Finnwale in der Adria – aktuell leider ein Totfund

Finnwale (Balaenoptera physalus) sind die einzigen Bartenwale, die ganzjährig im Mittelmeer leben. Sie sind nach dem Blauwal die zweitgrößten Tiere und erreichen Größen bis zu 27 Meter, auf der Nordhalbkugel aber meist nicht mehr als 24 Meter. Ihr Gewicht reicht von 30 bis 80 t. Die Gesamtpopulation im Mittelmeer liegt vorsichtigen Schätzungen zufolge bei weniger als 2.500 erwachsenen Tieren. Gelegentlich lassen sich Finnwale auch in der Adria an den Küsten von Kroatien und Slowenien blicken. Dies dürfte mit einem zeitweise günstigen Nahrungsangebot zusammenhängen.

Finnwale gehören zu den Filtrierern: Sie ernähren sich von Plankton und Kleingetier. Dabei nehmen sie einen „Mundvoll“ Wasser auf, aus dem sie sich ihre Beute herausseihen. Ein Mundvoll heißt bei ihnen rund 70.000 Liter Wasser! Dann pressen sie es durch ihre Barten wieder hinaus, sodass die Beute daran hängen bleibt und hinuntergeschluckt werden kann.

Finnwal in der Adria vor Hvar

Finnwal in der Adria vor der Insel Hvar. Sogar weiter nördlich vor der kroatischen Insel Krk und im Velebitkanal gab es schon Sichtungen der zweitgrößten Tiere der Erde. Foto: Martina Duras/VAL-DSM

Aufgrund dieser Ernährungsweise sind Finnwale einem besonders hohen Risiko durch Mikroplastik ausgesetzt: Sie nehmen es mit dem Wasser als auch über das ebenfalls damit belastete Zooplankton auf. Finnwale gelten weltweit als gefährdet und sind geschützt. Das gilt auch für Finnwale in der Adria.

Sichtungen und Funde von Finnwalen in der Adria

Fast jedes Jahr gibt es ein oder zwei Meldungen über Sichtungen von Finnwalen in der Adria. Am 30. August 2024 wurde nahe der südöstlich von Triest gelegenen italienischen Gemeinde Muggia leider ein toter Finnwal entdeckt. Das berichten italienische Medien. Ein Taucher habe ihn im Hafenbereich unter Wasser gefunden. Es soll sich bei dem rund 10 m großen Wal um ein Jungtier zwischen 2 und 5 Jahren gehandelt haben. Er habe keine äußeren Verletzungen aufgewiesen, wie erste Untersuchungen zeigten. Vielleicht war er krank. Das werden weitere Untersuchungen zeigen.

2024

Rund zwei Wochen früher, am 15. August 2024, hatten Fischer 2 Finnwale in der Nordadria auf Höhe des istrischen Fischerorts Novigrad gefilmt. Und wenige Tage davor wurde ein Wal nahe der kroatischen Insel Mljet in der Südadria gesichtet. Bereits im Juni hatte man in derselben Gegend ebenfalls ein Wal beobachtet, dessen Art allerdings nicht bestimmt werden konnte.

2023

Eine absolut spektakuläre Beobachtung gab es am 30. April 2023: Bei der kroatischen Insel Vis wurde eine Gruppe mit rund 10 Finnwalen gesichtet! Laut Medienberichten waren es zunächst zwei Gruppen, die sich dann zu einer zusammenfanden. Diese einmalige Begegnung wurde von Stefan Torres mit Drohne gefilmt.

Eine derart große Finnwalgruppe ist absolut außergewöhnlich in der Adria. Bisherige Beobachtungen umfassten meist ein einzelnes Tier oder eine kleine Gruppe mit 2 bis 4 Tieren.

2022 und 2021

2022 wurde ein Einzeltier gesichtet, und zwar Ende April bei der Insel Murter. 2021 gab es eine dokumentierte Sichtung im Juli bei Sušac in Süddalmatien.

2020

2020 war ebenfalls ein eher außergewöhnliches Jahr, weil sich die Bartenwale relativ häufig hier blicken ließen. So wurde im März 2020 ein etwa 12 m großes Tier bei der Insel Vis gesichtet. Im April tauchten vier Finnwale bei Rogoznica auf. Im Juli wurde einer vor Omiš gesichtet, und einer (oder derselbe) vor Vrgada, im August wurde ein Finnwal unter der Krk-Brücke gesichtet. Und im September einer im Velebitkanal (wobei es nicht ausgeschlossen ist, dass es sich um dasselbe Tier wie im August handelte). Anfang November 2020 entdeckte ein Fischer zwei Finnwale im Golf von Triest, im slowenischen Teil der Adria.

Verhaltenstipps für Bootsfahrer

Die oberste Devise lautet: See a blow go slow.

Blas von Buckelwalen

See a blow, go slow: Siehst du einen Blas, geh vom „Gas“. Hier ist der typische Blas von Buckelwalen zu sehen. Eine Art, die im gesamten Mittelmeer selten vorkommt. Doch auch sie wurde bereits in der Adria gesichtet. Foto: Thara58/Pixabay

  • Sprich: Bei Sichtung eines Finnwals in der Adria unbedingt die Geschwindigkeit drosseln: nicht mehr als 5 kn bzw. 9 km/h. Sind die Meeressäuger in Ihrer Nähe, schalten Sie in den Leerlauf.
  • Mit dem Boot einen Mindestabstand von 100 Metern einhalten, bei Anwesenheit von 3 Booten 200 m.
  • Als Faustregel gilt, je mehr Boote bei einer Beobachtung anwesend sind, desto größer sollte der Abstand zu den Meeressäugern sein. Die Tiere könnten sich sonst eingekesselt oder bedrängt fühlen.
  • Bleiben Sie nicht länger als ca. 30 Minuten.
  • Fahren Sie nie auf Meeressäuger zu. Nähern Sie sich ihnen nur seitlich, nie frontal von vorn oder hinten. Vermeiden Sie abrupte Richtungs- und Beschleunigungsänderungen.
  • Bitte melden Sie Totfunde, Sichtungen von kranken oder verletzten Meerestieren an die allgemeine kroatische Rufnummer 112, die sich um alles Weitere kümmert. Oder an uns zur Weiterleitung.

Die Empfehlungen richten sich nach den Vorgaben der kroatischen Naturschutzbehörde.

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Update: überarbeiteter und mit neuem Datum veröffentlichter Beitrag

Titelfoto: Finnwal, Wayne Hoggard/NOAA


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