5 Minuten
Voraussetzung bei einer Begegnung mit wild lebenden Walen und Delfinen sollte immer der Respekt vor den Tieren sein und das Bewusstsein, dass man sich in ihrem Lebensraum aufhält. Mit unseren Whalewatching-Verhaltenstipps kann man entscheidend dazu beitragen, dass das Aufeinandertreffen für beide Seiten zu einem wundervollen Erlebnis und nicht zu einer zusätzlichen Belastung und Gefährdung für die Tiere wird.
Nachhaltiges Whalewatching – Verhaltenstipps
In europäischen Gewässern sind Meeressäuger größtenteils durch internationale Abkommen und nationale Gesetzgebung geschützt. Sie dürfen nicht getötet, gejagt, gefüttert oder in ihren natürlichen Verhaltensweisen gestört werden. Mitunter ist auch das Schwimmen mit ihnen verboten.
Friedliche Mensch-Delfin-Begegnung in der Adria. Foto: Ulrike Kirsch/DSM
Keine einheitlichen Regeln
Die Regeln für das Beobachten frei lebender Meeressäuger variieren von Land zu Land. Die folgenden Whalewatching-Verhaltenstipps sind angelehnt an die Vorgaben der kroatischen Naturschutzbehörde und des Meeressäugerschutzabkommens im Mittelmeer ACCOBAMS.
Was man beachten sollte
- Wenn Meeressäuger mit Ihnen interagieren wollen, dann genießen Sie die Begegnung entspannt und ohne hektische Bewegungen oder abrupte Fahrtrichtungsänderungen.
- Wenn Wale oder Delfine sich wieder von Ihnen entfernen, lassen Sie sie ziehen. Auf keinen Fall hinterherjagen.
- Mit dem Boot einen Mindestabstand von 100 Metern einhalten. Es sollten nie mehr als 3 Boote gleichzeitig bei einer Beobachtung anwesend sein.
- Als Faustregel gilt, je mehr Boote bei einer Beobachtung anwesend sind, desto größer sollte der Abstand zu den Meeressäugern sein. Sie könnten sich sonst eingekesselt oder bedrängt fühlen.
- Bleiben Sie nicht länger als ca. 30 Minuten, es sein denn, die Tiere folgen ihrem Boot oder schwimmen in der Bugwelle mit. Wenn Delfine in der Bugwelle des Bootes surfen, Kurs halten und plötzliche Fahrtrichtungsänderungen vermeiden.
- Fahren Sie nicht auf die Meeressäuger zu, auch nicht mit langsamer Fahrt. Nähern Sie sich ihnen nur seitlich. Nie frontal von vorn oder hinten. Vermeiden Sie abrupte Richtungs- und Beschleunigungsänderungen. Beschleunigung beim Wegfahren erst nach Erreichen eines Mindestabstands von 100 m.
- Sind Wale und Delfine in Ihrer Nähe, schalten Sie in den Leerlauf.
- Wenn sich die Meeressäuger für Sie und Ihr Boot interessieren, dann kommen diese von ganz allein näher. Meist bleiben sie so lange, bis die Situation für sie uninteressant geworden ist.
- Zu Ihrer eigenen Sicherheit und zu der, der Tiere: Meeressäuger nicht berühren und nicht füttern (Übertragung von Krankheiten von Mensch zu Tier und umgekehrt).
- Für Schwimmer, Schnorchler und Taucher: Legen Sie die Arme an den Körper und bewegen sich ruhig und ohne Hektik. Genießen Sie den Augenblick in Ruhe und mit Respekt.
- Werfen Sie keinen Abfall über Bord. Wale und Delfine können an verschluckten Plastiktüten (die sie u. U. für Nahrung halten) sterben!
Kranke, verletzte, tote Meeressäuger
Finden Sie ein krankes, verletztes oder totes Tier, dann kontaktieren Sie die Wasserschutzpolizei oder Hafenmeisterei oder gegebenenfalls eine örtliche Naturschutzorganisation, soweit Ihnen eine bekannt ist.
Whalewatching – Verhaltenstipps bei kommerziellen Anbietern
Wal- und Delfinbeobachtungen erfreuen sich immer größerer Beliebtheit – und sind ein lukratives Geschäft für die Veranstalter. Whalewatching kann jedoch eine Gefahr oder Belästigung für Meeressäuger sein, wenn keinerlei Regeln für sanftes Beobachten eingehalten werden. Es kann zu Verletzungen und veränderten Verhaltensweisen kommen oder man vertreibt sie durch Übertourismus aus ihrem Lebensräumen.
Woran erkenne ich einen verantwortungsbewussten Veranstalter?
Generell: Finger weg von Touren, die mit Sichtungsgarantie oder Geld-zurück-Angeboten werben. Auch Veranstaltungen mit Party und Musik haben nichts mit naturverträglicher Beobachtung zu tun.
Bei der Auswahl sollten Sie darauf achten, ob folgende Whalewatching-Verhaltenstipps befolgt werden:
- Zusammenarbeit mit Wissenschaft/NGOs – Sichtungsdaten werden mit Experten geteilt.
- Naturführer sind mit an Bord, die den Gästen Hintergründe über Biologie, Verhalten und Schutz bzw. Gefahren für Meeressäuger erklären.
- Beim Schwimmen mit Walen oder Delfinen wird darauf geachtet, dass der Wille der Tiere respektiert wird.
- Es wird gewartet, bis sich ein „aufgeschlossenes“ Individuum den Menschen nähert.
- Man wird angehalten, sich im Wasser ruhig zu verhalten, keinen Lärm zu machen und nicht zu versuchen, den Meeressäugern hinterherzuschwimmen.
- Einhaltung von Mindestabständen.
- Es darf immer nur eine bestimmte Anzahl von Booten im Beobachtungsgebiet anwesend sein (meist 1–3).
- Es gibt kein Hinterherjagen, keine abrupten Richtungsänderungen. Man wird angehalten, keinen Müll ins Meer zu werfen.
Bildspenden
Wir sind immer an schönen und/oder dokumentarischen Fotos interessiert und freuen uns über Bildspenden. Autor/Copyright wird natürlich immer genannt. (info[at]stiftung-meeresschutz.org).
Delfinbeobachtung in der kroatischen Adria. So ist es richtig: Nicht auf die Meeressäuger zufahren, auch nicht mit langsamer Fahrt. Annäherung nur leicht schräg von der Seite, nie frontal oder von hinten. Foto: Ulrike Kirsch/DSM