Mit seinen großen, runden Augen und dem winzigen Maul, das er nicht vollständig schließen kann, sieht er aus, als ob er mit einem staunenden „Oh“ durch die Meere treiben würde. Dabei ist er eine Kreatur, die selbst Staunen auslöst: der riesige Mondfisch (Mola mola) mit seinem bizarr anmutenden scheibenförmigen Körper. Mondfische sind die schwersten Knochenfische. Mola mola kann bis zu einer Tonne auf die Waage bringen und erreicht im Durchschnitt eine Länge von 1,80 m. Rekordhalter mit 2.744 kg ist sein Verwandter Mola alexandrini. Das Gehirn von Mondfischen ist winzig und wiegt weniger als 6 g. Mondfische leben im offenen Meer in tropischen und gemäßigten Meeren. Sie sind weltweit verbreitet und gelegentlich auch in der Nordsee, Ostsee und im Mittelmeer anzutreffen.
Systematik
Mola mola ist eine von insgesamt fünf Arten aus der Familie der Mondfische (Molidae). Mola ist eine von drei Gattungen und umfasst noch zwei weitere Arten: M. alexandrini und den erst 2017 beschriebenen M. tecta.
Die Familie zählt zur Ordnung der Kugelfischartigen (Tetraodontiformes). Diese Verwandtschaft ist insbesondere bei sehr jungen Mondfischen zu erkennen, die an Kugelfische erinnern. Mondfischlarven sind sogar mit 5 mm langen Stacheln als Schutz vor Feinden bewehrt. Erdgeschichtlich betrachtet gehören sie zu den jüngeren Arten: Fossilfunde zeigen, dass die ersten Mondfische vor rund 50 Millionen Jahren erschienen.
Der schwerste Knochenfisch ist ein Mondfisch
Rekordhalter als schwerster Knochenfisch ist seit Dezember 2021 ein Verwandter von Mola mola. Ein Mondfisch der Art Mola alexandrini, der vor der Azoreninsel Faial tot im Wasser trieb, brachte stattliche 2.744 kg auf die Waage! In der Länge maß der im Englischen Southern Sunfish genannte Riese 3,25 m, in der Höhe 3,59 m und in der „Dicke“ (Abstand von Seite zu Seite) nur 86 cm!
Wissenschaftler bargen den toten Giganten damals zur Klärung der Todesursache. Im Oktober 2022 veröffentlichten sie ihre Ergebnisse im Journal of Fish Biology1. Als Todesursache wird eine Kollision mit einem Boot nicht ausgeschlossen. Darauf weise eine rund 12 cm tiefe Delle mit roter Farbe hin, die üblicherweise an Bootskielen verwendet wird. Allerdings ließe sich nicht mehr feststellen, ob diese Verletzung todesursächlich war oder erst nach Tod des Mondfisches verursacht wurde, erklären die Forscher.

Exemplar des Mola alexandrini, das im Dezember 2021 vor der Azoreninsel Faial tot im Wasser trieb. Dieser Mondfisch brachte es auf 2.744 kg bei einer Länge von 3,25 m. Forscher, unter anderem von der Organisation Atlantic Naturalist, bargen den Körper und wogen ihn mithilfe eines Gabelstaplers. © Atlantic Naturalist
„Verborgener“ Mondfisch
Erst 2017 wurde eine weitere Mola-Art entdeckt: Mola tecta, auf Englisch Hoodwinker sunfish. Das lateinische Wort tecta und die englische Bezeichnung hoodwink(ed) bedeuten in etwa „verborgen“ und beziehen sich auf die Tatsache, dass die Art lange „verborgen“ blieb und fälschlich als Mola mola identifiziert wurde.
„Verborgen“ war lange auch die Verbreitung der neuen Art. Denn bis 2019 dachte man, dass sie nur in den gemäßigten Gewässern der Südhalbkugel vorkäme. 2019 wurde dann ein totes Exemplar an der kalifornischen Pazifikküste nahe Santa Barbara entdeckt.
Inzwischen ist also klar, dass sich der Hoodwinker auch in den kälteren Gewässern des östlichen Nordpazifiks zeigt! 2022 fand man ein lebendes Exemplar sogar an der kanadischen Küste in British Columbia in der Alert Bay. Und ein jüngster Fund war Medienberichten zufolge ein gut 2,20 m großer Mola tecta Anfang Juni 2024 an der Nordküste Oregons, USA. Die Art soll bis zu 2 t schwer und mehr als 3 m lang werden können.
Täuschende Ähnlichkeit
Das ähnliche Aussehen der drei Mondfisch-Arten führt leicht zu Verwechslungen. In der Vergangenheit wurden M. alexandrini und M. tecta daher oft fälschlich als Mola mola identifiziert. Folglich vermutete man das Verbreitungsgebiet sowohl von M. alexandrini als auch von M. tecta zunächst ausschließlich auf der Südhalbkugel. Doch inzwischen weiß man, dass alle drei Arten auch auf der nördlichen Hemisphäre vorkommen.
- The heaviest bony fish in the world: a 2744 kg giant sunfish Mola alexandrini (Ranzani, 1839) from the North Atlantic. José Nuno Gomes-Pereira, Christopher K. Pham, Joana Miodonski,Marco A. R. Santos, Gisela Dionísio, Diana Catarino, Marianne Nyegaard,Etsuro Sawai,Gilberto P. Carreira, Pedro Afonso. https://onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1111/jfb.15244 ↩︎
Einer der sonderbarsten Fische
Er hat so große Augen …
… damit er besser sehen kann: Sie verleihen dem Mondfisch mehr Sehschärfe, die besser ist als die von Delfinen oder Belugawalen. Und so kann er in der Wassersäule auch auf größere Entfernung fast durchsichtig erscheinende Quallen entdecken, seine Hauptspeise.
Keine Schwimmblase
Anders als die meisten anderen Knochenfische besitzt ein Mondfisch keine Schwimmblase zur Lagestabilisierung. Stattdessen warten die Riesen mit einer dicken Schicht gelatinösen Gewebes unter ihrer dicken, gummiartigen Haut auf.
Artensteckbrief Mondfisch
Der Name dürfte seinem Aussehen geschuldet sein: Wenn ein scheibenförmige silbergrau schimmernder Mondfisch an der Wasseroberfläche liegt, um sich zu wärmen, erinnert er an den Mond. Im Englischen heißt er aufgrund seines Verhaltens, sich zu „sonnen“, sunfish, also Sonnenfisch. Der lateinische Name mola wiederum bedeutet Mühlstein. Weitere deutsche Trivialnamen sind Klumpfisch und Schwimmender Kopf.
Das ist noch ein Rätsel. In Aquarien erreichten manche Tiere ein Alter von mehr als 10 Jahren. In freier Wildbahn könnten sie mindestens 20 Jahre alt werden, schätzen Wissenschaftler.
Die bevorzugte Kost sind Quallen. Aber auch andere gallertartige Lebewesen wie Salpen. Daneben auch Tintenfische, Fische, Krustazeen, Algen und Zooplankton. Mondfische besitzen keine einzelnen Zähne. Stattdessen sind diese zu zwei schnabelartigen Zahnleisten verschmolzen, die jedoch nicht zum Kauen dienen. Größere Beute wie Quallen saugt ein Mondfisch mit seinem kleinen Maul wiederholt ein und spuckt sie wieder aus, bis sie in gut zu verschluckende kleinere Häppchen zerteilt sind. Zudem besitzen sie Schlundzähne, die ebenfalls zur Zerkleinerung von Beute dienen, aber auch zur Erzeugung von Geräuschen.
Foto: Giovanni ILagan/Creative Commons 2.5 Generic license
Mondfische sind neugierig und nähern sich oft Tauchern. Aber trotz ihrer Größe sind sie für Menschen ungefährlich. Es sei denn, es landet einer bei seinem Sprung aus dem Wasser auf einem Boot. So geschehen 2015 vor der Küste in Wales, als ein 30 kg schweres Exemplar auf dem Boot einer Familie auf dem vierjährigen Sohn landete. Zum Glück trug der Junge nur Kratzer und Schürfwunden davon.
Fortpflanzung
Die Weibchen können bis zu 300 Millionen Eier pro Vorgang ablaichen. Der Mondfisch zählt somit zu den fruchtbarsten Fischen.
Mondfische in der Ostsee
In die Nordsee gelangen Mondfische mit dem Golfstrom, und in die westliche Ostsee mit Salzwasser-Einströmen, wie 2015. Damals entdeckte man zwei tote junge Exemplare: Einer war in der Mecklenburger Bucht in einem Schleppnetz gelandet, den anderen fand man am Rostocker Strand.
Die Überlebenschancen in der Ostsee sind für einen Mondfisch aber generell schlecht: „Hier können die Tiere kurze Zeit überleben, aber dann setzen ihnen Nahrungsmangel, verringerter Salzgehalt und die niedrigen Temperaturen zu“, erklärt Dr. Uwe Krumme, stellvertretender Leiter des Thünen-Instituts für Ostseefischerei.
Mondfische in der Adria
Nach Informationen des Aquariums Pula sind Mondfische auch in der Adria heimisch. Zu Gesicht dürfte man den außergewöhnlichen Fisch trotzdem nur selten bekommen. Untersuchungen des kroatischen Ichthyologen J. Dulčić und seiner Kollegen vom Institut für Ozeanografie und Fischerei in Split zeigten, dass es im Zeitraum 1781 bis 2006 nur 43 Aufzeichnungen von Mola mola gab. Davon stammten die meisten Fänge aus der warmen Jahreszeit, sagen die Forschenden.
In den vergangenen Jahren gab es wiederholt dokumentierte Sichtungen von Mondfischen in der Adria:
Die jüngste uns bekannte Sichtung stammt vom Juli 2024. Nahe der Insel Mana bei den Kornaten konnten Urlauber einen Mondfisch beim „Sonnenbaden“ beobachten, bevor er wieder in die Tiefe abtauchte. Erst ein paar Tage zuvor erhielten wir Meldung eines leider schon toten Exemplars nahe des Naturparks des Naturparks Telašćica.
Im Mai entdeckten Urlauber einen Mondfisch in der Verudela-Bucht nahe der istrischen Stadt Pula. Genauer gesagt, war nur der typische hin- und herwedelnde Flossenschlag der Rückenflosse zu sehen. Im Februar 2024 trieb ein toter Mondfisch beim Lido von Venedig. Das 2,5 m lange, 1,5 m hohe und 10 Zentner schwere Tier musste von der Feuerwehr geborgen werden.
Im Januar 2023 gab es eine dokumentierte Sichtung ca. 10 Seemeilen vor der istrischen Küste in der Nordadria auf Höhe von Savudrija. Urlauber berichteten uns im Juli 2022 von einem an der Oberfläche schwimmenden Mondfisch bei Lošinj in der Kvarner Bucht.
Im Juli 2021 ging Fischern nahe der Insel Cres ein rund 200 kg schwerer Mondfisch ins Netz. Sie ließen ihn zum Glück wieder frei. Und im Herbst 2020 verfing sich ein Exemplar bei der kroatischen Insel Krk in einem Netz. Auch hier gelang es, ihn wieder zu befreien. 2019 geriet einer ins Netz eines kroatischen Fischers, der ihn wieder befreien konnte. Im November 2018 wurde ein Mondfisch vor dem slowenischen Piran gesichtet.
Verhalten
Nachts jagen Mondfische in kalten Tiefen. Die bislang größte dokumentierte Tiefe betrug 644 m, wie amerikanische Forscher mithilfe besenderter Tiere in der Monterey Bay herausfanden.

Nach der Jagd in den kalten Tiefen wärmt sich ein Mondfisch in Seitenlage tagsüber an der Wasseroberfläche wieder auf. Foto: © Jennifer Stock/NOAA-CBNMS
Mitunter springen sie aus dem Wasser, wohl auch, um sich von Parasiten zu befreien. Denn Mondfische sind beliebte Wirte: 40 verschiedene Parasiten wurden an und um diese Fische gezählt.
Daher sind sie ein wahres Büfett für Möwen, die die an der Wasseroberfläche liegenden Fische gerne „säubern“. Werden ihnen die Vögel beim Parasitenentfernen jedoch zu lästig, spucken die Fische sie mit einem Wasserstrahl an, um sie zu verjagen. Auch Menschen wurden auf diese Weise schon bespritzt.
Der Mondfisch gilt zwar als träger Schwimmer. Allerdings können sie Spitzengeschwindigkeiten von 3,2 km pro Stunde erreichen, wie die Forschung mit besenderten Tieren zeigte. Beim Schwimmen bewegen sie die Rücken- und Afterflosse seitwärts synchron. Statt einer Schwanzflosse besitzen sie nur noch einen Hautlappen, der ungefähr von der Rücken- bis zu Afterflosse reicht.
Gefahren
Als Speisefisch dienen Mondfische nur in Teilen Asiens. Zudem finden sie auch in der traditionellen chinesischen Medizin Verwendung.
Die größte Gefahr lauert jedoch in Form von Beifang in der Fischerei: So sollen allein in Südafrika jährlich 340.000 Mondfische in der Schwertfisch-, Thunfisch– und Makrelenfischerei (Trachurus capensis) als Beifang sterben. Dort macht der Mondfisch-Beifang ein Fünftel bis ein Viertel des Gesamtfangs aus! Auch beim Schwertfischfang vor Kalifornien sind bis zu 29 Prozent der Beute ungewollt mitgefangene Mondfische!
Außerdem werden ihnen Plastiktüten zum Verhängnis, die sie – wie etliche andere Meerestiere auch – mit Quallen verwechseln.
Gefährdungsstatus
Weltweit gelten Mondfische gemäß der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN als gefährdet. Für Europa und das Mittelmeer gibt es keine ausreichende Datengrundlage.
Mondfisch-Sichtungen bitte melden
- Sie haben einen Mondfisch gesehen? Dann melden Sie uns bitte Ihre Sichtung, am besten mit Foto.
- für Sichtungs- und Fundmeldungen am Nordseestrand bei beachexplorer.
Autorin: © Ulrike Kirsch
Update: überarbeiteter Beitrag, Erstveröffentlichung Juli 2023
Titelfoto: Mondfisch vor San Diego, Kalifornien, © istock.com/Michael Zeigler