Leuchtqualle – Pelagia noctiluca

Leuchtquallen (Pelagia noctiluca) zählen zu den Quallenarten, die für Menschen gefährlich sind. Die Art zählt zu den Feuerquallen. Im Mittelmeer sind sie die bedeutendsten Nesselquallen. Der Gattungsname stammt vom griechischen pelagikós (das offene Meer) und beschreibt ihre Lebensweise. Denn die Leuchtqualle kommt ohne sesshaftes Polypen-Stadium aus. Noctiluca wiederum (lat. nox = Nacht und lux = Licht) bedeutet „Nachtlicht“ oder „Nachtleuchtende“. Und das hat einen triftigen Grund: Sie können prachtvoll leuchten (Biolumineszenz). Unklar ist, welchen Vorteil die kleinen Quallen davon haben.

Die Art ist von erheblicher ökologischer Bedeutung, denn sie neigt zur Massenvermehrung (Quallenplage), was beträchtliche wirtschaftliche Schäden für Tourismus und Fischerei mit sich bringen kann. Ihre Massenansammlungen können Fischernetze verstopfen und Aquakulturen schädigen. Ein Pelagia-noctiluca-Schwarm kann dann Dutzende Quadratkilometer mit Millionen Tieren abdecken. Dabei können Dichten von mehr als 500 Individuen pro Kubikmeter auftreten. Und dann lässt sich nachts ein berühmtes Spektakel beobachten. Die kleinen, nur 6 bis 7 cm großen Quallen illuminieren bei Erschütterung als bläuliches Meeresleuchten weithin die Wasseroberfläche.

Systematik

Die Art zählt zur Klasse der Schirmquallen oder Echten Quallen (Scyphozoa). In der Ordnung der Fahnenquallen (Semaeostomeae) gehört sie der artenarmen Familie Pelagiidae an. Pelagia noctiluca ist die einzige derzeit anerkannte Art der Gattung Pelagia.

Wie sehen Leuchtquallen aus?

Sie haben mit ihrem hochgewölbten Schirm die Form kleiner Halbkugeln oder Glocken. Während der Schirm im Durchschnitt nur zwischen 6 und 7 cm misst, können die acht fadenförmigen Fangtentakeln ausgestreckt 4 m lang sein. Leuchtquallen sind dezent gefärbt in Purpur, blassem Pink bis zu malvenfarben und braunrot. Der Schirm trägt unterseitig acht Sinnesorgane und ist stark gelappt. Rund um die Mundöffnung befinden sich vier nach außen gekrauste Mundarme. Eine Leuchtqualle (Pelagia noctiluca) oder Nachleuchtende.

Wie alt wird eine Pelagia noctiluca?

Die Lebensdauer einer ausgewachsenen Meduse beträgt in der Regel nur zwei bis sechs Monate. Viele Tiere sterben frühzeitig, weil Wind und Strömung sie an Land treiben.

Sind Leuchtquallen für den Menschen gefährlich?

Ja. Man zählt sie nicht umsonst zu den Feuerquallen. Tentakel und Schirm der Leuchtqualle sind mit zahlreichen Nesselzellen (Nematozysten) besetzt. Diese sind mit einem Proteintoxide enthaltenden Stechapparat ausgestattet, der die menschliche Haut durchdringen kann. Bei Berührung einer Pelagia noctiluca bekommt man zahlreiche schmerzhafte Stiche. Das derart verabreichte Gift ist zwar in der Regel nicht lebensbedrohlich, kann aber bis zu 2 Wochen anhaltende starke Schmerzen und Hautreizungen verursachen.

Wer frisst Leuchtquallen?

Sie werden von verschiedenen Meeresbewohnern gefressen, darunter Mondfische und Meeresschildkröten wie die Lederschildkröte.

Ernährung, Lebensweise und Fortpflanzung

Pelagia noctiluca ernährt sich opportunistisch von einer Vielzahl kleiner Organismen wie planktonischen Krebstieren, Fischlarven und kleineren Quallen.

Die Nachtleuchtende verbringt ihr gesamtes Leben im offenen Wasser (holoplanktonische Lebensweise). Sie reproduziert sich sexuell, wobei männliche und weibliche Individuen ihre Gameten ins Wasser abgeben. Dort findet dann die Befruchtung statt. Die befruchteten Eier entwickeln sich zu Planulalarven, die schließlich zu erwachsenen Quallen heranwachsen.

Eine Cotylorhiza tuberculata, Unterwasseraufnahme.
Spiegeleiqualle im Mittelmeer © Ina Beinhauer

Im Gegensatz zur kräftigeren Spiegeleiqualle, mit der sie gemeinsam im Mittelmeer lebt, ist ihre Manövrierfähigkeit beschränkt. Deshalb tragen Wind und Strömung Schwärme von Leuchtquallen in Küstennähe, wo die Tiere an Stränden angespült werden. Auch dann sollte man sie wegen ihrer immer noch aktiven Nesseln besser nicht berühren1.

Strömungen und Winde verfrachten die ihnen fast hilflos ausgelieferten Leuchtquallen auch in Gewässer fernab ihres bevorzugten Temperaturbereichs bis hoch in den Norden zu den Shetlandinseln oder in die norwegische Tiefsee.

Leuchtquallen nehmen an der täglichen vertikalen Migration in der Wassersäule teil2. Nachts findet man Nachtleuchtende meist an der Wasseroberfläche. Tagsüber dagegen bewegen sie sich in tiefere Wasserschichten bis unter 300 m. Dieses vertikale Verteilungsmuster fällt mit der Migration des Zooplanktons zusammen, ihrer Hauptbeute.

Verbreitung

Pelagia noctiluca findet man häufig im Mittelmeer, im tropischen und subtropischen Atlantik, überwiegend auf hoher See. Seit 2022 treffen unsere Partner von Project Manaia bei ihren Expeditionsfahrten im Mittelmeer wiederholt auf Quallen-Massenansammlungen. Darunter auch umfangreiche Teppiche von Leucht- oder Feuerquallen. „Bei der Überfahrt von Sardinien nach Sizilien hatten wir Unmengen davon. Und der Name noctiluca kommt nicht von ungefähr. Des nächtens sah man also viele leuchtende Kugeln vom Bug abprallen, sehr beeindruckend“, berichtet Meeresbiologe Manuel Marinelli von Project Manaia.

Quallen greifen niemals Menschen an. Sie bewegen sich spontan oder treiben mit der Bewegung des Wassers. Begegnungen mit Schwärmen von Quallen unbekannter Art sollte man sicherheitshalber meiden.

  • Nach einem Hautkontakt mit Leuchtquallen oder anderen Feuerquallen-Arten sollte man die betroffenen Hautstellen vorsichtig mit Meerwasser reinigen, aber ohne zu reiben oder zu kratzen!
  • Tragen Sie eine Lösung aus Meerwasser (kein Süßwasser!) und Natron im Verhältnis 1 zu 1 für 2 Minuten auf, um die weitere Freisetzung von Toxinen aus noch auf der Haut befindlicher Nesselzellen zu stoppen.
  • Entfernen Sie die Reste der Nesselzellen und überschüssige Natronmischung (z. B. mit einer Plastikkarte o. Ä) Kühlen Sie die Stelle der Verletzung mit einer kalten Kompresse (einer Plastiktüte mit Eis oder mit einem kalten Getränk, eingewickelt in ein Tuch oder T-Shirt) für etwa 5–15 Minuten. Je nach Schmerzstärke kann man die Kältepackung ggf. nochmals für weitere 5–10 Minuten auflegen.
  • Kühlen Sie die Stelle der Verletzung mit einer kalten Kompresse (einer Plastiktüte mit Eis oder mit einem kalten Getränk, eingewickelt in ein Tuch oder T-Shirt) für etwa 5–15 Minuten. Je nach Schmerzstärke kann man die Kältepackung ggf. nochmals für weitere 5–10 Minuten auflegen.
  • Halten die Schmerzen an, suchen Sie einen Arzt oder Apotheker auf, fragen Sie nach Schmerzmitteln oder entzündungshemmenden Cremes und Gels (z. B. 3 – 4 % Lidocain + Hydrocortison).

Nach Empfehlungen des Instituts für Landwirtschaft und Tourismus der Stadt Porec, Kroatien.

  1. Mariottini GL, Giacco E, Pane L. The mauve stinger Pelagia noctiluca (Forsskål, 1775). Distribution, ecology, toxicity and epidemiology of stings. A review. Mar Drugs. 2008;6(3):496-513. doi: 10.3390/md20080025. Epub 2008 Sep 4. PMID: 19005582; PMCID: PMC2579739. ↩︎
  2. Uxue Tilves, Jennifer E. Purcell, Verónica L. Fuentes, Anna Torrents, Maria Pascual, Vanesa Raya, Josep-Maria Gili, Ana Sabatés, Natürliche Ernährung und Auswirkungen von 
    Pelagia noctiluca auf Fischeier und -larven im nordwestlichen Mittelmeer, 
    Journal of Plankton Research, Band 38, Ausgabe 5, September/Oktober 2016, Seiten 1243–1254, 
    https://doi.org/10.1093/plankt/fbw059 ↩︎

Leuchtquallen-Fotos: Project Manaia


Weiterführende Informationen