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Seit diesem Jahr ist in den USA der Handel mit Haiflossen verboten. US-Präsident Joe Biden unterzeichnete den Shark Fin Sales Elimination Act am 23.12.2022. Der Verkauf von Haifischflossen sowie – bis auf wenige Ausnahmen – deren Besitz sind damit illegal. Die zivilrechtliche Höchststrafe für jeden Verstoß beträgt 100.000 US-Dollar oder den Marktwert der betreffenden Haifischflossen, je nachdem, welcher Wert höher ist. Das von US-amerikanischen und internationalen Hai- und Meeresschutzorganisationen einhellig unterstützte Gesetzgebungsverfahren hatte am 15. Dezember 2022 den US-Senat passiert.
„Einmal mehr zeigen sich andere Staaten beim Haischutz um einiges engagierter als die Europäische Union. Hier ist der Handel mit Haifischflossen immer noch erlaubt. Obwohl der Bestand nahezu aller Hochseehaie in den letzten 50 Jahren im Schnitt um 70 Prozent zurückgegangen ist und diese Knorpelfische unerlässlich sind für stabile, vielfältige und produktive Meeresökosysteme“, betont der Biologe Ulrich Karlowski von der Deutschen Stiftung Meeresschutz.
Inhaltsverzeichnis
Haifischflossen in den USA: Verkauf und Handel
Zweifellos spielten die USA bislang eine wichtige Rolle im weltweiten Handel mit Haifischflossen. Die Wetter- und Ozeanografiebehörde der Vereinigten Staaten (National Oceanic and Atmospheric Administration/NOAA) erfasste 2016 den Import von etwa 60 Tonnen Haiflossen.
Jedoch stellte die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) bereits 2015 fest, dass NOAA-Statistiken „die tatsächliche Menge der Haifischflossenimporte erheblich unterschätzen“. Zum einen gab es keine ausreichenden Ein- und Ausfuhrkontrollen. Zum anderen erfasste NOAA, laut Shark Stewards aus Berkeley (Kalifornien), nur getrocknete und keine frisch abgeschnittenen oder eisgekühlte Haifischflossen.
Gleichzeitig waren die USA ein bedeutender Exporteur. Handelsdaten aus den Jahren 2005 bis 2014 zeigen, dass in diesem Zeitraum 1.060 Tonnen Haifischflossen nach China verkauft wurden. Nach Hongkong gingen 16.659 Tonnen.
Meilensteine für den Haischutz
Das US-Handelsverbot für Haifischflossen ist eine weitere gute Nachricht für die bedrohten Meeresjäger. Denn bereits im November 2022 hatte die 19. Vertragsstaatenkonferenz des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (CITES) Handelsbeschränkungen für 54 Arten Requiemhaie, sechs Hammerhai-Arten sowie für über 30 Geigenrochen-Arten beschlossen.
CITES stufte sie in Anhang II ein. Dies hat zur Folge, dass der Handel mit Hai- oder Rochenprodukten (Fleisch, Knorpel, Flossen) unter die Kontrolle nationaler Artenschutzbehörden und des Zolls fällt. Davon betroffen ist neben der gezielten Haifischerei besonders der lukrative Verkauf von Haifischflossen. „Auch dies war ein Meilenstein für den Haischutz. Ebenso wie das neue US-Handelsverbot“, so Karlowski.
Verbote für den Handel mit Haifischflossen
Großbritannien
Mit dem Brexit befreite sich Großbritannien von den nicht nur aus Sicht der Briten völlig unzureichenden EU-Fischereirichtlinien – zumindest teilweise.
Beim Thema Verkauf von Haifischflossen zögerte man auf der Insel nicht lang. Im August 2021 setzte Großbritannien kurzerhand ein Handelsverbot in Kraft. Das Import- und Exportverbot umfasst sowohl Haiflossen als auch Produkte daraus, wie etwa Haiflossensuppe in Dosen. Großbritannien übernahm damit eine führende Rolle im Kampf gegen Hai-Finning und den globalen Handel mit Haifischflossen.
„Shark finning ist unvorstellbar grausam. Tausende Haie sterben dabei einen furchtbaren Tod. Die Praxis ist zudem unentschuldbar verschwenderisch. Mit Recht ist sie in den Gewässern des Vereinigten Königreichs verboten, doch der Handel geht weiter und hat schlimme Auswirkungen auf die Zukunft dieser wundervollen Lebewesen“, begründete der britische Tierschutzminister Lord Goldsmith den Schritt seiner Regierung.
Fidschi
Die Regierung von Fidschi setzt sich lokal und global aktiv für die Erhaltung und das Management von Haien und Rochen ein. Zu den Maßnahmen zählt auch ein Import- und Exportverbot für Haifischflossen, welches der pazifische Inselstaat 2019 einführte.
EU-Bürgerinitiative Stop Finning
Wir unterstützen die erfolgreiche EU-Bürgerinitiative für ein Haiflossen-Handelsverbot seit ihrem Start am 1. Februar 2020.
Noch im Januar werden Vertreter die Initiative im EU-Parlament vorstellen. Daran anschließend hat die Kommission dann drei Monate lang Zeit, um eine Antwort über das weitere Vorgehen zu geben. Dies kann im besten Fall zu einem EU-Verbot für den Verkauf von Haifischflossen führen.
Lukrativ: Handel mit Haifischflossen und Rochenflossen
Jedes Jahr sterben zwischen 63 und 273 Millionen Haie und eine unbekannte Zahl von Rochen. Meist sterben die eleganten Knorpelfische einzig und allein wegen ihrer Flossen (Shark Finning). Die gezielte Flossenfischerei hat beträchtlichen Anteil am Zusammenbruch vieler Hochseehai– und Rochenbestände. Diese gingen seit den 1970er-Jahren um mindestens 70 % zurück.
Von den rund 500 Haiarten sind 143 gefährdet, etliche sind vom Aussterben bedroht. Insbesondere die Bestände von Kurzflossen-Makohaien und Blauhaien sind als Folge von unselektiven Fangmethoden dramatisch zurückgegangen.
Hai- und Rochenflossen gelten in Asien als Delikatesse. Eine Portion Haiflossensuppe, die nur wenige Gramm Flossen enthält, kann bis zu 90 Euro kosten. Ein lukratives Geschäft mit gewaltigen Gewinnmargen.
Foto: istock.com/lonelytravel