Denise-Seepferdchen

Die kleinsten Seepferdchen leben vor der Küste Indonesiens. Im Mai 2004 spürte Meeresbiologin Sara Lourie (Universität British Columbia, Kanada) die nur 16 mm großen Zwergseepferdchen in Korallenbänken auf. Es handelte sich um eine neue Art. Louire gab ihr den Namen Denise-Seepferdchen (Hippocampus denise). Ausgewachsen sind die Zwerge gerade einmal so groß wie ein Fingernagel. Die größten Seepferdchen dagegen, Hippocampus abdominalis und Hippocampus bleekeri, sind mit ca. 35 cm um einiges stattlicher.

Der Name Denise ist abgeleitet vom griechischen Gott des Weines und Rausches, Dionysos. Denn angesichts ihrer Größe sind Denise-Seepferdchen sehr lebhaft. „Verglichen mit anderen kleineren Arten sind sie ungemein aktiv“, sagt Sara Lourie. Wie groß der Bestand ist, weiß niemand. Denn man sieht sie nur selten. Lourie befürchtet jedoch: „Taucher und Unterwasserfotografen könnten die wilden Zwerge zu Tode lieben“.

Nicht nur Denise-Seepferdchen sind sonderbar

In der griechischen Mythologie heißt es, Seepferdchen seien Nachfahren der Rösser, die Poseidons Streitwagen zogen. Denn sie haben einen Pferdekopf. Aber auch einen Känguru-Beutel. Der Schwanz dagegen ähnelt dem von Affen. Außerdem können sie ihre Körperfarbe an die Umgebung anpassen.

Langschnäuziges Seepferdchen in der Adria
Langschnäuziges Seepferdchen in der kroatischen Adria,
© Project Manaia

Ungewöhnlich ist auch, dass und wie sich die Männchen um den Nachwuchs kümmern: sie brüten ihn in ihrer Bauchtasche aus.

Denise-Seepferdchen zählen wie alle Seepferdchen zur Familie der Seenadeln (Syngnathidae). Hierzu gehören noch Fetzenfische und andere Arten. Weltweit soll es zwischen 50 und 80 Arten von Seepferdchen geben. Man muss allerdings davon ausgehen, dass weitere ihrer Entdeckung harren.

Seepferdchen kämpfen ums Überleben

Seepferdchen haben nur wenige Fressfeinde. Denn mit ihren Knochenplatten, Stacheln und vielen Gräten sind sie keine lohnende Beute. Besonders nicht, wenn man so winzig wie ein Denise-Seepferdchen ist. Doch ihre Zukunft sieht nicht rosig aus. Sämtliche Arten sind durch Übernutzung und Zerstörung ihrer Lebensräume gefährdet.

Besonders die Garnelen-Fischerei mit Grundschleppnetzen rasiert Unmengen der kleinen Tierchen vom Meeresboden. Seepferdchen, die diese Tortur überleben, landen im Aquarienhandel. Die flinken Gesellen sind stark nachgefragt. Obwohl es schwierig ist, sie in Gefangenschaft zu halten.

Souvenir-Handel und medizinische Zwecke

Getrocknetes Seepferdchen auf Handfläche liegend
© A. Bijukumar/Marine Photobank

Laut Project Seahorse kommen jedes Jahr mindestens 24 Millionen getrocknete Seepferdchen in den Welthandel.

In Asien verwendet man sie für medizinische Zwecke. Denn sie wirken angeblich gegen alles Mögliche: Impotenz, Atemwegsleiden, Schmerzen und Herzkrankheiten. Andernorts sind getrocknete Seepferdchen beliebte Urlaubs-Souvenirs.

Zusätzlich setzt ihnen die Zerstörung und Vergiftung ihrer Lebensräume zu. Dazu zählen Mangrovenwälder, Korallenriffe und Seegraswiesen.

Der letzte Tanz der Denise-Seepferdchen?

Bei vielen Arten bleiben die Partner während der Brutzeit zusammen. Jeden Morgen vollführen Männchen und Weibchen zur Begrüßung einen graziösen Tanz. Währenddessen wechseln sie ihre Farbe, verwinden ihre Schwänze ineinander. Doch vielleicht ist bald der letzte Tanz nicht nur bei den Denise-Zwergseepferdchen getanzt …

Titel (Symbolbild): Seepferdchen vor St. Vincent, © Kelly Graham/Marine Photobank


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