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Herbst/Winter 2022: Das Meeressäuberungs-Projekt mit BandaSEA kommt auf den indonesischen Banda-Inseln beim Einsatz gegen Meeresmüll aus Plastikabfällen immer weiter voran. Mittlerweile sammeln auch die Menschen auf der kleinsten der bewohnten Banda-Inseln, Pulau Pisang, eifrig Müll aus Kunststoff. 20 von 30 Haushalten machen mit. Und immer mehr Haushalte schließen sich an die von BandaSEA organisierte Müllbank („Plastikbank“) an. Von der „Plastikbank“ erhalten sie einen kg-Preis für den von ihnen gesammelten Müll auf ihrem „Plastiksparbuch“ gutgeschrieben.
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Das Engagement der Menschen, die ihre Umwelt nicht in Plastikflut versinken sehen wollen, ist beeindruckend. Gleichzeitig erarbeiten sie sich die Möglichkeit, mit dem Müllsammeln ein kleines Einkommen zu erwirtschaften.

Bapak Mira, einer der älteren Dorfbewohner von Pulau Pisang (im Foto rechts) fährt 2–3 mal pro Woche mit dem Kanu rund 20 km um die Insel und sammelt herumtreibenden Meeresmüll. Er allein lieferte 50 kg Plastikmüll bei der Müllbank ab!

Das Bank-Sampah-Konzept
Bei Bank Sampah (indonesisch für Müllbanken) handelt es sich um ein sozio-ökologisches Konzept zur Bekämpfung der Müllproblematik in Indonesien. Im ersten Schritt erhält die lokale Bevölkerung eine Schulung, ihren anorganischen Müll korrekt zu sortieren. Anschließend wird dieser Abfall gewogen. Dafür erhalten die Einwohner ein Guthaben auf ihrem „Plastiksparbuch“ – als monetären Gegenwert für recycelbaren Abfall.
So soll vermieden werden, dass der Müll verbrannt oder als Meeresmüll endet. Jetzt sollen noch mehr Haushalte auf den Banda-Inseln für die „Plastikbank“ begeistert werden.
Zwei lokale Bankfilialen haben sich bereit erklärt, die Auszahlungen auf die Konten zu übernehmen. Somit können Plastik-Guthaben künftig über richtige Sparbücher laufen.
Insel Rhun: Neues Müll-Lagerhäuschen
Im Januar 2022 feierte BandaSEA die Eröffnung des ersten Lagerhäuschens für gesammelten Meeresmüll aus Plastik auf Rhun. Die entlegene Insel ist damit an das Recycling-System angeschlossen. „Auf Rhun hat sich eine Gruppe Frauen zusammengefunden, um Plastik zu sammeln, zu sortieren und zu schreddern. Es läuft spitze! Da gleichzeitig auf der Insel ein Kulturfestival stattfand, hatten wir die Ehre, dass die Frau des Gouverneurs der Molukken das Häuschen eröffnen konnte“, freut sich Meeresbiologin Mareike Huhn von BandaSEA.

Eröffnung des Lagerhäuschens für Plastik auf der Insel Rhun. Jetzt fährt die „Tirta Intan“auch diese entlegene Banda-Insel an.
Insel Banda Naira: Kulturfestival ohne Müll
Während des jährlichen Kulturfestivals auf der zentralen Insel Banda Naira Ende November 2021 stand das BandaSEA-Team ununterbrochen parat, um Müll einzusammeln und zur Recyclinghalle zu fahren. Dennoch gelangten einige Abfälle ins Meer. Anschließend war das Team einige Tage lang beschäftigt, diesen wieder aus dem Wasser zu fischen.
Plastik-Taucher im Einsatz gegen Meeresmüll
Das Müllentsorgungsprogramm erhielt zudem Unterstützung von der Bank Indonesia. Damit bekommen acht junge Leute eine Tauchausbildung. Sie sollen dann als Team regelmäßig bei Tauchgängen Plastikmüll einsammeln.
Gemeinsam mit Tauchlehrer Nyellow und Projektkoordinator Maga fuhren die ersten vier Jugendlichen mit der „Tirta Intan“ eine Stelle an, wo regelmäßig viel Müll angespült wird. Mit Keschern und im Wasser watend, fischten sie den Plastikmüll heraus. Anschließend konnten sie ihre ersten Schnorchelversuche starten, und schon bald geht es dann mit dem Tauchkurs los.
Programm „Plastikfreie Schule“

BandaSEA erweiterte das Programm „Plastikfreie Schule“ auf die erste weiterführende Schule. Während der Teilnahme stellen Schulen ihren Alltag darauf um, kein Einwegplastik mehr zu verwenden. Klassenräume und Kantinen sollen so ausgestattet werden, dass kein Essen oder Trinken mehr aus Verpackungen verzehrt wird. Das Konzept ist einfach, aber erfolgreich.
Hintergrund: Einsatz gegen Meeresmüll auf den Banda-Inseln
Mit jährlich schätzungsweise 0,5 bis 1,3 Millionen Tonnen Plastikeintrag in die Ozeane, ist Indonesien der zweitgrößte Meeresverschmutzer. Der größte Inselstaat steht mit seinen mehr als 17.000 Inseln und der viertgrößten Bevölkerung der Welt vor enormen logistischen Herausforderungen bei der Abfallbehandlung und -entsorgung. Daher sind erfolgreiche Abfall-Management-Strategien oft lokaler Natur, insbesondere wenn es sich um kleine und weit abgelegene Inseln handelt.

Seit ihren Anfängen im Jahr 2010 hat BandaSEA schon viel beim Kampf gegen Meeresmüll erreicht: Auf mehreren Banda-Inseln wurden lokale Müllabfuhren aufgebaut. 2021 ging das erste Müllschiff Indonesiens an den Start.
Seitdem die schwimmende Müllabfuhr „Tirta Intan“ auch die abgelegeneren Dörfer erreicht, unterrichten die Meeresschützer Einheimische in der Müllsortierung. Für die Abgabe des sortierten Plastikabfalls bekommen sie ein Guthaben in ihrem „Plastiksparbuch“ gutgeschrieben. Dann wird das eingesammelte Plastik vom BandaSEA-Team in der Recyclinghalle geschreddert und zum Recycling nach Surabaya geschickt. Peu à peu werden so alle Dörfer erreicht.

Das BandaSEA Müllsammelschiff vor der Insel Rhun.
Update: erweiterter und überarbeiteter Beitrag. Mit neuem Datum wieder veröffentlicht.
Nach Informationen von BandaSEA
Alle Fotos: © BandaSEA