Mit fast viermonatiger Verspätung endete die 16. Vertragsstaatenkonferenz (COP16) der Biodiversitätskonvention (Convention on Biological Diversity/CBD) der Vereinten Nationen Ende Februar 2025 in Rom. Damit konnte ein Scheitern gerade noch abgewendet werden. Denn den ersten Anlauf zur COP16 mussten die Delegierten von fast 200 Staaten am 2. November 2024 in Cali, Kolumbien, abbrechen. Doch jetzt konnte man zentrale Streitpunkte zur Finanzierung des visionären, auf der vorangegangenen COP15 beschlossenen 30-×-30-Ziels aus dem Weg räumen. Die beteiligten Industrieländer verpflichteten sich, jährlich mindestens 20 Milliarden US-Dollar bereitzustellen. Bis 2030 soll die Summe auf 30 Milliarden steigen und ab 2030 ist vorgesehen, dass jedes Jahr 200 Milliarden Dollar in den Schutz von Ökosystemen und ihrer Artenvielfalt fließen. Weitere 500 Milliarden sollen durch Abbau oder Umschichtung naturschädlicher Subventionen zusammenkommen. Auch einigten sich die Delegierten der Weltnaturkonferenz auf Standards, anhand derer man die Umsetzung von Biodiversitätszielen messen und vergleichen kann.
Kernaussagen
- Das menschengemachte Artensterben nimmt rapide zu, viele Arten verschwinden, vielfach ohne dass wir es bemerken. Besonders Haie, Rochen und Amphibien sind betroffen.
- Auf der COP15 der Biodiversitätskonvention wurde das 30-×-30-Ziel (bis 2030 sollen 30 % der Land- und Meeresflächen unter Schutz stehen, um den Verlust von Ökosystemen zu stoppen) verabschiedet.
- Auf der COP16 der Biodiversitätskonvention wurden zentrale Streitpunkte zur Finanzierung des 30-×-30-Ziels geklärt, wobei 200 Milliarden US-Dollar von Industrieländern bis 2030 bereitgestellt werden sollen.
- Die Biodiversitätskonvention hat bislang keines ihrer Hauptziele erreicht, die Aussterberate steigt rapide und der UN-Generalsekretär fordert einen „Friedensvertrag mit der Natur“.
- Das Abkommen steht trotz seiner Bedeutung unter Druck, da die USA es nicht unterzeichnet haben.
Arten beim Aussterben zusehen
Durch das vom Menschen ausgelöste sechste Massenaussterben der Erdgeschichte verschwinden Tier- und Pflanzenarten mit nie dagewesener Geschwindigkeit. Von vielen Arten wissen wir nicht einmal, dass es sie überhaupt gegeben hat. Anderen wiederum kann man beim Aussterben zusehen.
Der Vaquita

Von der erst 1958 entdeckten auch Kalifornischer Schweinswal genannten Art existieren mittlerweile weniger als zehn erwachsene Exemplare.
1997 soll es 567 erwachsene Vaquitas gegeben haben, 2016 nur noch 30 und 2022 noch 18, laut Roter Liste der Weltnaturschutzorganisation (IUCN).
Globales Massenaussterben
Dramatisch ist auch die Situation der tropischen Korallenriffe. Etwa 30 Prozent sind bereits verloren. Und mit ihnen Zehntausende von Arten, die dort gelebt haben. Bei anderen bekannten Arten, wie Geigenrochen oder Sägerochen, weiß man wegen fehlender Daten nicht, ob es sie überhaupt noch gibt.
Der Weltbiodiversitätsrat (IPBES) stellte in seinem Bericht zum Zustand der Ökosysteme und Artenvielfalt fest, dass das Tempo des weltweiten Artensterbens schon jetzt zehn- bis hundertmal höher ist als im Durchschnitt der letzten 10 Millionen Jahre. Innerhalb von 80 Jahren (einer menschlichen Lebensspanne) könnten eine Million weiterer Arten aussterben.
Dabei lässt sich bei vielen Arten wie Haien oder Rochen das Aussterberisiko mangels verfügbarer Daten aktuell gar nicht bewerten. Besonders Küstenökosysteme weisen laut IPBES einige der größten historischen Verluste auf. Die Zerstörung von bedeutenden Meeresökosystemen wie Mangrovenwäldern, Seegraswiesen oder Korallenriffen hält nach wie vor unvermindert an.
Meilenstein für den Artenschutz: die COP15 der Biodiversitätskonvention
Auf der 15. Vertragsstaatenkonferenz der Weltnaturkonferenz (COP15) im Dezember 2022 brachten die 196 teilnehmenden Staaten in Montreal in letzter Minute einen Meilenstein für den internationalen Artenschutz und den Erhalt von Ökosystemen auf den Weg. Sie verständigten sich mit Verabschiedung des 30-×-30-Ziels darauf, die Biodiversitätskrise und den Verlust von Ökosystemen bis 2030 aufzuhalten.
Was bedeutet das 30-×-30-Ziel?
Das 30-×-30-Ziel bedeutet, dass 30 Prozent der Land- und 30 Prozent der Meeresflächen bis 2030 unter Schutz stehen sollen. Gleichzeitig wollte man eine gerechtere Aufteilung der Nutzung natürlicher Ressourcen zwischen Nord und Süd erreichen.
Vielfach wird in der COP15 der vielleicht wichtigste Umweltvertrag des Jahrzehnts gesehen, auch wenn CBD-Beschlüsse rechtlich nicht bindend sind. Dennoch ist die Vereinbarung von Montreal die umfangreichste Verpflichtung zum Schutz der biologischen Vielfalt, auf die sich die internationale Staatengemeinschaft jemals geeinigt hat.
Die Convention on Biological Diversity/CBD
Die Convention on Biological Diversity/CBD oder Biodiversitätskonvention ist ein völkerrechtlich verbindliches Übereinkommen und geht auf den Erdgipfel in Rio de Janeiro 1992 (Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung) zurück.1 Seit Mitte der 1990er-Jahre haben sich 196 Länder dem Übereinkommen angeschlossen. Bedauerlich ist, dass die USA es bislang nicht unterzeichnet haben.
Die CBD verfolgt drei Hauptziele:
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Erhalt der terrestrischen und marinen Artenvielfalt, der Lebensräume und aller Gene.
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Nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen.
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Gerechte Aufteilung der Gewinne aus der Nutzung natürlicher genetischer Ressourcen wie Gewinnung und Vermarktung von Medikamenten aus Korallen.
In früheren Beschlüssen forderte die Biodiversitätskonvention, auch in Gebieten jenseits nationaler Zuständigkeit (Hohe See) Meeresschutzgebiete zu schaffen. Dabei sollten ökologisch oder biologisch bedeutende Gebiete (Ecologically or Biologically Significant Marine Areas, EBSAs) vorrangig behandelt werden. Auch der Rio+20-Gipfel im Jahre 2012 hatte die Staatengemeinschaft aufgefordert, den Schutz der biologischen Vielfalt rasch zu einem Ergebnis zu bringen.
Jedoch konnte bisher keines der Ziele der Biodiversitätskonvention erreicht werden. Im Gegenteil. Die Aussterberate von Tieren und Pflanzen auf der Erde hat sich seit Rio 1992 dramatisch verschärft. Dafür fand UN-Generalsekretär António Guterres anlässlich der Eröffnung der COP15 mehr als deutliche Worte. Er warb für einen „Friedensvertrag mit der Natur“, denn „die Menschheit ist zu einer Massenvernichtungswaffe geworden“.
- Bundesamt für Naturschutz: Das Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD) ↩︎
Titelbild: Mittelmeer-Mönchsrobben gehören zu den europäischen Meeressäugetieren mit dem höchsten Aussterberisiko. Foto: Jürgen und Edith Fleissner
Update: überarbeiteter und mit neuem Datum veröffentlichter Beitrag


