Beim Einsatz eines FAD (Fish Aggregating Device / Fischsammler) nutzen Fischer das natürliche Schutzbedürfnis von Jung- und Schwarmfischen. Denn diese sammeln sich gerne unter an der Wasseroberfläche treibenden größeren Objekten. Natürliche, wie FADs wirkende Objekte (Baumstämme, Algenansammlungen), gab es schon immer. Auch ein vor sich hin trödelnder Blauwal oder Riesenhai kann ein Fischsammler sein.

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen frei treibenden und fest verankerten FADs. Letztere können auch größere begehbare Plattformen sein. In der Regel sind FADs allerdings reine Bambusflöße, Flöße aus zusammengebundenen Fässern oder anderen geeigneten Materialien. Wohingegen andere in einer bestimmten Wassertiefe schwimmen.
Frei treibende Fischsammler sind oft mit Netzmaterial verstärkt, was die Gefahr der Verdriftung reduzieren soll. Zusätzlich erhöhen die Netzteile die Attraktivität des FAD als Aggregationsort für Fische und andere Meerestiere wie Schildkröten.
An der Wasseroberfläche treibende Objekte sind für junge und kleinere Thunfische zudem eine Art „Landmarke“ oder „Treffpunkt“. Hier finden sie sich zu größeren Schwarmverbänden zusammen.
Diese Fischansammlungen bleiben Meeresjägern natürlich nicht lange verborgen. Folglich kommen große Thunfische, Haie oder Delfine gerne einmal für eine Mahlzeit vorbei.
Ringwadennetze – Umschließungsnetze
Meist setzen Fischer Ringwadennetze (Umschließungsnetze / purse seine fishing) ein, um die sich unter einem FAD versammelten Meerestiere abzufischen.

Ein Ringwadennetz legt man als Ring auf der Wasseroberfläche aus. Mithilfe einer am unteren Ende des Netzes befindlichen Zugleine zieht man es am unteren Ende zu. Dadurch bildet sich eine große Tasche (purse). Diese verkleinern die Fischer durch Verkürzen der an der Wasseroberfläche treibenden Schwimmleine.
Anschließend ziehen sie die Ringwade mit allen darin befindlichen Tieren über die große Umlenkrolle eines Auslegers an Bord.
Im Fanggebiet Tropischer Ostpazifik (ETP) führte der Einsatz von Ringwadennetzen zur größten Meeressäuger-Massenvernichtung in der Geschichte der Menschheit.
Die Ringwadennetzfischerei mit frei treibenden FADs ist eine der schädlichsten legalen Fischfangmethoden.
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Hohe Beifänge von Haie, Meeresschildkröten und Delfinen.
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Die Blue Marine Foundation schätzt, dass allein im Indischen Ozean jedes Jahr mindestens 100.000 Seidenhaie als Beifang in der Ringwadennetzfischerei mit FADs sterben.
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Jedes Jahr finden Fischer Zehntausende ihrer FADs nicht wieder. Man kann sie dafür nicht zur Rechenschaft ziehen.
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Beschädigung küstennaher Ökosysteme (Korallenriffe, Seegraswiesen, Mangrovenwälder) durch verloren gegangene FADs und deren Netze.
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Erhöhte Geisternetzproblematik durch treibende Netze verloren gegangener FADs.
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Küstenstaaten des Globalen Südens stehen vor einer FAD-Müllproblematik an ihren Stränden.
Viele Küstenstaaten verfügen nicht über eine funktionierende Entsorgungsinfrastruktur, um die Flut der meist aus Kunststoff bestehenden Reste von angespülten FADs adäquat bewältigen zu können.
© Seychelles Island Foundation

FAD-free fishing
Setzt man Umschließungsnetze nicht zum Einkreisen von Delfinschulen beim Thunfischfang oder ohne FADs beim sogenannten FAD-free fishing ein, erzielt man vergleichsweise niedrige Beifangraten von etwa 5 % des Gesamtfangs. Allerdings landen auf diese Weise weiterhin komplette Schwärme aus Jungfischen oder gemischte Schwärme (Gelbflossenthunfische mit Großaugenthunfischen, u.a.) in der Ringwade.
Seit wann gibt es FADs?
Die Fischerei mit Ringwadennetzen um natürliche schwimmende Objekte wird schon lange durchgeführt. Erst in den 1980er-Jahren begann der Einsatz künstlicher Objekte (FADs). Dieser entwickelte sich in den frühen 1990er-Jahren dann rasch weiter.
Zum leichteren Auffinden tragen viele der frei treibenden FADs Signalgeber. Manche haben sogar ein Echolot. Damit können Fischer die unter dem FAD schwimmende Fischmenge beurteilen.
Überfischung von Thunfischen im Indischen Ozean
Ringwadennetzfischerei mit frei treibenden FADs ist im Indischen Ozean eine enorm beliebte Fischereimethode. Zuständig für das Fischereimanagement ist hier die IOTC (Thunfischkommission für den Indischen Ozean). Der im Indischen Ozean gefangene Thunfisch ist vorwiegend für Märkte in der EU und in Großbritannien als Thunfischkonserve oder für Japan und die USA als Sashimi bestimmt.

Industrielle Ringwadenfischer fingen von 2015 bis 2021 über 98 Millionen junge Gelbflossenthunfische mithilfe von Fischsammlern. Das waren etwa 97 % der jährlichen Gesamtfangmenge.
Der Gelbflossenthunfisch gilt im Indischen Ozean bereits seit 2015 als überfischt. Neuerdings gilt dies auch für Großaugenthunfische. Dennoch gibt es innerhalb der Fischereikommission erhebliche Widerstände gegen eine Reduzierung der Verwendung frei treibender FADs. Federführend ist hier die Europäische Union.
Das hat seinen Grund, denn EU-Fangflotten aus Spanien, Frankreich, Italien und Portugal setzen mit Abstand die meisten FADs ein.
EU-Fangflotten plündern Thunfsichbestände im Indischen Ozean
Entscheidung für reduzierte FAD-Fischerei gilt nicht für EU-Fangflotten
EU nutzt Schlupfloch in den IOTC-Regeln
Unser Einsatz gegen FAD-Fischerei
Wir setzen uns für einen vollständigen Verzicht von frei treibenden FADs ein (FAD-free, FAD free fishing).
Im März 2021 hatten wir gemeinsam mit über 100 Organisationen von der Thunfischkommission für den Indischen Ozean Einschränkungen für die FAD-Fischerei gefordert.
Im Vorfeld einer Sondertagung der Kommission im Februar 2023 richteten wir gemeinsam mit 120 anderen Organisationen einen Appell an die EU-Kommission, die Generaldirektion Maritime Angelegenheiten und Fischerei (DG MARE), alle Staatsoberhäupter der Europäischen Union und den EU-Fischereiausschuss. Sie sollten sich ein wirksames Management von frei treibender FADs einsetzen.
Die Unterzeichner des Appells betonen, dass die EU moralisch und rechtlich verpflichtet ist, im besten Interesse ihrer 450 Millionen Bürger zu handeln. Es dürfen nicht nur die Interessen von Handelsunternehmen in Spanien, Frankreich und Italien geschützt werden, die von ihren Fischereiaktivitäten im Indischen Ozean profitieren.

Ökologische Folgen der Fischerei mit frei treibenden Fischsammlern
Ökologische Folgen der Fischerei mit frei treibenden Fischsammlern
MSC zertifiziert FAD-Fischerei
8000 tote Seidenhaie mit nur 5 Schiffen für 35.000 Tonnen Thunfisch
Verbrauchertipps
- Achten Sie beim Kauf von Fischprodukten auf die Fangmethode UND das Fanggebiet.
- Unterstützen Sie mit Ihrem Kauf Fischereien, die nachhaltige Fangmethoden einsetzen: Pole & Line (Angelruten), Handangeln, Fischfallen, Wurfnetze etc.
- Meiden Sie grundsätzlich mit Fischsammlern (FAD) gefangenen Fisch. Achten Sie auf Kennzeichnungen wie: FAD-free, FAD free fishing
- Meiden Sie Fisch aus dem Indischen Ozean ohne Angabe der Fangmethode.
Unter Verwendung von Informationen zur FAD-Fischerei von: Fischbestände online – Thünen-Institut für Ostseefischerei
Titelfoto: ISSF/Fabien Forget
Update: überarbeiteter und mit neuem Datum veröffentlichter Beitrag
Weiterführende Informationen
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