Internationaler Tag der Robben – International Day of the Seal

Der 22. März ist der Internationale Tag der Robben (engl. International Day of the Seal). Er geht auf eine Resolution des US-Kongresses aus dem Jahr 1982 zurück. Daher ist der Tag der Robben in den USA recht populär. So macht u. a. die US-Klima- und -Ozeanbehörde NOAA Fisheries jedes Jahr speziell auf diese semiaquatischen Meeressäugetiere, die Flossenfüßer (vom lateinischen „Pinnipedia“), aufmerksam.

14 interessante Fakten zum Internationalen Tag der Robben

Robben sind hervorragend an das Leben im Ozean angepasst. Allerdings verbringen sie auch viel Zeit an Land und begegnen dabei zwangsläufig auch Menschen. Dies endet für die Meeressäuger oft tödlich.

Beispiele hierfür ist das alljährliche brutale Erschlagen von Sattel- und Klappmützenrobben und deren Welpen vor der Küste Neufundlands (Kanada).

In Namibia werden jedes Jahr Zehntausende Südafrikanische Seebären und deren Welpen erschlagen.

An der deutschen Nordseeküste sterben jährlich viele Hundert kranke, verletzte oder verlassene junge Seehunde und Kegelrobben per Kopfschuss durch Seehundjäger (für das Robbenmanagement in Deutschland zuständige Hobbyjäger).

Noch in den 2000er-Jahren erschlugen kanadische Robbenjäger jährlich etwa 300.000 Robbenbabys. Da es für die Produkte mittlerweile kaum noch Märkte gibt, sank die Zahl dramatisch. So starben 2020, pandemiebedingt, aber auch aufgrund einer schlechten Eissituation, nur 400 Tiere.

Auch auf diese Grausamkeiten will der Internationale Tag der Robben aufmerksam machen. Gemeinsam mit unseren Partnern vom Robbenzentrum in Wyk auf Föhr arbeiten wir daran, über diese faszinierenden Meeressäugetiere und die Gefahren, mit denen sie sich in unseren Küstengewässern konfrontiert sehen, zu informieren, um sie zu schützen und für nachfolgende Generationen zu erhalten.

Die größte Familie der Flossenfüßer sind die Echten Robben oder Hundsrobben (Familie Phocidae) mit 13 Gattungen und 18 Arten. Hier hinein gehören auch unsere heimischen Seehunde und Kegelrobben. Hundsrobben verwenden in erster Linie ihre hinteren Flossenfüße, um sich – ähnlich wie beim Hinterradantrieb – beim Schwimmen „durch das Wasser zu schieben“. Trotz ihres Namens besitzen Hundsrobben keine Ohrenmuscheln.

Kleine Beißerei unter Kegelrobben.

Beißerei unter Kegelrobben. © Wolfgang Vogt/Pixabay

Ohrenrobben (Familie Otariidae) dagegen besitzen Ohrenmuscheln. Zu dieser sieben Gattungen und 15 Arten umfassenden Familie gehören Seelöwen, Seebären und Pelzrobben. Sie verwenden beim Schwimmen in erster Linie ihre vorderen Flossenfüße – wie beim Frontantrieb.

Die mit wehrhaften Stoßzähnen ausgestatteten Walrosse sind in ihrer Familie die einzige und zugleich die größte Art der Flossenfüßer. Walrossbullen können über 3,6 Meter groß und bis zu 1,9 Tonnen schwer werden. Ihre beeindruckenden Hauer setzen sie als Multitool zur Verteidigung, für interne Auseinandersetzungen, als Kopfstütze oder zum Aufbrechen von Atemlöchern im Eis ein.

Robben besitzen viele, gut entwickelte Schnurrhaare. Ähnlich wie bei Katzen ist ihr Tastsinn äußerst sensibel. Wissenschaftler glauben, dass sie mit ihren Schnurrhaaren Vibrationen von vorbei schwimmenden Beutetieren erkennen können. Das ist hilfreich, denn in ihren aquatischen Lebensräumen herrscht oft schlechte Sicht. Und blinde Robben in freier Wildbahn scheinen in der Lage zu sein, ohne Sicht zu jagen und zu fressen.

Mehr Aufmerksamkeit für Flossenfüßer zum Internationalen Tag der Robben: Nördlicher Seebär mit langen Schnurrhaaren.

Schnurrhaare bei einem weiblichen Nördlichen Seebär (Callorhinus ursinus). © NOAA Fisheries

Robben besitzen eine dicke Speckschicht. Deshalb können sie längere Zeit ohne zu fressen auskommen. Ansonsten sind sie gnadenlose Opportunisten, denn sie fressen alles, was verfügbar ist: eine Vielzahl von Fischen, Muscheln, Krebstieren und kleinere Meeressäuger. Kegelrobben z. B. jagen und erbeuten auch Seehunde und Schweinswale. An Land jedoch fressen Robben nie.

Zum Internationalen Tag der Robben: Mom and Pups need Rest – Bitte Abstand halten von Robben an Land!

Robben sind semiaquatisch. Deshalb müssen sie auch nicht konstant nass sein. Sie kommen an Land, um sich auszuruhen, zum Haarwechsel oder um sich um ihren Nachwuchs zu kümmern. © NOAA Fisheries

Es ist fatal, wenn gut meinende Menschen z. B. am Strand ruhende Seehunde finden und versuchen, sie nass zu halten. Derartige Belästigungen sind nicht nur streng verboten, sie können für die Tiere tödlich enden. Daher betonen NOAA Fisheries und Meeresschützer am Internationalen Tag der Robben auch besonders die Wichtigkeit des Abstandhaltens.

Wenn Sie am Strand eine Robbe entdecken, halten Sie Abstand und lassen Sie sie in Ruhe!

Robben brauchen – laut Empfehlung von NOAA Fisheries – mindestens 45 m Abstand zu Menschen oder ihren Haustieren. Sie benötigen auch kein auf sie gekipptes Wasser. Sie müssen nicht gefüttert werden. Das Abdecken einer Robbe mit Decken oder Strandtüchern kann dazu führen, dass sie sich überhitzt.

Wie alle Meeressäugetiere stillen Flossenfüßer ihren Wasserbedarf über ihre Nahrung. Sie vermeiden es, Meerwasser zu trinken. Geschieht dies dennoch, kann das Tier ernsthaft krank werden. Arktische Robben, die lange Zeit auf dem Eis verbringen, fressen manchmal Süßwassereis und Schnee.

Manche Robbenarten bewegen sich wie eine Raupe, andere „gehen“.

Pelzrobben und Seelöwen (Otariidae) können ihre Hinterflossen unter ihren Körper drehen, wodurch sie an Land „gehen“, anstatt zu kriechen. Bei Hundsrobben wie dem Seehund sind die Beckenknochen verwachsen. Dadurch können die kleinen Robben ihre Hinterflossen nicht unter ihr Becken bringen. Deshalb kriechen sie an Land mit wellenförmigen, raupenartigen Bewegungen. Dies bedeutet nicht, dass sie verletzt sind! Autor: Jakovche – Licensed under the Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported license.

Skelettbau der Ohrenrobben (oben) im Vergleich zu den Hundsrobben (unten).

Hawaiianische Mönchsrobben (Neomonachus schauinslandi) kommen nur auf den Pazifikinseln vor und sind eine der am stärksten gefährdeten Robbenarten. Sie leben nirgendwo anders auf der Welt! Sie können bis zu 20 Minuten lang den Atem anhalten und mehr als 550 m tief tauchen. Damit erreichen sie die Tiefsee. Normalerweise tauchen sie jedoch durchschnittlich 6 Minuten in Tiefen von weniger als 60 m, um am Meeresboden nach Nahrung zu suchen. Ihre Population ist seit mehr als sechs Jahrzehnten rückläufig.

Hawaii-Mönchsrobbe liegt gemütlich auf einem Sandstrand.

Dieses Weibchen erwartet sein achtes Junges. Die Robbendame ruht sich öfter am Strand aus und ist auch als „Surferin“ bekannt: Manchmal klettert sie auf die Boards von Surfern und lässt sich ein Stück mitnehmen, wie uns eine Einwohnerin von Oahu berichtete. Foto: Dianne Tomita Stevens-Poire

Derzeit lebt noch ein Drittel des früheren Bestands. Allerdings konnte der Rückgang durch Schutzmaßnahmen verlangsamt werden und stieg seit 2013 wieder leicht um etwa 2 Prozent jährlich. Eine gute Nachricht, nicht nur zum Internationalen Tag der Robben.

9. Mittelmeer-Mönchsrobben

Auch der Bestand der Mittelmeer-Mönchsrobbe (Monachus monachus) ist in den vergangenen Jahrzehnten dramatisch gesungen. Im Mittelmeer sollen noch zwischen 350 und 450 erwachsene Individuen leben. Weitere etwa 260 Tiere findet man an den Küsten der Westsahara, Mauretaniens und auf den Ilhas Desertas bei Madeira. Die zu den Hundsrobben zählende Art ist in etwa so groß und schwer wie unsere heimischen Kegelrobben und ist eine der am stärksten vom Aussterben bedrohten europäischen Meeressäugetier-Arten.

Zum Internationalen Tag der Robben: Mittelmeer-Mönchsrobben gehören in Europa zu den am stärksten vom Aussterben bedrohten Meeressäugetieren! Wasser.

Mittelmeer-Mönchsrobbe. © Jürgen und Edith Fleissner

Der Internationale Tag der Robben ist auch Gelegenheit an eine der ersten vom Menschen ausgerotteten Meeressäugerarten zu denken. Denn diese unrühmliche Auszeichnung traf die Karibische Mönchsrobbe (Neomonachus tropicalis). Ihr Untergang begann im Jahr 1494, als Kolumbus die karibischen Inseln entdeckte. Die letzten wenigen Überlebenden der Art sah man im Jahr 1952. Seit 2000 gilt die Karibische Mönchsrobbe offiziell als ausgestorben.

Erinnerung zum Internationalen Tag der Robben an die ausgestorbene Karibische Mönchsrobbe.

Karibische Mönchsrobbe unbekannten Geschlechts im New Yorker Aquarium, um 1910. © New York Zoological Society

„Heulen“ ist bei kleinen Robben ein normales Verhalten. Es hilft Müttern, ihre Welpen an überfüllten Stränden wiederzufinden, wenn sie von der Nahrungssuche an die Küste zurückkehren. Deshalb ist auch längst nicht jeder kleine Seehund, der allein am Strand liegt und „heult“, in Not!

Nördliche Seebären (Callorhinus ursinus) zählen zu den Ohrenrobben. Sie zeichnen sich durch ihren stämmigen Körper, einen kleinen Kopf, eine sehr kurze Schnauze und ein extrem dichtes Fell aus, das unmittelbar an Flossengelenken endet. Ihre Flossen sind die längsten in der Familie der Ohrenrobben. Die Hinterflossen können bis zu einem Viertel ihrer gesamten Körperlänge einnehmen. Zudem sind ihre Vorderflossen unglaublich stark. Dadurch können sie gut auf allen vieren laufen oder gar rennen. Mit Leichtigkeit entkommen sie einem Menschen auf rutschigem Fels und können sogar fast senkrechte Klippen erklimmen.

Bandrobben (Histriophoca fasciata) sind die auffälligsten und am leichtesten erkennbaren Flossenfüßer der Welt.

Mit ihrem charakteristischen Muster aus hellen Bändern auf dunklem Fellhintergrund sind Bandrobben unverwechselbar. Die Welpen dagegen werden mit einem dicken, wolligen, weißen Fell geboren.© NOAA Fisheries

Zum Internationalen Tag der Robben: Die unverwechselbare Bandrobbe.

Zu den natürlichen Feinden von Robben zählen der Orca oder Schwertwal, große Haie und Robben. So machen in der Nordsee Kegelrobben auch Jagd auf ihren wesentlich kleineren Verwandten, den Seehund.

Die größten Gefahren gehen jedoch vom Menschen aus. Dazu gehören, neben der direkten Jagd, Lebensraumverluste etwa durch die Klimakatastrophe und ausufernder Tourismus. Hinzu kommen Haustierparasiten, Beifangverluste und Nahrungsmangel durch die industrielle Fischerei sowie Umweltgifte wie PCB, DDT oder Glyphosat, die sich in den Tieren anreichern und sie schädigen.

Auch auf diese Aspekte soll mit dem Internationalen Tag der Robben hingewiesen werden. Denn das Überleben einer Reihe von Arten steht nach wie vor auf des Messers Schneide.

Update: überarbeiteter und mit neuem Datum veröffentlichter Beitrag

Foto oben: U. Kirsch/DSM


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