Selbst Experten fällt es mitunter schwer, männliche und weibliche Delfine auseinander zu halten. Bei etlichen Arten gibt es nur einen schwachen oder keinen Geschlechtsdimorphismus: Männchen und Weibchen sehen dann fast gleich aus und sind gleich groß. Hinzu kommt, dass der Penis in einer Bauchfalte verborgen ist und nur bei Paarungen oder Paarungsversuchen sichtbar wird.
Geschlechtsdimorphismus
Der stärkste Geschlechtsdimorphismus unter den Delfinen hat sich bei Orcas (Schwertwalen) entwickelt. Bei dieser zu den Delfinen zählenden Art sind die männlichen Tiere wesentlich größer und massiver als die weiblichen. Zudem besitzen sie eine schwertförmige Finne, die bis zu 2 m Höhe erreichen kann! Bei den Weibchen ist die Rückenflosse dagegen gebogener und mit bis zu 0,9 m Höhe wesentlich kleiner. Für Laien sind beide Geschlechter leicht zu unterscheiden. Auch bei den ebenfalls zu den Delfinen zählenden Grindwalen sind männliche Tiere größer.
Umgekehrt sieht es bei den vier Arten der Gattung Cephalorhynchus aus. Hier sind die Weibchen größer. Diese Arten zählen zu den kleinsten Delfinen überhaupt, wie der vor Neuseeland lebende Hector-Delfin oder der vor der Südspitze Südamerikas und bei den Falklandinseln lebende Commerson-Delfin.
Bei Begegnungen mit anderen Delfinarten gibt es jedoch hilfreiche Anhaltspunkte, um männliche und weibliche Tiere auseinanderzuhalten. Dazu zählen die Gruppenzusammensetzung und ein Blick auf die Bauchseite eines Delfins.
Wer schwimmt mit wem?
Schwimmt ein Jungtier oder Delfinbaby mit einem großen Delfin, dann ist dieser in der Regel die Mutter oder ein weiblicher „Babysitter“ aus der Gruppe. Bei Großen Tümmlern bilden Männchen gerne reine Männerclubs, oder auch Männerfreundschaften, die mitunter ein Leben lang dauern können.
Ein Blick unter den Delfin
Bei männlichen Delfinen liegt die den Penis verbergende Genitalfalte deutlich von der Analöffnung entfernt (siehe Titelfoto: der Solitärdelfin Skywalker ist ein Männchen). Bei Weibchen dagegen sieht man entweder nur eine wesentlich längere Genital- und Anusöffnung oder zwei Falten, die dicht hintereinanderliegen. Seitlich davon befinden sich die Hautschlitze für die Milchdrüsen.
Geschlechtserkennung in der Forschung
Bei der Erforschung von Wildtierpopulationen ist es von Bedeutung, das Verhältnis von Männchen zu vermehrungsfähigen Weibchen zu kennen. Denn so lässt sich der Zustand einer Art oder Population beurteilen. Aussagen zum Fortpflanzungspotenzial der Population oder Art haben im Idealfall direkte Auswirkungen auf Schutzbemühungen und Ökosystem-Managementmaßnahmen.
Autorin: Ulrike Kirsch, Oktober 2024
Titelfoto: Der Große Tümmler Skywalker ist ein Männchen.Skywalker ist ein sogenannter Solitärdelfin, der sich seit einiger Zeit in der dänischen Ostsee aufhält und die Nähe zu Menschen sucht. © Nadine Koschnicke