ICYMARE 2025 – Konferenz für junge Meeresforscher in Bremerhaven

Logo International Conference for YOUNG Marine Researchers – ICYMARE

Die Förderung junger Menschen, die sich wissenschaftlich für die Ozeane engagieren, ist uns seit jeher ein wichtiges Anliegen. Daher fördern wir seit 2024 die internationale Konferenz für junge Meeresforscher ICYMARE.

In diesem Jahr findet die Konferenz vom 8. bis 12. September in der Hochschule Bremerhaven statt.

ICYMARE steht für „International Conference for Young Marine Researchers“. Die Konferenz ist eine Bottom-up-Initiative, die ausschließlich von leidenschaftlichen Freiwilligen vorangetrieben wird. Die Standorte dieser Vor-Ort-Konferenz für junge Meeresforscher wechseln.

Jackson, Support Dog von ICYMARE.
Jackson, Support Dog

ICYMARE will Angehörige verschiedener Fachrichtungen der Meereswissenschaften und -technologie zusammenzubringen, um durch Vorträge, Workshops und Diskussionen das wissenschaftliche Verständnis zu fördern.

Außerdem fungiert das Portal als Plattform für den Austausch von Forschenden und Studierenden im Bereich der Meereswissenschaften und -technologien. Zusätzlich werden nachhaltige Praktiken unterstützt und Innovationen für besseren Meeresschutz vorangetrieben.

Engagierte Freiwillige

2025 findet die Konferenz zum zweiten Mal in Bremerhaven statt. In den Vorjahren traf man sich auch in Oldenburg und Bremen. Organisation und Durchführung übernehmen ausschließlich engagierte Freiwillige.

Gruppenbild von der Konferenz ICYMARE 2024 in Bremen.

„Bei ICYMARE legen wir Wert auf die Gleichberechtigung der Stimmen in unserer Forschungsgemeinschaft – jede Meinung zählt und ist uns wichtig. Wir legen großen Wert auf gegenseitigen Respekt und schaffen ein Umfeld, in dem jede*r gehört wird“, erklärt Chiara Sickert vom Organisationskomitee.

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Junge Meeresforscher: einige unserer Förderungen

Immer weniger Haie vor Curaçao in der Karibik: Forscher nutzen das Wissen lokaler Fischer

2022 unterstützten wir die Meeresbiologin Lisa Hübner von der Universität Groningen (Niederlande). Gemeinsam mit einem Forschungsteam der Universität untersuchte sie die Bestandssituation von Haien in den Gewässern der zu den Niederlanden gehörenden Insel Curaçao. Bis ca. 2010 gab es in den türkisblauen Gewässern der Karibikinsel eine atemberaubende Vielfalt an Haien. Seitdem sinken die Bestände stellenweise dramatisch. Doch Informationen zum Ausmaß und den Gründen für das Verschwinden der Karibik-Haie gab es nur wenige. Das Groninger Forschungsteam griff nun auf einen oft vernachlässigten Wissensschatz zurück: die Kenntnisse lokaler Fischer. Dieses Wissen – auch Fisher’s Local Ecological Knowledge (FLEK) genannt, nutzten sie als Ergänzung eigener Bestandserfassungen mit beköderten Unterwasserkameras (Baited Remote Underwater Video Systems/BRUVS). Dadurch gewannen die Wissenschaftler ein umfassendes Bild über den besorgniserregenden Rückgang der früher reichhaltigen Artenvielfalt der Haie vor Curaçao.

Anfang Juni 2025 veröffentlichte das Magazin Aquatic Conservation: Marine and Freshwater Ecosystems (Volume 35, Issue 6) die Forschungsergebnisse:1: Unseen Experts of the Sea: Fishers‘ Local Ecological Knowledge Reveals Elasmobranch Hotspot Decline Around Curaçao, Dutch Caribbean

Haie stehen auch in der Karibik unter Druck

Für einen besseren Schutz von Haien, nicht nur in der Karibik, benötigt man jedoch ganzheitliche wissenschaftliche Einblicke, die aufzeigen, wie stark und vor allem wieso die Bestände zurückgegangen sind. Auch müssen lokale Bevölkerungsgruppen in nachfolgenden Schutzmaßnahmen eingebunden werden.

Eine Auswertung der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN vom September 20212 zeigt, dass 32 % aller Knorpelfischarten (Haie, Rochen und Chimären), zu denen Daten vorliegen, durch Überfischung vom Aussterben bedroht sind. Darunter der Karibische Riffhai (Carcharhinus perezii) und der Atlantische Ammenhai (Ginglymostoma cirratum) – Arten, deren Vorkommen einst die Normalität an karibischen Riffen und Küstenökosystemen widerspiegelten.

Bericht von Lisa Hübner

A Fisherman‘s Tale: Wie Fischer uns helfen können, Haie zu schützen

Haie sind weitaus mehr als ikonische Geschöpfe des Meeres, sie sind unerlässlicher Bestandteil mariner Nahrungsketten und Ökosysteme. Die Knorpelfische sind systemrelevant. Verschwinden sie, entstehen Kaskadeneffekte in niedrigeren Trophieebenen3. Vor allem Korallenriffe, Seegraswiesen und die pelagische Zone sind auf einen gesunden Bestand dieser Raubfische angewiesen.

Projekt Haie in der Karibik – Curaçao: Ammenhai ruht unter Mangroven.

Ein Ammenhai. Diese Haie sieht man in der Karibik nur noch selten,
© Amanda Cotton/Ocean Image Bank

Fisher´s Local Ecological Knowledge (FLEK)

Für unsere Forschungsarbeit wandten wir uns an die Experten der Insel: einheimische Fischer. Fischer verbringen den Großteil ihres Lebens auf See. Sie nehmen bewusst Veränderungen wahr, beispielsweise in der Zusammensetzung ihres täglichen Fangs oder im Vorkommen verschiedener Fischarten in speziellen Fanggebieten. Dieses Wissen – als Fisher’s Local Ecological Knowledge (FLEK) bezeichnet – dokumentierten wir auf Curaçao.

Dazu führten wir 25 tiefgreifende, semistrukturierte Interviews mit Fischern. In unsere Datenauswertung flossen schlussendlich 21 Interviews ein.

Die Auswertungen von Baited Remote Underwater Video Systems/BRUVS4 (beköderte Unterwasserkameras) ergänzen die Ergebnisse der FLEK-Studie. Beides zusammen bildet die ganzheitliche Basis dieses Projekts.

Baited Remote Underwater Video System/BRUVS

Wie erhebt man Fisher´s Local Ecological Knowledge?

Unser Team befragte Fischer unterschiedlicher Generationen zu Fängen und Sichtungen. Dazu stellten wir Fragen zu 14 Hai- und Rochenarten.

  • Tigerhai (Galeocerdo cuvier)
  • Blauhai (Prionace glauca)
  • Kurzflossen-Mako (Isurus oxyrinchus)
  • Hammerhai (Sphyrna spp.)
  • Zitronenhai (Negaprion brevirostris)
  • Riesenmanta (Mobula birostris)
  • Southern Stingray (Hypanus americanus)
  • Gefleckter Adlerrochen (Aetobatus narinari)
  • Walhai (Rhincodon typus)
  • Karibischer Riffhai (Carcharhinus perezii)
  • Kleiner Schwarzspitzenhai (Carcharhinus limbatus)
  • Bullenhai (Carcharhinus leucas)
  • Weißspitzen-Hochseehai (Carcharhinus longimanus)
  • Atlantischer Ammenhai (Ginglymostoma cirratum)

Für die Interviews legten wir den Fischern Bilder dieser Arten (im Folgenden gesammelt als „Haie“ bezeichnet) vor. Sie berichteten uns, ob und wenn ja, wo sie eine bestimmte Art zu Beginn ihrer Karriere sowie heutzutage fangen oder vom Boot aus regelmäßig sichten.

Forschungsprojekt Haie in Curaçao: Fischer präsentiert ein Haigebiss.
Fischer aus Curaçao zeigt das Gebiss eines Haies, © Lisa Hübner

Um die Aufbereitung der Daten zu erleichtern, wurden die Fang- und Sichtungsinformationen in zwei Perioden aufgeteilt: „Vergangenheit“ (1957 bis 2009) und „Gegenwart“ (2010 – 2022).

Artenreichtums-Karten zeigen Rückgang von Hai-Hotspots

Die gesammelten FLEK-Daten wurden anschließend statistisch noch einmal reduziert, sodass nur statistisch relevante „Hotspots“ – also Orte, an denen eine hohe, statistisch relevante Artenvielfalt vorhanden ist – abgebildet wurden5. Als Ergebnis erhält man folgende Hai-Hotspots (in Rot) um die Insel Curaçao:

Um mehr über die räumliche Verbreitung der Knorpelfische in den Küstengewässern der Insel zu erfahren (Identifizierung von Hai-Hotspots), ließen wir die Fischer den genauen Ort einer Begegnung (Fang oder Sichtung vom Boot) auf einer Karte einzeichnen. Daraus erstellten wir zwei Artenreichtums-Karten für beide Zeiträume. Wichtig dabei waren Informationen, wie oft die Fischer Haie zu Beginn ihrer Fischerkarriere und im Vergleich zu heute gesichtet oder gefangen haben. Der Fischer mit der längsten Erfahrung ist seit 1957 aktiv.

Zutage kam ein deutlicher und alarmierender Rückgang der in der „Vergangenheit“ existierenden Hai-Hotspots um fast die Hälfte im Vergleich zur „Gegenwart“. Doch nicht nur das. Auch die durchschnittliche Artenvielfalt der in den Hotspots lebenden Haiarten ist signifikant von sieben auf drei zurückgegangen. Der Blauhai wurde dabei von keinem der Fischer erwähnt.

Warum gibt es immer weniger Karibik Haie vor Curaçao?

Unklar ist allerdings, warum die Haibestände derart hohe Verlustraten aufweisen. Überfischung in der Region könnte eine von mehreren Ursachen sein.

Überfischung

Portioniertes Haifleisch, © Lisa Hübner
Portioniertes Haifleisch, © Lisa Hübner

Auf die Frage, warum sie Haie fangen, gaben die Fischer unterschiedlichste Antworten. Manche sagten, sie fangen Haie nicht mit Absicht, bringen diese dann aber an Bord aus Angst, die für sie kostbare Ausrüstung nicht zu verlieren.

Andere wiederum meinten, sie fangen die Tiere wegen des reinen Nervenkitzels. Das macht es schwierig, das tatsächliche Ausmaß der Haifischerei vor Curaçao festzustellen.

Fakt ist allerdings, wenn erst einmal am Haken, werden die Karibik Haie hauptsächlich verkauft oder selbst konsumiert. Nur ein geringer Teil wird wieder ins Meer entlassen.

Das lässt vermuten, dass Haifänge einen sozio-ökonomischen Wert für die Fischer darstellen. Wie hoch dieser Wert genau ist, muss sich in zukünftigen Studien zeigen.

Übertourismus, Küstenbaumaßnahmen und Meeresverschmutzung

Möglicherweise ist die starke Abnahme der lokalen Artenvielfalt von Haien vor Curaçao auch das Ergebnis eines Zusammenspiels aus Überfischung und anderen Faktoren. So könnte der zunehmende Tourismus auf der Insel ebenfalls eine maßgebliche Rolle einnehmen. In den vergangenen Jahren kam es zu einer starken Zunahme der Küstenbebauung durch Resorts und Hotels. Dies wiederum wirkt sich negativ auf die ohnehin ungenügende Abfall- und Abwasserwirtschaft der Karibikinsel aus.


Wie geht es weiter?

Die bisherigen Ergebnisse verdeutlichen die Notwendigkeit für besseren Haischutz auf Curaçao. Sie zeigen auch, wie wertvoll Fisher’s Local Ecological Knowledge (FLEK) – das Wissen von Fischern – für die wissenschaftliche Aufbereitung historischer Informationen sein kann.

Beliebte Beute bei lokalen Fischern: Haie in der Karibik.

„Um den zukünftigen Haischutz so nachhaltig und effizient wie möglich zu gestalten, sollte die Einbringung von Fischern als eigene Interessenvertretungsgruppe hier nicht aufhören. Fischer und ihre Bedürfnisse einzubeziehen ist wichtig, um Meeresartenschutz, der Fischer eventuell benachteiligen könnte, moralisch vertretbar zu machen. Studien zeigen auch, dass die Einbindung von Fischern dazu führt, dass mögliche Fischereibeschränkungen tatsächlich eingehalten werden“, erläutert Meeresbiologin Lisa Hübner.

Haischutz in Curaçao gemeinsam mit Fischern, nicht gegen sie

Einer der Co-Autoren der Studie ist der Nature Specialist Advisor für das Ministerium für Gesundheit, Umwelt und Natur, Javier Diaz. Er war und ist stark in das Projekt involviert und agiert als direkter Draht zwischen den Forschenden und den zuständigen Behörden auf Curaçao. Auch die Fischer sollen in die Entscheidungsprozesse eingebunden werden. Haischutz in der Region soll gemeinsam mit den Fischern, nicht gegen sie, entstehen.

Außerdem informierte Lisa Hübner die Dutch Caribbean Nature Alliance (DCNA) über die Ergebnisse der Studie. DCNA setzt sich schwerpunktmäßig für die Erweiterung des Yarari Shark and Marine Mammal Sancturary Schutzgebietes in der Niederländischen Karibik ein.

  1. Hübner, L., Leurs, G., Bruil, L., Grimm, I., Diaz, J., Dilrosun, F., Mercelina, F., Meijer, K., McClenachan, L., de Boer, K., Vermeij, M. . and Govers, L. (2025), Unseen Experts of the Sea: Fishers‘ Local Ecological Knowledge Reveals Elasmobranch Hotspot Decline Around Curaçao, Dutch Caribbean. Aquatic Conserv: Mar Freshw Ecosyst, 35: e70159. https://doi.org/10.1002/aqc.70159 ↩︎
  2. Overfishing drives over one-third of all sharks and rays toward a global extinction crisis ↩︎
  3. Stellung eines Tiers oder einer Pflanze in der Nahrungskette ↩︎
  4. Baited Remote Underwater Video Systems (BRUVS) werden regelmäßig in Studien zur Bestandsbestimmung von Raubtieren eingesetzt. Haie werden durch den für sie attraktiven Köder angelockt und so von der angebrachten Kamera gefilmt. Die Filmaufnahmen werden im Nachhinein ausgewertet, um Anzahl und Artenvielfalt einer Region zu bestimmen. ↩︎
  5. Dieses Verfahren nennt sich „Hotspot Analysis (Getis Ord Gi * Statistic)“. ↩︎

Hintergrund: Schutz von Haien in der Karibik

Im Jahr 2015 entstand um die Gewässer der Inseln Saba und Bonaire in der Niederländischen Karibik das „Yarari Shark and Marine Mammal Sanctuary.

Meeresschutzgebiete (MPAs/Marine Protected Areas), insbesondere mehrere in Verbindung gebrachte MPAs, können die über weite Strecken wandernden Raubfische effektiv schützen. Leider fehlen solche Schutzgebiete um die anderen Inseln der Niederländischen Karibik.

Im Juni 2016 verhängten die Regierungen der Karibik-Inseln St. Maarten und der Kaimaninseln ein Fangverbot für die kommerzielle Haifischerei in ihren Hoheitsgewässern. Gleichzeitig gaben Curaçao und Grenada bekannt, noch im Laufe des Jahres gleichfalls den kommerziellen Fang von Haien verbieten zu wollen. Damit erhöhte sich die Zahl von Haischutzgebieten zum damaligen Stand auf weltweit 17, mit einer Fläche von etwa 20 Millionen Quadratkilometern.

Die karibischen Haischutzgebiete sind das Ergebnis wachsenden Engagements von karibischen und pazifischen Staaten. Sie wollen die Ausrottung der Karibik-Haie verhindern. Dieses gründet sich auch auf den Ergebnissen eines internationalen karibischen Haischutz-Symposiums. Es fand im Juni 2016 auf St. Maarten statt. An dem Treffen von Regierungsvertretern und nicht staatlichen Haischutzorganisationen nahm auch Haischützer Sir Richard Branson teil.

Update: überarbeiteter und mit neuem Datum veröffentlichter Beitrag

Foto oben: Karibischer Riffhai, © Guido Leurs


Weiterführende Informationen

Masterarbeiten über Mangroven in Malaysia: Sedimente und ihre Bedeutung

Wir fördern die gemeinsamen Masterarbeiten von Louise Seemann und Moshiur Rahman zur Bedeutung des mikrobiellen Lebens in Sedimenten für die ökologische Fitness von Mangroven in Malaysia. Beide sind Studierende der marinen Biologie an der Universität Bremen und am Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT).

Louise Seemann und Moshiur Rahman in Malaysia.
© L.Seemann

Sie wollen Antworten auf Fragen, welche ökologische Widerstandsfähigkeit Mangroven mitbringen müssten, um sich erfolgreich an die Folgen der Klimakrise, wie steigende Meeresspiegel oder die Erhitzung von Küstenmeeren, anzupassen. Speziell dazu untersuchen sie die Rolle der Sedimente mit ihrer besonderen mikrobiellen Artenvielfalt bei Mangroven in Malaysia.

Hierzu reisten sie in die für ihre Artenvielfalt berühmte, ca. 40.000 Hektar große Matang Mangrove Forest Reserve (MMFR). Die MMFR ist einer der am besten gemanagten und damit in gutem Zustand befindlichen Mangrovenwälder der Welt. Die beiden jungen Masterstudierenden aus Bremen stützen sich dabei auf eine Forschungskooperation mit der Universität Malaya (Universiti Malaya) in der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur.

Naturbasierte Lösungen zur Bekämpfung des Klimawandels

Touristische Infrastruktur im Matang Mangrove Forest Reserve (MMFR), Malaysia.
Mangrovenwälder sind auch für den lokalen Tourismus von Bedeutung, © L.Seemann u. M.Rahman

Die Renaturierung und der Erhalt von Mangrovenwäldern zählen zu den naturbasierten Lösungen (Nature-based Solutions, NbS) zur Bekämpfung des Klimawandels.

Mangrovenwälder warten mit zahlreichen Ökosystem-Dienstleistungen auf. Sie sind neben ihrem hohen Kohlenstoff-Speicherpotenzial unverzichtbar für den Erhalt der marinen Artenvielfalt und ein wirkungsvoller, natürlicher (sanfter) Küstenschutz.

Überdies haben sie Nutzungspotenzial für die Holzgewinnung oder für medizinische Anwendungen.

Untersuchung der Sedimente und funktionaler Merkmale unterschiedlich alter Mangroven in Malaysia

Louise Seemann und Moshiur Rahman interessieren sich insbesondere, wie stark sich unterschiedlich alte Mangroven in Malaysia in der Ausprägung ihrer Ökosystem-Dienstleistungen unterscheiden, um sie besser zu schützen und verwalten zu können.

Dazu untersuchen die beiden Studierenden die Sedimente von Mangrovenbäumen und nehmen deren mikrobielle Artenvielfalt unter die Lupe. Denn Mangrovensedimente sind keine passiven Ablagerungen organischer Substanz, sondern hochdynamische Systeme.

Dichter, 15-Jahre alter Mangrovenbestand im Matang Mangrove Forest Reserve (MMFR), Malaysia.
15 Jahre alter Mangrovenbestand im Matang Mangrove Forest Reserve, © M.Rahman

Mangrovensedimente sind in dauerndem Austausch mit den Mikroalgen-Lebensgemeinschaften des Meeresbodens. Außerdem bewältigen sie kontinuierliche Einträge organischen Materials (z. B. von Phytoplankton, Seegras und Makroalgen) durch die Gezeiten. Und der Motor hinter dem Abbau dieser Unmenge organischer Substanzen sind unscheinbare Mikroben. Ihre Rolle ist zentral. Sie zersetzen Pflanzenreste und verarbeiten organische Substrate im Sediment.

Mangrovenbäume im Matang Mangrove Forest Reserve (MMFR) in Malaysia.
Stelzenmangroven sind durch ihr hochwertiges Holz und ihre vielseitige medizinische Anwendbarkeit auch für die menschliche Nutzung relevant,
© L.Seemann u. M.Rahman

Louise Seemann und Moshiur Rahman analysieren die funktionalen Merkmale und Sedimente verschiedener Altersklassen der weitverbreiteten Stelzenmangrove (Rhizophora apiculata) auf Unterschiede.

Sie wollen speziell Erkenntnisse darüber gewinnen, inwiefern das Alter der Bäume und die mikrobielle Artenvielfalt ihrer Sedimente Einfluss auf deren ökologische Fitness haben.

Da die MMFR teilweise bewirtschaftet wird, sollen die Masterarbeiten auch Rückschlüsse über die Entwicklung und die Gesundheit von Mangroven in bewirtschafteten Mangrovenstandorten erlauben.

Arbeitsprogramm im Mangrovenwald von Malaysia

Vor Ort führen die beiden Studierenden Messungen und Probennahmen in nachhaltig bewirtschafteten Mangrovenwäldern entlang des Sungai-Sepetang-Flusses durch.

Erfassung des Abstands einer Modellmangrove
zu umliegenden Bäumen.

Dort analysieren sie Merkmale wie den Stammumfang der Mangroven, die chemische Zusammensetzung der Blätter und die Feinwurzelbiomasse. Außerdem steht die Zersetzbarkeit von Laubstreu, die Holzdichte und physische Festigkeit der Blätter sowie die Wurzelarchitektur der Mangroven auf dem anspruchsvollen Analyseprogramm.

Zur Analyse von Mikroben und organischer Substanzen nehmen sie Sedimentproben. Auf diese Weise lassen sich Variationen in der mikrobiellen Vielfalt der Sedimente vergleichen und Wechselwirkungen mit den funktionalen Merkmalen der Mangroven überprüfen.

Wie kann man in Zukunft Mangrovenwälder erhalten und renaturieren?

Louise Seemann und Moshiur Rahman vergleichen Wälder in unterschiedlichen geomorphologischen Zonen. Dadurch sollen Erkenntnisse gewonnen werden, wie man in Zukunft Mangrovenwälder anlegen, bestehende Wälder schützen und somit Klimaschutz auf möglichst natürliche Art und Weise betreiben kann.

Die Bootsführer Mr. Abidin Bin Napiah und Mr. Shamsudin Bin Mohd Hussin (SAM) aus Kuala Sepetang.
Die Bootsführer Mr. Abidin Bin Napiah und Mr. Shamsudin Bin Mohd Hussin (SAM) aus Kuala Sepetang begleiteten Louise Seemann und Moshiur Rahman durch die Mangrovenwildnis der Matang Mangrove Forest Reserve,
© L.Seemann u. M.Rahman

Nach Information und Berichten von Louise Seemann und Moshiur Rahman.
Titelbild: Mangroven im Matang Mangrove Forest Reserve (MMFR), Malaysia von L.Seemann u. M.Rahman