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Am 26. Oktober 2023 erließ die französische Regierung ein zeitlich begrenztes Fischfangverbot in Teilen der Biskaya zum Schutz von Delfinen und anderen Kleinwalen vor dem Beifangtod. Es gilt allerdings nur im Zeitraum 22. Januar bis 20. Februar für die kommenden drei Jahre. Und es gilt auch nur für Fangboote ab einer Länge von 8 m.
Zu kurz und zu viele Ausnahmen

„Der Verbotszeitraum ist zu kurz. Wir erleben die Massenstrandungen an der französischen Atlantikküste jedes Jahr von Januar bis Ende März. Manchmal findet man bereits im Dezember und auch noch im April tote Delfine, die als Beifang in Fischernetzen starben“, beklagt Ulrich Karlowski, Biologe der Deutschen Stiftung Meeresschutz.
So habe die französische Organisation Pelagis zwischen Dezember 2022 und April 2023 rund 1.380 tot gestrandete Delfine und Kleinwale gezählt, wie französische Medien im Frühjahr berichteten.
Zudem gibt es etliche Ausnahmen. So dürfen Fangschiffe, die beispielsweise mit akustischen Abschreckgeräten (Pingern) ausgerüstet sind oder mit Videokameras auf Fangfahrt gehen, weiterfischen.
Öffentlicher Druck zum Schutz von Delfinen in der Biskaya
Das Fischereiverbot zum Schutz von Delfinen und anderen Kleinwalen kam auf Druck französischer Umweltorganisationen zustande. Die von uns unterstützten Forderungen umfassten allerdings einen Fangstopp von drei Monaten im Winter und mindestens einem Monat im Sommer.
In den ersten Monaten eines jeden Jahres werden Hunderte Delfinkadaver an die französische Atlantikküste gespült. Die meisten weisen Verletzungen auf, wie sie für Beifangopfer typisch sind. Sie werden durch Strömungen und Wetterbedingungen an die französische Atlantikküste getrieben. Vor allem Gemeine Delfine und Schweinswale sind die Opfer.

„Das Fangverbot ist ein erster Schritt, dem unbedingt weitere Restriktionen für die Fischerei zum Schutz von Delfinen und anderen Kleinwalen folgen müssen. Dringend notwendig ist es auch, die Fangbeschränkungen in der Biskaya für Fischereiflotten aus anderen EU-Staaten auszudehnen“, fordert Karlowski.
Delfinmassaker im Golf von Biskaya
Jedes Jahr sterben von Dezember bis März im Golf von Biskaya zwischen 5.000 und 10.000 Delfine und andere Kleinwale in den Schleppnetzen französischer, spanischer und portugiesischer Trawler als Beifang. In den vergangenen 30 Jahren sollen es mindestens 90.000 Tiere gewesen sein. Der Fischereiaufwand im Golf von Biskaya ist hoch.
Im Mai 2020 forderte der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) von der EU-Kommission die temporäre Schließung von Fischereien zum Schutz von Delfinen und anderen Kleinwalen. Jetzt hat die französische Regierung die ersten Notfallmaßnahmen umgesetzt.
Zielfischarten der Schleppnetzfischerei in der Biskaya sind vorwiegend Hechtdorsch und Europäischer Wolfsbarsch. Letzteren findet man hierzulande als „Loup de mer“ auf der Speisekarte.
Fischereiaufwand in der Biskaya
Laut einer Studie1 französischer Wissenschaftler gingen 2018 rund 2.000 Fischereifahrzeuge in diesem Gebiet auf Fangfahrt. Dies kamen aus folgenden Ländern:
- 1.486 französische Trawler, darunter 1.072 Schiffe von unter 12 m
- 300 spanische Trawler mit einer durchschnittlichen Länge von 25 m
- 22 Fischtrawler aus Irland mit durchschnittlich 33 m Länge
- 18 britische Trawler mit einer durchschnittlichen Länge von 37 m
- 12 Trawler aus Belgien mit einer Durchschnittslänge von 37 m
- 5 deutsche Fischtrawler mit einer durchschnittlichen Länge von 41 m
- 3 niederländische Supertrawler mit einer Durchschnittslänge von 113 m
- 1 Fischtrawler aus Dänemark mit 60 m Länge
Etwa 30 % der Trawler waren Grundschleppnetzfischer (Einzel- und Gespannfischer).
- Peltier Helene, Authier Matthieu, Caurant Florence, Dabin Willy, Daniel Pierre, Dars Cecile, Demaret Fabien, Meheust Eleonore, Van Canneyt Olivier, Spitz Jerome, Ridoux Vincent; In the Wrong Place at the Wrong Time: Identifying Spatiotemporal Co-occurrence of Bycaught Common Dolphins and Fisheries in the Bay of Biscay (NE Atlantic) From 2010 to 2019; Frontiers in Marine Science, Voume 8 – 2021, https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fmars.2021.617342 ↩︎
Titelfoto: pixabay