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Mit BandaSEA und Luminocean unterstützen wir seit Anfang 2022 die beiden Studierenden Farista Ghani und Rifaldi Kadir (Foto oben) von der Hatta-Sjahrir Fisheries School Banda Islands. Gemeinsam erproben sie für ihre Bachelorarbeit eine einfache, aber effektive Technik zur Wiederherstellung von Riffen nach einer Korallenbleiche. Dazu züchten sie Korallenlarven an Land, um sie später im Riff anzusiedeln.
Wann ist es soweit?
Farista konzentriert sich dabei auf den Zeitpunkt des Massenablaichens von Eiern und Spermien der Korallen. In der Bandasee sind dies meist die Nächte nach den Vollmonden im März und November. „Dieses beeindruckende Phänomen findet ein- bis zweimal jährlich statt, und wenn man bei Dunkelheit tauchen geht, kann man das, was fast wie ein Schneesturm unter Wasser aussieht, beobachten“, erzählt Meeresbiologin Mareike Huhn von BandaSEA, die das Projekt leitet.
Farista untersucht nun, welche Korallenarten am wievielten Tag nach Vollmond ablaichen. Das ist wichtig. Denn nur so lässt sich die neue Methode zur Larvenansiedlung für die Restauration ausgebleichter Riffe effektiv nutzen.
Aufzucht von Korallenlarven mit einfachen Mitteln
Rifaldi wiederum testet, ob man auch mit den auf den Banda-Inseln zur Verfügung stehenden Möglichkeiten Korallenlarven heranziehen kann, um sie später gezielt in ausgebleichten Riffabschnitten anzusiedeln. Das funktioniert zum Beispiel gut im australischen Great Barrier Reef und bei einigen philippinischen Riffen.
Die Methode ist besonders vielversprechend. Auf der einen Seite fördert man die genetische Vielfalt im Vergleich zu herkömmlichen Restaurationsmethoden.
Andererseits ist sie extrem schonend für die Spenderriffe. Denn es werden nur ganz wenige der Millionen von Gameten (Eier und Spermien) eines Massenlaichens zur Larvenaufzucht genutzt.
Hinzu kommt, dass man die Korallenlarven anschließend gezielt ansiedeln kann. Das erleichtert die Korallen-Wiederbesiedlung ausgebleichter Riffbereiche.
Die neue Methode funktioniert
Erste Testläufe des Projekts zur Larvenansiedlung fanden im Frühjahr 2022 statt. Es gelang, Gameten einzufangen, Korallenlarven an Land aufzuziehen und sie anschließend in ausgebleichten Riffabschnitten vor der Insel Hatta anzusiedeln.
Auf sanfte Weise Korallengameten einfangen und Korallenlarven züchten
Zum zweiten Massenlaichen Mitte November ging es dann wieder los. Farista und Rifaldi befestigten ihre simplen, selbst gebauten Gametenfallen über verschiedenen Korallenstöcken. Die einfachen Fangapparate sind lediglich aus Trichtern und Plastikflaschen (die damit sogar noch upgecycelt werden) zusammengebastelt. Alle Materialien sind mehrfach einsetzbar.

Beginnend mit der Vollmondnacht verblieben die Fallen dann etwa eine Woche im Riff. Jeden Morgen tauchten die beiden anschließend hinab. Kontrollierten, ob sich Gameten darin befanden. Da diese für die Larvenanzucht besonders „frisch“ sein müssen, ging es zusätzlich in den drei Nächten mit der höchsten Chance auf ein Massenablaichen zum Nachttauchen hinaus.
Zur Befruchtung kamen die Gameten zunächst in ein 10-Liter-Becken. Anschließend konnten sich die Korallenlarven (Planula-Larven) in 1000-Liter-Tanks wohlbehütet entwickeln. Für genügend Belüftung in den großen Tanks (aber nicht zu viel Strömung) sorgte eine kleine Belüftungspumpe.
Ansiedlung gezüchteter Korallenlarven

Nach 5-tägiger Anzuchtphase brachten Rifaldi und Farista mit ihrem Team die Planula-Larven in mehreren ausgebleichten Riffabschnitten aus. Diese hatte das Team vorher als 3 mal 5 m große Parzellen markiert. Tausende von Larven fanden dann unter aufgebauten Netzzelten eine neue Heimat.
Wiederum fünf Tage lang blieben die Schutzdächer im Riff. So viel Zeit hatten die Larven, um sich anzusiedeln. Ab dann müssen sie alleine klarkommen und werden hoffentlich zu stattlichen Korallenstöcken heranwachsen.
Nachhaltig und riffschonend
Die Netzzelte bestehen aus einem mit Organzastoff doppelt unterfütterten Fischernetz. Wenn sie ihre Aufgabe erfüllt haben, kann man sie für die nächste Runde des Larvenansiedlungsprojekts erneut einsetzen.

Bei dieser Methode zur Korallenrestauration bleibt nichts im Riff zurück, was dort nichts suchen hat. Alle Materialien lassen sich wiederverwerten. Spenderkorallen bleiben unbeschädigt. Viele Korallenarten werden neu angesiedelt.
Pilotprojekt engagierter indonesischer Studenten
Das von engagierten jungen indonesischen Tauchern und Studenten getragene Projekt wird das Bewusstsein in Indonesien für die Probleme schärfen, die schlecht geplante und durchgeführte Korallenrestaurierungsprojekte verursachen.
Neben dem pädagogischen Nutzen zeigt das Projekt, wie man Korallenlarven ohne großen Aufwand auch auf abgelegenen Inseln vermehren kann.
Korallenriffe der Banda-Inseln
Mit mehr als 397 Hartkorallenarten und geschätzten 695 Arten von Rifffischen auf einer relativ kleinen Rifffläche gehören die Banda-Inseln zu den Gebieten mit der höchsten Artendichte im Indopazifik. Dank ihrer Abgeschiedenheit waren hier bis 2020 viele Korallenriffe noch relativ gut erhalten.
Die Hitzewelle 2020 traf dann auch die Riffe vor der Insel Hatta. Hart. Bis dahin herrschte hier die höchste Korallenvielfalt und Biodiversität im ganzen Bandasee-Riffsystem. Denn bei Hatta gibt es ansonsten kaum lokale, riffschädigende Einflüsse. Fischerei und Meeresverschmutzung spielen keine Rolle. Daher ist Hatta auch ein idealer Standort für Maßnahmen zur Korallenrestauration.
Update: erweiterter und überarbeiteter Beitrag. Mit neuem Datum wieder veröffentlicht.
Nach Informationen von Mareike Huhn (BandaSEA); alle Fotos: BandaSEA
Korallenriffe schützen

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