Erstes Müllschiff in Indonesien

Seit Mitte 2021 pendelt das maßgeblich von uns finanzierte erste Müllschiff Indonesiens, die „Tirta Intan“ (Diamantwasser), zwischen den Banda-Inseln in der Bandasee. Ihr Auftrag: Plastikmüll zum Recycling bringen. Und davon so viel wie möglich. Bewohner der Insel-Dörfer sammeln die für die Meeresumwelt so gefährlichen Zivilisationsabfälle an Stränden, Flüssen und im Land. Dann sortieren sie die Kunststoffe, schreddern sie und verpacken sie in große Reissäcke. Von Bord des Müllschiffs wird die Ladung auf ein Cargoschiff verfrachtet. Dieses transportiert die Plastikabfälle anschließend zu einer Recyclinganlage in Surabaya (Java). Das Cargoschiff transportiert Güter von Surabaya auf die Banda-Inseln. Früher fuhr es diese Strecke unbeladen zurück.

Neue Möglichkeiten zur Beseitigung von Plastikmüll auch auf abgelegenen Inseln

BandaSEA e. V. aus Bonn arbeitet seit einigen Jahren auf den Banda-Inseln mit verschiedenen Projekten gegen die Plastikvermüllung in der Bandasee. „Wir sind stolz und froh, dass wir jetzt mit einem eigenen Müllschiff operieren können“, freut sich Meeresbiologin Dr. Mareike Huhn, Gründerin von BandaSEA. „Damit stoßen wir, auch dank der Unterstützung der Deutschen Stiftung Meeresschutz, in ganz neue Dimensionen vor.“ Das neue Müllschiff kann 17 Tonnen Ladung an Bord nehmen.

Projektkoordinator Magafira Ali freut sich über das BandaSEA Müllsammelschiff „Tirta Intan“ (Diamantwasser)

Projektkoordinator Magafira Ali freut sich über das BandaSEA Müllschiff „Tirta Intan“.

Geplant sind 10 Tonnen Plastikmüll im Monat

Umgerechnet etwa 19 Cent – je nach Marktlage und Plastiksorte – zahlt der Recycler pro Kilo vorsortierter Plastikabfälle. Mit der Pyrolyse-Anlage des Projekts lässt sich zudem Diesel zum Betrieb der schwimmenden Müllabfuhr aus nicht recyclingfähigem Müll produzieren.

Ab 2022 hoffen Mareike Huhn, Projektkoordinator Magafira Ali und ihre indonesischen Helfer, dass das Müllschiff jeden Monat 10 Tonnen Plastikmüll wegschafft. Dann würde sich der Betrieb der „Diamantwasser“ selbst tragen. Denn mit den Erlösen aus dem Plastikverkauf an den Recycler könnten dann nicht nur 4 Mann Besatzung sowie die Müllsammlungen bezahlt werden, sondern auch zusätzlicher Diesel sowie ausgediente Reissäcke zum Verpacken der Kunststoffabfälle.

Verladung von gesammeltem Plastikmüll an Bord des Müllschiffs „Tirta Intan“ (Diamantwasser).

Verladung des Plastikmülls in alten Reissäcken an Bord des Müllschiffs.

„Ich empfinde es als unglaublich, wenn ich mir vorstelle, dass wir bald schon jeden Monat 5–6 t Plastik zum Recycling schicken können. Das meiste wäre sonst wahrscheinlich im Meer gelandet. Dazu kommt natürlich noch das, was in der Pyrolyse verarbeitet wird“, freut sich Mareike Huhn über den bisherigen Erfolg.

Kleiner ökologischer Rucksack

Das BandaSEA Müllsammelschiff Tirtan Intan wartet vor der Insel Rhun auf eingesammelten Plastikmüll
Das Müllschiff vor der Insel Rhun.

„Das Konzept besticht durch seinen denkbar kleinen ökologischen Rucksack“, betont der Biologe Ulrich Karlowski von der Deutschen Stiftung Meeresschutz. „Fast alles ist unter Recycling-Gesichtspunkten konzipiert. Angefangen mit dem im Land in Holzbauweise gebauten Schiff. Über die großen gebrauchten Reissäcke, mit denen man das sortierte Plastik im Schiff bunkert. Bis zum aus Müll selbst hergestellten Kraftstoff.“

Ausflüge für Schulklassen

Der Einsatz der Tirta Intan ist eng mit dem Programm „Plastikfreie Schulen“ verzahnt. Teilnehmende Schulklassen werden zu einem Erlebnistag auf das Müllschiff eingeladen. Dann können Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit Betreuern von BandaSEA schnorcheln, Korallen mit eigenen Augen sehen und Plastikmüll aus dem Wasser fischen.

Schulklasse lernt das Müllssammelschiff kennen.

Durch „echtes“ Erleben in und auf dem Meer versucht BandaSEA Kinder und Jugendliche für den Meeresschutz zu begeistern.

Außerdem erfahren die Kinder von verschiedenen Behörden etwas über deren Arbeit. So berichtete die für den Meerespark Taman Wisata Perairan Laut Banda oder einfach TWP Banda zuständige Behörde über das Konzept von Meeresschutzzonen. Der Chef der Fischereibehörde erzählte über seine Arbeit. Die Seerettungsbehörde führte Rettungsübungen mit den Kindern durch. Das Werfen eines Rettungsrings und anschließende Bergen von Personen bereitete dabei besonders viel Spaß.


Früher war die aus Eisenholz gebaute Tirta Intan ein schmuckloser Holztransporter. Sie bediente Routen zwischen der Molukken-Insel Seram und den Banda-Inseln. 2021 wurde sie vollständig überholt.

Generalüberholung der „Tirta Intan“ (Diamantwasser).

Angetrieben wird das 15,5 m lange Müllschiff von einem 4-Zylinder-Dieselmotor. Damit sind etwa 7 kn oder fast 13 km/h Reisegeschwindigkeit drin. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 10 kn oder 18,5 km/h. Pro Stunde verbraucht der Motor im Schnitt 14 l Diesel, der, sobald die Lizenz hierfür von der zuständigen Behörde erteilt ist, größtenteils selbst hergestellt wird.

Den Hauptteil der Kosten für den Kauf und die Grundüberholung des Schiffs für sein neues Leben als Müllschiff trug die indonesische Stiftung „Tirto Utomo Foundation“. Ihre Vorsitzende wünschte sich den Namen „Tirta Intan“. Zu Deutsch: Diamantwasser.

Update: überarbeiteter und mit neuem Datum veröffentlichter Beitrag

Alle Fotos: © BandaSEA


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