Karibische Mönchsrobbe – ausgestorben

Seit dem Jahr 2000 gilt die Karibische Mönchsrobbe (Neomonachus tropicalis) offiziell als ausgestorben. In nicht einmal 500 Jahren hat es der Mensch geschafft, einen Meeressäuger auszurotten, der Millionen von Jahren auf der Erde gelebt hatte. Mönchsrobben sind die „primitivsten“ aller Robben: Sie entwickelten sich wahrscheinlich fernab von Landraubtieren und hatten nur geringen Anpassungsdruck, sodass sie noch etliche Merkmale ihrer frühen Vorfahren besitzen. Eine der beiden noch lebenden Verwandten der ausgestorbenen Art, die Hawaii- oder Laysan-Mönchsrobbe, wird deshalb gelegentlich auch als „lebendes Fossil“ bezeichnet.

1494 begann das große Schlachten

In der Karibik lebten die bis zu 2,4 m großen Robben relativ ungestört, bis mit Christoph Kolumbus und seiner Crew 1494 Vertreter des brutalsten, grausamsten Tieres auf Erden Fuß auf die kleine Insel Alta Vela setzten. Dann begann das große Schlachten.

Zeichnung einer Karibischen Mönchsrobbe.

Die Meeressäuger zeigten wenig Scheu. Sie kannten Menschen bis dahin nicht. Quelle: NOAA

Das verlorene Paradies

Für die Seeleute war es ein Leichtes, die wenig scheuen Tiere massenweise zu erschlagen. Zunächst dienten sie als Fleischlieferanten. Später verarbeitete man auch ihre Haut, zum Beispiel zur Herstellung von Schuhen, Gürteln oder Taschen. Aus der Speckschicht stellte man unter anderem zu Schmiermittel, Lampen- und Speiseöl her. Es entstand sogar eine – wenngleich nur kurz andauernde – Industrie, die auf die Herstellung von Mönchsrobben-Produkten spezialisiert war.

Rasanter Schwund

Bereits 1887 war die Karibische Mönchsrobbe so selten, dass sie mitunter als „fast mythische Spezies“ galten. Neben der kommerziellen Nutzung hatte man weitere Exemplare zur Aquarienhaltung und für Museen gefangen. Mit der beginnenden Überfischung sahen Fischer sie dann als unliebsame Nahrungskonkurrenten, die beseitigt werden mussten.

Gefangene Karibische Mönchsrobbe im New Yorker Aquarium um 1910.

Gefangene Karibische Mönchsrobbe unbekannten Geschlechts im New Yorker Aquarium, um 1910. © New York Zoological Society

Von den einst geschätzten 338.000 Karibischen Mönchsrobben waren Mitte des 20. Jahrhunderts nicht mehr viele übrig. Die letzte zuverlässige Sichtung einer kleinen Kolonie auf der zwischen Jamaika und Honduras gelegenen Serranilla-Bank stammt aus dem Jahr 1952. Spätere Erkundungen per Flugzeug im Jahr 1973 sowie per Boot in den Jahren 1980 und 1984 blieben erfolglos.

Schutzbemühungen für die Karibische Mönchsrobbe kommen zu spät

1945 wurden erste Gesetze zum Schutz der Art in Jamaika erlassen. Die Weltnaturschutzunion IUCN befasste sich ab 1973 mit Neomonachus tropicalis. 1975 dann wurde sie gemeinsam mit den beiden anderen Mönchsrobbenarten auf Anhang I des Washingtoner Artenschutzübereinkommens CITES gesetzt. Damit war der internationale Handel mit diesen Tieren oder Produkten daraus verboten. Doch leider kamen all dies zu spät: Der Artentod ließ sich nicht mehr aufhalten.


Komplizierte Verwandtschaftsverhältnisse

Neben der ausgestorbenen Neomonachus tropicalis gibt es noch zwei noch lebende Arten: die Mittelmeer-Mönchsrobbe (Monachus monachus) und die Hawaii-Mönchsrobbe (Neomonachus schauinslandi). Sie gehören zu den 12 weltweit am stärksten vom Aussterben bedrohten Tierarten.

Bis vor wenigen Jahren hielt man die drei für Spezies einer Gattung. Dann fanden Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin zusammen mit dem Smithsonian Institute in Washington DC, und der Fordham University in New York anhand von DNA-Analysen heraus, dass die Karibische Mönchsrobbe näher mit der aus Hawaii als mit der aus dem Mittelmeer verwandt ist.

Nächster noch lebender Verwandter ist die Hawaii-Mönchsrobbe.
Foto: Rosel Eckstein by pixelio.de

So soll die Mittelmeer-Mönchsrobbe vor Millionen von Jahren mit warmen Meeresströmungen in die Karibik gelangt sein. Vor etwa drei bis vier Millionen Jahren spalteten sie sich in zwei Arten. Dies habe zur gleichen Zeit stattgefunden, als Atlantik und Pazifik durch eine Landbrücke zwischen Nord- und Südamerika getrennt und dadurch die Robben isoliert wurden, berichten die Wissenschaftler.

Die neu entdeckten Verwandtschaftsverhältnisse erforderten eine Anpassung in der Systematik, und so wurde der Gattungsname der Arten aus Karibik und Pazifik von Monachus zu Neomonachus geändert.

Titelfoto: New York Zoological Society


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