Geigenrochen: Erstnachweise mit eDNA bei den Fidschi-Inseln!

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Seit Jahresbeginn ist Kerstin Glaus, Schweizer Meeresbiologin und Haiforscherin, für uns in den Gewässern vor Fidschi auf Spurensuche nach vom Aussterben bedrohten Geigenrochen (Gitarrenrochen). Sie setzt dabei eine besondere Methode ein: die Analyse von Umwelt-DNA (eDNA). Mittlerweile sind die ersten vorläufigen Ergebnisse aus dem Analyselabor SPYGEN da: Bei Nasoata und Savusavu gelang der Nachweis von Gitarrenrochen-DNA! Sie stammt von Arten aus der Familie der Rhinobatidae (drei Gattungen mit ca. 31 Arten).

Spurensuche nach seltenen Gitarrenrochen: Umwelt-DNA-Probenentnahmenstellen bei den Fidschin-Inseln.
Bereits beprobte Stellen (blau, grün). Geplante Probeentnahmestellen (orange, rot).

Im Februar 2023 soll dann mithilfe von Gensequenzierungen an der ETH Zürich eine Artidentifikation erfolgen. Während ihrer Feldarbeit bei den Yasawas, in Natadola Bay und bei Kadavu gelang es Kerstin Glaus zudem, ihre ersten Gitarrenrochen zu fotografieren (siehe Titelfoto).

Detektivarbeit

Jedes Lebewesen hinterlässt Spuren in seiner Umwelt in Form der DNA: auch Meerestiere. Und so sucht Kerstin Glaus genetische Spuren von Geigenrochen in den Gewässern von Fidschi.

Die Analyse von Umwelt-DNA (eDNA) ist eine relativ neue, nicht invasive Forschungsmethode. Sie basiert auf der Gewinnung von genetischem Material, das Organismen auf natürliche Weise ins Meerwasser abgeben. Damit kann man, ohne Tiere einfangen zu müssen, selbst seltenste und nur schwer auffindbare Arten entdecken.

Es ist der erste gezielte Versuch, mit Umwelt-DNA Vorhandensein und Artenvielfalt von Gitarrenrochen auf den Fidschi-Inseln nachzuweisen!

Umwelt-DNA sammeln

Jede einzelne DNA-Probe wurde aus 40 Litern Meerwasser filtriert. Dazu pumpt Kerstin Glaus mit einer peristaltischen Pumpe (auch als Schlauch- oder Rohrpumpe bekannt) das Meerwasser durch einen SPYGEN-Filter (0,2 μm Porengröße) in eine kleine Probenkapsel. Darin befindet sich dann DNA aus dem abgepumpten Meerwasser. Ein SPYGEN-Labor in Frankreich extrahiert sie später und führt die Sequenzierung durch. Mit diesen DNA-Daten kann man schlussendlich Arten identifizieren.

Großer Geigenrochen bei Natadola Bay, Fidschi
Gitarrenrochen bei Natadola Bay
Transport der Ausrüstung auf einem SUP Paddleboard.
Transport der Ausrüstung auf einem SUP-Paddleboard
Peristaltische Pumpe für die Filterung der Wasserproben.
Peristaltische Pumpe zur Entnahme der Wasserproben
Vorbereitung eines Sammelbehälters für die Wasserproben.
Vorbereitung eines SPYGEN-Filters für die Wasserproben
Befestigung eines Sammelbehäters an der peristaltischen Pumpe.
Befestigung des SPYGEN-Filters an der peristaltischen Pumpe
Kerstin Glaus nach einem erfolgreichen sampling mit einer gefilterten Wasserprobe.
Kerstin Glaus nach einem erfolgreichen sampling. Jede einzelne Probe enthält DNA, die aus 40 Litern Meerwasser filtriert wurde.
Saki, einheimischer Helfer aus Fidschi für die Feldarbeit.
Saki unterstützt Kerstin Glaus bei der Feldarbeit in Fidschi

Licht in dunkle Diversität bringen

Von dunkler Diversität (dark diversity/versteckter Artenvielfalt) spricht man in der Biodiversitätsforschung, wenn Arten, die es in einem Biotop eigentlich geben sollte, dort nicht gefunden werden können. Sind sie tatsächlich verschwunden? Oder sind sie einfach so selten, dass man sie mit gängigen Methoden nicht (mehr) findet? Mit Hilfe von eDNA-Analysen kann man in vergleichsweise kurzer Zeit und auf sanfte Weise Licht in dunkle Diversität bringen.

Artenschützer und Wissenschaftler, die sich mit dunkler Diversität beschäftigen, arbeiten unmittelbar an der unsichtbaren Grenzlinie des sechsten globalen Massenaussterbens. Es ist menschengemacht. Wir haben es jedoch in der Hand, den fatalen Trend umzukehren. Doch um seltene Arten schützen zu können, muss man wissen, wer wo noch vorkommt. Erst dann können Schutzgebiete eingerichtet und Artenschutzgesetze angepasst werden. Ohne dieses Wissen würden Schutzbemühungen für vom Aussterben bedrohte Arten ins Leere laufen.

Wir wollen zusammen mit Kerstin Glaus, den Behörden in Fidschi und der lokalen Bevölkerung die Restbestände der seltenen Rochen wiederaufbauen und langfristig wirkende Schutzkonzepte auf den Weg bringen.

Geigenrochen (Gitarrenrochen) in Fidschi

Immerhin weiß man, dass noch einige Gitarrenrochenarten in den Küstengewässern bei Fidschi leben. Bis auf Weißfleck-Geigenrochen ist unbekannt, um welche Arten es sich handelt und wie viele von ihnen es noch gibt. Bereits im Januar 2022 fing Andrew Paris, Masterstudent an der University of the South Pacific (USP) in Fidschi, ungewollt ein Exemplar unbekannter Art an der Nordküste der Insel Viti Levu. Er ließ das Tier sofort frei und filmte das Ganze. Andrew unterstützt Kerstin Glaus bei unserem Projekt.

Und Anfang Mai tauchten zwei mindestens 3 m große Exemplare an der Coral Coast vor Votua (Viti Levu) auf. Man konnte die spektakulären Rochen gut von Land aus beobachten. Ganz gemächlich schwammen sie im Flachwasser den Strand entlang. Ein atemberaubender Anblick!

Ausblick 2023

Im Januar sollen weitere Probennahmen bei Navua, Deuba und Rotuma erfolgen. Im Februar dann auch an der Nordküste von Vanua Levua.

Nach Meinung der Experten von SPYGEN und der ETH Zürich ist die bisher erfasste Biodiversität erstaunlich. Und die positiven Nachweise von Arten der Rhinobatidae bestätigen anekdotische Berichte, dass Gitarrenrochen an mehreren Küsten in Fidschi vorkommen. Auch zeigen die ersten Zwischenresultate, dass die Methodik funktioniert und korrekt angewandt wurde. Vorrangiges Ziel von Kerstin Glaus ist es nun, weitere Gitarrenrochen-DNA einzufangen und dann die Arten genau zu bestimmen.

Alle Fotos: © K. Glaus/DSM
Titelfoto: Geigen- oder Gitarrenrochen vor Kokomo Private Island, Fidschi

Zeigen Sie ein Herz für Geigenrochen!

Spendenurkunde Projekt „Ein Herz für Geigenrochen“

Engagieren Sie sich jetzt für den Schutz dieser außergewöhnlichen Rochen und unser Schutzprojekt auf Fidschi. Für Projekt-Spenden ab 50 Euro gibt es eine spezielle Projekturkunde.


Weiterführende Informationen

Ein Herz für Geigenrochen

9 Minuten

Die Schweizer Meeresbiologin und Haiforscherin Dr. Kerstin Glaus untersucht für uns seit Dezember 2021 in einem auf zwei Jahre angelegten Projekt das Vorkommen von Geigenrochen und deren Artzusammensetzung bei den Fidschi-Inseln. Denn es gibt verlässliche Hinweise (Beifänge und anekdotische Berichte lokaler Fischer), dass sie noch in den Gewässern von Fidschi leben. Unbekannt ist jedoch, in welchen Lebensräumen sie sich aufhalten und um welche Arten es sich handelt. Experten vermuten sogar das Vorkommen endemischer Arten. Also von Arten, die es nur hier und sonst nirgends auf der Welt gibt.

Forscher plädieren dringend für umfassende und koordinierte Schutzmaßnahmen für Geigenrochen. Auch um lokales Aussterben, wie es bei Sägerochen in vielen Ländern bereits stattgefunden hat, zu verhindern. Schutzprojekte für Säge- und für Geigenrochen könnten dabei in vielen Lebensräumen gut miteinander kombiniert werden. Um diese von Wissenschaftlern im Englischen auch rhino rays (Nashorn-Rochen) getauften sonderbaren Knorpelfische schützen zu können, muss man wissen, wo es sie noch gibt und um welche Arten es sich handelt. Darum geht es in unserem neuen Projekt für Geigenrochen in Fidschi.

Projekt beschreitet Neuland im Artenschutz

„Da die meisten dieser seltsamen Knorpelfische am Rande des Aussterbens stehen, ist es dringend notwendig, sie zu schützen. Doch dazu muss man erst einmal herausfinden, welche Arten es gibt und wo ihre Lebensräume sind. Das gilt besonders für die Gewässer der Inseln im Südpazifik, die bisher kaum untersucht wurden“, erklärt Biologe Ulrich Karlowski von der Deutschen Stiftung Meeresschutz.

„Erstmals überhaupt soll es bei den Fidschi-Inseln Untersuchungen zum Vorhandensein und zur Artenvielfalt von Geigenrochen geben. Es handelt sich um ein Pilotprojekt, das Maßstäbe für Erfassung, Management und Schutz seltener und bedrohter Meerestierarten im Südpazifik mittels einer nicht invasiven Methode setzt“, sagt Kerstin Glaus.

Mit eDNA-Analyse Geigenrochen aufspüren

Wie beim parallel laufenden Projekt „Ein Herz für Bullenhaie“ setzt Kerstin Glaus bei ihren Untersuchungen die clevere, nicht invasive und relativ neue Methode der Analyse von Umwelt-DNA (eDNA) ein. Sie basiert auf der Gewinnung von genetischem Material. Denn jeder Organismus hinterlässt genetische Spuren (DNA) in seiner natürlichen Umgebung. Auf diese Weise lässt sich das Vorkommen selbst seltenster oder schwer auffindbarer Arten in einem Ökosystem effizient untersuchen.

Daher muss kein einziger Geigenrochen eingefangen oder aufwendig unter Wasser aufgespürt werden. Auch auf andere gängige Methoden wie den ressourcenintensiven Einsatz ferngesteuerter Unterwasservideokameras mit Ködern kann verzichtet werden.

Ziele des Projekts „Ein Herz für Geigenrochen“

Zur Erholung und Erhaltung von Geigenrochen-Populationen sind Maßnahmen erforderlich, die den Artenschutz, die räumliche Bewirtschaftung (Ausmaß der Befischung) sowie die Verringerung von Beifängen umfassen. Wir haben die einmalige Chance, einen bedeutenden Beitrag zum Erhalt dieser bedrohten Meerestiere zu leisten. Denn die Regierung von Fidschi setzt sich global und lokal aktiv für die Erhaltung und das Management von Haien und Rochen ein. So verbot man 2019 den Import- und Export von Haifischflossen.

Ein rund 2 m großer Geigenrochen in ca. 18 m Tiefe, entdeckt von unserer Projektleiterin Kerstin Glaus bei ihrer Feldarbeit in den Gewässern von Fidschi im Dezember 2022.

Was sind Geigenrochen (Gitarrenfische)?

Weder sehen sie aus wie Haie noch wie Rochen. Eher wie irgendetwas dazwischen. Eine Übergangsform. Ihre Namen sind vielfältig, kurios. Geigenrochen, Gitarrenrochen, Riesengeigenrochen oder im Englischen wedgefish, guitarfish, shovelnose shark und andere mehr. Sonderlich viel ist über das Leben der Rochen mit dem an ein Saiteninstrument erinnernden Körper nicht bekannt.

Die haiähnlichen Rochen sind mit ihrem abgeflachten Körper perfekt an ein Leben auf dem Meeresboden angepasst. Ihre Heimat sind Küstengewässer der tropischen und subtropischen Zonen. Damit geraten sie unweigerlich in Konflikt mit allerlei menschlichen Aktivitäten, wie Eingriffen in den Lebensraum oder intensiver Küstenfischerei.

Geigenrochen schwimmen mit zwei Antriebsarten

Geigenrochen schwimmen weder wie richtige Rochen noch wie Haie. Haben sie es nicht sonderlich eilig, dann benutzen sie ihre Brustflossen – wie es typisch für Rochen ist. Beim schnellen Schwimmen dagegen, auf der Flucht oder im freien Wasser, führen sie zusätzlich Wellenschläge mit ihrem Hinterkörper und der Schwanzflosse aus, wie es typisch für Haie, insbesondere Walhaie, ist.

Benthische Top-Prädatoren und Mesoprädatoren

Geigenrochen sind einzigartig in der Evolution und lebenswichtiger Bestandteil küstennaher Meeresökosysteme. Als relativ große benthische (am Meeresboden lebende) Prädatoren übernehmen sie wichtige Funktionen für die Strukturierung der Nahrungsnetze in Weichsediment-Ökosystemen. Viele Geigenrochenarten leben in Seegraswiesen. Auch hier spielen sie eine entscheidende ökologische Rolle im Nahrungsnetz der „Meeresgärten“.

Großer Geigenrochen bei Natadola Bay, Fidschi

Geigenrochen bei Natadola Bay, Fidschi © K. Glaus

Je nach Art, Habitat und Alter nehmen Geigenrochen unterschiedliche Positionen im Nahrungsnetz der von ihnen bewohnten Ökosysteme ein. Mal sind sie Top-Prädatoren, können aber auch zur Ebene der Mesoprädatoren gehören. Einige ernähren sich hauptsächlich von Weich,- und Krustentieren, andere von Knochenfischen. Damit besetzen sie jeweils unterschiedliche Position im Nahrungsnetz. Hinzu kommt, dass es auch einen Wechsel in der Ernährung vom juvenilen zum adulten Tier gibt (ontogenetische Verschiebung).

In ihrer Funktion als Mesoprädatoren sind Geigenrochen wiederum Beutetiere für küstennah lebende Spitzenprädatoren wie Bullenhaie, Breitnasen-Siebenkiemerhaie oder große Hammerhaie wie den Bogenstirn-Hammerhai.

Mehr als zwei Drittel aller Arten sind vom Aussterben bedroht

Für fast 60 % aller Geigenrochen-Arten fand vor 10 oder mehr Jahren zuletzt eine Bestandsbewertung für die Rote Liste der bedrohten Arten der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) statt. Bereits damals befanden sich über 70 % der Geigenrochen-Arten entweder in kritischen und sehr kritischen Bestandskategorien.

Bei anderen wiederum gab es nicht genügend Daten, um ihre Überlebenschance beurteilen zu können. Die gibt es bis heute nicht. Hinzu kommen seitdem neu beschriebene, noch nicht bewertete Arten, die wahrscheinlich ebenfalls vom Aussterben bedroht sind.

Kleine Lebensräume, langsame Vermehrung

Im Gegensatz zu den meisten der gleichfalls stark bedrohten Arten der Sägerochen leben Geigenrochen in vergleichsweise kleinen Lebensräumen. So kennt man den erst vor wenigen Jahren entdeckten Falschen Haifischrochen (Rhynchorhina mauritaniensis) nur von einer Handvoll Exemplare aus einem begrenzten Gebiet vor Mauretanien. Erschwerend ist, dass Geigenrochen überwiegend in Entwicklungsländern oder wenig entwickelten Ländern leben. Hier findet Artenschutz meist nicht statt. Außerdem ist die Artbestimmung oft problematisch.

Sägefische und Geigenrochen verbindet zudem, dass die überwiegende Mehrheit der Arten in flachen Weichbodenhabitaten leben. Meist findet man sie in Flachwasserbereichen von deutlich unter 50 m Wassertiefe. Gerade diese Bereiche sind aber leicht zu befischen und folglich einer intensiven und expandierenden Fischerei ausgesetzt. 15 von 16 Geigenrochen-Arten der Familien Rhinidae und Glaucostegidae gehören heute zu den weltweit am stärksten vom Aussterben bedrohten Knorpelfischen.

Geigenrochen zeichnen sich durch langsames Wachstum, späte Geschlechtsreife, lange Trächtigkeit und langsame Vermehrung aus. Daher brechen befischte Bestände in kurzer Zeit zusammen. So gebären die auch in Fidschi vorkommenden bis zu 3 m großen Weißfleck-Geigenrochen (Rhynchobatus australiae) durchschnittlich nur 14 Jungtiere.

Unbekannte Geigenrochenart, Fidschi.

Unbekannte Geigenrochenart, Beifangopfer, Fidschi

Begehrte Flossen

Wie alle größeren Hai- und Rochenarten sind Geigenrochen bei Fischern nicht nur als Speisefisch, sondern auch wegen ihrer Flossen begehrt. Ein Kilogramm kann über 840 € einbringen. Ausgerechnet die hellen Flossen von den vom Aussterben bedrohten großen Arten wie Riesengeigenrochen und Sägerochen gelten als die hochwertigsten Flossen für den menschlichen Verzehr. Sie gehören zu den wertvollsten im internationalen Haiflossenhandel.

Zerteilte Weißfleck-Geigenrochen zum Verkauf auf lokalem Fischmarkt in Malaysia

Weißfleck-Geigenrochen zum Verkauf auf lokalem Fischmarkt in Malaysia. © IUCN/SSC Peter Kyne

In Indonesien führte der extreme Wert der Flossen von Rhynchobatus-Geigenrochenflossen seit den 1970er-Jahren zu einer intensiven, gezielten Flossenfischerei. In der Folge verschwanden Rhynchobatus-Arten aus den Gewässern um Java, Sumatra, Kalimantan und Sulawesi. Es ist zu befürchten, dass sie lokal ausgestorben sind.

Andere Arten von Geigenrochen sind vielleicht bereits ausgestorben. Wie der Clown- oder Raunasen-Geigenrochen (Rhynchobatus cooki), der nur von einer Handvoll in Südostasien gesammelter Exemplare bekannt ist. Laut IUCN gab es in den letzten 23 Jahren nur einen einzigen Nachweis. Das war 2019.

Zwei Clown- oder Raunasen Geigenrochen auf einem Fischmarkt in Singapur.

Clown- oder Raunasen-Geigenrochen (Rhynchobatus cooki) auf einem Fischmarkt in Singapur. Foto: Naomi Clark-Shen/IUCN SSC


Zeigen Sie ein Herz für Geigenrochen!

Spendenurkunde Projekt „Ein Herz für Geigenrochen“

Engagieren Sie sich jetzt für den Schutz dieser außergewöhnlichen Rochen und unser Schutzprojekt auf Fidschi. Für Projekt-Spenden ab 50 Euro gibt es eine spezielle Projekturkunde.

Titelfoto: Weißfleck-Geigenrochen (Rhynchobatus australiae) werden über 3 m groß und sind vom Aussterben bedroht. © Matthew D. Potenski/IUCN


Weiterführende Informationen

Haie und Rochen in Indonesien

5 Minuten

Der Banda-Archipel ist ein Hotspot der Biodiversität. Hier gibt es sie noch: die ebenso faszinierenden wie stark bedrohten Bogenstirn-Hammerhaie. Aber auch viele andere Hai- und Rochenarten leben hier. Damit das so bleibt und sie eine Überlebenschance bekommen, unterstützen wir BandaSEA e. V. aus Bonn beim Haischutz im Meeresschutzgebiet Banda Islands Marine Protected MPA Network in Indonesien. Denn Haie in Indonesien haben einen schweren Stand. Hier werden weltweit die meisten gefangen.

Haie und Rochen in Indonesien langfristig schützen

2010 gründete ein engagiertes Team aus Meeresbiologen, Tauchlehrern und Projektmanagern mit langjähriger Asienerfahrung BandaSEA. Der Name stammt von den in der indonesischen Bandasee gelegenen Banda-Inseln (Bandas). Hier liegt der Fokus der Meeresschutzarbeit. So gehört auch der Schutz von Haien und Rochen sowie die Einrichtung von Meeresschutzgebieten zu den Kernaktivitäten.

In Indonesiens Gewässern sterben weltweit die meisten Haie

Mit mehr als 120.000 t gefangener Haie pro Jahr hält Indonesien eine unrühmliche Spitzenposition inne. So ist es kein Wunder, dass die heimischen Haibestände bereits stark gesunken sind.

Haie in Indonesien haben es schwer: abgetrennte Haiflossen (Shark Finning) auf einem indonesischen Fischerboot.

Der Großteil der Haie in Indonesien fällt der illegalen Haiflossenindustrie (Shark Finning) zum Opfer. Und Hauptabnehmer der begehrten Flossen ist Hongkong. Außerdem sterben pelagische Hai- und Rochenarten zuhauf als Beifangopfer in der Kiemennetz-, Ringwaden- und Langleinenfischerei.

BandaSEA setzt beim Haischutz in Indonesien auf regional umsetzbare, realistische und finanzierbare Strategien. Darunter fällt die Einrichtung von küstennahen Haischutzzonen. Sie kann man gut mit kleinen Booten patrouillieren.

Selbst im Fall einer bedeutenden Hai-Fangnation wie Indonesien lässt sich damit viel erreichen. Denn auch bei der lokalen Bevölkerung ist oft Interesse vorhanden, die eigenen Gewässer vor dem Zugriff großer Trawler zu schützen.

Im Visier: Bogenstirn-Hammerhaie

Die in der Bandasee am häufigsten vorkommende pelagische Haiart ist der Bogenstirn-Hammerhai (Sphyrna lewini). Auf der Roten Liste der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) ist die Art als „critically endangered“, als vom Aussterben bedroht, eingestuft. Eine Stufe vor „extinct in the wild“ – ausgestorben. Und die Bestände gehen weltweit weiter zurück.

Toter Bogenstirnhammerhai.

Der Hammerkopf kann je nach Größe des Haies eine Breite von 90 bis 130 cm erreichen. Immerhin gehören die imposanten, bis zu 4,30 m großen und etwa 150 kg schweren Hammerhaie zu den 5 Haiarten, die seit 2013 indonesienweit unter Schutz stehen.

Überwachung der Fischerei für besseren Schutz von Haien in Indonesien

In Banda lässt sich der Fang großer Haie gut kontrollieren. Damit gehört das Gebiet zu einem der ersten in Indonesien, in dem konkret an der Umsetzung der neuen Haischutzbestimmungen gearbeitet wird.

Zu den wichtigsten Zielen von BandaSEA gehört, die derzeitige Banda-Schutzzone zu einem Schutzzonennetzwerk auszuweiten. Auch dort soll dann „No Take“ für Haie gelten – kein Fang von Haien. So kommt der Schutz von Haien und Rochen in Indonesien Schritt für Schritt voran.

Banda-Archipel – Hotspot der Biodiversität

Das Banda Islands Marine Protected Area Network soll eine sichere Heimat für Haie und Rochen in Indonesien werden.

Die Banda-Inseln liegen in den Molukken im Osten Indonesiens. Der Archipel besteht aus 11 Inseln. Etwa 22.000 Einheimische leben hier. Sie verdienen ihren Lebensunterhalt hauptsächlich mit Fischfang und dem Export von Muskatnuss, Zimt und Mandeln.

Die Bandas liegen in der etwa 5000 m tiefe Bandasee. Sie ist Heimat für eine überwältigende Zahl von Meereslebewesen. Darunter fallen 64 % der weltweit bekannten Korallenarten. Über 500 Riff-Fischarten leben hier, darunter die seltenen Mandarinfische oder die Napoleonwrasse. Aber auch große pelagische Arten halten sich gerne in der Bandasee auf. Die Palette reicht von Thunfischen, Makrelen bis hin zu vielen Hai- und Rochenarten.

Bisher im Banda-Archipel gesichtete Haiarten

Bisher im Banda-Archipel gesichtete Rochenarten

  • Teufelsrochen (Mobula thurstoni)
  • Ozeanischer Mantarochen (Mobula birostris)
  • Gefleckter Adlerrochen (Aetobatus narinari)
  • Blaupunktrochen (Taeniura lymma)
  • Schwarzpunkt-Stechrochen (Taeniura meyeni)
  • Pinker Peitschenschwanzrochen (Himantura fai)
  • Federschwanzstechrochen (Hypolophus sephen)
  • Igelrochen (Urogymnus asperrimus)

Am stärksten besiedelt sind die beiden zentralen Inseln, Banda Neira und Banda Besar. Sie befinden sich innerhalb des Meeresschutzgebietes „Taman Wisata Perairan Laut Banda“ (TWP Laut Banda). Es wurde bereits 1977 ins Leben gerufen und umfasst ca. 2.500 ha. Hauptzwecke des Schutzgebiets sind Küstenschutz und Erholung.

Nach Informationen BandaSEA e.V.
Fotos: BandaSEA

Sterben die Haie, stirbt das Meer!

Toter Hai hängt in einem Fischernetz, Fidschi

Helfen Sie bedrohten Haien