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Eine Erfolgsgeschichte, die zeigt, wie relativ einfach man Kleinen Tümmlern auch in anderen Gebieten der Welt vor dem Aussterben schützen könnte – wenn man wollte. Seitdem die Stellnetzfischerei in kalifornischen Gewässern verboten wurde, haben sich die dortigen Bestände des Gewöhnlichen Schweinswals (Phocoena phocoena) fantastisch erholt. Dies berichten Wissenschaftler der US-Klima- und Ozeanbehörde NOAA, Fisheries West Coast Region, in der Fachzeitschrift Marine Mammal Science1. Den schnellsten und besten Zuwachs um rund das Siebenfache verzeichnete dabei die Population in der Morro Bay: von rund 570 Tieren im Jahr 1991 auf 4.200 in den vergangenen Jahren!
Inhaltsverzeichnis
Comeback der Kleinen Tümmler nach Stellnetzverbot
Seit 2001 ist die Stellnetzfischerei in dem zwischen Monterey und Santa Barbara liegenden Gebiet größtenteils verboten. „Wir wussten nicht wirklich, wie stark die Population der Morro Bay damals von der Stellnetzfischerei auf Seebarsch und Heilbutt betroffen war“, erklärt Karin Forney, Forschungsbiologin beim NOAA Fisheries‘ Southwest Fisheries Science Center in Monterey Bay. „Jetzt zeigt sich deutlich, dass es sehr viel mehr Beifangopfer gab, als wir dachten.“
Vier kalifornische Schweinswalpopulationen
Erst 2001 erkannte man, dass es sich bei den Kleinen Tümmlern an der kalifornischen Pazifikküste nicht um eine, sondern um vier unterschiedliche Populationen handelte. Die größte mit rund 12.160 Tieren lebt vor Nordkalifornien/Südoregon. Über sie weiß man noch recht wenig. Die anderen drei kommen in der Bucht von Monterey, vor San Francisco/Russian River beziehungsweise in den Gewässern von Nordkalifornien/Südoregon vor. Sie haben seit dem Stellnetzverbot zahlenmäßig ordentlich zugelegt und gelten inzwischen als stabil.
Großes Comeback der Kleinen Tümmler
In Monterey Bay wurde die Stellnetzfischerei 2003 verboten. Die Population wuchs auf nunmehr 3.760 Schweinswale an. Vor San Francisco/Russian River wurden Stellnetze bereits 1987 untersagt, inzwischen gibt es dort 7.777 Tiere.

Kleine Tümmler in der Bucht von San Francisco nahe der Golden Gate Bridge. Seit 2009 kommen sie zu Hunderten wieder regelmäßig hierher. Foto: Bill Keener/The Marine Mammal Center
Forscher beobachteten zudem, dass seit 2009 regelmäßig Hunderte von Schweinswalen wieder in die Bucht von San Francisco kommen. Man nimmt an, dass auch eine verbesserte Wasserqualität dazu beiträgt sowie die Entfernung eines U-Boot-Abwehrnetzes, das die Golden-Gate-Meerenge schützte.
Es ist das erste Mal, dass ein Comeback der Spezies dokumentiert wurde. „Das zeigt sehr deutlich, dass sich Meeressäugerbestände hervorragend erholen können, wenn wir den Beifangtod in Fischernetzen verhindern“, erklärt Forney. Doch die Bestandserholung dauere Jahre oder gar Jahrzehnte, was zeige, wie wichtig Langzeitmonitoring ist.
Stellnetzfischerei
In den 1930er-Jahren begannen Fischer in Zentralkalifornien, mit Stellnetzen Weißen Seebarsch (Cynoscion nobilis) und Kalifornischen Heilbutt (Paralichthys californicus) zu fangen. Wie sich diese Fischerei auf Meeressäuger und Seevögel oder andere Meerestiere auswirkte, blieb bis in die 1980er-Jahre unerforscht. Erst 1986 begann man mit einem Monitoring der Schweinswale.

Grundstellnetze werden am Boden befestigt. Stellnetze können aber auch im Wasser hängen und mit Ankern festgehalten werden. Foto: Australian Fisheries Management Authority
Insbesondere Stellnetze sind eine große Gefahr für die kleinen Tümmler. Denn sie leben vornehmlich in flacheren Küstengewässern. Aufgrund der erhobenen Daten schätzen die kalifornischen Forscher, dass seit den 1980er-Jahren durchschnittlich 300 Schweinswale im Jahr als Beifang starben.
1 Forney KA, Moore JE, Barlow J, Carretta JV, Benson SR. A multidecadal Bayesian trend analysis of harbor porpoise (Phocoena phocoena) populations off California relative to past fishery bycatch. Mar Mam Sci. 2020;1–15. https://doi.org/10.1111/mms.12764
Titelfoto: Ecomare/Sytske Dijksen