Marineschiffe setzen zur Ortung von U-Booten und Torpedos Sonare ein. Doch beim Einsatz von Mittelfrequenzsonar (MFAS) oder Niedrig-Frequenz-Sonartechnologie (LFAS) sterben Meeressäuger. Taktisches Mittelfrequenzsonar (MF-Sonar) operiert mit frequenzmodulierten Tönen von ca. 2 bis 8 kHz und Nenn-Schalldrücken von 235 Dezibel (dB). Für Meeressäuger können derartige Lärmpegel tödlich sein (Blutungen, akustisches Trauma). Hinzu kommt ein erhebliches Risiko für Gehörschäden. Und das noch in vielen Kilometern Entfernung. Die Verwendung der tödlichen Sonare durch U-Boote und Marineschiffe führte seit den 1960er-Jahren bei ersten Tests und seit den 1980er-Jahren regelmäßig zu Massenstrandungen. Vor allem bei tief tauchenden Arten wie Schnabelwalen. Denn sie tauchen dann panikartig auf. Dabei perlt Stickstoff aus dem Blut. Das hat tödliche Gas- und Fettembolien zur Folge. Außerdem beeinträchtigen Gehörschäden die Orientierung der Tiere. Sie stranden und sterben. Deswegen wird Sonar oft als tödlich für Meeressäuger bezeichnet.
SURTASS LFA Sonar verletzt und tötet Schweinswale
SURTASS LFA (Surveillance Towed Array Sensor Systems Low Frequency Active) Sonarsysteme setzt man zum Aufspüren leiser U-Boote ein. Das System besteht aus bis zu 18 Lautsprechern. Diese senden Schallwellen mit Frequenzen zwischen 250 und 500 Hertz. Der dabei erzeugte Schalldruck liegt bei bis zu 215 Dezibel. Er breitet sich über Hunderte Kilometer aus.
In einem dokumentierten Fall – beim Einsatz von SURTASS LFA des Zerstörers USS Shoup/Arleigh-Burke-Klasse – beobachtete man panikartige Fluchtreaktionen bei Schweinswalen und zwei anderen Arten. Noch in 40 km Entfernung! Im Anschluss strandeten 14 Schweinswale. Einige der untersuchten elf Tiere hatten Blutungen an den Ohren, im Gehirn und im vorderen Bereich des Rückenmarks. Diese Verletzungen wurden durch den tödlichen Sonar-Schalldruck ausgelöst.
Dreijähriges Sonar-Moratorium aus Rücksicht auf Delfine und Wale im Pazifik
Im September 2015 einigte sich die US-Navy mit US-Naturschutzorganisationen, darunter der Natural Resources Defense Council (NRDC). Man wolle auf den Einsatz von tödlichem Sonar und von Übungsmunition in bestimmten Gebieten im Pazifik verzichten oder zumindest stark einschränken. Die Schutzzonen umfassen Lebensräume für Delfine und Wale rund um Hawaii und vor der Küste Kaliforniens. Eine ganze Reihe residenter Delfinpopulationen rund um Hawaii und vor der Küste Kaliforniens sowie Buckel- oder Blauwale erhielten so eine Schonfrist. Einen derart umfassenden Verzicht auf den Einsatz von Waffensystemen zum Schutz von Meerestieren gab es seitens der US-Marine noch nie.
2013 veröffentlichte die US-Marine eine beängstigende Umweltverträglichkeitsstudie. Demnach musste damit gerechnet werden, dass bei Waffentests und Manövern, bei denen tödliche Sonare eingesetzt werden, hunderte Delfine und Wale getötet, über 10 000 schwer und fast zwei Millionen leicht verletzt werden.
Tödliche Marine-Sonare sind seit 2007 vor den Kanaren verboten
Im Dezember 2007 verbot das spanische Umwelt- und Verteidigungsministerium militärische Sonare in einem Umkreis von 50 Seemeilen (ca. 90 km) um die Kanarischen Inseln. Damit reagierte die Regierung als erstes Land auf eine Empfehlung des Europaparlaments vom Oktober 2004. In diesem Kontext wurde das Risiko von Sonar als tödlich eingestuft.
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