Seegras pflanzen im Mittelmeer: Projekt „Die Meeresgärtner“

Seegraswiesen schützen unser Klima, unsere Küsten und die Artenvielfalt. Ihre Zerstörung muss gestoppt werden! Dort, wo es möglich ist, sollte man Seegras pflanzen (renaturieren). Genau das macht das Projekt „Die Meeresgärtner“ im Mittelmeer. Im Fokus steht die Art Posidonia oceanica. Diese Seegrasart heißt nicht zu Unrecht die Lunge des Mittelmeers und es gibt sie auch nur hier. Noch gibt es im Mittelmeerraum große Posidonia-Seegrasweisen. Jedoch stehen sie unter starkem Umweltstress. Urlauber können helfen, diese außergewöhnlichen Meeresökosysteme zu erhalten. Als Citizen Scientist leistet man so auch einen Beitrag zum Klimaschutz und hilft, für unzählige Meerestiere unersetzliche Lebensräume zu schützen.

Das Projekt gewann im Januar 2024 den boot Dive Award 2024 in der Kategorie Klimaschutz.

Auszeichnung für „Die Meeresgärtner“ als hervorragendes Beispiel durch die UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen.

Im August 2024 wurde Das Renaturierungsprojekt „Die Meeresgärtner“ von der UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen1 ausgezeichnet. Das Projekt ist ein besonders positiver Beitrag zur Erhaltung und Wiederherstellung von Ökosystemen der Meere und Küsten und ihrer biologischen Vielfalt und damit ein „Hervorragendes Beispiel“.

2025 beginnen die Expeditionen am 21. April in Licata auf Sizilien. Von dort geht es die italienische Küste entlang nach Crotone, bevor mehrere Stationen entlang der griechischen Westküste, bei den Ionischen Inseln, auf dem Programm stehen. Die letzte Etappe ist vom 15. September von Malta bis zum 27. September geplant. Dann soll die SY Waya Waya wieder im Hafen von Licata festmachen.

Alle Informationen zum Terminplan 2025 und eine Anmeldemöglichkeit direkt auf der Webseite von Project Manaia.

Stipendium für Studierende und Doktoranden aus den östlichen und südlichen Mittelmeerländern. Dank eines großzügigen Spenders, der ungenannt bleiben möchte, kann Project Manaia im Rahmen der Saison 2025 ein Stipendium für eine einmonatige Forschungsexpedition in den atemberaubenden griechischen/italienischen/maltesischen Gewässern anbieten. Diese Möglichkeit steht ausschließlich Studierenden und Hochschulabsolventen aus den Ländern des östlichen und südlichen Mittelmeerraums offen, die Meeresbiologie, Umweltwissenschaften, Ozeanografie oder eine eng verwandte Disziplin studieren.
⇒ Weitere Informationen.

Seegras pflanzen: Wie Urlauber helfen können

Die Renaturierung von Seegraswiesen (Posidonia oceanica) im Mittelmeer ist eine der Aufgaben, der sich unser Partner und Meeresbiologe Manuel Marinelli von Project Manaia im Rahmen des Projekts widmet. Jeder kann dabei als Bürgerforscher, oder Citizen Scientist, mithelfen: Sammeln Sie frische abgerissene Seegraspflanzen oder -samen und geben Sie diese bei einer der Stationen des „Meeresgärtner-Netzwerks“ ab.

Wie kann man Seegras pflanzen?

Bitte keine Teile aus einer Seegrasweide entfernen oder die Samen aktiv von den Pflanzen „pflücken“: Beides ist strengstens verboten!

Fundstück: abgerissene Seegraspflanzen

Hat die Pflanze Wurzeln eignet sie sich, zum Seegras pflanzen.
© U.Kirsch
  • Die Pflanzen sollten möglichst noch im Wasser oder beim Sammeln zumindest noch nass sein.
  • Es müssen noch Wurzeln dran sein, und zumindest ein, zwei Blätter sollten intakt sein.
  • Die gesammelten Pflanzen einfach in einen Zip-lock-Beutel packen (oder in anderen Plastiksack, den man dann verknotet) und im Kühlschrank aufbewahren oder abgeben.
  • Bei Raumtemperatur hält sich die Pflanze nur circa einen Tag. Dabei wäre es allerdings wichtig, dass man ein nasses Taschentuch um die Wurzeln wickelt. Für die Aufbewahrung gilt: Je kühler (nicht gefroren), desto besser.

Fundstück: Seegras-Samen

Seegrassamen von Posidonia/Neptungras kommen zum Einsatz, um Seegras zu pflanzen.
© OceanImageBank/Dimitris Poursanidis
  • Seegras-Samen sehen aus wie Oliven. Sie schwimmen an der Oberfläche oder werden an den Strand angespült, normalerweise im Juni. Auch sie sind geeignet, um Seegras zu pflanzen.
  • Man kann sie einfach in einem mit Salzwasser gefüllten Marmeladenglas oder Ähnlichem aufbewahren. Wiederum am besten im Kühlschrank, denn so halten sie sich über Wochen und Monate.
  • Haben Sie keine Möglichkeit, Seegras-Samen mitzunehmen, werfen Sie sie wieder ins Meer zurück.

Speziell befugte und geschulte Taucher setzen die abgerissenen Pflänzchen mit Wurzeln wieder im Meeresboden ein (siehe Video). Die eingesammelten Samen werden erst an einer Struktur fixiert (z. B. an einem Felsen oder biologisch abbaubarem Kabelbinder oder Bindfaden). Wenn sie dann die notwendigen Wurzeln gebildet haben, können sie je nach Lage entweder vor Ort weiterwachsen oder man „verpflanzt“ sie noch einmal, damit sie eine Wiese bilden können. Die Entwicklung der Gräser und Wiesen soll dann in regelmäßigen Abständen überprüft werden.

Problem für Seegraswiesen und die Seegras-Renaturierung: Anker reißen Löcher in die Meereswiesen.

Anker in einer Seegrasweide auswerfen ist keine gute Idee. Oft werden beim Einholen Gräser abgerissen. Wem das passiert, der sollte das Gras, soweit noch Wurzeln und ein, zwei Blätter dran sind, verpacken und abgeben. Was es dabei zu beachten gilt, steht im Artikel. Helfen Sie mit! © Dimitris Poursanidis/Ocean Image Bank

Neues Leben für eine von einem Anker ausgerissene Posidonia-Seegraspflanze. August 2024, Insel Stoupa, Griechenland.

Schulung und Ausrüstung der Meeresgärtner-Stationen

Die Tauchbasen arbeiten lokal als „Meeresgärtner“ und pflanzen Seegras gemeinsam mit ihren Kunden in existierenden Wiesen.

Project Manaia veranstaltet dazu jeweils einen Workshop. Dort wird gezeigt, wie es gemacht wird und worauf man sich konzentrieren muss, wenn es darum geht, die Wiesen nach der Wiederbepflanzung zu beobachten. Außerdem erhält jede Station des Meeresgärtner-Netzwerks, auf Wunsch, ein „Renaturierungsset“ bestehend aus:

  • Informationsflyern für Gäste und Teilnehmer
  • Aquarium nebst Kompressor und Sprudelsteinen zur längeren Aufbewahrung von Seegräsern und Seegras-Samen (bei Bedarf)
  • Behältern für das Sammeln von Seegräsern und Seegras-Samen (bei Bedarf)
  • Material, das bei der Anpflanzung benötigt wird

Das Meeresgärtner-Netzwerk

Stand: Oktober 2024

Italien

Frankreich

Griechenland

Kroatien

Malta

Preise und Auszeichnungen

Überregionale Netzwerke

Projekt Manaia ist Partner beim Mediterranean Posidonia Network

UN-Nachhaltigkeitsziele

Unterstützer


  1. Die Vereinten Nationen haben den Zeitraum von 2021 bis 2030 zur UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen erklärt, um das Bewusstsein noch stärker auf den großen Wert intakter Ökosysteme zu lenken. Funktionierende Ökosysteme sind entscheidend für unsere Natur und unsere Gesellschaft. Sie sind wertvoller Lebensraum einer großen Vielfalt von Tieren und Pflanzen sowie Pilzen und Mikroorganismen. Zudem haben sie enormen Einfluss auf die Regulierung der Wasserkreisläufe und der Umgebungstemperatur, auf die Luftreinhaltung und die Produktion von Nahrungsmitteln. Ebenso tragen sie zum Hochwasserschutz und zu einem natürlichen Klimaschutz sowie zur Bereitstellung von Erholungsräumen bei.

    Mit der Würdigung positiver Beispiele demonstriert die UN-Dekade, wie die Erhaltung und Wiederherstellung von Ökosystemen mit ihrer Naturvielfalt in Deutschland erfolgen kann. Es wird verdeutlicht, wie wichtig es ist, sich mit Engagement aktiv für die Ökosysteme einzusetzen. Die Modellprojekte sollen dabei Vorbild und Anregung zugleich sein. ↩︎

Update: überarbeiteter und mit neuem Datum veröffentlichter Beitrag

Titelfoto:
Vorbereitungen, um Seegras zu pflanzen: ein Meeresgärtner im Mittelmeer. © Project Manaia


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