Im Freien Sommerfreuden genießen ohne Sonnenschutz? Das ist keine gute Idee. Doch die uns schützenden Chemikalien in Cremes und Sprays bleiben nicht auf unserer Haut. Beim Schwimmen gelangen sie ins Wasser, beim Duschen nach dem Sonnenbad über das Abwasser in Flüsse und Meere. Bestimmte Inhaltsstoffe stehen nicht nur im Verdacht, sich negativ auf unseren Hormonhaushalt auszuwirken. Sie belasten zudem die Meereswelt, insbesondere Korallenriffe. Daher sollte korallenfreundlicher Sonnenschutz heute für jeden eine Selbstverständlichkeit sein.
Inhaltsverzeichnis
Wie viel Sonnencreme gelangt ins Meer?
Jedes Jahr gelangen Schätzungen zufolge bis zu rund 14.000 Tonnen Sonnencreme in die Riffe, wie wissenschaftliche Studien ergaben. Manche Quellen nennen allerdings allein für das nördliche Mittelmeer einen Eintrag von 20.000 Tonnen jährlich.
Verbote für korallenschädliche Sonnenschutzmittel
Einige Staaten haben bereits Maßnahmen zum Schutz ihrer Korallenriffe vor schädlichen Sonnenschutzlotionen ergriffen und den Verkauf bestimmter Produkte verboten. Die Regeln sind allerdings uneinheitlich.
Palau
Seit 2020 sind im Inselstaat Palau Verkauf und Import von Sonnenschutzmitteln mit etlichen riff-toxischen Inhaltsstoffen verboten. Darunter nicht nur chemische UV-Filter, sondern auch bakterizide und hormonaktive Konservierungsstoffe.
Hawaii
Auf Hawaii ist seit Januar 2021 der Verkauf von Produkten verboten, die Octinoxat und Oxybenzon enthalten. Die Hawaii-Inseln Maui (plus weitere zum Maui County gehörende Inseln) sowie das Big Island gehen sogar noch weiter: Dort gilt seit 2022 zum Schutz der Riffe und Meere ganz generell ein Verbot von nicht-mineralischen Sonnencremes. Es umfasst nicht nur deren Verkauf, sondern auch deren Anwendung!
Zwei weitere, in Palau bereits verbotene Stoffe, Avobenzone and Octocrylene, sollten in Hawaii ebenfalls ins Riffgesetz aufgenommen werden. Bislang wurde dies allerdings noch nicht verabschiedet.
Andere Länder
In den thailändischen Nationalparks, in Teilen Mexikos, auf den Karibikinseln Bonaire und Aruba, auf den US-Jungferninseln und in Key West (Florida) gelten ähnliche Vorschriften für korallenfreundlichen Sonnenschutz.
Was bedeutet korallenfreundlich?
Immer häufiger sieht man auf Sonnenschutz-Produkten Aufschriften wie „korallenfreundlich“ oder „rifffreundlich“. Was verbirgt sich hinter dieser Kennzeichnung? Wie glaubwürdig sind sie?
Eines vorweg: Diese Begriffe sind weder geschützt noch klar definiert. In Deutschland ist keiner der kritischen Stoffe in Sonnenschutz-Produkten verboten. Bedauerlicherweise bleibt es somit Verbraucherinnen und Verbrauchern überlassen, die Inhaltsstoffe zu überprüfen oder – wie wir es empfehlen – gleich auf akzeptable mineralische UV-Filter zurückzugreifen.
Korallenfreundlicher Sonnenschutz gemäß Hawaii-Riffgesetz bedeutet zum Beispiel, dass das Produkt weder Octinoxat und Oxybenzon noch enthält.
Chemisch versus mineralisch
Man unterscheidet zwischen chemischem und mineralischem Sonnenschutz. Chemische Filter dringen in die Haut ein und wandeln dort die gefährliche UV-Strahlung in Wärme um. Mineralische Filter bilden auf der Haut einen mineralischen Schutzschild. Er besteht meist aus Titan- und Zinkoxid und reflektiert die Sonnenstrahlen.
Chemische UV-Filter
Der Eintrag von bestimmten chemischen UV-Filtern ins Meerwasser verursacht Korallenbleiche, die häufig zum Absterben der Korallenriffe führt.
Zudem zeigten Studien, dass Oxybenzon die natürliche Wirkweise von Hormonen stört (ein sogenannter endokriner Disruptor) und bei Korallenlarven bewirkt, dass sich die äußeren Epidermiszellen in einem falschen Entwicklungsstadium zum Skelett umbilden.
Bei Fischen greifen die chemischen Inhaltsstoffe nachweislich das Erbgut an und rufen weibliche Merkmale in männlichen Fischen hervor. In Seegurken schädigen sie das Immunsystem und die Fortpflanzungsorgane. Bei Delfinen reichern sich die Stoffe im Gewebe an und werden so an den Nachwuchs weitergegeben.
Mineralische UV-Filter: Vor- und Nachteile
Produkte mit mineralischen UV-Filtern verwenden Titandioxid und/oder Zinkoxid. Kritisch wird es, wenn diese Filter als Nanopartikel (winzige Teilchen zwischen 1 und 100 Nanometer) eingesetzt werden. Ihre Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt sind bislang nicht ausreichend erforscht. In der EU ist Titandioxid zumindest in Lebensmitteln seit August 2022 verboten.
Ob ein mineralischer Sonnenschutz Nanopartikel enthält, ist aus der Inhaltsstoffangabe ersichtlich. Dies ist eine Pflichtangabe und sieht beispielsweise so aus: Titandioxid (Nano). Oftmals sind diese Produkte auch erkennbar als „nanofrei“ gekennzeichnet.
Korallenfreundlicher Sonnenschutz: Wie verschaffe ich mir Klarheit?
Eine Überprüfung der Inhaltsstoffe schafft Klarheit. Am einfachsten geht dies mithilfe der App Codecheck anhand des Barcodes am Produkt.
Die Zeitschrift Ökotest empfiehlt in ihrem Beitrag „Sonnencreme: Diese vier UV-Filter sollten Sie meiden“ (6/2022), insbesondere diese Inhaltsstoffe zu vermeiden:
- Benzophenone-3 (Oxybenzon)
- Ethylhexyl Methoxycinnamate (Octinoxat)
- Homosalate
- Octocrylene
Unsere Empfehlung für korallenfreundlichen Sonnenschutz
Nanofreie mineralische Sonnenschutz-Produkte aus zertifizierter Naturkosmetik sind bislang die beste Wahl. Diese enthalten zudem keine Kunststoffe, da zertifizierte Naturkosmetik ohne mineralölbasierte Stoffe auskommt.
Titelfoto: Ausgebleichte Riffe bei den Malediven. The Ocean Agency