Vorerst kein Tiefseebergbau auf der Hohen See

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Am 28. Juli endete die Generalversammlung der Internationalen Meeresbodenbehörde (International Seabed Authority/ISA) ergebnislos. Jedenfalls für das Tiefseebergbauunternehmen The Metals Company (TMC). Dort hatte man, gemeinsam mit dem Pazifikstaat Nauru, mit einer Abbaugenehmigung noch für dieses Jahr gerechnet. Für die Pläne von TMC wurde die ISA-Versammlung zum herben Rückschlag. Entsprechend fiel der TMC-Aktienkurs nach der Entscheidung deutlich.

Denn erst 2025 wird es eine Entscheidung über den Abbau von Bodenschätzen am Meeresboden auf der Hohen See geben. Bis dahin plant die ISA, ein entsprechendes Regelwerk aufzustellen. Doch die Chance, dass stattdessen eine vorsorgliche Pause oder ein Moratorium zustande kommt, ist weiter gestiegen. Denn seit dem Beginn der ISA-Versammlung kündigten weitere fünf Länder (Irland, Kanada, Brasilien, Finnland und Portugal) an, dass sie ein Moratorium oder einen Stopp des Abbaus von Tiefseebodenschätzen unterstützen werden.

Die Meeresbiologin und Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts Prof. Dr. Antje Boetius erklärt uns in knackigen drei Minuten, was ein möglicher Tiefseebergbau für diesen Lebensraum bedeuten würde und welche Tiefseerätsel in der nächsten Zukunft noch gelöst werden müssen.
mdr WISSEN „Drei Minuten Zukunft: Tiefsee“

Regelwerk soll 2025 fertiggestellt sein

Während der intensiven und harten Verhandlungen ging es vor allem um einen Antrag aus Nauru. Der kleine pazifische Inselstaat wollte ein weiterhin existierendes Schlupfloch in den ISA-Regularien nutzen. Demnach müsste die ISA den Abbau von Bodenschätzen am Meeresboden genehmigen, auch wenn es noch keine Regeln, wie dieser abzulaufen hat, gibt. Doch die ISA-Mitgliedstaaten gaben der zerstörerischen Tiefseebergbauindustrie kein grünes Licht.

Eine Handvoll von Regierungen und Delegationen, nämlich Norwegen, Mexiko, Großbritannien und Nauru konnten sich dagegen nicht durchsetzen. Sie hatten auf eine möglichst rasche Verabschiedung eines Bergbaukodex gedrängt.

Das rechtliche Schlupfloch, das es einem Staat ermöglicht, einen Vertrag für den Abbau von Tiefseebodenschätzen zu beantragen, auch wenn es keine Vorschriften gibt, bleibt jedoch bestehen. Damit bleibt der größte und ursprünglichste Lebensraum unseres Planeten weiterhin anfällig für irreversible Zerstörungen.

ISA-Generalversammlung kann den Tiefseebergbau stoppen

Die ISA-Versammlung, das oberste Gremium der ISA, das alle 168 ISA-Mitgliedstaaten vertritt, ist befugt, eine Pause oder ein Moratorium für den Tiefseebergbau zu verhängen. Immerhin stand jetzt zum ersten Mal in der Geschichte der ISA eine Diskussion darüber auf der Tagesordnung. Jedoch blockierte China weitere Debatten.

Das Kopflose Hühnermonster (Enypniastes eximia) ist eine Tiefsee-Seegurke, die schwimmen kann. © NOAA Ocean Exploration and Research

Ein schwimmendes Kopfloses Hühnermonster.

Immer mehr Länder sind dagegen

Widerstand einzelner Staaten Juni 2022 bis Juli 2023 gegen den Tiefseebergbau: Verbot (Ban), Moratorium, vorsorgliche Pause.

Wir setzen uns gemeinsam mit unseren Partnern von der Deep Sea Conservation Coalition (DSCC) und Seas At Risk (SAR) für ein Tiefseebergbau-Moratorium ein. Die Behauptung, die Ausbeutung von Tiefseebodenschätzen zur Bekämpfung der Klimakatastrophe sei notwendig, ist falsch. Das ist schlichtweg Greenwashing. Die Wissenschaft ist hier eindeutig. Wir dürfen die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen.

Logo der Deep Sea Conservation Coalition (DSCC).
Internationale Koalition aus über 100 Nichtregierungsorganisationen, Fischereiorganisationen sowie Rechts- und Politikinstituten zum Schutz von Tiefsee-Ökosystemen.
Logo Seas At Risk
Zusammenschluss europäischer Umweltorganisationen, die sich gemeinsam dafür einsetzen, dass das Leben in den Ozeanen reichhaltig und vielfältig ist, dem Klima standhält und nicht durch menschliche Aktivitäten bedroht wird.

Titelfoto: DSCC


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