Erfolgreiche Riffrestauration mit Korallenlarven

6 Minuten

Mit BandaSEA und Luminocean unterstützen wir seit Anfang 2022 die beiden Studierenden Farista Ghani und Rifaldi Kadir (Foto oben) von der Hatta-Sjahrir Fisheries School Banda Islands. Gemeinsam erproben sie für ihre Bachelorarbeit eine einfache, aber effektive Technik zur Wiederherstellung von Riffen nach einer Korallenbleiche. Dazu züchten sie Korallenlarven an Land, um sie später im Riff anzusiedeln.

Wann ist es soweit?

Laichende Korallen (Coral Spawning).
Ein magischer Moment

Farista konzentriert sich dabei auf den Zeitpunkt des Massenablaichens von Eiern und Spermien der Korallen. In der Bandasee sind dies meist die Nächte nach den Vollmonden im März und November. „Dieses beeindruckende Phänomen findet ein- bis zweimal jährlich statt, und wenn man bei Dunkelheit tauchen geht, kann man das, was fast wie ein Schneesturm unter Wasser aussieht, beobachten“, erzählt Meeresbiologin Mareike Huhn von BandaSEA, die das Projekt leitet.

Farista untersucht nun, welche Korallenarten am wievielten Tag nach Vollmond ablaichen. Das ist wichtig. Denn nur so lässt sich die neue Methode zur Larvenansiedlung für die Restauration ausgebleichter Riffe effektiv nutzen.

Aufzucht von Korallenlarven mit einfachen Mitteln

Rifaldi wiederum testet, ob man auch mit den auf den Banda-Inseln zur Verfügung stehenden Möglichkeiten Korallenlarven heranziehen kann, um sie später gezielt in ausgebleichten Riffabschnitten anzusiedeln. Das funktioniert zum Beispiel gut im australischen Great Barrier Reef und bei einigen philippinischen Riffen.

Haushaltstrichter als Fangapparat über einem Koralenstock.
Haushaltstrichter als Fangapparat für Gameten über einem Korallenstock

Die Methode ist besonders vielversprechend. Auf der einen Seite fördert man die genetische Vielfalt im Vergleich zu herkömmlichen Restaurationsmethoden.

Andererseits ist sie extrem schonend für die Spenderriffe. Denn es werden nur ganz wenige der Millionen von Gameten (Eier und Spermien) eines Massenlaichens zur Larvenaufzucht genutzt.

Hinzu kommt, dass man die Korallenlarven anschließend gezielt ansiedeln kann. Das erleichtert die Korallen-Wiederbesiedlung ausgebleichter Riffbereiche.

Die neue Methode funktioniert

Erste Testläufe des Projekts zur Larvenansiedlung fanden im Frühjahr 2022 statt. Es gelang, Gameten einzufangen, Korallenlarven an Land aufzuziehen und sie anschließend in ausgebleichten Riffabschnitten vor der Insel Hatta anzusiedeln.

Auf sanfte Weise Korallengameten einfangen und Korallenlarven züchten

Zum zweiten Massenlaichen Mitte November ging es dann wieder los. Farista und Rifaldi befestigten ihre simplen, selbst gebauten Gametenfallen über verschiedenen Korallenstöcken. Die einfachen Fangapparate sind lediglich aus Trichtern und Plastikflaschen (die damit sogar noch upgecycelt werden) zusammengebastelt. Alle Materialien sind mehrfach einsetzbar.

Gametenfalle aus Trichter und PET-Flasche über einer Koralle.

Beginnend mit der Vollmondnacht verblieben die Fallen dann etwa eine Woche im Riff. Jeden Morgen tauchten die beiden anschließend hinab. Kontrollierten, ob sich Gameten darin befanden. Da diese für die Larvenanzucht besonders „frisch“ sein müssen, ging es zusätzlich in den drei Nächten mit der höchsten Chance auf ein Massenablaichen zum Nachttauchen hinaus.

Zur Befruchtung kamen die Gameten zunächst in ein 10-Liter-Becken. Anschließend konnten sich die Korallenlarven (Planula-Larven) in 1000-Liter-Tanks wohlbehütet entwickeln. Für genügend Belüftung in den großen Tanks (aber nicht zu viel Strömung) sorgte eine kleine Belüftungspumpe.

Ansiedlung gezüchteter Korallenlarven

Freisetzung von Korallenlarven unter einem Schutznetz.
Aussetzung von Korallenlarven unter einem Netzzelt

Nach 5-tägiger Anzuchtphase brachten Rifaldi und Farista mit ihrem Team die Planula-Larven in mehreren ausgebleichten Riffabschnitten aus. Diese hatte das Team vorher als 3 mal 5 m große Parzellen markiert. Tausende von Larven fanden dann unter aufgebauten Netzzelten eine neue Heimat.

Wiederum fünf Tage lang blieben die Schutzdächer im Riff. So viel Zeit hatten die Larven, um sich anzusiedeln. Ab dann müssen sie alleine klarkommen und werden hoffentlich zu stattlichen Korallenstöcken heranwachsen.

Nachhaltig und riffschonend

Die Netzzelte bestehen aus einem mit Organzastoff doppelt unterfütterten Fischernetz. Wenn sie ihre Aufgabe erfüllt haben, kann man sie für die nächste Runde des Larvenansiedlungsprojekts erneut einsetzen.

Schutznetze über ausgebleichten Riffabschnitten zur Ansiedlung der Korallenlarven.
Netzzelte für Korallenlarven über ausgebleichten Riffabschnitten

Bei dieser Methode zur Korallenrestauration bleibt nichts im Riff zurück, was dort nichts suchen hat. Alle Materialien lassen sich wiederverwerten. Spenderkorallen bleiben unbeschädigt. Viele Korallenarten werden neu angesiedelt.

Pilotprojekt engagierter indonesischer Studenten

Das von engagierten jungen indonesischen Tauchern und Studenten getragene Projekt wird das Bewusstsein in Indonesien für die Probleme schärfen, die schlecht geplante und durchgeführte Korallenrestaurierungsprojekte verursachen.

Neben dem pädagogischen Nutzen zeigt das Projekt, wie man Korallenlarven ohne großen Aufwand auch auf abgelegenen Inseln vermehren kann.

Korallenriffe der Banda-Inseln

Mit mehr als 397 Hartkorallenarten und geschätzten 695 Arten von Rifffischen auf einer relativ kleinen Rifffläche gehören die Banda-Inseln zu den Gebieten mit der höchsten Artendichte im Indopazifik. Dank ihrer Abgeschiedenheit waren hier bis 2020 viele Korallenriffe noch relativ gut erhalten.

Die Hitzewelle 2020 traf dann auch die Riffe vor der Insel Hatta. Hart. Bis dahin herrschte hier die höchste Korallenvielfalt und Biodiversität im ganzen Bandasee-Riffsystem. Denn bei Hatta gibt es ansonsten kaum lokale, riffschädigende Einflüsse. Fischerei und Meeresverschmutzung spielen keine Rolle. Daher ist Hatta auch ein idealer Standort für Maßnahmen zur Korallenrestauration.

Korallenriff vor Hatta vor der Korallenbleiche 2020
Riffe vor der Insel Hatta vor den Korallenbleiche 2020
Korallenriff vor Hatta nach der Korallenbleiche 2020
Riffe vor der Insel Hatta nach 2020
Rifaldi Kadir stellt Gametenfallen aus Trichtern und PET-Flaschen her
Die Gametenfallen sind höchst einfache Konstruktionen aus PET-Flaschen und Trichtern
Korallenrestauration in der Bandasee: Rifaldi Kadir befestigt eine Gametenfalle über einer Koralle
Fixierung einer Gametenfalle über einer Koralle
Korallenrestauration in der Bandasee: Gametenfalle aus Trichter und PET-Flasche über einer Koralle
Bereit für das Ablaichen
Korallenrestauration in der Bandasee: Gametenfalle aus Trichter und PET-Flasche über einer Koralle
Bereit für das Ablaichen
Sammelbehälter mit Korallengameten (Eier und Spermien)
Korallengameten (Eier und Spermien) im Sammelbehälter
Tanks zur Aufzucht von Korallenlarven
Zwei 1000-Liter-Tanks in denen die Korallenlarven (Planula-Larven) heranwachsen
Vorbereitung der Fischernetze mit Organza-Stoff für die Korallenrestauration
Vorbereitung der Schutzdächer aus Fischernetz und Organza-Stoff
Transport der Fischernetze zur Ansiedlungsparzelle
Transport zur Ansiedlungsparzelle
Taucher befestigen ein Fischernetz mit Organza-Stoff für die Ansiedlung der Korallenlarven
Ein Schutzdach für Korallenlarven wird über einer geeigneten Stelle im Empfängerriff ausgebreitet
Taucher befestigen ein Fischernetz mit Organza-Stoff für die Ansiedlung der Korallenlarven
Befestigung eine Schutzdaches
Korallenrestauration in Indonesien: Fischernetz mit Organza-Stoff über einem ausgebleichten Riffabschnitt
Letzte Kontrolle und Dokumentation der präparierten Ansiedlungsparzelle
Korallenrestauration in der Bandasee: Fischernetz mit Organza-Stoff über einem ausgebleichten Riffabschnitt
Geschafft!
Rifaldi Kadir und Farista Gani
Rifaldi und Farista

Update: erweiterter und überarbeiteter Beitrag. Mit neuem Datum wieder veröffentlicht.

Nach Informationen von Mareike Huhn (BandaSEA); alle Fotos: BandaSEA

Korallenriffe schützen

Korallenriff Indonesien.

Helfen Sie den Baumeistern der Ozeane. Für den Erhalt und Wiederaufbau von Korallenriffen!

Weiterführende Informationen