Parasit bedroht die Hawaiianische Mönchsrobbe

Der Katzenparasit Toxoplasma gondii macht der kleinen Population der Hawaiianischen Mönchsrobbe (Neomonachus schauinslandi) schwer zu schaffen. Viele Tiere sterben an der von den Parasiten ausgelösten Krankheit Toxoplasmose.

Katzen gefährden Hawaiianische Mönchsrobben

Der Parasit Toxoplasma gondii kann sich nur im Verdauungsapparat von Katzen vermehren. Mit deren Kot gelangen die Eier der Parasiten in die Umwelt. Anschließend spült der Regen sie ins Meer. Sie sind extrem widerstandsfähig, können im Salz- und Süßwasser sowie im Boden bis zu 2 Jahre überleben. Während Katzen selbst nur selten überhaupt Symptome zeigen, ist dies für Robben, wenn sie mit den Eiern im Wasser oder über ihre Beute in Berührung kommen, meist tödlich. Auch andere Meerestierarten, wie Spinnerdelfine, sind durch Toxoplasmose gefährdet.

Hawaii-Mönchsrobbe "Pohaku" bekommt einen leckeren mit Medikamenten versetzten Fisch-Smoothie.

Pohaku ist eine hawaiianische Mönchsrobbe mit Toxoplasmose. Seit rund zwei Monaten steht sie unter tierärztlicher Aufsicht in einem Auffangzentrum auf Hawaii. Die Pfleger zeigen sich jedoch verhalten optimistisch, dass sie überlebt. Denn die anderen beiden bislang lebend geborgenen Mönchsrobben sind mit Toxoplasmose innerhalb von 48 Stunden gestorben. Hier bekommt Pohaku bekommt einen leckeren, mit Medikamenten versetzten Fisch-Smoothie. Foto: NOAA Fisheries

Toxoplasmose: eine heimtückische Krankheit

Die junge Robbe Sole hatte zunächst Glück im Unglück. Im Alter von nur drei Wochen fand man den verwaisten Welpen 2018 am Strand und brachte ihn ins Schutzzentrum Ke Kai Ola des Marine Mammal Center auf Big Island. Er war noch von der Muttermilch abhängig und hätte ohne menschliche Hilfe nicht überlebt. Die Pfleger päppelten Sole erfolgreich auf und entließen ihn wieder in die Freiheit – nur um ihn Anfang 2020 tot aufzufinden. Todesursache: Toxoplasmose. Die Krankheit hatte mehrere seiner Organe geschädigt.

Das Heimtückische ist, dass man infizierten Tieren äußerlich nichts ansieht: „Sole war ansonsten gesund und gut in Form, die Infektion muss erst vor ein paar Tagen in rascher und aggressiver Weise erfolgt sein“, erklärten die Tierärzte der amerikanischen Fischereibehörde NOAA, die ebenfalls eine Rettungsstation für kranke und verletzte Robben betreibt.

NOAA Team macht eine Ultraschalluntersuchung bei der Hawaii-Mönchsrobbe "RO28 Pohaku".

NOAA Team macht eine Ultraschalluntersuchung bei „RO28 Pohaku“. Foto: NOAA-Fisheries

Todesopfer durch Toxoplasmose

2018 forderte die Krankheit drei Todesopfer, 2020 sind es schon zwei. Seit 2001 sind mindestens 12 Hawaii-Mönchsrobben an Toxoplasmose gestorben, darunter mehr Weibchen als Männchen. Die Anzahl geschlechtsreifer Tiere wird laut Weltnaturschutzunion (IUCN) auf knapp über 630 geschätzt, Tendenz fallend. „Bei einer so kleinen Population gefährdet jeder frühzeitige Tod eines Individuums das Überleben der Art. Zumal, wenn es Weibchen stärker als Männchen trifft“, erklärt Biologe Ulrich Karlowski von der Deutschen Stiftung Meeresschutz.

Hawaii-Mönchsrobbe liegt gemütlich auf einem Sandstrand.

Im Gegensatz zu ihren Verwandten im Mittelmeer zeigen sich Hawaii-Mönchsrobben dem Menschen gegenüber wenig scheu. Sie legen sich öfter auch an oder in die Nähe belebter Strände. Das führt leider häufig zu rücksichtslosem Verhalten von Selfiejägern, die den geforderten Mindestabstand von rund 15 Metern nicht einhalten. Foto: Dianne Tomita Stevens-Poire

Ausgangssperre für Katzen?

„Es gibt keinen Impfstoff gegen Toxoplasmose und die Behandlung infizierter Tiere ist extrem schwierig“, erklären die NOAA-Experten. Sie appellieren eindringlich an Katzenbesitzer, ihre Lieblinge stets im Haus zu lassen. So könnte man die Robben am besten vor der tödlichen Krankheit schützen.

Ob sich Katzenbesitzer damit allerdings anfreunden können, sei dahingestellt. Bliebe ohnehin das Riesenproblem der verwilderten Katzen auf den Hawaii-Inseln. So sollen es beispielsweise auf Maui 20.000 bis 500.000 sein, auf Oahu 350.000 (wobei diese Schätzung sehr konservativ ist) und auf Big Island zwischen 500.000 und 1.000.000! Hier könnten nur strikt durchgeführte Sterilisierungskampagnen helfen.


Hawaii-Mönchsrobben (Neomonachus schauinslandi) sind laut Roter Liste der Weltnaturschutzorganisation IUCN gefährdet. Nach Angaben der NOAA gab es 2022 etwa 1.600 erwachsene Individuen. Damit stieg der Bestand zum ersten Mal seit mehr als zwei Jahrzehnten wieder an.

Die hawaiianische Mönchsrobbe kann bis zu 20 Minuten lang den Atem anhalten und mehr als 550 m tief tauchen. Damit erreichen sie die Tiefsee. Normalerweise tauchen sie jedoch durchschnittlich 6 Minuten in Tiefen von weniger als 60 m, um am Meeresboden nach Nahrung zu suchen.

Weltkarte Verbreitung der Hawaii-Mönchsrobbe. Von NOAA-Fisheries
Hawaii-Mönchsrobben sind ausschließlich auf den Hawaii-Inseln und – allerdings sehr selten – auch auf dem knapp 1.200 km südwestlich von Hawaii gelegenen Johnston-Atoll anzutreffen

Die Lebenserwartung liegt zwischen 25 bis 30 Jahren. Im Alter von 5 bis 10 Jahren werden die Weibchen geschlechtsreif. Wann dies bei den Männchen der Fall ist, ist unbekannt. Die Tragzeit beträgt 10 bis 11 Monate. Anschließend werden die Jungen rund 40 Tage lang gesäugt. Während dieser Zeit fressen die Mütter nichts und bleiben an Land.

Gefahren drohen unter anderem durch die Fischerei, in deren Netzen hawaiianische Mönchsrobben als Beifang sterben, durch auf See entsorgtes Fanggerät, in dem sie sich verheddern und elendig sterben, oder sogar durch direkte Tötung. So wurden laut der amerikanischen Fischereibehörde NOAA seit Juni 2017 mindestens vier Robben erschossen, darunter auch ein trächtiges Weibchen, fünf starben durch stumpfe Gewalteinwirkung.

Eine hawaiianische Mönchsrobbe liegt gemütlich auf einem Sandstrand.
Diese hawaiianische Mönchsrobbe erwartet ihr achtes Junges. Sie ruht sich öfter am Strand aus und ist auch als „Surferin“ bekannt: Manchmal klettert sie auf die Boards von Surfern und lässt sich ein Stück mitnehmen, wie uns eine Einwohnerin von Oahu berichtete. Foto: Dianne Tomita Stevens-Poire

Es existieren nur noch zwei Arten von Mönchsrobben: die Hawaii-Mönchsrobbe und die Mittelmeer-Mönchsrobbe. Beide gehören zu den am stärksten bedrohten Robbenarten. Eine dritte Art, die Karibische Mönchsrobbe, gilt seit dem Jahr 2000 als ausgestorben.

Titelfoto: NOAA Fisheries


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