Robben in der Ostsee: Kegelrobben in Mecklenburg-Vorpommern

Anders als im benachbarten Schleswig-Holstein sind in Mecklenburg-Vorpommern viele Interessengruppen als Netzwerk in das Monitoring und Management von heimischen Meeressäugern (Seehunde, Kegelrobben und Schweinswale) eingebunden. Und anders als in Schleswig-Holstein ist der Umgang mit Tieren in Not nicht Seehundjägern vorbehalten. Statt mit „Feuer und Schwert“ versucht man mit Empathie und viel ehrenamtlichem Engagement heimische Robben in der Ostsee zu schützen. Tierverluste sollen, wenn irgend möglich, vermieden werden. Federführend sind unter anderem das Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie (LUNG MV) und das Deutsche Meeresmuseum (DMM). Das Programm hat seine Ursprünge im Jahr 1953.

Heutzutage finden für Interessierte (Tierrettungen, Tierärzte, Polizei und Feuerwehr, Naturschutzverwaltungen, Veterinärämter und andere) regelmäßige Informationsveranstaltungen rund um Robben in der Ostsee statt.

Das jüngste Seminar Ende Februar 2025 hatte als Thema: „Robben am Strand – Was ist zu tun, insbesondere bei Jungtieren und Totfunden?“. Für uns nahm die Biologin Dr. Ursula Karlowski, ehem. Universität Rostock, an der Veranstaltung im Nautineum in Stralsund teil.

Bericht vom diesjährigen Treffen der Robbenschützer in Mecklenburg-Vorpommern

Wieder mehr Kegelrobben in der Ostsee

Robben in der Ostsee: eine Kegelrobbe ruht auf einem Findling.
© Kirsten Bruns

In den vergangenen Jahren hatte sich die Population der Kegelrobben in der Ostsee wieder Schritt für Schritt auf etwa 55.000 Individuen (Carroll et al. 20241) erholt. Sie stand vor 120 Jahren aufgrund von Bejagung kurz vor dem Zusammenbruch.

Und auch in Mecklenburg-Vorpommern konnten Jahr für Jahr mehr Kegelrobben beobachtet werden. Als Liegeplätze wählen die Robben in der Ostsee gern Findlinge, z. B. im Bereich der Greifswalder Oie oder die Sandbank Lieps in der Wismarbucht. Von diesen Orten können sie bei Gefahr schnell ins Wasser gleiten.

Vorsicht, Robbe am Strand!

Doch auch immer wieder ruhen sie sich am Sandstrand aus und jetzt heißt es, den Tourismus an den Artenschutz anzupassen. So werden in Mecklenburg-Vorpommern Absperrzäune um die am Strand rastenden Robben aufgebaut und eine Info-Tafel weist auf die Tiere hin. Außerdem sind Robbenschützer am Zaun und klären die Urlauber über die Bedürfnisse der Tiere auf.

Tod von 44 Kegelrobben in Mecklenburg-Vorpommern weiterhin ungeklärt

Im Oktober 2024 erfolgte ein herber Rückschlag für die Population der Kegelrobben in Mecklenburg-Vorpommern. Innerhalb weniger Tage mussten die Meeresschützer immer wieder in der gleichen Region tote Tiere an Land ziehen. Am Ende waren es 44 tote Kegelrobben.

Damit ist ein Fünftel der lokalen Population einer streng geschützten Art ausgelöscht worden. Auffällig waren die zeitliche und räumliche Häufung und der eigentlich gute Zustand der Tiere. So fiel der Verdacht schnell auf die für Robben lebensgefährliche Art der Fischerei: Reusen ohne Einschwimmsperren als Robbenschutz. Wenn die Kegelrobben da hineingeraten, ist der Rückweg oft ausgeschlossen und sie ertrinken in diesen Todesfallen. Derzeit wird im zuständigen Ministerium eine Verordnung erarbeitet. Diese wird hoffentlich ein verbessertes Miteinander von Fischerei und Robben in der Ostsee bewirken.2

  1. Carroll, D., Ahola, M. P., Carlsson, A. M., Sköld, M., & Harding, K. C. (2024). 120-years of ecological monitoring data shows that the risk of overhunting is increased by environmental degradation for an isolated marine mammal population: The Baltic grey seal. Journal of Animal Ecology, 00, 1–15. https://doi.org/10.1111/1365-2656.14065 ↩︎
  2. Aufgrund der vielen toten Kegelrobben verfügte das Ministerium für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt von Mecklenburg-Vorpommern als vorläufige Sofortmaßnahme, dass ab März 2025 in den Küstengewässern des Landes alle Reusen mit Einschwimmsperren für Robben nachgerüstet sein müssen. Bislang waren Robbenschutzvorrichtungen lediglich für Reusen im Greifswalder Bodden vorgeschrieben. ↩︎

Titelfoto: © Georg Wietschorke/pixabay


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