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Finnwale (Balaenoptera physalus) sind die einzigen Bartenwale, die ganzjährig im Mittelmeer leben. Sie sind nach dem Blauwal die zweitgrößten Tiere der Erde und erreichen Größen bis zu 27 m, auf der Nordhalbkugel aber meist nicht mehr als 24 m. Ihr Gewicht reicht von 30 bis 80 t. Die Gesamtpopulation im Mittelmeer liegt vorsichtigen Schätzungen zufolge bei weniger als 2.500 erwachsenen Tieren. Gelegentlich lassen sich Finnwale auch in der Adria an den Küsten von Kroatien und Slowenien blicken. Dies dürfte mit einem zeitweise günstigen Nahrungsangebot zusammenhängen.
Finnwale gehören zu den Filtrierern: Sie ernähren sich von Plankton und Kleingetier. Dabei nehmen sie einen „Mundvoll“ Wasser auf, aus dem sie sich ihre Beute herausseihen. Ein Mundvoll heißt bei ihnen rund 70.000 Liter Wasser! Dann pressen sie es durch ihre Barten wieder hinaus, sodass die Beute daran hängen bleibt und hinuntergeschluckt werden kann.

Finnwal in der Adria vor der Insel Hvar. Sogar weiter nördlich vor der kroatischen Insel Krk und im Velebitkanal gab es schon Sichtungen der zweitgrößten Tiere der Erde. Foto: Martina Duras/VAL-DSM
Aufgrund dieser Ernährungsweise sind Finnwale einem besonders hohen Risiko durch Mikroplastik ausgesetzt: Sie nehmen es mit dem Wasser als auch über das ebenfalls damit belastete Zooplankton auf. Finnwale gelten weltweit als gefährdet und sind geschützt. Das gilt auch für Finnwale in der Adria.
Sichtungen von Finnwalen in der Adria
Fast jedes Jahr gibt es ein oder zwei Meldungen über Sichtungen von Finnwalen in der Adria. Eine absolut spektakuläre Beobachtung gab es am 30. April 2023: Bei der kroatischen Insel Vis wurde eine Gruppe mit rund 10 Finnwalen gesichtet! Laut Medienberichten waren es zunächst zwei Gruppen, die sich dann zu einer zusammenfanden. Diese einmalige Begegnung wurde von Stefan Torres mit Drohne gefilmt.
Eine derart große Finnwalgruppe ist absolut außergewöhnlich in der Adria. Bisherige Beobachtungen umfassten meist ein einzelnes Tier oder eine kleine Gruppe mit 2 bis 4 Tieren.
2022 wurde ein Einzeltier gesichtet, und zwar Ende April bei der Insel Murter. 2021 gab es eine dokumentierte Sichtung im Juli bei Sušac in Süddalmatien.
2020 war ebenfalls ein eher außergewöhnliches Jahr, weil sich die Bartenwale relativ häufig hier blicken ließen. So wurde im März 2020 ein etwa 12 m großes Tier bei der Insel Vis gesichtet. Im April tauchten vier Finnwale bei Rogoznica auf. Im Juli wurde einer vor Omiš gesichtet, und einer (oder derselbe) vor Vrgada, im August wurde ein Finnwal unter der Krk-Brücke gesichtet. Und im September einer im Velebitkanal (wobei es nicht ausgeschlossen ist, dass es sich um dasselbe Tier wie im August handelte). Anfang November 2020 entdeckte ein Fischer zwei Finnwale im Golf von Triest, im slowenischen Teil der Adria.
Verhaltenstipps für Bootsfahrer
Die oberste Devise lautet: See a blow go slow.
- Sprich: Bei Sichtung eines Finnwals in der Adria unbedingt die Geschwindigkeit drosseln: nicht mehr als 5 kn bzw. 9 km/h. Sind die Meeressäuger in Ihrer Nähe, schalten Sie in den Leerlauf.
- Mit dem Boot einen Mindestabstand von 100 Metern einhalten, bei Anwesenheit von 3 Booten 200 m.
- Als Faustregel gilt, je mehr Boote bei einer Beobachtung anwesend sind, desto größer sollte der Abstand zu den Meeressäugern sein. Die Tiere könnten sich sonst eingekesselt oder bedrängt fühlen.
- Bleiben Sie nicht länger als ca. 30 Minuten.
- Fahren Sie nie auf Meeressäuger zu. Nähern Sie sich ihnen nur seitlich, nie frontal von vorn oder hinten. Vermeiden Sie abrupte Richtungs- und Beschleunigungsänderungen.
- Bitte melden Sie Totfunde, Sichtungen von kranken oder verletzten Meerestieren an die allgemeine kroatische Rufnummer 112, die sich um alles Weitere kümmert. Oder an uns zur Weiterleitung.
Die Empfehlungen richten sich nach den Vorgaben der kroatischen Naturschutzbehörde.
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Update: erweiterter und überarbeiteter Beitrag. Mit neuem Datum wieder veröffentlicht.
Titelfoto: Finnwal, Wayne Hoggard/NOAA