Tourismus am Meer – Schifffahrt

Gemessen an den Zerstörungspotenzialen von KlimakriseÜberfischung, Vermüllung und Lebensraumzerstörung scheinen Tourismus am Meer und Schifffahrt mit eher weniger dramatischen Auswirkungen auf die Meere verbunden zu sein. Doch das täuscht! Sie tragen erheblich zur Biodiversitätskrise in den Ozeanen bei. Beide verschärfen mit ihren Emissionen die Klimakrise. Allein der globale Tourismus verursacht 8 bis 11 Prozent an zusätzlichen Emissionen. Zudem verschärft er die Müllproblematik in vielen damit überforderten Zielregionen.

Seit 1992 hat die Seeschifffahrt weltweit um über 300 % zugenommen. Damit stieg auch der Anteil der Schifffahrt (inkl. Kreuzfahrtschiffen) an den weltweiten Treibhausgasemissionen (von 2,76 % im Jahr 2012 auf etwa 3 % im Jahr 2022). Das sind vergleichbare Kohlendioxid-Emissionen, wie sie der Flugverkehr verursacht. Die internationale Handelsflotte besteht aus fast 100.000 Schiffen. Sie sind das Rückgrat der internationalen Warenströme. Es herrscht ein harter Wettbewerb. Da wurde lange Zeit keinerlei Rücksicht auf die Umwelt genommen.

Hinzu kommen Schwefelemissionen beim Verfeuern von Schweröl. Sein Schwefelgehalt kann bis zu 4,5 % betragen. Das ist das Tausendfache von schwefelarmem Schiffsdiesel. Kein Wunder, dass die Seeschifffahrt für 13 % der globalen SO-Emissionen und 15 % der Stickoxide verantwortlich ist. Schwefeldioxid bildet im Wasser Schwefelsäure. Einer der Hauptantreiber der Versauerung der Meere.

Mittlerweile hat ein Umdenken eingesetzt. Im April 2018 beschloss die Internationale Schifffahrtsorganisation (IMO), die Menge der Treibhausgasemissionen in der Seeschifffahrt bis zum Jahr 2050 im Vergleich zu 2008 zu halbieren. Dabei sollen CO₂-Emissionen bis 2050 bereits um 70 Prozent sinken. Ein ambitionierter und teurer Plan.

Seit 2020 erlaubt die IMO zudem nur noch 0,5 % Schwefel im Schiffsdiesel.

Auswirkungen der Seeschifffahrt

Wäre die globale Schifffahrt ein Land, läge es beim CO₂-Ausstoß knapp vor dem Internet (mit 2,8 % der globalen Kohlendioxid-Emissionen) und in etwa gleichauf mit Japan auf Platz fünf der dreckigsten Nationen.

Neben den indirekt wirkenden negativen Folgen der Schifffahrt haben immer größere und schnellere Frachter und Kreuzfahrtschiffe auch ganz direkt wirkende Nachteile für die Meeresumwelt. Dazu zählen:

  • Lärmbelastung (Propeller, Motoren, andere Schiffsgeräusche);
  • Verschmutzung durch Abgase und illegale Einleitungen von Abwässern und Müll;
  • Einschleppen fremder Arten durch Anhaftungen am Schiffsrumpf oder durch das Ballastwasser;
  • Eintrag von Umweltgiften durch giftige Antifouling-Anstriche;
  • Kollisionen mit großen Meeressäugern;
  • Versauerung des Meerwassers durch Verbrennung von Schweröl.

Reports von Seas At Risk

Wind First! Bericht von Seas At Risk (SAR): Wind gestützter Schiffsantrieb, der emissionsfreie Antrieb für die Schifffahrt der Zukunft.

Scrubber (Abgaswäscher)

Sogenannte Abgaswäscher (Scrubber) sollen schädliche Emissionen wie Schwefeloxide (SOx) in Schiffsabgasen senken. Doch der Preis für etwas reinere Luft ist hoch: Scrubber verschmutzen die Meere mit großen Mengen von hochgiftigem Abwasser.

Meeresverschmutzung mit hochgiftigem Abwasser durch Abgaswäscher (Scrubber) zur Senkung schädlicher Emissionen in Schiffsabgasen.
© Green Oak’s Images via Canva

Closed-loop Scrubber

Abgaswäscher mit geschlossenem Kreislaufsystem nutzen mit einer alkalischen Lösung gemischtes Süßwasser, das über ein Tanksystem gereinigt wird. Die Meeresverschmutzung ist geringer als bei einem Open-loop-Scrubbern. Gänzlich unproblematisch sind Closed-loop-Scrubber aber nicht. Sie erzeugen zwar weniger kontaminiertes Abwasser, dieses ist jedoch höher konzentriert und muss fachgerecht entsorgt werden.

Open-loop Scrubber

Abgaswäscher mit offenem Kreislaufsystem nutzen Meerwasser bei der Neutralisierung von Schwefeloxiden (SOx) und anderen Luftschadstoffen. Anschließend wird das mit Schwermetallen und polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAKs) vergiftete Abwasser zurück ins Meer geleitet. Das Ausmaß der hierdurch verursachten Meeresverschmutzung ist erheblich. Besonders in bereits verschmutzten Küstengewässern.

OSPAR-Kommission verbietet Einleitung von Scrubber-Abwasser

Am 26. Juni 2025 verbot die OSPAR-Kommission (Abkommen zum Schutz der Meeresumwelt des Nordostatlantiks) das Einleiten von Abwässern von Open-loop-Scrubbern in Binnengewässern und Hafengebieten im gesamten Nordostatlantik (OSPAR Maritime Area) ab Juli 2027. Einleitungen von Closed-loop-Scrubbern sind ab Januar 2029 untersagt.

Wir hatten diesen Schritt gemeinsam mit weiteren Umweltorganisationen unter Federführung von Seas At Risk gefordert. Die Einschränkung dieser kontinuierlichen, globalen und erheblichen Meeresverschmutzung ist ein erster, überfälliger Schritt, dem weitere Maßnahmen folgen müssen!

Einsatz von Scrubbern auf Seeschiffen – Auswirkungen auf die Meeresumwelt ↗
Überblick über die Abgasreinigungstechnik vom UBA

Touristische Schifffahrt und Urlaub am Meer

Um 1950 gab es etwa 25 Millionen Menschen, die sich als Touristen international auf Reisen begaben. 2015 lag ihre Zahl weltweit bereits bei knapp 1,2 Milliarden. Die beliebtesten Urlaubsziele befinden sich dabei in Ländern mit einer gut entwickelten touristischen Infrastruktur für Küstentourismus. Vor der Coronapandemie waren unter den Top-Ten-Destinationen weltweit die vier Mittelmeeranrainer Frankreich, Spanien, Italien und die Türkei. Über 50 Prozent aller Reisenden kommen dabei aus Europa.

Keine Nachhaltigkeit beim Kreuzfahrt-Tourismus

Kreuzfahrtschiffe verursachen viel höhere Klimagas-Emissionen als vergleichbar große Containerschiffe. Hinzu kommen schwere Rohstoff-Rucksäcke für Verpflegung, Wasserverbrauch und Bespaßung der zahlenden Gäste. Umweltschädlicher Kreuzfahrt-Tourismus verursacht noch zusätzliche landbasierte Auswirkungen durch den Druck, beliebte Urlaubsregionen massentauglich zu gestalten.

Die rasante Entwicklung des Küsten- und Kreuzfahrt-Tourismus am Meer hat viele Schattenseiten. Für den Bau von Hotelanlagen mussten Naturgebiete weichen. Zudem stehen Küstengewässer durch verstärkten Fischfang für Restaurants und Hotels, ungeklärte Abwässer, Abfälle, Lärmemissionen und Störungen der Lebensräume von Meerestieren unter starkem Druck. So gilt das Mittelmeer heute als das am meisten befahrene, verlärmte und vermüllte Meer der Welt.

Übertourismus – Overtourism

Durch küstennahen Übertourismus gehen für den Erhalt der biologischen Vielfalt und im Kampf gegen die Klimakatastrophe entscheidende Lebensräume wie Seegraswiesen verloren. Küstengebiete und Küstenmeere büßen auch immer mehr die Ökosystemleistung von Ästhetik, Einzigartigkeit, spirituellen Orten sowie Orten der Ruhe- und Erholung ein.

Vor der Coronapandemie prognostizierte man, dass der Tourismus bis 2030 zur weltweit führenden Meeresindustrie werden würde. Die Tourismusbranche erholte sich schnell von der Pandemie. Besonders Kreuzfahrten boomen seither wie nie zuvor. Inzwischen verursacht der weltweite Tourismus 8 bis 11 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen.

Wildtier-Tourismus

Beim Wildtier-Tourismus wird oft rücksichtslos auf Kosten von in diesem Segment beliebten Meerestieren wie Delfinen, Walen oder Walhaien vorgegangen. Dies hat direkt negative Folgen für die betroffenen Populationen.

Nachhaltiger Tourismus

Andererseits bietet nachhaltiger, sanfter Tourismus einen wesentlichen Anreiz für Küstenstaaten und die lokale Bevölkerung, artenreiche Küstenökosysteme zu schützen oder wieder aufzubauen. Dafür setzen wir uns ein!

Schifffahrt – Meer – Tourismus

1 2 3 4 5

Quellen:
world ocean review, SZ, UBA, „Zieht euch warm an, es wird noch heisser!“ von Sven Plöger, u. a. m.

Titelfoto: Ulrike Mai/Pixabay