Zur Bedeutung des ASC-Fischsiegels: ASC Lachs ist nicht nachhaltig!

Der einst als „König der Fische“ gepriesene Lachs ist heute der beliebteste Fisch der Deutschen. Doch bei der Kaufentscheidung spielen Tierschutz- und Nachhaltigkeitsaspekte nur eine untergeordnete Rolle. Und selbst Zuchtlachs mit dem angeblich für nachhaltige, tier- und umweltfreundliche Produktion stehenden ASC-Fischsiegel (Aquaculture Stewardship Council) ist weit davon entfernt, nachhaltig zu sein. Dies zeigt eine weltweite Untersuchung von SeaChoice zu ASC-Umweltzertifizierungen. So erhielten und behielten kanadische Lachsfarmen mit einem 148-mal höheren als erlaubten Seelausbefall ihre Zertifizierung. Ebenso Betriebe in Norwegen und Chile. Obwohl sie 330 % höhere Mengen chemischer Substanzen, als es die Norm zulässt, zur Bekämpfung von Seeläusen einsetzten. Deutschland ist (nach den Niederlanden) weltweit der zweitgrößte Markt für ASC Lachs. In Europa wird insgesamt der meiste Lachs verkauft.

Weltweite Untersuchung von ASC zertifizierten Lachsfarmen

„Eine Umweltzertifizierung sollte nur Zuchtbetriebe mit exzellenten Verfahren auszeichnen. Diese müssen ohne Ausnahme die strengen Kriterien erfüllen. Stattdessen stellte sich heraus, dass nur rund 20 % der Lachsfarmen tatsächlich die ASC-Kriterien erfüllen. Wenn Verbraucher Produkte mit diesem Label kaufen, bekommen sie nicht das, was sie denken“, erklärt Kelly Roebuck, Hauptautorin des Berichts.

Nur selten erfüllt: Nachhaltigkeitsstandards für ASC Lachs

Erstmals nahm man weltweit Lachsfarmen genauer auf die Einhaltung des sogenannten ASC-Salmon-Standards unter die Lupe. Wie nachhaltig arbeiten sie? Welche Auswirkungen haben Abweichungen vom Standard? Auf diese und andere Fragen hin wurden 257 Farmen, darunter Betriebe in Australien, Kanada, Chile, Norwegen und Schottland, untersucht. Damit erfasste man die Mehrheit aller Lachszuchten weltweit.

Frischer Lachs: wie nachhaltig ist ASC Lachs wirklich?

Innerhalb der Europäischen Union ist Zuchtlachs das am dritthäufigsten konsumierte Fischereierzeugnis. Foto: Caroline Attwood – unsplash.com

Für eine erfolgreiche Zertifizierung muss ein Betrieb den ASC-Salmon-Standard hundertprozentig erfüllen. Jedoch zeigte die Untersuchung von SeaChoice deutlich, dass dies in der Praxis selten der Fall ist. Denn es kommt zu erheblichen Abweichungen.

„Als Folge wurden viele der ursprünglichen Anliegen des Standards ausgehöhlt“, erklärt John Werring, SeaChoice-Vertreter der David Suzuki Foundation. Gemeinsam mit der Industrie hatten sich die SeaChoice-Mitgliedsorganisationen und andere Nichtregierungsorganisationen an einem sechsjährigen Dialog (Salmon Aquaculture Dialogue) zum Thema Lachs-Aquakultur beteiligt. Daraus war der ASC-Salmon-Standard für Zuchtlachs hervorgegangen.

Verantwortungsvolle Fischzucht?

Das Fischsiegel garantiert keineswegs, dass ASC Lachs vom Ei bis zum Ertrag aus „verantwortungsvoller Fischzucht“ stammt. „Es besteht die Gefahr, dass Umweltzertifizierungen sowohl ihre Glaubwürdigkeit als auch das Vertrauen der Verbraucher verlieren. Denn sie funktionieren nur, wenn die Standards eingehalten und echte Veränderungen erzielt werden“, meint Karen Wristen, Geschäftsführerin der Living Oceans Society.

Lachsgericht angerichtet mit Gabel auf Teller.

Die Nachfrage nach umweltschonenden Fischprodukten ist hoch. 40 % der europäischen Bürger sind bereit, für nachhaltige Erzeugnisse mehr als den durchschnittlich erhobenen Aufschlag von 14 % zu zahlen. Foto: Caroline Attwood – unsplash.com

SeaChoice hat den ASC aufgefordert, die Empfehlungen des Untersuchungsberichts umzusetzen. Denn nur so ließe sich die ursprüngliche Intention des Standards für ASC Lachs und seine Bedeutung bewahren und das Vertrauen der Verbraucher wieder herstellen. „Die von SeaChoice durchgeführte weltweite Überprüfung zeigt, dass das Fischsiegel erhebliche Mängel aufweist. Darum müssen diese umgehend behoben werden. Denn nur so können sich die Verbraucher zukünftig wirklich auf dieses Siegel verlassen“, sagt Dr. Iris Ziegler von Sharkproject.

Zur Bedeutung des Salmon-Standards für ACS Lachs

Der ASC-Salmon-Standard wurde 2012 als Ergebnis eines als „Salmon Aquaculture Dialogue“ bekannten Verfahrens mit verschiedenen Stakeholdern beschlossen. Dabei legte man Kriterien fest, um ökologische und soziale Auswirkungen der Aquakultur von Zuchtlachs zu minimieren. Hinzu kommt, dass externe Prüfunternehmen die Zuchtfarmen beurteilen. Letztlich achten sie auf die Einhaltung des Standards und erteilen Zertifizierungen für das ASC-Fischsiegel.


Was ist SeaChoice?

SeaChoice ist eine Kooperation von drei international anerkannten Organisationen — der David Suzuki Foundation, des Ecology Action Centre und der Living Oceans Society. Dabei nutzen sie gemeinsam ihre umfassenden Kenntnisse, um Lösungen für gesunde Ozeane zu finden. SeaChoice hat sich besonders die Erhöhung der Nachhaltigkeit von Fischereierzeugnissen in Kanada auf die Fahnen geschrieben. Weiterhin ist SeaChoice Mitgliedsorganisation der Conservation Alliance for Seafood Solutions.

Titelfoto: Colin Czerwinski – unsplash.com


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