Delfine in der Adria

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Die Adria ist kein Hotspot für Meeressäuger wie die Gewässer bei den Kanaren. Dennoch kann man mit etwas Glück auch Delfine in der Adria sehen. Nur eine Art lebt dort ständig: der Große Tümmler. Streifendelfin, Rundkopfdelfin und Gemeiner Delfin sind nur gelegentliche Besucher. Die Mittelmeer-Mönchsrobbe gilt in der Adria als ausgestorben, auch wenn es einzelne Tiere mitunter hierhin verschlägt. Alle Meeressäugetiere sind streng geschützt und erfordern Rücksichtnahme bei Sichtungen auf dem Meer. Hierzu gibt es Verhaltenstipps für Begegnungen mit frei lebenden Walen und Delfinen: Damit das Erlebnis in schöner Erinnerung für die Beobachtenden und stressfrei für die Tiere bleibt.

Delfine in der Adria und die Mittelmeer-Mönchsrobbe
Delfine in der Adria: 1 residente Art, 3 mehrfach dokumentierte Delfinarten und 2 extrem seltene (hier nicht abgebildet). Die hier ebenfalls gezeigte Mittelmeer-Mönchsrobbe gilt in der Adria als ausgestorben. Grafik: VAL/DSM

Großer Tümmler (Tursiops truncatus)

Die Art ist der einzige heute noch ganzjährig in kroatischen Küstengewässern lebende Meeressäuger. Ihre durchschnittliche Größe in der Adria beträgt 3 m. Ansonsten können sie je nach Lebensraum bis zu 4 m groß werden, wie etwa in den kälteren Gewässern des Atlantiks. Je nach Größe erreichen sie ein Gewicht von 150 bis 600 kg. Weibchen sollen bis zu 50 Jahre alt werden können. Männchen haben eine etwas kürzere Lebenserwartung, die bei ca. 40 bis 45 Jahre liegt.

Große Tümmler in der Adria
Große Tümmler sind die einzigen residenten Delfine in der Adria. © U. Kirsch/DSM

Erkennungsmerkmale

  • grauer Rücken, hellere, manchmal rosa wirkende oder auch leicht gesprenkelte Unterseite
  • von der Stirn deutlich abgesetzte und flaschenhalsähnliche stumpfe Schnauze (daher die englische Bezeichnung bottlenose dolphin)

Im gesamten Mittelmeer soll der Bestand dieser Art – mit abnehmender Tendenz – mehr als 60.000 Tiere betragen. Die Gesamtpopulation in der Adria soll jüngsten Studien zufolge bei 5.600 Tiere liegen. Die Art gilt laut Roter Liste der Weltnaturschutzunion IUCN als nicht gefährdet.

Kurzschnäuziger Gemeiner Delfin (Delphinus delphis)

Gemeine (oder Gewöhnliche) Delfine sind schlanker und deutlich kleiner als Große Tümmler. Sie werden bis zu 2,4 m groß und 70 bis 110 kg schwer. Sie sollen mindestens 25 Jahre alt werden.

Gemeiner Delfin im Sprung
Das typische Sanduhr-Muster an den Flanken ist bei diesem Gemeinen Delfin gut zu erkennen. Foto: Peter Duley/NOAA

Erkennungsmerkmale

  • dunkelbläulicher bis grauer Rücken, die Unterseite heller bis weiß
  • gelb-graues Sanduhrmuster an den Flanken, das allerdings nicht immer so stark ausgeprägt ist wie auf dem Foto

Gemeine Delfine gehören im Mittelmeer zu den häufigsten Arten. Auch in der Adria waren sie einst die am häufigsten anzutreffende Spezies, während sie heute dort nur noch sporadisch auftauchen. Im Mittelmeer gelten sie als stark gefährdet.

Rundkopfdelfin (Grampus griseus)

Die bis zu 4 m großen und zwischen 300 und 500 kg schweren Rundkopfdelfine sind deutlich größer als Große Tümmler. Sie sind häufig derart mit Kratzern übersät, dass sie fast weiß oder weiß gefleckt erscheinen. Aus der Ferne wurden sie daher auch schon mit Orcas verwechselt. Die Kratzer und Narben stammen von Auseinandersetzungen mit Artgenossen oder auch mit Tintenfischen.

Rundkopfdelfine
Ältere Rundkopfdelfine sind leicht an den vielen Kratzern zu erkennen, die die Tiere fast weiß erscheinen lassen. Foto: Wayne Hoggard/NOAA

Erkennungsmerkmale

  • Körperfarbe wirkt bei älteren Tieren aufgrund unzähliger Kratzer und Narben fast weiß
  • namensgebender runder Kopf
  • kaum ausgeprägte Schnauze

In der südlichen Adria sind sie regelmäßig zugegen. Sie bevorzugen tiefere Gewässer, wie sie ihnen die Schelfgewässer von 200 bis 1.000 m Tiefe bieten. 2019 wurden zwei Tiere zwischen der Insel Brač und dem Festland gesichtet. Die Art ist nicht gefährdet.

Streifendelfin (Stenella coeruleoalba)

Die bis zu 2,50 m große und zwischen 90 und 150 kg schwere Art wird auch Blau-Weißer Delfin genannt. Manchmal ziehen Streifendelfine gemeinsam mit Gemeinen Delfinen umher. Streifendelfine sind die häufigste Art im Mittelmeer, wenngleich nur Irrgäste in der Adria. Laut Roter Liste der Weltnaturschutzunion sind sie nicht gefährdet.

Springender Streifendelfin
Unverkennbar: die namensgebenden Streifen an den Seiten. Foto: iStock.com/izanbar

Erkennungsmerkmale

  • am auffälligsten sind die namensgebenden seitlichen Streifen von den Augen bis zur Unterseite des Schwanzstiels
  • blaugraue bis bräunliche Körperoberseite, hellere Unterseite
  • aufgrund von Ähnlichkeiten in Größe und Körperbau können sie jedoch leicht mit Gemeinen Delfinen verwechselt werden

2012 kam es zu einem mysteriösen Sterben von Streifendelfinen in Südkroatien. Von Januar bis April fand man insgesamt acht tote Tiere. Als Todesursache schlossen die Tierärzte der Uni Zagreb auch seismische Explorationen nicht aus, die man im Meer vor Dubrovnik auf der Suche nach Erdöl- und Erdgasvorkommen durchgeführt hatte. Bei dreien der Totfunde wurde der Morbilli-Virus nachgewiesen, der regelmäßig in der Mittelmeerpopulation ausbricht und Anfang der 1990er-Jahre Tausende Streifendelfine dahinraffte.

Kleiner Schwertwal (Pseudorca crassidens)

Kleine Schwertwale sind sehr gesellig und wandern meist in größeren Gruppen. Zu ihrem Beuteschema gehören mitunter auch andere Delfine und größere Wale. Die Art zählt – trotz ihres Trivialnamens – zur Delfinfamilie.

Kleiner Schwertwal
Kleiner Schwertwal. Foto: iStock.com/Debra McGuire

Erkennungsmerkmale

  • bis zu 6,1 m groß, Gewicht zwischen 1,1 und 2,2 t
  • breite, rundliche Schnauze
  • dunkelgraue bis schwarze Körperfarbe

Bis zum Frühjahr 2021 war die Art in der kroatischen Adria nur einmal historisch belegt. Doch dann wurde eine fünfköpfige Schule, darunter ein Kalb, in der Kvarner Bucht in der Nordadria gesichtet! Im gesamten Mittelmeer kommt die Art nur selten vor. Sie gilt als potenziell gefährdet und zählt zu den häufig in Massenstrandungen involvierten Arten.

Gewöhnlicher Grindwal (Globicephala melas)

Das Vorkommen dieser – ebenfalls zur Delfinfamilie zählenden – Art ist in kroatischen Gewässern lediglich einmal historisch belegt. Gewöhnliche Grindwale kommen im gesamten Mittelmeer nur selten vor.

Grindwal
Grindwal. Foto: Wayne Hoggard/NOAA

Erkennungsmerkmale

  • bis zu 7,5 m groß und 1,8 bis 3,5 t schwer
  • lange, schlanke Brustflossen (Flipper)
  • stark gewölbte, mitunter die Schnauze überragende Stirn
  • dunkler, massiver Körper

Grindwale sind extrem soziale Meeressäuger, die in großen Verbänden leben. Häufig kommt es zu Massenstrandungen, mitunter mit Hunderten Tieren. Eine Theorie ist, dass die Gruppe dem Leittier folgt, daher auch der aus dem Englischen übernommene Name Pilotwal.


Weitere Meerestiere in der Adria

Seiten 66-67, Broschüre Bedrohte Artenvielfalt in der Adria.
Broschüre „Bedrohte Artenvielfalt in der Adria“.

In unserer als PDF oder Print verfügbaren Broschüre

Artenvielfalt in der Adria – Meeressäuger, Haie, Schildkröten und andere faszinierende Meerestiere

stellen wir 32 größtenteils bedrohte Meerestiere von Klein bis Groß vor, die man in der Adria sehen kann. Zudem enthält die Broschüre wichtige Informationen zum Naturschutz in Kroatien sowie ein paar Aktionstipps.

Autorin: Ulrike Kirsch im Juni 2022

Titelfoto: Großer Tümmler in der Adria. © Ulrike Kirsch/DSM


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