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Das Internationale Kontrollprogramm SAFE des Earth Island Institute (EII) steht für delfinsicheren Thunfischfang. Angeschlossene Händler und Importeure verpflichten sich, nur SAFE Thunfisch anzubieten. Dieser wird nicht mit Treibnetzen und nicht durch das Setzen von Netzen um Delfinschulen gefangen. SAFE verdrängte mit „delfintödlichen“ Methoden operierende Fischereien weitgehend vom Weltmarkt für Dosenthunfisch. Heute kontrolliert das Programm über 90 Prozent des weltweiten Handels. Dank SAFE bleiben jedes Jahr 80.000 – 100.000 Delfine vom Beifangtod verschont!
Inhaltsverzeichnis
Internationales Kontrollprogramm SAFE für delfinsicher gefangenen Thunfisch

Das Logo „SAFE“ ist vom EII markenrechtlich geschützt. Ausschließlich die am Programm beteiligten Firmen dürfen es einsetzen. Allerdings ist das Logo noch nicht auf allen anerkannten SAFE Thunfischmarken zu finden.
Auch Fischlabel, die Nachhaltigkeitsaspekte beim Fischfang berücksichtigen, zertifizieren mittlerweile Thunfisch aus bestimmten Fanggebieten. Dazu zählt z. B. FoS (Friend of the Sea). FoS-zertifizierter Thunfisch muss dabei zwingend die SAFE-Kriterien erfüllen.
Wie entstand SAFE?
Im Fanggebiet des tropischen Ostpazifik (ETP, FAO-Fanggebiet 77) sind die hier lebenden Delfin-Populationen mit Gelbflossen-Thunfischen vergesellschaftet. Daher jagen die Fischer gezielt Schulen von Spinnerdelfinen, Gemeinen Delfinen und Fleckendelfinen. Anschließend umkreisen sie die an der Wasseroberfläche schwimmenden Meeressäuger mit einem Ringwadennetz, um den darunter schwimmenden Thunfischschwarm abzufischen.

Delfine gefangen in einem Ringwadennetz beim Thunfischfang. Foto: Sam LaBudde
Größte Massenvernichtung von Meeressäugern in der Geschichte der Menschheit
Beginnend in den später 1950er-Jahren bis Anfang der 1990er-Jahre starben durch diese Fischereimethode im ETP nach Berechnungen des EII mehr als 7 Millionen Delfine. 1989 gelang es dem Umweltaktivisten Sam La Budde, den millionenfachen Delfinmord mit Undercover-Videoaufnahmen zu dokumentieren. Dies löste einen weltweiten Aufschrei aus.
In der Folge erklärten große US-Thunfischanbieter (z. B. Heinz, Starkist), keinen mit diesen kriminellen Methoden gefangenen Thunfisch mehr zu verarbeiten und zu verkaufen. Um dies zu überwachen, etablierte das Earth Island Institute (EII) bereits Ende 1990 das International Monitoring Program (IMP) für delfinsicher gefangenen SAFE Thunfisch. Darin sind bindende Richtlinien festgeschrieben. Sie untersagen den Fang von Thunfisch durch Umkreisen von Delfinen mit Ringwadennetzen im ETP und den Einsatz von Treibnetzen.
Kriterien für delfinfreundlich gefangenen SAFE Thunfisch
- Kein Jagen und Umkreisen von Delfinen mit Netzen auf der gesamten Fangfahrt
- Keine Treibnetze
- Während des Setzens von Netzen dürfen keine Delfine getötet oder ernsthaft verletzt werden – auch nicht unabsichtlich
- Bei Fangfahrten im ETP (tropischer Ostpazifik) müssen Fangschiffe mit mehr als 400 Bruttoregistertonnen einen unabhängigen Beobachter an Bord haben, der die Einhaltung der Kriterien für SAFE Thunfisch attestiert
- SAFE beinhaltet Maßnahmen zur Beifangreduzierung für Meeresschildkröten, Haie und andere nicht gezielt befischte Arten. Damit will man durch Fischerei verursachte Beifangverluste minimieren
- Dem Kontrollprogramm angeschlossene Fischereien werden dazu angehalten, auf den Fang von Jungthunen zu verzichten und diese, wie auch alle anderen Beifangarten, wieder freizulassen
Die Kriterien für SAFE Thunfisch werden von zahlreichen Tier- und Naturschutzorganisationen unterstützt. Darunter sind Greenpeace (USA), Humane Society of the US (HSUS), Humane Society International (HSI), Defenders of Wildlife, Animal Welfare Institute (AWI), Friends of the Earth, Sierra Club, Marine Connection (UK) oder International Wildlife Coalition (IWC).
Skipjack-Thunfisch
Skipjack (Katsuwonus pelamis) ist mit einem Anteil von 60 Prozent am gesamten Thunfischfang der am häufigsten gefischte Thunfisch. In der Fangsaison 2020 war er laut FAO (Welternährungsorganisation) mit 2,8 Millionen Tonnen erneut die am dritthäufigsten gefischte Fischart weltweit. Als Fangmethoden werden meist Ringwadennetze und Langleinen eingesetzt. Von US-Fischereien angelandete Skipjacks gelten als anerkannt nachhaltig gefischt.
Skipjack wird überwiegend für Dosen-Thunfischprodukte verwendet, mit z. B. einem Anteil von über 70 % in Deutschland. Vermarktet wird er unter verschiedenen Handelsnamen: Atún, Bauchstreifiger Bonito, Bonito oder Echter Bonito.
SAFE-Monitoring
Das EII beschäftigt weltweit operierende Monitore. Sie überwachen die Thunfischfänge beim Anlanden und in den Lager- und Verarbeitungshallen. So ist mit Treibnetzen gefangener Thunfisch z. B. an typischen Verletzungen durch die feinen Nylonmaschen des Netzes erkennbar. Ebenfalls werden Zufallskontrollen an Bord der Fangschiffe durchgeführt. Zusätzlich begleiten Monitore Fangfahrten.

Was wird beim Monitoring für SAFE Thunfisch kontrolliert?
SAFE-Monitoren muss von allen betroffenen Firmen Einsicht in die Unterlagen gewährt werden. Nur diejenigen Firmen, die sich kontinuierlich und strikt an die Richtlinien halten, dürfen im Programm verbleiben. Die Monitore sind erfahren auf den Gebieten Umweltschutz, Fischerei und Meeresbiologie.
Darüber gehören Studien zur Aufklärung über ökologisch verträgliche Fischfangmethoden, über die Mengen und die Arten des gefangenen Thunfisches sowie über den Anteil des Beifangs zu den Aufgaben des Programms für SAFE Thunfisch.
MSC fördert delfintödlichen Thunfisch aus Mexiko
Im August 2107 zertifizierte das Marine Stewardship Council (MSC) erstmals Thunfisch aus Mexiko. Die seitdem mit dem begehrten MSC-Fischsiegel für nachhaltige Fischerei operierenden Fischereien sind von SAFE nicht anerkannt! Denn sie kreisen beim Thunfischfang im tropischen Ostpazifik (ETP) Delfine mit Netzen ein. Offiziell dürfen durch die im ETP operierenden Fangboote jährlich bis zu 5 000 Delfine sterben.
„Eine Fischerei als nachhaltig auszuzeichnen, die Delfinschulen jagt, mit Netzen einfängt und dabei Delfine verletzt und tötet, um Thunfisch zu fangen, ist eine grobe Verbrauchertäuschung. Das MSC, das sich als unabhängige Naturschutzorganisation bezeichnet, fördert die Vernichtung der marinen Artenvielfalt statt zu deren Erhalt beizutragen“, kritisiert die Deutsche Stiftung Meeresschutz (DSM). Ursprünglich rief man die Organisation mit dem Ziel ins Leben, Fischbestände für nachfolgende Generationen zu erhalten.
Auch der WWF, einst Mitgründer des MSC, legte formalen Einwand gegen die Zertifizierung der mexikanischen Thunfischprodukte ein. Unterstützt wurde dies vom Earth Island Institute (EII), der Humane Society of the US und der staatlichen US Marine Mammal Commission. Die Organisationen belegten, dass man für die Beurteilung der Nachhaltigkeit dieser Fischerei bewusst falsche Zahlen über die tatsächlich zu Tode gekommenen Delfine herangezogen hatte.
Obwohl das MSC-Fischlabel hier gegen eigene Vorschriften verstößt, ignorierte man den Einwand. Denn gemäß eigener Regularien dürfen MSC-Fischereien Meeressäuger nicht gezielt jagen. „Wer als Verbraucher sichergehen möchte, dass für seinen Thunfisch keine Delfine gehetzt, gefangen und getötet wurden, der sollte unbedingt auf das SAFE Thunfisch und das SAFE Logo“, rät die DSM.