Tiefseebergbau – Die Tiefsee

16 Minuten

Der Abbau von Rohstoffen in der Tiefsee wird eine uns weitgehend unbekannte Welt irreversibel zerstören. Ein Faktor, der das Interesse am Tiefseebergbau zunehmend befeuert, ist die weltweite Nachfrage nach Rohstoffen für die Batterieproduktion. Denn der Meeresboden der Tiefsee lockt nicht nur mit unentdeckten Öl- und Gasvorkommen. Hier gibt es zudem wertvolle Mineralien und seltene Erden. Felder mit Manganknollen, an schwarzen Rauchern befindliche Massivsulfide (mineralische metallhaltige Schwefelverbindungen), Kobaltkrusten und Methanhydrat. Doch wenn diese Lebensräume zerstört werden, droht ein Kollaps der Ozeane.

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Internationale Koalition aus über 100 Nichtregierungsorganisationen, Fischereiorganisationen sowie Rechts- und Politikinstituten zum Schutz von Tiefsee-Ökosystemen.
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Zusammenschluss europäischer Umweltorganisationen, die sich gemeinsam dafür einsetzen, dass das Leben in den Ozeanen reichhaltig und vielfältig ist, dem Klima standhält und nicht durch menschliche Aktivitäten bedroht wird.

Die Tiefsee

Tiefsee-Eidechsenfisch, gesichtet beim letzten Tauchgang der Expedition Windows to the Deep 2019 in 1.610 m. Foto: NOAA Office of Ocean Exploration and Research, Windows to the Deep, 2018.

Die Wasserschicht, in der sich die meiste der für Menschen erlebbaren Artenvielfalt tummelt, ist das Epipelagial. Doch es reicht nur bis in etwa 200 m Meerestiefe. Ab dann geht das Sonnenlicht verloren. Dann beginnt die Tiefsee. Damit bleibt uns der mit Abstand größte Teil der Ozeane weitgehend verborgen. Denn er liegt in ewiger Dunkelheit.

Der alte Satz „Wir wissen von der Tiefsee weniger als vom Mond“ gilt nach wie vor. Nicht einmal 5 % der Tiefsee sind erforscht. Bis zum Juni 2021 hatten Geologen gerade einmal 20,6 % des weltweiten Meeresbodens kartiert. Oberflächengestalt und Geologie der Tiefsee sind weitgehend unbekannt.

Es gibt noch sehr viel zu entdecken in der größten Terra incogniata unseres Planeten.

Mesopelagial

Von 200 m bis hinunter auf 1.000 m spricht man dann vom Mesopelagial. In dieser Dämmerlichtzone ist Fotosynthese nicht mehr möglich. Folglich lebt hier kein Phytoplankton. Dafür viele andere bizarr anmutende Lebewesen. Mit eigenen Leuchtorganen zaubern sie etwas Licht in ihre weitgehend schwarze Welt. Ab 1.000 m ist es dann endgültig zappenduster.

Bathypelagial, Abyssopelagial und Hadopelagial

Noch weiter hinab heißen die dunklen Zonen der Tiefe Bathypelagial (bis 4.000 m), Abyssopelagial (bis 6.000 m Tiefe) und Hadopelagial. Letzteres reicht bis zum bislang bekannten tiefsten Punkt der Erde in über 11.000 m.

Abyss steht für die Unterwelt in der biblischen Mythologie (Abyssus). Hades ist der griechische Gott der Unterwelt. Sogar die Wortherkunft unterstreicht die Lebensfeindlichkeit dieser Meeresregionen.

Kalt ist es hier. Die Temperatur liegt konstant bei -1 bis 4 °C. Und es herrscht ein unvorstellbarer Druck von einer Tonne pro Quadratzentimeter! Kaum glaublich, dass Leben unter derart extremen Bedingungen möglich ist. Und doch ist es das – noch.

Im Verborgenen bleibt, wie Tiere, die ständig hier leben, es schaffen, mit den Extrembedingungen klarzukommen.

Tiefsee Anemone in 1.878 Metern Tiefe.
Nicht identifizierte Anemone. Erstmals gesichtet 2018 in rund 1.878 m. Foto: NOAA Office of Ocean Exploration and Research, Windows to the Deep, 2018
Ein schwimmendes Kopfloses Hühnermonster (Enypniastes eximia)
Das Kopflose Hühnermonster (Enypniastes eximia) ist eine Tiefsee-Seegurke, die schwimmen kann. Sie ist bisher für Tiefen bis 2.100 m nachgewiesen. © NOAA Ocean Exploration and Research

Casper, das Tiefsee-Gespenst

Im März 2016 geisterte in 4.290 m Tiefe vor der hawaiianischen Küste zufällig ein kleiner, fast transparenter Oktopus durch das Sichtfeld des Tauchroboters „Deep Discoverer“ der US-amerikanischen Wetter- und Ozeanografiebehörde (NOAA). Ganz allein saß die etwa zehn Zentimeter kleine Krake auf einem flachen Felsen und bewachte ihre Eier – denn es handelte sich um ein Weibchen. Und um eine unbekannte Art. Als „Casper, das Tiefsee-Gespenst“ wurde er weltberühmt. Neben seiner auffälligen Transparenz wies „Casper“ auf jedem Fangarm nur eine statt der sonst üblichen zwei Reihen von Saugnäpfen auf.

Leben in der Tiefsee: weitgehend unbekannt

Auf und im Meeresboden in Tiefen von bis zu 9585 Metern herrscht ein reges Treiben. Doch zwei Drittel hier lebenden Organismen können keiner bislang bekannten Gruppe zugeordnet werden. Die (weitgehend unbekannte) Artenvielfalt der Tiefseesedimente ist im Durchschnitt dreimal so groß wie die in der darüber befindlichen Wassersäule. Das sagen Wissenschaftler des Frankfurter Senckenberg Forschungsinstituts.

Zusammen mit einem Team internationaler Forscher werteten sie dafür zwei Milliarden DNA-Sequenzen aus fast 1700 Proben von 15 Tiefsee-Expeditionen aus. Die Studie veröffentlichte das Fachjournal „Science Advances“ Anfang Februar 2022. Sie vermittelt einen ungefähren Eindruck von der unbekannten Artenvielfalt in der Tiefsee. Zumindest von der in und auf den Sedimenten.

Eine Vielzahl verschiedener Organismen sorgt dafür, absinkende organische und anorganische Stoffe zu recyceln und/oder zu binden. Daher betonen Forscher die enorme Bedeutung der Tiefsee-Lebewesen für den globalen Stoffkreislauf.

„Dieses Leben ist als Grundlage für zwei wichtige Ökosystemleistungen von gesamtplanetarischer Bedeutung: das gesunde Funktionieren der Nahrungsnetze in den Ozeanen und das Binden von atmosphärischem Kohlenstoff. Beides beeinflusst unser Weltklima entscheidend“, erklärt Prof. Dr. Angelika Brandt vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt.

Sie fährt fort: „Bislang ist allerdings nur sehr wenig über die Lebewesen auf und in den Tiefseesedimenten bekannt. Wir haben diese Tiefsee-DNA-Sequenzen mit allen uns bekannten und verfügbaren Referenzsequenzen verglichen. Unsere Daten zeigen, dass fast zwei Drittel der auf dem Tiefseeboden lebenden Organismen keiner bislang bekannten Gruppe zugeordnet werden können“.

Rippenqualle identifiziert als Lampocteis sp. in der Tiefsee.
Tiefsee-Rippenqualle. © Bild mit freundlicher Genehmigung von NOAA Ocean Exploration, Voyage to the Ridge 2022.
Durch Tiefseebergbau in Gefahr: Unbekannte Tierart in der Tiefsee.

Zum Zeitpunkt der Beobachtung waren sich die Wissenschaftler nicht sicher, ob es sich bei diesem Organismus, der während des Tauchgangs 08 der dritten „Voyage to the Ridge-Expedition“ gesehen wurde, um eine Weichkoralle, einen Schwamm oder ein Manteltier handelt. © Bild mit freundlicher Genehmigung von NOAA Ocean Exploration, Voyage to the Ridge 2022.

Gäste im ewigen Dunkel

Die Tiefsee lockt zahllose Meerestiere an, die erstaunliche Distanzen innerhalb der Wassersäule zurücklegen. Selbst bizarre Mondfische schwimmen bis in über 600 Meter hinab. Bogenstirn-Hammerhaie tauchen sturzflugartig in Tiefen von über 800 m ab.

Auch Lungenatmern wie Lederschildkröten (1.300 m und tiefer) und Meeressäugern ist die Tiefsee nicht fremd. Rundkopfdelfine tauchen locker auf 1.000 m ab. Cuvier-Schnabelwale und Pottwale auf 3.000 m und mehr. Wie sie das schaffen? So ganz genau weiß man es nicht.

Pottwal mit Freediver.
Foto: Willyam

Tiefseebergbau: Wissenschaftler warnen

„Wir kratzen erst an der Oberfläche unseres Wissens über die Tiefsee. Wir haben nur eine Handvoll der Arten dort unten entdeckt, wissen nicht, wie sie leben oder wie die Ökosysteme funktionieren. Gerade erst fangen wir an zu verstehen, dass dort unten keine Leere herrscht. Dort leben lauter wunderbare und einzigartige Lebensformen. Tiefseeökosysteme bilden ein zusammenhängendes System mit dem Mittel- und Oberflächenwasser. Der Abbau von Bodenschätzen wird nicht nur den Tiefseeboden für Tausende von Jahren schädigen. Er könnte auch Folgen für den Rest des Ozeans und die Menschen haben, die davon abhängig sind“.

Dr. Andrew Chin vom Zentrum für nachhaltige tropische Fischerei und Aquakultur der James-Cook-Universität in Australien

Bereits 2018 konnte eine Studie des Senckenberg-Forschungsinstituts in Frankfurt (Main) zeigen, dass der Abbau von Manganknollen zu massiven, über mehrere Jahrzehnte anhaltenden Artenverlusten führt. Folglich fordern Wissenschaftler und Meeresschützer ein Tiefseebergbau-Moratorium und Schutzzonen. 2020 überprüften Experten auf Initiative der Deep Sea Mining Campaign, MiningWatch Canada und Ozeanien-Dialog über 250 wissenschaftliche Publikationen zu Umweltauswirkungen des Tiefseebergbaus.

Auch ihr Fazit ist eindeutig: Die Folgen sind irreversible Artenverluste und irreversible Schädigungen der Ökosysteme. Mittlerweile warnt eine Phalanx von mehr als 500 Wissenschaftlern aus 44 Ländern vor den negativen Umweltauswirkungen des Tiefseebergbaus.

Manganknolle aus dem Untersuchungsgebiet im Pazifik.
Manganknolle aus dem Pazifik – Foto: Senckenberg/Lins

Als Lösung und einzig verantwortlicher Weg kommt nach Ansicht der Wissenschaftler und der Organisationen nur ein Tiefseebergbau-Moratorium infrage.

15. Biodiversitätskonferenz des UN-Übereinkommens zur biologischen Vielfalt ↗
Wissenschaftler und Meeresschutzorganisationen fordern Schutz der Tiefsee

Manganknollen mit hoher natürlicher Radioaktivität

Eine im Mai 2023 veröffentlichte Studie des Alfred-Wegener-Instituts zeigt, dass der Umgang mit Manganknollen Gesundheitsrisiken birgt. Denn die Forscher konnten in Manganknollen eine hohe natürliche Radioaktivität nachweisen. So überschreitet etwa die Aktivität von Radium-226 in den Knollen einen in der deutschen Strahlenschutzverordnung festgelegten Grenzwert teilweise um das Hundert- bis Tausendfache.

International Seabed Authority (ISA)

Die in Kingston, Jamaika, beheimatete International Seabed Authority (ISA) ist für alle mineralischen Ressourcen am Meeresboden zuständig. Diese sind im Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen (SRÜ) als gemeinsames Erbe der Menschheit definiert. Dabei ist die ISA nur für den Teil des Meeresbodens zuständig, der außerhalb der Ausschließlichen Wirtschaftszonen (AWZ) der Küstenstaaten liegt. Er wird The Area genannt.

Am Tiefseebergbau interessierte Länder können sich von der ISA Explorationslizenzen für Meeresgebiete außerhalb ihrer AWZ zuweisen lassen. Da ist auch Deutschland ist mit dabei. Im nordpazifischen Manganknollengürtel gelegen, umfasst das deutsche Areal etwa 75.000 Quadratkilometer und ist damit größer als Bayern.

Durch beantragte und bereits genehmigte AWZ-Erweiterungen bis in den Bereich des äußeren Festlandsockels verringert sich die Fläche von The Area allerdings. Damit schrumpft auch das Einflussgebiet der ISA.

Tiefseebergbau in Ausschließlichen Wirtschaftszonen (AWZ)

Innerhalb ihrer AWZ (normalerweise die 200-Seemeilen-Zone, circa 370 Kilometer ab dem Rand des Küstenmeers, der 12-Seemeilen-Zone) dürfen Küstenstaaten ihre Meeresbodenschätze selbst ausbeuten. Daher sind kleine und verarmte Inselstaaten im Pazifik besonders im Visier von Meeresbodenspekulanten. Denn die meisten der bislang entdeckten Vorkommen von Kobaltkrusten und Massivsulfiden befinden sich im Bereich des Festlandssockels dieser Staaten.

So drohen die Cookinseln, Kiribati, Nauru und Tonga den finanziellen Verlockungen zu erliegen. Auch Tuvalu hat bereits Interesse bekundet. Kaum eines dieser Länder hat eine eigene Bergbauindustrie.

Tauchen Sie mit uns in die Tiefe und erkunden Sie das unglaubliche Leben unbekannter Welten unseres Planeten.

Weltkarte der Mineralienlagerstätten in der Tiefsee.
Weltkarte der Mineralienlagerstätten in der Tiefsee. Aus dem Report „Predicting the impacts of mining deep sea polymetallic nodules in the Pacific Ocean“

Immer mehr Länder gegen den Tiefseebergbau

November 2023: Mexiko sagt Nein zum Tiefseebergbau! Damit unterstützen 24 Länder ein Moratorium, eine vorsorgliche Pause oder ein Verbot für den Abbau von mineralischen Tiefseebodenschätzen.

Widerstand einzelner Staaten: 24 Länder sprechen sich für ein Moratorium, eine vorsorgliche Pause oder ein Verbot des Tiefseebergbaus aus.

CMS (Bonner Konvention)

Mitte Februar 2024 positionierte sich auch die Bonner Konvention zum Schutz wandernder Tierarten (CMS/UN Convention of Migratory Species) auf ihrer 14. Vertragsstaatentagung (COP14) im usbekischen Samarkant gegen den Tiefseebergbau.

In einer Resolution fordert die CMS die Vertragsparteien nachdrücklich auf, sich nicht an Aktivitäten zur Ausbeutung von Tiefseebodenschätzen zu beteiligen oder diese zu unterstützen. Und zwar so lange, bis ausreichende und belastbare wissenschaftliche Informationen vorliegen, die sicherstellen, dass der Tiefseebergbau keine schädlichen Auswirkungen auf wandernde Arten, ihre Beute und ihre Ökosysteme hat.

Finnland

Auf der Tagung des Rates der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA) Ende März 2023 schloss sich Finnland der wachsenden Zahl von Ländern an, die einen vorsorglichen Stopp des Tiefseebergbaus fordern. Der Schritt Finnlands ist bedeutsam. Denn es gehört zu den EU-Ländern, in deren AWZ es Manganknollen-Vorkommen gibt, insbesondere in den flachen Gewässern des Finnischen und des Bottnischen Meerbusens.

Jamaika, Spanien, Deutschland, Costa Rica und Panama

Auf der ISA-Tagung 2022 in Kingston forderten Jamaika, Spanien, Deutschland, Costa Rica und Panama eine „vorsorgliche Pause“ beim Tiefseebergbau.

Neuseeland

Anfang Oktober 2021 verbot der Oberste Gerichtshof Neuseelands ein Tiefseebergbau-Projekt vor der Küste des Landes. In dem Urteil bestätigt der Gerichtshof, dass der geplante Abbau zu gefährlich, zu riskant und zu umweltschädlich ist. Das Offshore-Bergbauunternehmen Trans-Tasman Resources (TTR) wollte in der South-Taranaki-Bucht 35 Jahre lang jährlich bis zu 50 Millionen Tonnen Eisensand vom Meeresboden fördern. Dabei hoffte man, etwa 5 Millionen Tonnen Eisenerz zu gewinnen. Anschließend wollte man den Rest, also mindestens 45 Millionen Tonnen nicht ergiebigen Sandes, wieder im Meer verklappen.

Die South Taranaki Bight ist eine große Bucht. Sie erstreckt sich im südöstlichen Küstenbereich an der Nordinsel Neuseelands. Hier leben mehr als 35 Arten von Meeressäugern. Darunter mindestens acht Arten oder Unterarten, die von der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) als bedroht oder gefährdet eingestuft sind. So etwa eine genetisch isolierte und residente Population neuseeländischer Zwergblauwale. Hinzu kommen einige Māui-Delfine, eine Unterart des Hector-Delfins. Sie sind akut vom Aussterben bedroht. Ihr Bestand liegt nach offiziellen Angaben bei nur noch zwischen 57 und 75 erwachsenen Tieren. Es sind die kleinsten und seltensten Delfine der Welt.

Außerdem leben in der Bucht die kleinsten Pinguine, die Zwergpinguine oder Kororās in der Sprache der Maoris.

Das Tiefseebergbauprojekt hätte den Lebensraum von Zwergpinguinen zerstört

Zwergpinguine sind nur knapp über 25 cm groß und wiegen etwa 1 kg – © iStock.com/ozflash

Ende Oktober 2022 schloss sich Neuseeland dann den Forderungen nach einem Tiefseebergbau-Moratorium an. Neuseeland bezieht sich dabei ausdrücklich auf den Tiefseebergbau in internationalen Gewässern, der unter der Kontrolle der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA) steht.

Antarktis

Das Umweltschutzprotokoll zum Antarktisvertrag (Protocol on Environmental Protection to the Antarctic Treaty) verbietet seit seinem Inkrafttreten 1998 den Abbau von Rohstoffen in der Antarktis. Es wurde am 4. Oktober 1991 in Madrid, Spanien, beschlossen. Daher nennt man es auch Madrid-Protokoll.

Der Vertrag kann nach 50 Jahren – also ab dem Jahr 2048 – neu verhandelt werden. Folglich befürchten Meeresschutzorganisationen, dass das Tiefseebergbauverbot gelockert wird. Das Madrid-Protokoll erlischt jedoch nicht automatisch. Das Übereinkommen gilt so lange, bis sich die Vertragsstaaten auf eine neue Verhandlung einigen.

Palau, Samoa, Fidschi und Guam

Auf der Meereskonferenz 2022 der Vereinten Nationen (UNOC) in Lissabon forderten die vier Staaten gemeinsam mit 57 Parlamentariern einen Stopp der zerstörerischen Tiefseebergbau-Industrie.

Frankreich

Auf der Meereskonferenz 2022 der Vereinten Nationen (UNOC) in Lissabon forderte der französische Präsident Emmanuel Macron: „Wir müssen den rechtlichen Rahmen schaffen, um den Tiefseebergbau auf der Hohen See zu stoppen und keine neuen Aktivitäten zuzulassen, die Ökosysteme gefährden.“

Chile

Auf der Meereskonferenz 2022 der Vereinten Nationen (UNOC) verkündigte Chile anstelle eines Zweijährigen ein fünfzehnjähriges Moratorium auf den Tiefseebergbau.

Northern Territory

Im Februar 2021 kündigte die Regionalregierung des Northern Territory (Nordterritorium, Australien) an, mehrere Tiefseebergbauprojekte zu verbieten. Damit will man sowohl Küstenökosysteme als auch die regionale Wirtschaft vor Gefahren und Schäden schützen. Vor der Küste des Northern Territory waren 26 Explorationsstätten für den Abbau von Mangan und anderen Tiefseemineralien auf einer Fläche von bis zu 9600 km2 geplant.

Von dieser Entscheidung besonders erleichtert ist dabei die Allianz der Solwara-Krieger in Papua-Neuguinea (PNG). „Seit über einem Jahrzehnt kämpfen wir gegen eine Betriebsgenehmigung für das erste Tiefseebergbauprojekt der Welt. Die in der Bismarcksee geplante Solwara-1-Mine liegt nur 25 km entfernt von meinem traditionellen Dorf“, erklärte Jonathan Mesulam, Sprecher der PNG-Solwara-Krieger. „PNG benötigt keinen Tiefseebergbau. Wir sind mit reichlich Fisch und produktiven landwirtschaftlichen Flächen gesegnet. Der Abbau von Bodenschätzen am Meeresboden wird nur einer kleinen Anzahl von Menschen zugutekommen. Diese sind reich und haben kein Interesse am Fortbestand unserer Gemeinden und indigenen Lebensweise“.

IUCN-Weltnaturschutzkongress 2021

Anfang September 2021 stimmte eine Mehrheit der Mitglieder der IUCN auf dem alle vier Jahre stattfindenden IUCN-Weltnaturschutzkongress für ein Moratorium für den Tiefseebergbau. In der Resolution heißt es außerdem, die ISA solle reformiert werden.

Fidschi

Während der IUCN-Konferenz 2021 verkündete der Premierminister von Fidschi Frank Bainimarama ein Verbot für den Abbau von Meeresbodenschätzen in fidschianischen Gewässern.

Petitionen gegen Tiefseebergbau

Petition gegen Tiefseebergbau: Join the Pacific Call
Petition an die EU-Staats- und Regierungschefs: Tiefseebergbau stoppen

BLUE PERIL

Die Dokumentation BLUE PERIL liefert überzeugende, faktenbasierte Argumente, gar nicht erst mit dem Tiefseebergbau zu beginnen. Es ist die erste wissenschaftlich fundierte visuelle Untersuchung der Auswirkungen des Abbaus von Meeresbodenschätzen im Pazifischen Ozean. Unabhängig von der Industrie und der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA).

BLUE PERIL zeigt ein beunruhigendes Bild der weitreichenden Auswirkungen des Tiefseebergbaus auf Wirtschaft und Lebensweise pazifischer Inselgemeinschaften wie Hawaii oder Kiribati.

Weiterführende Informationen