sirenia) mit 4 Arten und der See- oder Meerotter (Enhydra). Manche zählen auch den Eisbären (Ursus maritimus) dazu. Die größten Landraubtiere sind exzellente Taucher, können mehrere Tage lang und mehrere 100 km weit schwimmen. Außerdem verbringen einen großen Teil ihres Lebens auf dem (schwindenden) arktischen Meereis.

Hätten Sie’s gewusst?

In deutschen Meeresgewässern sind drei Arten heimisch: Seehund, Kegelrobbe und Schweinswal.

Robben (Pinnipedia)

Robben nennt man auch Flossenfüßer. Die wissenschaftliche Bezeichnung „Pinnipedia“ leitet sich vom Wort pinna (Flosse) und pes (Fuß) ab. Ökologisch gehören sie zu den Meeressäugetieren, allerdings leben sie semiaquatisch. Kegelrobben verbringen etwa 20 Prozent ihres Lebens an Land.

Die größte Robbenart ist das Walross. Walrossbullen können über 3,6 Meter groß und bis zu 1,9 Tonnen schwer werden. Der Ungava-Seehund, eine Seehund-Unterart, lebt sogar im Süßwasser in Seen im nördlichen Quebec in Kanada. Mit vielleicht noch 50 Exemplaren stehen sie kurz vor dem Aussterben.

Hätten Sie’s gewusst?

Jährlich töten Seehundjäger an der Nordseeküste und auf den Nordseeinseln Hunderte verletzter, kranker, verlassener oder erschöpfter Seehunde und Kegelrobben. Auch im Nationalpark Wattenmeer. In den meisten Fällen sind es Jungtiere. Viele von ihnen hätten gerettet werden können.

  • Hawaii-Mönchsrobben – Etwa 1.400 von ihnen leben bei der hawaiianischen Inselgruppe. Sie sind von einem Katzenparasiten bedroht.
  • Karibische Mönchsrobben – Das große Schlachten begann 1494, seit 2000 sind sie offiziell ausgestorben.
  • Kegelrobben – sind unsere größten heimischen Raubtiere und die seltenste und größte Meeressäugerart in Deutschland.
  • Mittelmeer-Mönchsrobben – die seltenste Robbenart. Mit vielleicht noch 450 erwachsenen Individuen zählen sie zu den am stärksten vom Aussterben bedrohten Meeressäugern Europas.
  • Seehunde – sind die häufigste und bekannteste Meeressäugerart in Deutschland.
  • Seehunde in Rhein und Elbe? – Früher schwammen die kleinen Robben regelmäßig auch in Flüsse.

Wale und Delfine (Cetaceen)

Zu den Cetaceen zählen die großen Bartenwale (Mysticeti) mit ca. 14 Arten sowie die große Gruppe der Zahnwale (Odontoceti) mit zwischen 70 und 80 Arten. Die mit Abstand mächtigste Art ist der Pottwal, das größte Raubtier. Die artenreichste Zahnwal-Familie sind die Delfine mit etwa 40 Arten. Weiterhin gehören zu dieser Gruppe von Meerestieren, Schweinswale mit noch 7 Arten, Belugas, Narwale und andere. Eine größere Einheit bildet die bislang 24 Arten umfassende, weitgehend unbekannte Familie der Schnabelwale (Ziphiidae).

Hätten Sie’s gewusst?

Die größte Delfinart, der Orca, ist mit bis zu 10 m fast ebenso groß wie ein Zwergwal und um einiges größer als der Zwergpottwal oder der Zwergglattwal.

  • Amazonas-Sotalia – sehen aus wie Guyana-Delfine, leben aber ausschließlich im Amazonasbecken (Süßwasser).
  • Bleifarbene Delfine – sind eine von vier Arten der Buckeldelfine, sie leben in küstennahen Gewässern des Indischen Ozeans.
  • Cuvier-Schnabelwale – tauchen von allen Meeressäugern am tiefsten und bleiben am längsten unten.
  • Finnwale – die zweitgrößten Tiere der Erde, tauchen fast jedes Jahr auch in Adria auf.
  • Gemeine Delfine – gehören zu den schönsten, häufigsten und bekanntesten Delfinen.
  • Gewöhnliche Schweinswale – sind keine kleinen Delfine. Sie sind die einzige bei uns heimische Walart.
  • Grauwale – legen jedes Jahr bei ihren Küstenwanderungen bis zu 20.000 Kilometer zurück.
  • Guyana-Delfine – sind sehr aktiv und sehen aus wie kleine Große Tümmler.
  • Kleine Schwertwale – die aktiven und verspielten Jäger gehören zu den größten Delfinen. Sie sind mit Grindwalen verwandt.
  • Narwale – haben einen bis zu 3 m langen Stoßzahn, Ursprung der Einhorn-Legende.
  • Nordatlantische Glattwale (Nordkaper) – 2021 sank ihre Zahl auf 336 Exemplare. Haben die gemütlichen Schwimmer eine Überlebenschance?
  • Omurawale – galten als ausgestorben, 2011 entdeckte man sie wieder.
  • Orcas oder Schwertwale – die größte Delfinart, lebt in komplexen Sozialverbänden.
  • Ostsee-Schweinswale – leben als einzigartige Population in der inneren Ostsee. Es gibt nur noch weniger als 500 Exemplare.
  • Pazifische Schweinswale – kleine Wale, die große Fische fangen.
  • Rundkopfdelfine – sind häufig derart mit Kratzern übersät, dass sie fast weiß erscheinen.
  • Vaquitas – mit weniger als zehn lebenden Exemplaren ist der „Panda der Meere“ fast ausgestorben.
  • Weißseitendelfine – sind flink und akrobatisch. Sie leben in Schulen von 5 bis zu tausend und mehr Individuen im Nordatlantik.

Wale und Delfine in ihren Lebensräumen

  • Reiselustige schottische Delfine – Ostsee und dänische Gewässer sind interessante Reiseziele.
  • Delfine in der Adria – nur eine Art lebt ständig hier: der Große Tümmler.
  • Wale in der Adria – Pottwale, Cuvier-Schnabelwale, Finn- und Buckelwale.
  • Wale in der Ostsee – warum schwimmen größere Wale immer wieder in die Ostsee?
  • Was fressen Delfine? – meistens Fisch, Tintenfisch und Kalmare. Manchmal stehen auch Seevögel, Krebse, Quallen, Krill, Flussschildkröten, Robben, Schweinswale oder andere Delfinarten auf dem Speiseplan.

Spezialisten

Strandungen

Individualisten

Gefangenschaftshaltung

Jagd

Meeresschildkröten (Chelonioidea)

Gemeinsam mit Salzwasserkrokodilen, Meeresschlangen und den Galapagos-Meerechsen gehören Meeresschildkröten heute zu den einzigen Reptilien, die im Salzwasser leben. Es gibt sieben Arten, sechs aus der Familie Cheloniidae und die Lederschildkröte. Auf der Roten Liste gefährdeter Arten der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) sind diese Meerestiere entweder als gefährdet, stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht gelistet.

Hätten Sie’s gewusst?

Lederschildkröten gehören zu temporären Tiefseebewohnern. Sie tauchen bis ins Bathypelagial auf mindestens 1.300 m ab.

Meeresschildkröten in ihren Lebensräumen

Knorpelfische (Chondrichthyes)

Haie, mit über 500 Arten, Rochen mit derzeit 633 anerkannten Arten sowie die eigentümlich aussehenden und kaum bekannten Chimären oder Seekatzen mit etwa 50 Arten bilden die Klasse der Knorpelfische. Ihr Skelett besteht – daher der Name – aus Knorpel. Allerdings weist dieser durch die Einlagerung von prismatischem Kalk stellenweise eine hohe Festigkeit auf. Haie und Rochen entwickelten sich vor etwa 250 Millionen Jahren parallel aus haiähnlichen Vorfahren.

Knorpelfische sind keine „unterentwickelten“ Vorfahren der Knochenfische. Es gab bereits kleine knochenfischartige Wassertiere, als die ersten Knorpelfische entstanden. Beide haben sich unabhängig voneinander entwickelt. Und unterscheiden sich grundlegend.

Hätten Sie’s gewusst?

Unter den Knorpelfischen finden wir die größten Fischarten und den Methusalem der Ozeane. Walhaie erreichen 14 m, Riesenhaie 12 m. Der bis zu 7,3 m große Grönlandhai (Somniosus microcephalus) wird mindestens 272 Jahre, vielleicht sogar über 500 Jahre alt. Erst mit etwa 150 Jahren erreichen Grönlandhaie ihre Geschlechtsreife.

Haie (Selachii)

  • Bogenstirn-Hammerhaie – die zweitgrößten Hammerhaie sind vom Aussterben bedroht.
  • Bullenhaie – sind Requiemhaie und zählen zu den wenigen Haiarten, die auch im Süßwasser leben.
  • Kurzflossen-Makohaie – sind die schnellsten Haie (bis zu 70 km/h), können über 9 m hochspringen.
  • Riesenhaie – sind die zweitgrößten Fische der Welt und reißen gern das Maul auf.
  • Riesenmaulhaie – trotz ihrer beeindruckenden Größe von mehr als 5 m sieht man sie fast nie.
  • Walhaie – sind mit bis zu 14 Metern Länge die größten Fische.

Haie in ihren Lebensräumen

Rochen (Batoidea)

  • Geigenrochen – haiähnliche Rochen mit abgeflachten Körper, benthische Prädatoren.
  • Fidschi-Maskenrochen – unterscheiden sich genetisch von anderen Maskenrochenarten in der Region. Sie sind wahrscheinlich eine bislang unbekannte Art.
  • Igelrochen – große, seltene und stark gepanzerte Rochen mit großem Verbreitungsgebiet. Über die Art sind fast keine biologischen Daten verfügbar.
  • Maugea-Rochen – lebende Fossilien aus Tasmanien. Öko-Aquakulturen gefährden ihr Überleben.
  • Ozeanien-Fächerrochen – erst seit 2016 als eigene Art (Taeniura lessoni) anerkannt.
  • Rundkopf-Geigenrochen / Haifischrochen – einst weitverbreitet, heute vom Aussterben bedroht.
  • Sägerochen – die mit der großen Säge. Sie sind fast ausgestorben.
  • Weißfleck-Geigenrochen – die bis zu 3 m großen Riesengeigenrochen (Gitarrenfische) sind vom Aussterben bedroht.

Rochen in ihren Lebensräumen

Knochenfische und Seepferdchen

Als Knochenfische bezeichnet man alle Meerestiere, deren Skelett im Gegensatz zu dem der Knorpelfische vollständig oder teilweise verknöchert ist. Sie sind mit knapp 24.000 bekannten Arten die artenreichste Gruppe aller Wirbeltiere. Etwa 14.000 Knochenfischarten leben in den Ozeanen. Im Gegensatz zu den Knorpelfischen haben die meisten Knochenfischarten eine Schwimmblase.

Hätten Sie’s gewusst?

Der schwerste Knochenfisch sieht aus wie eine Scheibe. Es ist der Mondfisch. Das bislang schwerste Exemplar wog über 2,7 Tonnen.

Kraken, Oktopusse (Cephalopoden)

Die Meerestier-Gruppe der Kopffüßer (Cephalopoda) stellt die höchste Entwicklungsstufe der Weichtiere (Mollusken) dar. Es gibt sie nur im Meer, mit etwa 750 bekannten Arten. In Tiefseelebensräumen werden jedoch ständig neue Arten entdeckt. Die größten lebenden Mollusken sind Riesenkalmare. Sie können mindestens 18 m erreichen.

Oktopusse verfügen drei Herzen. Sie werden 3 bis 4 Jahre alt. Nur in der Tiefsee leben sie länger. Obwohl sie farbenblind sind, können sie ihren Körper in Form und Farbe in Sekundenbruchteilen verändern, sodass dieser mit der Umgebung optisch verschmilzt.

Hätten Sie’s gewusst?

Oktopusse zählen zu den intelligentesten Lebewesen. Dabei ist ihr Gehirn dezentral organisiert. Drei Fünftel aller Neuronen eines Kraken befinden sich in den acht Armen. Abgetrennte Oktopus-Arme können mehrere Stunden lang als pseudo-selbstständige Organismen agieren und z. B. Beute fangen.

Quallen

Quallen spielen eine entscheidende Rolle in ihren Ökosystemen. Als Nahrungsgrundlage für andere Tiere sind sie ein Segen. Die größte Meeresschildkröte, die Lederschildkröte, ernährt sich ausschließlich von den Glibbertieren. Als gefürchtete Fischlaich-Räuber, die zur Massenvermehrung neigen, sind sie ein Fluch.

Diese sonderbaren Meerestiere faszinieren mit ihrer großen Arten- und unfassbar vielfältigen Formen- und Farbenvielfalt. Gleichzeitig gehören sie zu den am wenigsten erforschten Meerestieren. Quallen leben seit ewigen Zeiten in den Ozeanen. Seit mindestens 500 Millionen Jahren. Es gibt sie überall. In tropischen Ozeanen bis zu den eisigen Polarmeeren. In der Tiefsee. Sie gehören wie Korallen zum Tierstamm der Nesseltiere (Cnidaria). Man trennt sie in vier Klassen. Allein die Klasse der Hydrozoen umfasst etwa 3.800 Arten. Das ist jedoch nur die Spitze des Eisbergs. Es gibt unzählige unbekannte Arten, besonders in der uns Menschen weitgehend unbekannten Tiefsee.

Quallen haben einen komplexen Lebenszyklus. Viele bilden sesshafte Polypen und mehrere Medusenstadien, bis sie zur fertigen Qualle herangewachsen sind. Andere wiederum wie die Leuchtquallen verzichten auf das Polypenstadium. Manche Arten können sich sexuell und ungeschlechtlich vermehren.

Sogenannte Staatsquallen, wie die berüchtigte Portugiesische Galeere, sind riesige Tierkolonien, die wie ein Einzelorganismus agieren.

Die meisten Quallenarten schwimmen in der Wassersäule und können sich eingeschränkt fortbewegen, durch Kontraktionen ihres Schirms. Andere Arten wiederum haben die Wasseroberfläche als Lebensraum auserkoren und lassen sich von den Winden antreiben, mithilfe segelartiger Konstruktionen auf ihrem Körper.

Hätten Sie’s gewusst?

Quallen sind Meerestiere der Superlative. Es gibt Arten, die nur wenige Millimeter groß sind. Andere dagegen sind mehrere Meter groß und können etwa 200 kg schwer werden. Das giftigste Meerestier ist eine Qualle, die Seewespe eine vor Australien lebende Würfelqualle. Die Giftmenge der mehr als 200 Millionen Nesselkapseln einer einzigen, ausgewachsen etwa Fußball großen Seewespe reicht aus, um 250 Menschen zu töten. Viele Quallen haben extrem lange Tentakel. Die der Gelben Haarqualle können unglaubliche 37 m erreichen.

Quallen sind Überlebenskünstler. Sie gehören zu den Arten, die vom Klimawandel, von Überdüngung und Plastikvermüllung der Ozeane profitieren. Sie lieben die sich erhöhenden Wassertemperaturen und an der Meeresoberfläche treibenden Müll zur Ansiedlung in ihrer sesshaften Phase. Sie werden immer mehr! Forscher sprechen bereits von einer Jellyfication (Verquallung) der Ozeane. Der Begriff stammt vom englischen Wort für Quallen: Jellyfish. 

Rippenquallen (Ctenophora)

Rätselhafter Tierstamm, der zusammen mit den Nesseltieren (Cnidaria) zu den Hohltieren (Coelenterata) zählt. Rippenquallen sehen mit ihrem durchscheinenden, gelartigen Körper zwar wie Quallen aus. Zoologisch gesehen gelten diese Meerestiere jedoch nicht als echte Quallen. Sie besitzen u. a. keine Nesselzellen, wie sie für Quallen typisch sind. Außerdem bewegen sie sich anders als echte Quallen. Diese können durch pulsierende Muskelstöße ein wenig ihre Schwimmrichtung beeinflussen. Rippenquallen dagegen sind immer in Bewegung durch wellenförmiges Schlagen von kammartigen, irisierend schillernden Geißelplättchen. Diese sind entlang von acht „Rippen“ in der Körperlängsachse angeordnet. Die meisten der rund 150 bekannten Rippenquallen-Arten leben räuberisch.

Besonders viele, meist unbekannte Arten leben in der Tiefsee. Sie zeichnen sich durch ihre Fähigkeit zur Biolumineszenz aus.

Hätten Sie’s gewusst?

Rippenquallen sind die urtümlichsten aller mehrzelligen Meerestiere. Sie spalten sich vor rund 700 Millionen Jahren als erste – noch vor den Schwämmen vom bis dahin aus Einzellern bestehenden Stammbaum ab.

Rippenquallen sind die größten Meerestiere, die noch Geißeln zur Fortbewegung einsetzen.

  • Meerwalnuss – Bioinvasor, erobert die Ostsee, hat großen Appetit auf Fischlaich und Krebschen.

Seegurken, Seewalzen (Holothuroidea)

Seegurken sind eine Klasse im Stamm der Stachelhäuter (Echinodermata). Hier hinein gehören auch Seesterne und Seeigel. Mit ihren etwa 1.700 bislang bekannten Arten sind Seegurken die formenreichste Gruppe der Stachelhäuter. Seegurken findet man nur im Meer. Sie ernähren sich von am oder im Meeresboden lebenden Kleinstlebewesen.

Seegurken haben, ähnlich wie Regenwürmer, Ameisen und Termiten an Land, als Sedimentreiniger eine Schlüsselfunktion (Bioturbation) für den globalen Kohlenstoffkreislauf.

Hätten Sie’s gewusst?

Seegurken sind Erfolgsmodelle der Evolution und Herrscher der Tiefsee. Dort leben unzählige, größtenteils unbekannte Arten. Man schätzt, dass bis zu 90 % der bodennahen Biomasse an Meerestieren in der Tiefsee Seegurken sind.

Seesterne (Asteroidea)

Anhand ihres Aussehens erkennt man sofort, dass es sich bei Seesternen um Stachelhäuter (Echinodermata) handelt. Sie sind mit etwa 1.600 bekannten Arten deren drittgrößte Klasse. Seesterne ernähren sich sowohl räuberisch als auch wie ihre Verwandten, die Seegurken, von am und im Boden lebenden Kleinstlebewesen und Detrius. Die meisten Arten werden zwischen fünf und zehn Jahren alt, einige auch bis zu 30 Jahre.

Seesterne leben in allen Ozeanen und bis in 10.000 m Tiefe im Hadopelagial. In der Tiefsee gibt es eine Vielzahl noch unbekannter Arten.

Hätten Sie’s gewusst?

Seesterne haben weder ein Gehirn noch Augen. Sie verfügen über einen ausgeprägten Geruchssinn. Abgetrennte Seesternarme wachsen nach. Ein abgetrennter Arm kann zu einem neuen Seestern werden. Es gibt Seestern-Arten mit bis zu 50 Armen und kugelige Formen.

Muscheln (Bivalvia)

  • Die Edle Steckmuschel – ist mit bis zu 1,20 m Höhe die größte Muschel in Europa und eine der größten weltweit. Sie lebt nur im Mittelmeer und ist vom Aussterben bedroht.
  • Doggerbank – Zerstörung eines Muschelparadieses in der Nordsee durch Grundschleppnetzfischer.

Kleine Meerestiere

Seesterne, Seepferdchen und Muscheln oder Krebse, Korallen und kleine Fische … Auch kleine Meerestiere wollen respektvoll behandelt werden! Sie leiden und sterben, wenn man sie aus ihrem Lebensraum nimmt.

Meerestiere retten

Wo gibt es Rettungsstationen und Strandungs-Netzwerke für verletzte Meerestiere? Wie kann man Meerestiere retten und ihnen helfen?

Meerestiere retten: Tierärzte und Freiwillige wildern einen Großen Tümmler (Kroatien) aus.
Tierärzte und Freiwillige retten einen Großen Tümmler, der sich im Fluss Krka (Kroatien) verirrt hatte, und lassen ihn bei Šibenik wieder frei. © T. Gomercic

In vielen Ländern existieren Rettungsstationen und Strandungsnetzwerke. Hier wird verletzten, kranken, gestrandeten, verstrickten, verirrten oder verlassenen Meerestieren aller Art von Fachleuten, darunter auch Tierärzte, Biologen und Taucher, und Freiwilligen mit professionellem Rettungsgerät geholfen. Besonders bei Massenstrandungen von Walen und Delfinen sind die Helfer mit Spezialgeräten im Dauereinsatz, um möglichst viele Tiere zu retten. Für verletzte, kranke oder entkräftete Tiere existieren Pflege- und Aufnahmestationen.

Meerestiere retten mit einem speziellen Rettungsfloss.
Derartige Rettungsflöße für gestrandete Delfine und kleinere Wale sind Standard bei den Rettungsnetzwerken in Großbritannien

In unseren Küstenbundesländern gibt es leider kein Strandungs- oder Rettungsnetzwerk, das diesen Namen verdient. Es existieren allerdings Totfund-Monitoringprogramme, wie in Mecklenburg-Vorpommern. Dort gibt es ein vom Land finanziell gefördertes Totfundmonitoring für Meeressäuger. Im Auftrag des Landesamtes für Umwelt, Naturschutz und Geologie sammelt und untersucht das Deutsche Meeresmuseum in Stralsund (DMM) seit den 1970er-Jahren Meeressäugetiere, die tot an der Küste angespült oder als Beifang abgegeben werden. Freiwillige Helfer melden Totfunde von Schweinswalen, Seehunden und Kegelrobben. Eine Bergungscrew des DMM birgt die Tiere dann für die spätere Sektion im Meeresmuseum.

Zusätzlich hat das DMM für Mecklenburg-Vorpommern eine Hotline (0173 9688 267) für Lebendstrandungen eingerichtet. Hier kann man z. B. eine Robbe, die Hilfe benötigt oder von Touristen bedrängt wird, melden. Mitarbeiter des DMM kümmern sich dann um alles Weitere.

Die Seehundwelpen Kleiner Onkel und Judith auf ihren Liegeplätzen im Robbenzentrum Föhr.
Kleiner Onkel und Judith, zwei gerettete Seehundwelpen im Robbenzentrum Föhr

Wenn Sie im Urlaub an Nord- und Ostsee auf ein an Land befindliches verletztes Meerestier wie einen Seevogel, Seehund, eine Kegelrobbe oder gar einen Schweinswal treffen:

  • Versuchen Sie, außer bei kleineren Meerestieren (siehe unten), nicht selbst Hilfe zu leisten
  • Halten Sie Abstand
  • Halten Sie Ihren oder andere Hunde fern
  • Bitten Sie andere Urlauber, gleichfalls Abstand zu halten
  • Informieren Sie einen Tierarzt, den örtlichen Tierschutzverein oder den Nationalpark (falls Sie sich auf Nationalparkgebiet aufhalten). Ansonsten Feuerwehr, Wasserschutzpolizei, Gemeinde- oder Kurverwaltungen, den Amtsveterinär oder im Falle von Meeressäugern eine der deutschen Seehundstationen (nur an der Nordseeküste), falls sich diese in der Nähe befinden, oder den zuständigen Seehundjäger.
  • Hotline für Lebendstrandungen von Robben oder Schweinswalen in Mecklenburg-Vorpommern: 0173 9688 267
  • Kleinere Meerestiere wie Seesterne oder Fische, die erkennbar noch leben, kann man möglichst weit wieder ins Meer verbringen.
  • Kleinere verletzte Seevögel kann man versuchen, mit einem Tuch oder einer Decke einzufangen. Anschließend sollte man das Tier schnellstmöglich zum nächstgelegenen Tierarzt oder einem auf Wildtiere spezialisierten Tierarzt bringen.

Normalerweise stranden an den Küsten von Nord- und Ostsee die bei uns heimischen Meeressäugerarten (Schweinswale, Kegelrobben und Seehunde). Jedoch trifft es auch immer wieder Arten, wie Pottwale, die man an unseren Küsten nicht erwartet.

Wissenschaftler der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) fanden Belege für 19 Wal- und Delfinarten, die von 1604 bis 2017 an der deutschen Nordseeküste strandeten. Darunter sogar einen Blauwal, Orcas, mehrere Finnwale, Narwale und Belugawale. Regelmäßig verirren sich zudem Delfine und Wale in die Ostsee. Sie sind Irrgäste. Nicht alle überleben den Ausflug in das kleine Binnenmeer. Auch verletzte Seevögel benötigen im Falle von Verhedderungen (Plastikmüll, Fischereileinen, Corona-Einwegmüll) Hilfe.

Toter Orca bei Rantum/Sylt
Am Strand von Rantum auf Sylt wurde am 8. Februar 2016 ein Schwertwal gefunden. Foto: C. Dethlefs

Meerestiere: Rettungsstationen und Netzwerke

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Freiwillige Tierretter lernen, was bei einer Strandung zu tun ist. Übung der British Divers Marine Life Rescue in Dorset