Keine neuen Antarktis-Schutzgebiete

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Seit mittlerweile sieben Jahren enden die Jahrestagungen der Antarktis-Kommission (CCAMLR) weitgehend ergebnislos. So auch 2023. Erneut gelang es der CCAMLR nicht, die von Meeresschützern und Wissenschaftlern dringend geforderte Ausweisung dreier großer Antarktis-Schutzgebiete zu verabschieden. Wie in den Vorjahren waren Russland und China die Bremser. Mit der Schaffung des 1,8 Millionen Quadratkilometer großen „Weddell Sea“-Schutzgebietes wäre immerhin das größte Meeresschutzgebiet entstanden. Dabei steht das Ökosystem des Südpolarmeeres unter immer stärker werdendem Druck. Hauptsächlich wegen der Ozeanerhitzung (schmelzende Eisschilde der Westantarktis) und industrieller Krill-Fischerei. Zusätzlich macht der Vorstoß der Vogelgrippe in antarktische Regionen dem Ökosystem zu schaffen.

Drei neue Antarktis-Schutzgebiete?

East Antarctic

Karte Antarktis-Schutzgebiet im Ross-Meer und Vorschläge für neue Schutzgebiete.

Den Vorschlag zur Einrichtung des East Antarctic MPA gibt es bereits seit mehr als 10 Jahren. Es würde drei Blöcke entlang der Ostantarktis umfassen. Hier gibt es viele Kaltwasserkorallen. Außerdem sind sie ein wichtiges Nahrungsgebiet für Pinguine.

Weddell Sea

Der zweite Vorschlag sieht die Schaffung eines 1,8 Millionen Quadratkilometer großen Antarktis-Schutzgebiets im Bereich des Weddellmeeres (Weddell Sea MPA) neben der antarktischen Halbinsel vor. Damit wäre das größte zusammenhängende Meeresschutzgebiet entstanden. Sechsmal so groß wie Deutschland.

Das Weddellmeer steht stark unter Druck durch die Auswirkungen der Klimakatastrophe und der industriellen Fischerei. Große Industrietrawler fangen hier Antarktische Seehechte (Tiefseelangleinenfischerei). Zusätzlich schädigt die Krill-Fischerei dieses sensible Ökosystem am anderen Ende der Welt.

Antarctic Peninsula

Schließlich gibt es noch den von Argentinien und Chile eingebrachten Vorschlag für ein Antarktis-Schutzgebiet westlich der antarktischen Halbinsel (Antarctic Peninsula MPA). Diese Region ist besonders anfällig für Tourismusauswirkungen und Fischereiaktivitäten und leidet unter der globalen Erhitzung.

Verbesserung des Krill-Fischereimanagements

Immerhin konnte sich die CCAMLR auf Verbesserungen beim Krill-Fischereimanagement für 2024 einigen. Ein kleiner Erfolg. In der Antarktis ist die Krill-Fischerei ein lukratives Geschäft. Die kleinen Krebschen werden zu Fischöl für Aquakulturen und anderem Tierfutter verarbeitet. Von 2007 bis 2022 wuchs die Krill-Fischerei laut einer Statistik der CCAMLR von knapp 105.000 Tonnen auf mehr als 415.000 Tonnen. Hauptsächlich, weil größere und modernere Fischkutter eingesetzt werden.

CCAMLR versagt bei der Bekämpfung illegaler Fischerei (IUU)

Wie stark das Interesse Russlands an der ungehemmten Ausbeutung der Antarktis ist, zeigte 2020 das Beispiel der unter russischer Flagge fahrenden F/V Palmer. Obwohl Neuseeland Beweise vorlegte, dass der Fischtrawler im Rossmeer-Schutzgebiet illegal gefischt hatte (IUU/illegal, undokumentiert und unreguliert), konnte sich die CCAMLR nicht einmal darauf einigen, die F/V Palmer auf ihre IUU-Liste zu setzen.

Deshalb durfte die F/V Palmer ihre Fangtätigkeiten fortsetzen – ohne jegliche Konsequenz. Dabei hatte die CCAMLR einst bei der Bekämpfung der IUU-Fischerei eine führende Rolle eingenommen.


Die CCAMLR

Die „Kommission für die Erhaltung der lebenden Ressourcen der Antarktis“ (CCAMLR) wurde als Teil des Antarktis-Vertragssystems gegründet, um die biologische Vielfalt des Südpolarmeeres zu erhalten. Sie hat 27 Mitglieder, darunter die EU, sowie zehn Staaten mit beratender Funktion. Entscheidungen der CCAMLR über Schutzgebiete in der Antarktis müssen einstimmig getroffen werden.

Pinguine müssen weiter auf neue Antarktis-Schutzgebiete warten.
© John Weller

Im Jahr 2009 bekräftigten die CCAMLR-Mitglieder ihre Verpflichtung, ein Netzwerk von Meeresschutzgebieten (Marine Protected Areas/MPAs) im Südpolarmeer einzurichten. In der Folge einigten sie sich auf das erste MPA im südlichen Schelf der südlichen Orkneyinseln. Im Jahr 2016 schließlich wurde das mit 1.550.000 Quadratkilometern derzeit größte Meeresschutzgebiet im Rossmeer beschlossen.

Update: überarbeiteter und mit neuem Datum veröffentlichter Beitrag

Titelfoto: © John Weller


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