Küsten- und Flusssäuberungen, Armutsbekämpfung

In Küstenstaaten, in denen es keine oder noch keine ausreichend organisierte Abfallentsorgung gibt, landet ein Großteil des Zivilisationsmülls, darunter enorme Mengen großteiliger Kunststoffmüll (Makroplastik), direkt in der Natur. Meist in Bächen und Flüssen. Sie werden als „natürliche Müllabfuhr“ missbraucht. Zwangsläufig landet die Müllfracht dann im Meer. So „reist“ Müll aus dem Victoriasee über den Nil bis ins Mittelmeer. Genau hier setzt die Arbeit des Vereins Sana Mare mit seinen social clean-ups an, den wir seit Oktober 2020 unterstützen.

Der Ansatz ist hierbei, die Mülllast der Ozeane zu bekämpfen, bevor sie entsteht. Gleichzeitig leistet man mit den social clean-ups einen Beitrag zur Armutsbekämpfung. Sana Mare ist in Kamerun, Kenia, Tansania, Sri Lanka, auf den Philippinen sowie in Portugal und Deutschland mit Clean-up-Aktionen aktiv.

Stand März 2024

Armutsbekämpfung und Müllbeseitigung Hand in Hand

Sana Mare organisiert sogenannte social clean-ups (bezahlte Tätigkeit) und volunteer clean-ups (freiwilliger Einsatz) an Stränden, Küsten und Flüssen in Küstenstaaten Zentral- und Ostafrikas und in Asien. Bei social clean-ups sind, neben einer kleinen Anzahl freiwilliger Helfer, hauptsächlich Frauen und Männer eingebunden, die in Armut leben. Für die Teilnahme erhalten sie einen fairen Tageslohn. Dieser liegt je nach Land und Region zwischen vier und sechs Euro.

Gesäuberter Flusslauf im Stadtteil Cité Des Nation in Yaoundé (Kamerun).
Nachher-Vergleich zum Titelfoto eines des gereinigten Flusslaufs im Stadtteil Cité des Nations in Yaoundé (Kamerun). In der Regenzeit werden hier Unmengen Plastikflaschen angespült. Die Flaschen häufen sich im Laufe des Jahres an den Straßen und Gräben an. Bei starkem Regen sammeln sie sich an Engstellen der Entwässerungsgräben, wie hier vor einer Brücke. Die Plastikflut verstopft die Abflüsse, was regelmäßig zu Überschwemmungen führt.

Einheimische Koordinatoren organisieren die Säuberungsaktionen. Sie stellen feste Teams zusammen, mit denen sie langfristig zusammenarbeiten. Somit haben Helferinnen und Helfer regelmäßig entlohnte Arbeit. In einigen Regionen bestehen bereits Kooperationen mit Recyclingunternehmen. Denn nach Möglichkeit wird verwertbarer Müll als Wertstoff verkauft. Die dadurch erzielten Einnahmen fließen in das Projekt zurück.

UN-Nachhaltigkeitsziele des Projekts

Das Projekt arbeitet nachhaltig. Es verursacht nur einen kleinen CO₂-Fußabdruck, kleine Rohstoff-Rucksäcke und verfolgt die Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals / SDGs) der UN:

  • Müll wird von Küsten und Ufern entfernt, bevor er im Ozean landet. Jedes Stück Plastik, das nicht im Meer landet, ist eine Gefahrenquelle weniger für Meerestiere.
  • Sinnvolle Arbeit für einen fairen Lohn.
  • Stärkung des Problembewusstseins in der Bevölkerung.
  • Schaffung einer sauberen und damit gesünderen Umwelt für die lokale Bevölkerung.
  • Anleitung für die Fertigung von Upcycling-Produkten.

Erfolge 2023: fast 80 Tonnen Müll

2023 organisierten Sana-Mare-Teams in sieben Ländern 186 Sammelaktionen und beseitigten dabei 79.843 kg Müll aus Flüssen, von Stränden und – im Fall der Abfallsammler in Mombasa – von Straßen. Etwa 70.000 kg verkauften die örtlichen Sana-Mare-Gruppen an Recyclingunternehmen oder überließen sie ihnen zur Wiederverwertung. Die Erlöse aus dem Verkauf der Wertstoffe verbleiben bei den örtlichen Sana-Mare-Gruppen, die als eigenständige Körperschaften registriert sind und wirtschaftlich unabhängig von Sana Mare e.V. agieren.

In Kenia sind acht Personen in einer Vollzeitanstellung (20 Tage pro Monat) beschäftigt.

Kenia: Wertstoff-Annahmestellen in Limuru und Mombasa

Unabhängige Müllsammler (Obdachlose und andere Mitglieder der besonders armen Bevölkerungsschicht) liefern Wertstoffe (Kunststoffabfälle) an den Wertstofflagerplätzen in Mombasa und Limuru, einer Kleinstadt ca. 100 km nordwestlich von Nairobi, ab. Dafür erhalten sie eine Auszahlung, die sich auf Basis der Art und Menge der Wertstoffe bemisst. Im Anschluss sortieren Sana-Mare-Teammitglieder die Wertstoffe und verkaufen sie mit einem kleinen Gewinn an Recyclingfirmen.

Sana Mare Wertstofflagerplatz in Limuru, Kenia mit Teamkoordinator Isumael Isaac Ndungu.
Sana-Mare-Wertstofflagerplatz in Limuru, Kenia. Im Vordergrund ist der Teamkoordinator Isumael Isaac Ndungu.

Neue Wege aus der Armutsfalle

Armut kann eine wesentliche Ursache für Umweltzerstörung sein. Als Antwort auf die miteinander verbundenen Herausforderungen von Armut und Umweltverschmutzung entwickelte Sana Mare das Social-clean-up-Programm. Das Projekt stärkt Menschen, die in extremer Armut leben. Durch Müllsammeln können sie ein monatliches Einkommen erzielen und ihren bescheidenen Lebensstandard aufbessern.

In vielen Entwicklungsländern können die Menschen mit einem Einkommen von weniger als 150 Euro im Monat einen Weg aus der Armutsfalle finden. Denn damit kann eine vierköpfige Familie in einem Steinhaus mit fließendem Wasser und Strom leben. Das Budget reicht dann auch für eine ausgewogene Ernährung und das Schulgeld für eine staatliche Sekundarschule. Ein Leben außerhalb der extremen Armut und mit Chancen auf wirtschaftlichen und sozialen Aufstieg ist damit gesichert, umweltfreundliche Verhaltensweisen werden möglich.

Erfolgsgeschichten

Mitglieder des Sana-Mare-Kernteams in Limuru (Zentralkenia) John Mburu, Samuel Kilion Elika und
Stephen Mutua Masila berichten über die konkreten Auswirkungen des Projekts auf ihr Leben.

Sana Mare Kernteam-Mitarbeiter Kenia Samuel Elisa Kilion.

„Ich bin 55 Jahre alt. Ich habe 7 Kinder und vier Enkelkinder. Mein ganzes Leben lang habe ich in Armut gelebt. Ich konnte nicht zur Schule gehen und hatte fast nie ein regelmäßiges Einkommen. Mit dem Geld, das ich durch das Social-clean-up-Programm verdiene, kann ich Lebensmittel für meine Familie kaufen und die Schulbildung meiner Enkelkinder sichern. Sana Mare ist meine einzige Einkommensquelle und gibt mir Auftrieb, um im Leben weiterzukommen. Nachdem ich fast drei Jahre lang Teil der Sana-Mare-Gruppe bin, habe ich genug Geld gespart, um eine Maismühle zu kaufen. Mit dieser Maschine werde ich in Zukunft Geld verdienen können. Ich bin ein alter Mann und werde bald nicht mehr in der Lage sein, die harte Clean-up-Arbeit zu machen. Ich danke Gott für Sana Mare. Das Projekt hat es mir ermöglicht, ein glücklicher Mann zu sein.“

Samuel Elisa Kilion

Sana-Mare-Kernteam Kenia

Sana Mare CleanUp-Mitarbeiter Isumael Isaac Ndungu.

„Obwohl ich einen Master-Abschluss in Management and Leadership und einen Bachelor-Abschluss in Theologie habe, verlor ich meinen früheren Arbeitsplatz während der Corona-Krise. Zuvor hatte ich als Pastor in einer Kirche gearbeitet. Glücklicherweise hatte ich die Chance, Gruppenkoordinator des Sana-Mare-Teams in Limuru zu werden. Auch meine Frau verdient Geld. Mein ältester Sohn hat gerade die Schule abgeschlossen und ich bin froh, dass ich ihm ein Studium ermöglichen kann. Ohne Sana Mare als verlässliche Stütze seit fast vier Jahren wäre das nicht möglich. Als Pastor kümmere ich mich um meine Brüder und Schwestern und preise Gottes Schöpfung. Wir sollten jede Pflanze und jedes Tier schützen. Ich bin stolz auf unsere Arbeit zum Schutz der Umwelt. Jeden Tag gehen wir hinaus, um die Flüsse von Müll zu befreien. Wir haben bereits mehr als 23.000 kg Müll gesammelt. Mein Team in Limuru, die Leitung von Sana Mare in Deutschland und die Spender, die das alles möglich machen, sind einfach fantastisch.“

Isumael Isaac Ndungu

Sana-Mare-Kernteam Kenia

Sana Mare Kernteam-Mitarbeiter Kenia John Mburu.

„Mein Name ist John Mburu. Ich bin 37 Jahre alt und Vater von drei Kindern im Alter von 7, 11 und 15 Jahren. Meine Frau hat keine Arbeit. Die Schule musste ich in der 7. Klasse verlassen, weil wir das Schulgeld nicht bezahlen konnten. Mein Wunsch ist, dass meine Kinder die Schule abschließen können, denn ich möchte nicht, dass es meinen Kindern so ergeht wie mir. Ich bin dankbar für Sana Mare. Durch das Social-clean-up-Programm von Sana Mare verdiene ich Geld für meine Familie und mich.“

John Mburu

Sana-Mare-Kernteam Kenia

Sana Mare Kernteam-Mitarbeiter Kenia Stephen Mutua.

„Mein Name ist Stephen Mutua Masila. Ich bin 25 Jahre alt. Ich habe nur die Grundschule besucht. Bevor ich mich der Sana-Mare-Gruppe anschloss, lebte ich in sehr armen Verhältnissen. Jetzt lebe ich in einer kleinen Hütte und kann Geld sparen und Dinge kaufen. Zum ersten Mal in meinem Leben kann ich auf einer Matratze schlafen. Kürzlich konnte ich meine Wände mit Textilien verkleiden, damit die Kälte nicht mehr hereinkommt. Außerdem spare ich jeden Monat Geld. Bald werde ich genug Geld haben, um einen Führerschein zu machen. Das ist ein großer Schritt, der mir helfen wird, der Armut entkommen. Ich werde Zugang zu vernünftig bezahlten Arbeitsplätzen haben. Ich möchte dann weiter ein Teil der Sana-Mare-Gruppe sein und Fahrer des Teams werden.“

Stephen Mutua Masila

Sana-Mare-Kernteam Kenia

Update: überarbeiteter und mit neuem Datum veröffentlichter Beitrag

Informationen und Fotos von Sana Mare e.V.
Titelfoto: Entwässerungsgraben in Yaoundé (Kamerun).